Was Du beschreibst ist eigentlich eher kein "Keyboarder"- sondern mehr ein Band-Problem, weil die Ursache für undifferenzierte sounds im Bandgefüge in den meisten Fällen auf das Arrangement zurückzuführen.
Ich sehe das weniger als eine Anpassung des Equalizers, sondern mehr in dem Bewegen in bestimmten Lagen. Das Zusammenspiel kann man nur schwer auf Frequenzen analysieren. Ein eingestrichenes A (a1) ist zwar üblicherweise auf 440Hz geeicht, und diesen Ton kann so ziemliches jedes Instrument wiedergeben, aber Du hast einen Riesenanteil an Obertönen, also Frequenzen, die genauso drumherum tönen. Außerdem spielt man in der Regel weniger einen Ton, sondern Akkorde, und bewegt sich in einem bestimmten Tonbereich.
Wenn Du nun ein Instrument vom anderen absetzen willst, ist entscheidend, dass man beim Arrangieren der Songs darauf achtet, die entsprechenden Überlappungen zu vermeiden.
In der Regel wirst Du weniger Probleme mit dem Drumset haben, auch mit dem Bass kollidieren die wenigsten Instrumente, da sie sich von Haus aus in einer höheren Lage bewegen. Ein vernünftiges Abmischen von Bass und Bassdrum ist immer eine Herausforderung für den Mischer. Gute können's. Aber das ist hier ja weniger Thema.
Als Keyboarder kommst Du Dir am ehesten mit der Gitarre in's Gehege. Schau Dir einfach mal das Frequenzspektrum einer Gitarre an. Da gibt's eine schöne Ausarbeitung >
hier<, die das gut beschreibt. Da sieht man auch, dass ein einzelner Ton aus mehreren Frequenzpeaks besteht. Wenn Du jetzt den EQ ansetzt, würdest Du zwangsweise den Klang verändern, was sicherlich nicht gewünscht ist. Beim Keyboard macht das noch weniger Sinn. Gut programmierte Sounds sollten den Sound bei linearer Klangwiedergabe, also ohne irgendwelche EQ-Korrekturen, weder am Keyboard noch am Pult, wiedergeben. Viele Keyboarder machen den Fehler, dass sie ihre Sounds zu "fett" programmieren, was leider oft schon bei den Werkspresets zu beobachten ist. Auch übertreiben viele mit den Effektanteilen, was dann alleine gespielt subjektiv "besser" klingt, aber im Band-Mix kontraproduktiv ist, weil diese dann nicht mehr differenziert kommen. BTW: Das können Gitarristen auch gut!
Wenn irgendetwas im Bantkontext matscht, wäre mein erster Ansatz, zu schauen, ob irgendwelche Instrumente in der selben Lage spielen, und dann der eine oder andere, je nachdem, wo es am besten möglich ist, sein spiel eine Oktave nach oben oder unten verlagert. Das mag anfangs ungewohnt sein, war es für mich auch, als ich meine Orgel testweise eine Oktave höher gespielt habe, als zuvor, musste aber einsehen, dass es im Bandkontext deutlich besser kam, weil sie eine Oktave tiefer mit der Gitarre kollidierte.
Anderes Beispiel: Wenn die Gitarre von Rhythmus auf Solo wechselt, solltest Du als Keyboarder drauf achten, mehr die Lücke zu füllen, wo er vorher Rhythmus gespielt hat, und vor allem vermeiden, in der selben Lage zu spielen, wo die Gitarre soliert.
Desweiteren ist das auch immer ein Problem mit dem Programmieren von Sounds, wie ich oben schon geschrieben habe. Üblicherweise machst Du das zu Hause ohne die Band, hast evtl. einen Kopfhörer oder kleine Studiomonitore, die anders klingen als eine PA. Man neigt schnell dazu, zu "fett" zu programmieren, zu viel Bässe, zu viele Effekte, weil das alleine gespielt sonst zu dröge klingt. Wir hatten auch schon viele Diskussionen über Sounds, wo wir über die Balance zwischen Authentizität und Band-Durchsetzungsfähigkeit diskutiert haben. Ein Piano mit Gigabytes an Grundsamples, Stringresonanz und anderen Features, klingt alleine gespielt super, sogar über eine PA. Sobald die Band dazu spielt, hört man eh nichts mehr davon. Sehr typisch sind die Kurzweil Pianos, die deutlich weniger Sample-Platz nutzen, alleine gespielt sogar die Loops beim ausklingen erkennen lassen. Für Recordings würde man die eher weniger verwenden. Aber live sind sie ohne Frage sehr durchsetzungsfähig.
Oder schau dir einen Brass-Sound an: Die durchsetzungsfähigsten Brass-Sounds bestehen aus einem Mix aus authentischen Sounds mit einem mehr oder weniger großen Anteil an Synthetischen Brass-Sounds. EQ braucht man dazu nicht. In dem Moment, wo du den EQ bemühst, läufst Du eher in Gefahr, dass Dein Sound matscht und unnätürlich klingt.