Lautmalerei zur Soundbeschreibung

Strato Incendus
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Wenn man mal gerade den Sound, den man meint, nicht direkt demonstrieren kann - sei es, weil kein Instrument zur Hand, oder weil man das, was man im Ohr hat, tatsächlich noch nicht in echt replizieren kann - wird es ja schon im gesprochenen Kontext oft schwierig, Leuten zu beschreiben, wie etwas klingen soll. In geschriebener Form wie hier im Board wird das Ganze dann noch einmal kurioser. Und trotzdem versuchen wir es immer wieder, denn wie sonst will man es seinen Mitmusikern vermitteln?

Hier können wir also einfach mal die besten lautmalerischen Soundbeschreibungen sammeln, die wir bislang selbst verwendet haben oder die uns zu Ohren gekommen sind :) .

Ich schlüssele meine mal auf nach Instrument:

E-Gitarre
  • "Der Peavey Valve King hat so einen nöligen Sound." - mein ehemaliger Gitarrenlehrer
  • "Ich mag das, wenn die Gitarre schmierig klingt." - mein ehemaliger Gitarrenlehrer; bezogen auf Solo-Noten, die auch dann möglichst flüssig klingen sollen, wenn alle mit dem Plektrum angeschlagen werden
  • "Die Gitarre muss mehr schmatzen." - in der Probe der Schulchor-Begleitband, bezogen auf den Punch einer cleanen Gitarre, ohne dass dieser deshalb in die Ohren "stechen" soll
  • "Du blubberst dann einfach immer zwischendurch kurz rein." - in der Probe einer anderen Schulband; bezog sich auf die Anweisung, bitte mit einer Les Paul mit dem Halstonabnehmer und leichter Verzerrung bluesige Einwürfe zu spielen
  • "Die alte Marshall-MG-Reihe ist besser, die neue klingt so mumpfig." - Händler aus lokalem Gitarrenladen
  • "Wenn man die Mitten reindreht, dann kriegt der Amp so 'n bisschen mehr >önk<." - Olli von Session Music
  • "It sounds like fried a**holes." - Glenn Fricker über den Line 6 Spider :D
  • Insbesondere das "fried" impliziert hier für mich einen Hauch von "Kabelbruch-Geräusch", das zumindest bei uns auch gerne mal als "der Amp / das Kabel macht Friteuse" bezeichnet wird.
  • Und zu guter Letzt basiert ja sogar mindestens eine Genre-Bezeichnung auf reiner Lautmalerei: "Yeah, but does he djent?" ;) (=Palm Muting tiefer verzerrter Noten)

Schlagzeug
  • "Die Bassdrum sollte eher ein helles "dudd-dudd-dudd" machen, kein "tack-tack-tack." - ich selbst in einem anderen Thread
  • Das Wort "schmatzen" passt hier aber analog zur E-Gitarre auch ganz gut: Es soll obenrum hell klingen, um sich durchzusetzen, untenrum "fluffig", damit es nicht zu plastikhaft und kalt klingt - aber in den Mitten eher "ausgehöhlt" / "scooped", damit es nicht in den Ohren wehtut.
  • Zwei offene HiHats schnell hintereinander klingen selten gut - von Tommy Igoe beschrieben als "wa-wash" - mit dem nachfolgenden Kommentar: "I recommend staying away from Wah-Wahs and letting the guitar player take care of that..."
  • Und schließlich wird natürlich vor allem bei der Beschreibung von Beats mit lauter lustigen Mund-Lauten gearbeitet:
  • "This fill goes like this: Some bar-be-cue chic-KEN!" - Tommy Igoe
  • "Ping-ding-ding-ding-Ting-ding-ding-ding" - Steve Terreberry
  • "Book-a-book-a-book-a-book" - Steve Terreberry
  • "Boot-camp-booty-camp-boot-camp-booty-camp" - Steve Terreberry

E-Bass
  • "Der Bass muss f*cken!" - häufig zitierter Satz in der Jam-Gruppe meines Bruders; bezeichnet einen Basssound mit relativ viel Höhen / oberen Mitten, der folglich relativ... hervorsticht :)

Gesang
  • "Your voice shat out!" - mein Gesangslehrer, wenn er seinen Ami-Kollegen zitiert; bezieht sich üblicherweise auf einen zu engen Sound durch Hochschnellen des Kehlkopfes. "shot up" / "shat out", man sieht die Verwandtschaft... :D
 
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"dam-dam dam-dam" aus dem Song "Marmor, Stein und Eisen bricht"
- war eigentlich während der Produktionsphase als provisorische Lautmalerei gedacht, bis man das passende Instrument gefunden hat
- am Ende entschlossen sich die Macher, es so als Vocal drin zu lassen

Na ja, Hauptsache die Grammatik stimmt.
 
Oder man hat Glück und einen Tontechniker zur Hand, der einem genau sagen kann, welche Frequenzen er auf welcher Bandbreite absenken muss, wenn der Clean-Kanal zu "eng" klingt, um den Sound "weiter" zu machen.

Jetzt habe ich das persönliche Problem, Synästhet in Zahlen und Klängen zu sein. Bestimmte Klangfarben, solange sie nicht stark perkussiv sind (also beispielsweise Streicher, verzerrte Gitarren, aber auch Synthies etc.) sind in meinem Kopf mit einer bestimmten Farbe assoziiert. Dann kann es schonmal vorkommen, dass ein Verstärker 'grün' klingt, oder eher 'gelb'. Mich juckt es immer am Gaumenzäpfchen, wenn ich Leute von Van Halens 'Brown Sound' reden höre, der ist nämlich alles andere als braun... Nur kann man natürlich nirgendwo hingehen und sagen: "Stell den Sound mal was blauer ein, sonst passt das nicht zum Keyboard." oder "Ich suche nach einem Amp, der einen möglichst grünen Zerrsound, aber einen möglichst blauen Cleansound hat."
 
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Mal sehen, was gibt's da im elektronischen Bereich:

  • Schmatzen war in den 90ern ein großes Thema. 24-dB-Tiefpaßfilter, reichlich Resonanz rein und sehr schnell und großzügig mit der Filterhüllkurve modulieren. Schon schmatzt die 303 (oder was auch immer man da am Start hatte).
  • Blubbern hatten wir auch. Ähnlich wie Schmatzen, nur niederfrequenter und nicht so intensiv. Wurde besonders bei Bässen gern gemacht.
  • Wummern – wenn der Baß richtig fickt, wenn in den Frequenzbereichen unter 50 Hz die Klangcharakteristik des für den Baß verwendeten Synth und der EQ so ungünstig aufeinander treffen, daß man Angst hat, daß die Subwoofer die Wände umschmeißen (und Auflegen mit echtem Vinyl schon lange nicht mehr möglich ist, weil immer die Nadel aus der Rille springen würde).
  • Schwurbel™ ist ein exciterartiges, hochfrequentes, nicht abstellbares Klangartefakt, das nur bei virtuell-analogen Synthesizern auftritt – nicht aber bei Romplern, anderen Digitalsynths, die nicht versuchen, Analogsynths zu imitieren, und Analogsynths. Woher der Schwurbel™ kommt, ist bis heute nicht hinreichend erforscht. Er ist aber da.
  • Röchel – rauhe, noisige Sachen aus samplebasierten Synths. Im MuBo nimmt man Rompler zum Imitieren von Naturinstrumenten, im Nachbarforum™ nimmt man sie für Röchel.
  • Glockig – selbsterklärend. Geht nicht nur, aber am besten mit FM/PM-Synths und am zweitbesten, wenn's noch etwas metallischer sein darf, mit Ringmodulation.
  • Glitzer sind hochfrequente, kurze, aber nicht zu kurze, eher tonale als geräuschvolle Klanganteile.
  • Blips sind sehr kurze Töne, die mittels einer extrem schnell eingestellten Verstärkerhüllkurve erzeugt werden.
  • Fett kann viel sein vom Minimoog bis zur Bassdrum einer TR-808.
  • Warm ist das Aufeinandertreffen fehlender extremer Höhen auf analoge Ungenauigkeit.
  • Krachig ist das Aufeinandertreffen der Snaredrum einer samplebasierten 80er-Jahre-Drummachine auf einen Hall, am besten noch Gated Reverb.
  • Hohl – stellt sich von ganz alleine ein, wenn man praktisch nur gerade Obertöne hat, also Rechteckwelle.
  • Fräse ist immer aggressiv, breitbandig und unmöglich, irgendwo unterzumischen. Gewisse Sync-Sounds kann man unter Fräse laufen lassen, außerdem der JP-8000-Trancehupen-SuperSaw-Klischee-Kram.
  • Pumpen bezeichnet hörbares Eingreifen eines Kompressors in die Lautstärke. Früher galt ein pumpender Kompressor als Todsünde. Dann kam irgendjemand auf die grandiose Idee, einen Masterkompressor zu verwenden und da einfach mal die Kickdrum in den Sidechain zu schicken, so daß die ganze Summe mit jeder Kick um mehrere Dezibel absackt und die Kick noch fetter™ wirkt.
  • House klingt so: UUMZ UUMZ UUMZ UUMZ UUMZ UUMZ UUMZ UUMZ...
  • Last but not least die typische Umschreibung von Dubstep: WUUUUUUUB WUB WUB WUB WUB WUB WUB...


Martman
 
Meine Duopartnerin @chnöpfleri und ich üben zur Zeit den "Typewriter"; sie Begleitung, ich "Schreibmaschine". Um den Rhythmus zwischen Begleitung und Schreibmaschine abzuklären (es waren zwei fragliche Takte), stellten wir fest:
Ton (Pause) Bumm (Pause) | Bing (Pause) Ratsch (Pause)

Es handelt sich um diese Stelle:

(ab 1:52)
 
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