Live Gig - nur teilweise Abnahme der Backline

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Hallo
Wir werden im August einen Gig in einer ziemlich kleinen Location (kleines Pub, "Fassungsvermögen" ca. 50 Personen) spielen.
Bereits vor zwei Jahren haben wir dort gespielt und haben direkt via Backline die Zuhörer beschallt. Nur der Gesang ging über unsere eigene PA. Wir haben damals ohne Monitore gespielt, was auch ganz gut funktioniert hat. Aufgrund des kleinen Lokals haben wir Musiker uns gegenseitig sehr gut gehört. Feedback seitens der Zuhörer war zwar positiv, je nach Standort der Leute haben sie jedoch den einen Gitarrenamp mal besser / mal schlechter gehört.
Heisst im Klartext: Wer (von uns aus gesehen) links aussen sass, hat den rechts postierten Git-Amp praktisch nicht gehört.

Diese Location hat mittlerweile eine eigene kleine PA, bestehend aus zwei Boxen sowie einem 6-Kanal-Mischpult/Verstärker.
Nun habe ich die Idee, den Gesang, Bass via DI sowie den moderateren der beiden Gitarrenamps über die PA zu verstärken. Das Schlagzeug braucht nicht verstärkt zu werden, ausserdem hat unser zweiter Gitarrist einen Mörder Röhrencombo, der eine gewisse Grundlautstärke braucht, um röhren zu können. Mit diesem wollen wir direkt die Zuschauer beschallen.

Habt ihr Erfahrungen damit, "Hybrid" zu beschallen? Macht das Sinn? Wäre eine Alternative, den Röhrenamp umzudrehen, um nicht direkt die Leute zu beschallen und dafür mit einer zusätzlichen Monitorbox zu arbeiten?

Ich weiss, ideal wäre es, wenn wir den Röhrenamp einfach leiser drehen könnten, auch wenn sich dabei der gewünschte Soundpunch nicht vollends entfaltet. Ist zurzeit (leider) kein Thema, der Sound sackt zusammen. Der Gitarrenkumpel überlegt sich, für Gigs eine kleinere Variante seiner 100-Watt-Röhre zu besorgen, dies wird aber für diesen Gig noch kein Thema sein.
 
Eigenschaft
 
100 Watt im Zerrbereich, Mic-Abnahme bei 50 Leuten und kleiner PA stell ich mir nicht als gut lösbar vor.

Da dürftest Du schon mit 20 Watt die Grenze überschreiten.
 
Okay, der Amp ist schonmal "falsch" - 100 Röhrenwatt, und klingt nur gut, wenn er bis zum Stehkragen aufgerissen ist? Sowas ist heute nicht mehr zeitgemäß und sollte gegen etwas Passenderes ausgetauscht werden.

Nun aber Lessons in Sachen Schallausbreitung. So eine Gitarrenbox (egal, ob 1*12, 2*12 oder 4*12) hat im Höhenbereich eine sehr stark gerichtete Widergabe. Soll heissen, in der geraden Linie vor dem Amp sägen die Höhen, weiter seitlich oder (wenn man ganz nah davor steht) weiter oben klingt es dumpf und leiser. Das kennt man unter dem Stichwort "Marshall-Schneise."

Wenn jetzt so ein Amp auf dem Boden oder nur leicht erhöht steht, dann knallt er seinen Höhenanteil den ersten drei Reihen der vor ihm stehenden Zuschauer an den Kopf, weiter aussen hört man wegen des o.a. Abstrahlverhaltens wenig bis nichts. Auch weiter hinten hört man kaum noch was. Warum? Weil die Körper und Köpfe der vorne stehenden Zuhörer die Höhen absorbieren. Es kommt hinten noch was an, aber eben nur noch dumf und undeutlich, und das setzt sich im Bandkontext eben nicht mehr durch.

All das führt zu der folgenden funktionierenden Aufstellung von Gitarrenamps:
- Stellt die Teile seitlich auf der Bühne auf, am besten schräg nach oben gerichtet, so dass sie auf Eure Ohren zielen und quer über die Bühne pusten
- Dazu Mikrofonabnahme der Amps
- Damit kriegst Du die Gitarren hörbar bis in die letzte Reihe und für jeden hörbar
- Den Bass muss man nicht unbedingt abnehmen, wenn der Amp kräftig genug ist
- Dagegen verträgt es die Bassdrum oft, per PA etwas angefettet zu werden - also nicht lauter machen, sondern nur etwas voller klingend
- Der Trick dabei ist, dass die Hochtöner der PA oberhalb der Kopfhöhe des Publikums stehen müssen

Wenn man das richtig abstimmt, klingt es richtig gut, und jeder in der Kneipe bekommt alles deutlich zu hören.

Gruß,
Jo
 
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Danke euch für die Antworten. I know....der 100-Wätter ist heillos überdimensioniert.
Der Tipp mit den schräg nach oben gerichteten Amps, die quer über die Bühne jaulen, ist sehr gut. Das probieren wir gerne aus. Und natürlich gilt die Devise: So leise wie möglich, so laut wie nötig. Mit meinem Engl Screamer ist das kein Problem. Der ist zwar auch 50 Watt Röhre, klingt aber auch bei moderater Lautstärke sehr gut.

Wir haben ein 6-Kanal-Mischpult zur Verfügung. Das wird dann wohl folgende Konstellation geben
  • 2 x Vocals (Hauptgesang inkl. Background/Unterstützung in Refrains)
  • 2 x Git-Amps
  • evtl. Bass
  • evtl. Bassdrum
  • Falls ein Kanal bleibt, werden wir noch eine Monitorbox vor uns aufstellen. Wir haben ja zwei Fullrange Boxen bei uns im Proberaum zur Verfügung.
Ich gehe mir nächsten Freitag die PA der Lokation mal anschauen.

Es handelt sich um einen Privatgig (Geburtstagsparty einer guten Freundin). Das Geburtstagskind hat zwar ausdrücklich gesagt, wir sollen den Gig nicht 'vergolden', aber wir möchten das schon so gut wie möglich gestalten.
 
Du brauchst für die Nutzung eines Monitors keinen Eingangskanal, sondern einen zusätzlichen Ausspielweg, die heissen dann MON oder AUX (für Monitor und Auxiliary, also Hilfs- oder Zusatzauspielweg).

Was für ein Pult ist es denn, das Ihr da benutzt?

Gruß,
Jo
 
Hallo,

man kann natürlich mit viel Geld und Know-How (kann man mieten)
viel erreichen, aber lassen wir die Kirche im Dorf:
50 pax, Party, privat.

Wir haben früher so etwas derart beschallt, dass jedes Instrument seinen Verstärker hatte (g, b, keyb) und der Gesang eine Gesangsanlage, Schlagzeug war laut genug, Gitarre hatte (glaube ich) 50 W.

Bei solchen Sachen gilt: weniger ist mehr.
Man hat zwar nicht so viele Möglichkeiten, kommt aber auch nicht auf dumme Gedanken und handelt sich keine schwer zu steuernden Fehlerquellen ein.

Grüße
Jürgen
 
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Hoi @Jürgen K
Ja, das haben wir bis anhin bei Klein-Gigs, so es bei privaten Partys oder in kleinen Pubs auch so gemacht. Ich finde jedoch, dass das Hörerlebniss für alle Zuhörer viel besser ist, wenn sämtliche Instrumente über eine PA wiedergegeben werden können. So verteilt sich doch der Sound gleichmässiger für alle.

Das 6-Kanal-Mischpult und die zwei PA-Boxen stehen so oder so zur Verfügung. Ob wir ausschliesslich den Gesang drüber wiedergeben oder die restlichen Instrumente (zumindest Git/Bass) auch da reinmischen, hat meines Erachtens einen grossen Einfluss.

@mix4munich
Das Pult und die ganze PA werde ich morgen Freitag abend mal im Live-Einsatz bestaunen. Eine örtliche Blues-Band spielt in dieser Lokation, da spioniere ich mal ein wenig mit, vor allem beim Soundcheck.

Auf jeden Fall vielen Dank für eure Hilfe.
 
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Hallo,

sämtliche Instrumente

6-Kanal-Mischpult
Da sehe ich einen Widerspruch.
Wenn man alles homogen haben will, braucht man eine potente Anlage und auch eine potente Fläche, alleine das Schlagzeug beschallt ja in natura schon eine gewisse Fläche und da kann man am Mischpult auch nichts mehr leiser drehen.

Der Klang der Anlage wird auch nicht besser, wenn der Gesang mit weiteren Instrumenten konkurrieren muss.
Gerade wenn auch noch die Bass Drum oder Bassgitarre über die Boxen soll, dann müssen die eben auch jenseits von Alt und Sopran etwas können.
Nebenbei müssen sich ja die über die Anlage Laufenden irgendwie selbst hören, dann fängt das Problem Monitoring an, ich würde diese Problemkreise vermeiden und ich weiß, was das jedes Mal für ein Terz ist, wenn die Technik-Nullchecker loslegen, nein danke.

Den besten Klang hatte ich immer, wenn jeder seinen eigenen Verstärker hatte (rustikal) oder ein Techniker mit einer 24-Kanal-Geschichte losgelegt hat (professionell), alles andere war immer komisch bis katastrophal.

Grüße
Jürgen
 
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Danke @Jürgen K
Wir haben alle unsere eigenen Verstärker dabei. Bringt es eventuell etwas, wenn wir
  • Auf der linken PA-Box ein wenig Signal vom rechten Gitarrenverstärker reinmischen
  • Auf der rechten PA-Box ein wenig Signal vom linken Gitarrenverstärker reinmischen
Die Gitarrenverstärker und der Bass-Amp sind ausreichend dimensioniert, dass sie für diesen Gig auch ohne PA betrieben werden können. Wir werden sie erhöht positionieren. Es geht nur darum, dass der Bandgesamtsound überallhin gut verteilt wird. So habe ich jedenfalls die Antwort von @mix4munich verstanden.
 
Ich gebe @mix4munich in allen Punkten uneingeschränkt recht und würde, sofern noch ein Kanal frei ist, noch die Snare abnehmen und (viel) Hall drauf legen. Mit dem Kanalfader regelst Du dann nicht die Lautstärke der Snare (das regelt der Drummer selbst...) sondern den Hallanteil an der Snare - rundet das ganze schön ab finde ich.

Gruß
Marco
 
Ich würde den Bass nicht über die PA laufen lassen.
Tiefe Frequenzen breiten sich anders aus als hohe (siehe oben), sodass sich der Bass-Sound sowieso gleichmäßig im Raum verteilt.
Ich habe schon wesentlich größere Auftritte gesehen und gespielt, bei denen der Bass nicht über die PA kam.
Bei einer kleinen PA kann es übrigens sein, dass die Bass-Wiedergabe eingeschränkt ist (oder stehen da 18"-Subs? ;-) ). Da klingt es dann erst recht besser, wenn eine vernünftige Bassbox diese Aufgabe übernimmt.


Die Gitarren etwas "seitlich" zu verteilen, ist ne gute Idee. Wird auch gemacht. Nennt sich Stereobild. Man darf das aber nicht übertreiben. Und ich weiß nicht, ob das bei kleinen Gigs förderlich ist. Denn dann habt ihr die Inhomogenität in der Zuschauermasse, die ihr eigentlich vermeiden wolltet, selbst wieder hergestellt.


Meinen Vorrednern schließe ich mich an:
Weniger ist mehr. Und weniger beinhaltet weniger Fehlerquellen.
 
Ich würde den Bass nicht über die PA laufen lassen.
Ich auch nicht. In so einer kleinen Lokation: niemals. Es sei denn der Bassist hätte nur einen Mini-Combo.
Wir spielen Kneipengigs nur mit leichter Abnahme der Bassdrum - fertig. Geht sehr gut.
Euer Gitarrist braucht unbedingt einen schwächeren Verstärker :)
 
Bei kleinen Gigs in dieser Größe kann man schon mit Backline-Beschallung und nur Vocals (ggf. Keys und/oder Akkustik-Gitarre) über eine kleine PA fahren, wobei ich dann Keys möglichst auch über einen eigenen Amp fahren würde.
Wenn ich anfange die eine oder andere Gitarre abzunehmen, muss ich eigentlich alles abnehmen, weil's sonst schnell inhomogen wirkt.
Das ein Röhrenamp in dieser Dimension hier unpassend ist, wurde schon mehrfach angesprochen. Hier gibt's aber auch Lösungen, wie z.B. einen Powersoak, der dann die zu viel Leistung schluckt. Möglicherweise hilft auch ein Plexiglas-Shield.
 
Danke für die vielen hilfreichen Antworten. Frei nach Hans Rosenthal: Ich bin der Meinung, dass war spitze! Was habe ich als kleiner Jung vor dem TV Gerät gestaunt, wie der es schaffte, so lange in der Luft zu bleiben...wer weiss noch, wovon ich spreche?

Back to topic:
Wir schauen mal, dass wir in erster Priorität den überdimensionierten Röhrenamp etwas drosseln können. Powersoak klingt gut. Mit einer optimalen Positionierung der Gitarrenamps würde es somit reichen, nur die Vocals (wir haben weder Keys noch Akustikgitarren) und evtl. das Drumkick über die PA laufen zu lassen.

Muchas Gracias, Forum.
 
Lang lang ists her seit dem Einstiegspost.....
Wir werden im August einen Gig in einer ziemlich kleinen Location (kleines Pub, "Fassungsvermögen" ca. 50 Personen) spielen.

Der besagt Gig fand am letzten Samstag, 22.08.15, statt. Wir haben eure Tipps berücksichtigt und direkt ab Backline gespielt. Die beiden Gitarrenverstärker schrägt erhöht, so dass sie quer über die Bühne pusten. Vom Schlagzeug haben wir lediglich noch ein wenig die Bassdrum angefettet, den Bassverstärker und die Git-Verstärker direkt ohne PA gespielt. Dazu hatten wir noch einen Monitor für die Sängerin.

Der Sound war von der Lautstärke her absolut erträglich und erstaunlich gut. Die Rückmeldungen aus dem Publikum waren durchgehend positiv.

Vielen Dank nochmals euch allen für die guten Tipps. Der Gig hat Spass gemacht und vor allem dank der Positionierung der Git-Amps war der Gesamtsound sehr gut, sowohl für die Zuhörer als auch für uns Musiker.
Thumbs up fürs Musiker-Board!
 
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