Hallöchen,
ich habe vier Modelle der Serie bei Erscheinen getestet (LD LAX6, LAX8D, LAX12D und LAX16D) und seitdem zwei der Modelle zu Vergleichs-Lehrzwecken im Einsatz (LAX8D und 12D).
Vorab, die Dinger machen klassenbezogen sehr ordentlich was sie sollen, sind vergleichsweise robust und gut verarbeitet, das Preis-Leistungsverhältnis ist gut.
Die beiden Pulte bei mir laufen jedenfalls trotz häufiger Transporte und auch grober Behandlung bisher ohne Auffälligkeiten. Meine beiden Pulte habe ich auch geöffnet um Aufbau und Verarbeitung zu prüfen - ohne Beanstandung: klassenbezogen sauberer und stabiler Aufbau, saubere Lötstellen, sauber gesetzte Potis und Fader.
(Trotzdem weigere ich mich grundsätzlich, Geräte dieser Klasse außer als Notlösung zu empfehlen.)
Da die Serie noch nicht so besonders lange auf dem Markt ist, kann ich natürlich keinerlei Beurteilungen der Langzeittauglichkeit abgeben.
Grundsätzlich sind die drei kleinen Modelle und die beiden großen Modelle jeweils sehr ähnlich aufgebaut - und unterscheiden sich auch funktionell kaum von den Mitkonkurrenten.
Die meisten Plus- und Minuspunkte, die ich aufzähle, treffen genau so auch auf die direkten Konkurrenten zu, Unterschiede hebe ich extra hervor.
Scheinbar sind in allen Pulten identisch beschaltete Vorverstärker verbaut, das Verhalten ist bei allen Pulten der Serie gleich. Die Vorverstärker sind auch bei hoher Verstärkung ausreichend rauscharm, die Neutralität ist klassenbezogen sehr gut, die Übersteuerungsfestigkeit noch gutmütig. Klassenbezogen sehr gute Vorverstärker, positiv fällt auf, dass die Kanalgleichheit recht hoch ausfällt.
Trotzdem zeigen sich gerade bei den Vorverstärkern schon sehr deutliche Unterschiede zu höherwertigen Pulten.
LAX6 und LAX6D sind bis auf das nur in 6D integrierte Effektgerät identisch.
Im Unterschied zum 8D fehlt der wichtige Low-Cut in den Mikrofoneingängen, das allein disqualifiziert diese beiden Modelle für mich (ebenso alle Mitkonkurrenten ohne Low-Cut).
LAX6+6D verfügen statt Fader über Potis, dieser Punkt würde mich aber bei einem solchen Pult nicht kümmern.
Die Modelle ab LAX8 haben einen schaltbaren 18db/Okt. Low-Cut bei nominell 75 Hertz. Ich glaube, dass der Hochpass aber tatsächlich etwas höher weich einsetzt. Der Filter ist praxisgerecht, gut positioniert, ausreichend steil und lässt sich sehr gut mit den Bass-EQs kombinieren. Hier sehe ich einen Vorteil der LD-Pulte gegenüber so manchen direkten Konkurrenten mit teilweise zu flachen oder schlecht positionierten Filtern oder mit überschwingenden Filtern, die nur unschön mit den entsprechenden Bass-EQs zusammenarbeiten.
Bei den kleinen Modellen gibt es eine Dreibandklangregelung, bei den beiden "grossen" Modellen gibt es einen durchstimmbaren Mittenfilter in den Mikrofonkanälen und eine typische Vierbandregelung in den Stereokanälen.
Typisch für diese Pultklasse haben die nominellen Filtereckfrequenzen laut Pultbeschriftung mit dem realen Verhalten auch nicht das geringste zu tun. Ebenso typisch für diese absolute Low-Cost-Klasse sind die Filter viel zu breit für wirklich sinnvolle EQ-Arbeit.
Feedbackbekämpfung ist so überhaupt nicht möglich, kreative Klangformung nur sehr grob und kompensatorisch.
So beeinflusst der Mittenfilter im LAX6 + 8 ab dem Grundton praktisch 3,5 Oktaven, der Bassfilter regelt bis in den Grundton, der Höhenfilter als Kuhschwanz ab den oberen Mitten...
Auch die durchstimmbaren Filter im LAX12 + 16 sind zu breit und nur nach Gehör abstimmbar (aber das ist eh die viel bessere Methode

).
Positiv ist mir aber aufgefallen, dass das Filterverhalten durch die Serie konstant ist und auch das Filterverhalten von Kanal zu Kanal so gut wie identisch ist - das ist in dieser Preisklasse leider keine Selbstverständlichkeit.
Lobenswerterweise verfügen LAX12 + 16 über Inserts für die Mikrofonkanäle, bei 6 + 8 muss man auf dieses Feature leider verzichten.
LAX6 verfügt nur über einen einzigen Post-Fader-Aux weg, der beim 6D wahlweise den Effekt ansteuert.
Ab LAX8 verfügen die Pulte über einen Pre-Fader-Aux und den Post-Fader-Aux. Ab LAX12 gibt es tatsächlich auch Aux-Send-Master... Wäre ja schon sehr schön gewesen, wenn man das zumindest im LAX8 noch implementiert hätte.
Grundsätzlich halte ich je einen starr festgelegten Pre- und Post-Fader-Aux, für ein nominell 12 - 16-Kanal-Pult einfach für zu wenig, aber daran leiden die Konkurrenten auch.
Positiv bei LAX12 +16 finde ich den regelbaren 2Tr-In.
Die verbauten Fader entsprechen dem Klassenstandard - und das ist nicht gerade als Kompliment gemeint.
Aber es lässt sich damit problemlos arbeiten, so what...
Der Rest ist nicht weiter erwähnenswert, bleibt das Effektgerät:
Das verbaute Effektgerät ist in der ganzen Modellkette identisch, typische 99 Presets, die nur anwählbar, aber in keinster Weise editierbar sind.
Man sieht nur eine zweistellige Nummer im Display für das gewählte Preset, hat aber keinerlei Hinweis auf die gerade gültigen Parameter. (Es ist zwar klar, in welcher Effektgruppe man ist, aber mehr auch nicht)
Vor Ort spontan arbeiten ist so ein zielloses Rumprobiere. Will man die Effekte zielgerichtet einsetzen, sollte man in der häuslichen Vorbereitung ganz genau probiert haben, welches Preset man wann und wo braucht.
Sehr schade finde ich, dass man versäumt hat Dynamics-Presets mitzuliefern. Ich fände eine Kompressor-Presetgruppe viel wertvoller und praxisgerechter als beispielsweise die Rotary-Gruppe, die in unbrauchbarer Weise einen Leslieeffekt darstellen will (sinnvolles Routing vorausgesetzt).
Was soll man zum Klang solcher Effektgeräte sagen...?
Klassenbezogen sind die meisten Presets sehr gut einsetzbar. Die reinen Reverb- und Delay-Effekte klingen ausreichend natürlich, das reicht um im Proberaum oder live einzelne Signale adäquat zu unterstützen. Die Sounds sind auch variabel genug um etwas Abwechslung zu ermöglichen, das geht schon über reinen Gnadenhall hinaus.
Kreative Effektarbeit sieht aber ganz anders aus und persönlich könnte ich sehr gut auf diese Form des Effektgeräts verzichten. Trotzdem, wieder mal klassenbezogen ist die Leistung des Effektgerätes sehr gut.
Fazit:
Gibt der Geldbeutel einfach nicht mehr her, aber ein Pult wird zwingend gebraucht, sind die LD LAX-Pulte ab LAX8 eine sinnvolle Option, solange man sich der Einschränkungen bewusst ist.
Martin, wie sind eure bisherigen Erfahrungen?
Schöne Grüße, Deschek
PS: LD hat übrigens mit baldiger Verfügbarkeit ein um MP3-Player mit USB ergänztes LAX12DUSB angekündigt. Details konnte ich nicht finden, aber scheinbar wirklich nur ein Player, kein Recorder und auch keine Audiointerfacefunktionen zum Rechner, sondern nur Datenübertragung zum MP3-Player. LAX20 solls auch noch geben...