Lieder anders Interpretieren/Noten anders spielen?

Darf man Lieder überhaupt anders spielen (ja ich weis blöde frage aber ich kenne das nur so das man alles ganz genau nach den Noten spielen muss).
alle bisherigen antworten sind natürlich richtig, zum teil aber auch nur spekulation:

bist du ein virtuoser spieler und hast einfach andere vorstellungen als der lehrer, wie man ein stück interpretiert?
dann ist die diskussion an sich berechtigt.
oder triffst du keinen ton und hältst keinen takt und bezeichnest das als deinen persönlichen stil?
dann würde ich als lehrer auch auf den basics beharren.

es wär hilfreich, wenn du eine aufnahme von dir hättest.
 
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Erst mal danke für die ganzen Antworten :).
Nein es liegt nicht daran das ich es nicht nach Noten spielen kann. Es ist mehr so wenn ich dann zu Hause übe und z.B. die Augen zu mache dann kommt das ganz von alleine dann spiele ich das Lied nach meinem "Gefühl" ich weis nicht genau wie ich das erklären soll. Es fühlt sich dann einfach gut an und man ist irgendwie drinnen und fühlt sich wohl/gut dabei das so zu spielen.Aber meine Mutter hat mich z.B. mal dabei erwischt und war richtig sauer. Deswegen und wegen der Reaktion meiner Lehrerin dachte ich dann man darf das nicht und ist halt falsch (obwohl es sich beim spielen halt richtig anfühlt).
Und weil meine Freundin das halt auch so anders von ihrem Unterricht erzählt und ich das eben öfter gelesen habe das man der Musik seinen eigenen Charakter geben soll und das "besser" ist als das einfach nach dem Notenblatt zu spielen.
Und das hat mich alles etwas verwirrt.

EDIT: Ich frage mich grade wie Leute das machen die nach Gehör spielen. Die haben ja auch keine Noten.Können die das denn so exakt hören? Ich dachte die spielen vielleicht auch mehr nach Gefühl.
Ich hatte auch mal gelesen das viele Musiker gar keine Noten können.
Da sind jetzt nur so Gedanken die mir gerade gekommen sind. Mich interessiert das (also bitte nicht wieder denken ich habe was gegen Noten oder kann es nicht es ist nur Interesse was es noch so gibt oder wie andere das z.B. machen)
 
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... Es ist mehr so wenn ich dann zu Hause übe und z.B. die Augen zu mache dann kommt das ganz von alleine dann spiele ich das Lied nach meinem "Gefühl" ich weis nicht genau wie ich das erklären soll. Es fühlt sich dann einfach gut an und man ist irgendwie drinnen und fühlt sich wohl/gut dabei das so zu spielen.
Das hört sich für mich wirklich gut an!

Aber meine Mutter hat mich z.B. mal dabei erwischt und war richtig sauer
"Erwischt" ... als ob man etwas ausgefressen hätte ... weil man Musik nicht nur einfach spielt sondern auch fühlt, und sein Gefühl in der Musik ausdrückt ... das darf doch wohl nicht wahr sein ...

Auch wenn ich mich wiederhole ... lass dir bloß davon nicht die Freude an der Musik nehmen!
Mache beides parallel, das in deinem Fall wohl eher sture reine Lernen und Üben nach den Vorgaben die du ja wohl nicht ändern kannst, UND das freie Spielen so wie es dein Gefühl dir sagt ...
Sieh es mal wie beim Eiskunstlauf. Das eine ist die "Pflicht", das reine Lernen, das Handwerkliche ... das andere die "Kür", die darauf aufbauend freier in der Gestaltung ist und wo eher Ausdruck und Gefühl gefragt sind ...

Ein Problem sehe ich dabei, wenn man dabei "erwischt" werden kann und womöglich auch noch bestraft werden kann - da bin ich ehrlich gesagt im Moment ratlos ... da sagt mir MEIN Gefühl, so fördert man nicht das Musizieren, so nimmt man die Freude am Musizieren ...
 
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ich würde auch vorschlagen, dass Du mal ein Beispiel (von Dir gespielt) mit uns teilst - dann können wir sicher viel besser beurteilen was Du wirklich meinst.

Worte und Beschreibungen, gerade wenn es um Gefühle geht sind doch immer schwierig zu interpretieren. Von dem bisher Geschriebenen her ist sonst nichts wirklich falsch. Ja, in der Klassik sind die Noten gesetzt, keine Toleranz. Dann wird es schon vage: Manche Komponisten aus diversen Epochen habe manchmal sehr genaue Anweisungen gegeben, manchmal gar keine. Und selbst wenn es genau Anweisungen gibt, ist es gut zu lernen, diese genau befolgen zu können, aber es spricht ja nichts dagegen darüberhinaus mit dem Material zu "spielen" (also "Augen zu und treiben lassen"). Dagegen sollten weder Mütter nocht gute Lehrerinnen etwas haben (eben solange Du auch lernst die Anweisungen zu befolgen und auch Uebezeit dafür verwendest). Bei allem anderen geht eigentlich die Interpretation schon los. Auch da ist es natürlich schlau, Werktreue oder "zeitgemässe" Ausführunge zu lernen. Falls Du zufällig die "Europäische Klavierschule" von Emonts hast, da ist mal am Beispiel Bach (glaub ich) sehr gut gezeigt. Was ich auch meine damit ist, dass ist gerade bei "Für Elise" (ein Stück, was viele Lehrer und Spielende hassen ;-) ) und ähnlichem Material von Anfängern gerne sehr ver-kitscht wird. Der Anfänger findet das dann toll und merkt nicht, dass er in die Klischee oder Kitschfalle getappt ist - damit ist meist ein erster Schritt gegen das Lernen und den Fortschritt getan ;-) ABER, auch hier ist es so, dass Du Deine Erfahrungen machen musst - wenn Du nicht "kitschig" spielst, erkennst Du es auch nicht und kannst es auch nicht verbessern.
Eine weitere Dimenion ist dann sicher auch Deine Entwicklung/Entfaltung. Nochmal, wenn Du in der Lage bist "Anweisungen" (sprich Noten, Phrasierung, usw) wie aufgeschrieben wiederzugeben spricht nichts aber auch gar nichts dagegen auszuprobieren. Nimm eine Bach Invention. Und spiel sie langsamer oder schneller; interpretier sie romantisch oder jazzig. Behalte Deine Ohren aber offen. (das ist das zitierte learn them all and then forget them)
Mir persönlich war es immer wichtig auszuprobieren - ich habe das mit Klassik auch gemacht, Lehrer hin oder her - ich bin aber auch und trotzdem meinen Lehrern für ihre Strenge heute noch dankbar. Ich habe alles gemacht - hardcore Klassik, ausprobiert/improvisiert. Jetzt arbeite ich neben dem Handwerk daran, gewisse Interpreten genau zu lernen; also einen Song GENAU wie Alicia Keys, oder McCoy Tyner, oder Essbjörn Svensson oder Bruce Hornsby zu spielen, mit dem Ziel, meinen eigenen Stil weiterzuentwickeln (und eben nicht in Bequemlichkeits- oder Kitschfallen zu tappen)

Man könnte noch viel mehr schreiben - aber am Ende wär es toll, Du würdest uns mal was spielen - dann wissen wir Deine Zeilen zu interpretieren :)
EDIT - am besten 1x wie Deine Lehrerin will und 1x wenn Du die Augen schliesst
 
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EDIT: Ich frage mich grade wie Leute das machen die nach Gehör spielen. Die haben ja auch keine Noten.Können die das denn so exakt hören?
Ja, können sie. Und Du kannst das auch, Du weißt es nur noch nicht: Wir hören und merken uns extrem kleine musikalische Unterschiede.
Was aber sicher schwierig ist (für mich sehr = ich kann es leider nicht), ist, ein Stück, das jemand anderer gespielt hat, mit dem zu vergleichen, was man selber spielt - man "hört" selber, wenn man das nicht trainiert (oder kann?), leider nicht das, was man spielt, sondern das, was man zu spielen glaubt - Abhilfe (in modernen Zeiten): Aufnahme von sich selber machen und sich anhören. Ist auf jeden Fall interessant, sich sowas anzuhören - egal, was man dann damit macht ...

... Es fühlt sich dann einfach gut an und man ist irgendwie drinnen und fühlt sich wohl/gut dabei das so zu spielen.Aber meine Mutter hat mich z.B. mal dabei erwischt und war richtig sauer ... Und weil meine Freundin das halt auch so anders von ihrem Unterricht erzählt und ich das eben öfter gelesen habe das man der Musik seinen eigenen Charakter geben soll und das "besser" ist als das einfach nach dem Notenblatt zu spielen.
"Besser" ist weder das eine noch das andere, meine ich.

Was - denke ich - allgemein akzeptiert ist, ist, dass man versucht, das wiederzugeben, was ein/e Komponist/in wollte. Ein Teil(!) davon steht in den Noten (wenn es überhaupt welche gibt, die vom Komponist "autorisiert" sind), ein anderer Teil ergibt sich aus der Art/dem Stil der Musik (daher Noten aus dem Barock sind anders zu lesen als solche aus der Romantik, und wieder anders jene aus dem Bereich der Pop-Musik oder aus den diversen Jazz-Stilen), ein weiterer i.d.R. aus dem, was ein/e Komponist/in insgesamt geschaffen hat - aus der Suche nach diesem "Wollen" kann man offensichtlich ganze Forschungsprojekte machen (was professionelle Musiker manchmal tun), ...

... oder aber man verlässt sich drauf, dass die Angaben in den vorhandenen Noten nach heutiger Lesart schon im Großen und Ganzen das Richtige sagen (deshalb werden Noten "ediert" = von Herausgebern so "angemalt", dass beim Spielen das "Richtige" rauskommt).
Das dann möglichst genau so zu spielen, ist es, was die Leute meinen, die sagen, dass man "nach Noten spielen muss": Aber davon begründet - begründet!, weil man weiß/glaubt/herausgefunden hat, dass der/die Komponist/in das anders meinte - abzuweichen, ist ok; das muss man nur erklären*.

Was grundsätzlich anderes ist es, aus einer Musik ein eigenes "Arrangement" zu machen: Das können veränderte Noten sein, aber es kann auch "nur" ein geänderter Vortragsstil sein**. Das darf jeder - man muss dann aber dazu stehen, dass man seine eigene Stilvorstellung abliefert; und auch Kritik daran ertragen, z.B. eben auch, dass die Original-Vorstellung des Komponisten die wichtigere/bessere/schönere ist. Und man soll das auch üben - am besten aber im Kontrast zu dem, was in den Noten notiert ist, sodass man beides kann; und die Unterschiede "versteht".

* Die berühmteste, weil kontroverse solche Abweichung ist im Konzert der New Yorker Philharmoniker am 6.4.1962 passiert - siehe z.B. diesen Artikel in der englischen Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/New_York_Philharmonic_concert_of_April_6,_1962

** Bis ca. 1830 war es im allgemeinen erwünscht und erwartet, dass ein Pianist die Noten eines Komponisten bei jeder Aufführung nach seinem Gusto verändert hat - auch wenn seit ~1770 (C.Ph.E.Bach, dann Mozart, Haydn und natürlich Beethoven) die Komponisten sich immer mehr dagegen gewehrt haben.



Grüße
H.M.
 
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Ich frage mich grade wie Leute das machen die nach Gehör spielen. Die haben ja auch keine Noten.Können die das denn so exakt hören? Ich dachte die spielen vielleicht auch mehr nach Gefühl.
Ich hatte auch mal gelesen das viele Musiker gar keine Noten können.
Hallo Amaril, ich hatte vor gut 40 Jahren mal Klavierunterricht. Da ich ein gutes Gehör und Melodiengedächtnis hatte, habe ich nie richtig nach Noten spielen gelernt sondern mir gemerkt was die Klavierlehrerin gespielt hat und den Rest "rausgefieselt". Es hat zwei Jahre gedauert, dann bin ich aufgeflogen :evil: Die nächsten 38 Jahre habe ich ohne Noten Musik gemacht, Bassgitarre, ein bisschen Akustikgitarre und Klavier und dann 30+ Jahre fast ausschließlich Gesang. Soweit so gut, in meinen diversen Bands konnte auch fast keiner Noten lesen, wir verstanden uns also blendend :) Das bisschen Notenlesen aus dem Klavierunterricht habe ich wieder verlernt.

Vor knapp zwei Jahren habe ich angefangen mir selbst das Notenlesen und vor allem -schreiben beizubringen, weil ich ein Musical komponiere. Ohne Noten wäre das so wie ein Schriftsteller der weder lesen noch schreiben kann. Ich kann dir sagen: das war zäh! Noch heute kann ich, so pervers das klingt, Noten besser schreiben als lesen. So leicht wie in jungen Jahren lernt man es nie wieder. Vielleicht wollen deine Eltern und deine Klavierlehrerin nur verhindern, dass etwas ähnliches passiert. Wer ein gutes musikalisches Gehör hat kommt recht schnell ohne Noten zurecht aber das ist vielleicht ein bisschen wie mit der "Dunklen Seite der Macht" in Starwars, welche - zumindest laut Yoda - leichter, schneller, verführerischer aber auf lange Sicht der Holzweg sein soll ;-)

Natürlich hängt es auch stark davon ab was du musikalisch so vorhast (oder deine Eltern mit dir). Wenn ich bei dir lese das deine Mutter dich beim Noten-freien Spiel "erwischt" hat klingt das für mich
a) als wäre eine professionelle musikalisch Zukunft geplant, und
b) dass deine Mutter den Unterschied ob du die Noten liest oder ignorierst ja scheinbar auch erkennen kann - das konnte meine sicher nicht

Also lange Rede, kurzer Sinn: Spiel ernsthaft nach Noten im Unterricht und beim Üben, spiele wie du willst wenn du für dich spielst ... aber lass die Noten dabei aufgeklappt und setze eine konzentriertes Gesicht auf ;-)

LG, Robert
:opa:
 
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Es ist mehr so wenn ich dann zu Hause übe und z.B. die Augen zu mache dann kommt das ganz von alleine dann spiele ich das Lied nach meinem "Gefühl" ich weis nicht genau wie ich das erklären soll. Es fühlt sich dann einfach gut an und man ist irgendwie drinnen und fühlt sich wohl/gut dabei das so zu spielen.

Tut mir leid, wenn ich hier nochmal in die Suppe spucke. Natürlich soll man sich beim Musizieren gut fühlen, das ist ja meist das Ziel.

Aber irgendwie so "nach Gefühl" zu spielen und nicht genau zu wissen, was man da eigentlich tut heißt, dass man nicht das nötige Unterscheidungsvermögen (und vielleicht auch nicht die nötigen technischen Fähigkeiten hat) um etwas bewusst zu tun. Und Gefühl ohne Unterscheidungsvermögen und technische Mittel führt leider selten zu wirklich befriedigenden Ergebnissen. :opa:

Deshalb finde ich es schade, dass deine Lehrerin mit dir nicht über verschiedene Interpretationen reden will. Denn man kann daran viel lernen, unter anderem wie man genau hinhört, wie man beschreibt, worauf es ankommt... Das dann im Vergleich mit eigenen Aufnahmen und dem technischen Input eines Lehrers ist das, was einen wirklich weiterbringt.

Man könnte auch mal drüber reden, was der Unterschied zwischen einem "Lied", einer Sonate und einer Bagatelle ist (wie der genannte Beethoven) und was das für die Interpretation heißt. Man könnte mal darüber reden, dass eine musikalische Interpretation von der BEWUSSTEN Differenzierung zwischen Anspannung und Entspannung, laut und leise, frei und exakt, hart und weich usw. lebt. Ach ja... :m_flute:
 
Nein es liegt nicht daran das ich es nicht nach Noten spielen kann. Es ist mehr so wenn ich dann zu Hause übe und z.B. die Augen zu mache dann kommt das ganz von alleine dann spiele ich das Lied nach meinem "Gefühl" ich weis nicht genau wie ich das erklären soll. Es fühlt sich dann einfach gut an und man ist irgendwie drinnen und fühlt sich wohl/gut dabei das so zu spielen.
Dann ist das genau richtig! Das wichtigste ist doch, dass dir das Spielen Spass macht und du nicht die Lust verlierst. Sich ein Stück zu erarbeiten und zum eigenen machen ist so befriedigend. Höre auf dein Gefühl!
 
EDIT: Ich frage mich grade wie Leute das machen die nach Gehör spielen. Die haben ja auch keine Noten.Können die das denn so exakt hören? Ich dachte die spielen vielleicht auch mehr nach Gefühl.
Ich hatte auch mal gelesen das viele Musiker gar keine Noten können.

In der Tat können viele Musiker das wirklich so exakt hören. Das ist nicht zuletzt auch wie vieles anderes eine Übungssache. Ich bin mittlerweile selbst überwiegend in traditionellen Musikstilen unterwegs und hier ist es sehr üblich über das Gehör zu lernen. Das heist aber auch hier nicht daß man unbedingt mehr "nach Gefühl" spielt. Idealerweise lernt man auch hier von einem Lehrer. Der Lehrer spielt vor und der Schüler spielt nach, ggf. solange bis der Lehrer zufrieden ist, also der Schüler eben möglichst genau das spielt was der Lehrer vorgespielt hat. Die eigene Interpretation kommt dann wie viele andere schon hervogehoben haben danach. Welche Freiheiten man in der Interpretation hat oder ob man genau das spielt was auch in der Vorlage gespielt wurde hat also nicht direkt damit zu tun ob man nch Gehör oder nach Noten lernt.

Noten sind übrigens immer eine Abstraktion dessen was ein Musiker spielt. Sie geben zwar manchmal datailliertere und manchmal weniger detaillierte Hinweise, legen aber nie wirklich alles fest. Daher ist auch beim Unterricht nach Noten das Gehör des Schülers ein wichtiges Werkzeug um zu erkennen wie der Lehrer die Noten interpretiert. Manche Lehrer können dies zwar auch gut erklären aber diese Erklärungen sind kein ersatz fürs Zuhören.

Insgesamt ist die Frage welches ausmaß an Freiheiten bei der Interpretation "erlaubt" sind sehr vom Genre bzw. von der musikalischen Community abhängig. Wie schon erwähnt geht es dabei in der klassischen Musik rigider zu, in anderen Genres sind mehr Freiheiten erlaubt oder gar erwünscht. Auch über die Epochen hinweg haben sich die Gebräuche geändert. So hatten Interpreten in der Barockzeit z.B. deutlich mehr Freiheiten als zu späteren Zeiten. Aber auch hier gab es einen gewissen Satz an Regeln oder Konventionen an denen Interpreten sich orientierten. So war es im Barock in Frankreich z.B. üblich Passagen aus aufeinanderfolgenden 8teln "Inegal" also leicht punktiert oder mit swing zu spielen. Das stand so nicht in den Noten aber die Musiker wussten das. In Deutschland oder Italien wurden diese Passagen dagegen eher so wie notiert gespielt.

Wichtig zu wissen ist daß es in bestimmeten Musikstilen zu bestimmeten Zeiten auch mehr oder weniger feste Konventionen gibt die sich auch regional unterscheiden können. Zu einem guten Musikunterricht sollte eben auch gehören daß man genau diese Konventionen lernt. Wenn auch nur um sie später dann bewusst brechen zu können :)

Auch meine Lehrer aus meiner Zeit mit klassischem Unterricht haben in der Regel recht ausführliche Hinweise gegeben wie ein neues Stück zu spielen ist und es zunächst vorgespielt bevor ich mit dem Üben begonnen habe. Zumidest die aus meiner Sicht guten Lehrer sowohl im klassischen als auch im traditionellen Bereich haben auch immer wieder zumindest versucht zu erklären warum sie eine bestimmte Passage so oder so spielen.
Dies ist glaube ich unerlässlich um wirklich Musik machen zu können und nicht nur mechanisch die Noten vom Blatt zu spielen, denn so lernt man eben auch sich dann später eine Interpretation selbst erarbeiten zu können.

Im Unterricht ist es also, wie von vielen hier schon betont, wichtig sich darauf einzulassen ersteinmal die vom Lehrer vorgegebene Interpretation zu üben und zu Lernen. So erhält man die Fähigkeiten die nötig sind bewusst und gezielt eine bestimmte Wirkung zu erreichen.

Der Tipp dich mal selbst aufzunehmen und das was du dann auf die Aufnahme mit dem abzugleichen was du glaubst gespielt zu haben ist auf jeden Fall eine gute Sache. Dazu würde ich dir auch dringend raten. Dabei erlebt man immer wieder Überraschungen.
Und viel anderen Musikern zuhören :)
 
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Hallo Amaril

Vielleicht eine eher lustige Geschichte von mir:
Ich habe vor gefühlten 326 Jahren in einem Orchester gespielt (Querflöte).
Ich habe schon immer dazu geneigt Musik so zu interpretieren wie ich sie richtig empfunden habe.
Im Zusammenspiel einer Gruppe ist das aber eher schwierig und so habe ich SEHR OFT! gehört: "Du musst das aber so oder so spielen".
Ich habe dann immer gesagt:"Ich finde das aber anders viel schöner..."

Du kannst dir vorstellen, dass diese Situation für alle Beteiligten eher unbefriedigend war.
Ich bin dann in andere Musik umgestiegen und habe in der Kombination Blockflöte (ich) Kirchenorgel gespielt. Da konnte ich mich dann endlich "austoben".

Mittlerweile bin ich im Jazz gelandet (Vibrafon/Gesang) und sehr sehr glücklich.
Vielleicht schaust du dich einmal nach einem Jazzworkshop um und probierst einfach einmal aus ob es dass ist wonach es dir verlangt.

Ich denke jede/r hat irgendeine bestimmte Musik in sich. Und wenn es dich drängt etwas nicht genau so zu spielen wie es auf deinem Blatt steht bist du im Jazz vielleicht richtiger aufgehoben.
Natürlich kann man in der Klassik auch improvisieren, dass hat aber spätestens dann seine Grenze, wenn du nicht mehr alleine spielst.

Gerade in der Klassik gibt es zwei Fraktionen.
Die einen die sagen, der Komponist hat sich ja etwas dabei gedacht und man muss es auch so spielen.
Die anderen die sagen Musik ist immer eine individuelle Sache desjenigen der spielt.

Ich gehöre eher der zweiten Gruppe an :D
Du musst deinen Weg finden und im Notfall einen Lehrer suchen der zu dir passt und dich so fördert wie es dein Musikempfinden verlangt.
Und dass ist nicht bei jedem der Weg - spiel genau was da steht - ganz gleich welche Musikrichtung es ist.
Es wird sonst auf Dauer sehr unbefriedigend und man soll mit seiner Musik glücklich sein.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Nachtag

Eugene Chadbourne
"I play music that I myself would like to hear at a concert. Since nobody else makes this kind of music, I play it myself."

und

Steve Lacy
"Für mich muß sich Musik immer dort befinden - auf der Kante, zwischen dem Bekannten und dem Unbekannten. Und man muß sie ständig ins Unbekannte vorantreiben, sonst verkümmert sie und man selbst auch."

Dem ist nichts mehr hinzu zu fügen. :)
 
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