Live-Sounds Grundlagen gesucht

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ab_keyboards
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Hallo,

ich weiß, über das Thema "Anpassung von Keyboard-Sounds im Band-Kontext" wurden schon ettliche Diskussionen geführt. Diese will ich auch gar nicht wieder aufrollen.

Stattdessen suche ich Hilfe (Ansprechpartner, Literatur, Links) zu Grundlagen-Themen wie "in welchem Frequenzspektrum spielen Gitarren", "welche Frequenzen belegt der Gesang", was sind "Tiefen", "mittlere Höhen" usw in diesem Zusammenhang. Ich hab Equalizer in meinen Keys, fühle mich aber unsicher in welchen Frequenzen ich die einsetzen soll. um die Keys von den anderen abzusetzen.

Kann mir da jemand weiter helfen?
Danke im Voraus.
 
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Was Du beschreibst ist eigentlich eher kein "Keyboarder"- sondern mehr ein Band-Problem, weil die Ursache für undifferenzierte sounds im Bandgefüge in den meisten Fällen auf das Arrangement zurückzuführen.
Ich sehe das weniger als eine Anpassung des Equalizers, sondern mehr in dem Bewegen in bestimmten Lagen. Das Zusammenspiel kann man nur schwer auf Frequenzen analysieren. Ein eingestrichenes A (a1) ist zwar üblicherweise auf 440Hz geeicht, und diesen Ton kann so ziemliches jedes Instrument wiedergeben, aber Du hast einen Riesenanteil an Obertönen, also Frequenzen, die genauso drumherum tönen. Außerdem spielt man in der Regel weniger einen Ton, sondern Akkorde, und bewegt sich in einem bestimmten Tonbereich.
Wenn Du nun ein Instrument vom anderen absetzen willst, ist entscheidend, dass man beim Arrangieren der Songs darauf achtet, die entsprechenden Überlappungen zu vermeiden.
In der Regel wirst Du weniger Probleme mit dem Drumset haben, auch mit dem Bass kollidieren die wenigsten Instrumente, da sie sich von Haus aus in einer höheren Lage bewegen. Ein vernünftiges Abmischen von Bass und Bassdrum ist immer eine Herausforderung für den Mischer. Gute können's. Aber das ist hier ja weniger Thema.
Als Keyboarder kommst Du Dir am ehesten mit der Gitarre in's Gehege. Schau Dir einfach mal das Frequenzspektrum einer Gitarre an. Da gibt's eine schöne Ausarbeitung >hier<, die das gut beschreibt. Da sieht man auch, dass ein einzelner Ton aus mehreren Frequenzpeaks besteht. Wenn Du jetzt den EQ ansetzt, würdest Du zwangsweise den Klang verändern, was sicherlich nicht gewünscht ist. Beim Keyboard macht das noch weniger Sinn. Gut programmierte Sounds sollten den Sound bei linearer Klangwiedergabe, also ohne irgendwelche EQ-Korrekturen, weder am Keyboard noch am Pult, wiedergeben. Viele Keyboarder machen den Fehler, dass sie ihre Sounds zu "fett" programmieren, was leider oft schon bei den Werkspresets zu beobachten ist. Auch übertreiben viele mit den Effektanteilen, was dann alleine gespielt subjektiv "besser" klingt, aber im Band-Mix kontraproduktiv ist, weil diese dann nicht mehr differenziert kommen. BTW: Das können Gitarristen auch gut!
Wenn irgendetwas im Bantkontext matscht, wäre mein erster Ansatz, zu schauen, ob irgendwelche Instrumente in der selben Lage spielen, und dann der eine oder andere, je nachdem, wo es am besten möglich ist, sein spiel eine Oktave nach oben oder unten verlagert. Das mag anfangs ungewohnt sein, war es für mich auch, als ich meine Orgel testweise eine Oktave höher gespielt habe, als zuvor, musste aber einsehen, dass es im Bandkontext deutlich besser kam, weil sie eine Oktave tiefer mit der Gitarre kollidierte.
Anderes Beispiel: Wenn die Gitarre von Rhythmus auf Solo wechselt, solltest Du als Keyboarder drauf achten, mehr die Lücke zu füllen, wo er vorher Rhythmus gespielt hat, und vor allem vermeiden, in der selben Lage zu spielen, wo die Gitarre soliert.

Desweiteren ist das auch immer ein Problem mit dem Programmieren von Sounds, wie ich oben schon geschrieben habe. Üblicherweise machst Du das zu Hause ohne die Band, hast evtl. einen Kopfhörer oder kleine Studiomonitore, die anders klingen als eine PA. Man neigt schnell dazu, zu "fett" zu programmieren, zu viel Bässe, zu viele Effekte, weil das alleine gespielt sonst zu dröge klingt. Wir hatten auch schon viele Diskussionen über Sounds, wo wir über die Balance zwischen Authentizität und Band-Durchsetzungsfähigkeit diskutiert haben. Ein Piano mit Gigabytes an Grundsamples, Stringresonanz und anderen Features, klingt alleine gespielt super, sogar über eine PA. Sobald die Band dazu spielt, hört man eh nichts mehr davon. Sehr typisch sind die Kurzweil Pianos, die deutlich weniger Sample-Platz nutzen, alleine gespielt sogar die Loops beim ausklingen erkennen lassen. Für Recordings würde man die eher weniger verwenden. Aber live sind sie ohne Frage sehr durchsetzungsfähig.
Oder schau dir einen Brass-Sound an: Die durchsetzungsfähigsten Brass-Sounds bestehen aus einem Mix aus authentischen Sounds mit einem mehr oder weniger großen Anteil an Synthetischen Brass-Sounds. EQ braucht man dazu nicht. In dem Moment, wo du den EQ bemühst, läufst Du eher in Gefahr, dass Dein Sound matscht und unnätürlich klingt.
 
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das was rollo schreibt ist alles in meinen augen richtig
...den eq hier ganz und gar abzuschreiben halte ich nicht für sinnvoll

ich nutze den eq bspw oft um höhen zu entschärfen, die auf einer pa bei entsprechender lautstärke aus psychoakustischen gründen schnell sehr unangenehm werden können
das gleiche mache ich im tiefbassbereich
oft auch im bereich der hohen mitten eine anhebung
für dich alleine verfremdet das natürlich den klang..allerdings ist es meiner erfahrung nach so, dass auch ein für sich alleine sehr verfremdeter klang im kontext plötzlich ausgewogen und gut klingt.
das wie schon erwähnte viel zu drahtige piano bspw klingt im kontext dadurch satt und ausgewogen, weil die unterbetonten frequenzen von anderen instrumenten ausgefüllt werden und somit zu einem teil des klangs werden
 
... und da waren sie wieder die Begriffe "Höhen", "Tiefbass", "Hohe Mitten". Welche Frequenzen meinst Du? D.h. welche Werte kann ich am EQ einstellen (natürlich werden die Frequenzen nur vorsichtig abgesenkt bzw. angehoben)?

@dr_Rollo: Das mit dem Spiel eine Oktave verschieben probier ich mal aus, hört sich gut an.

Ansonsten bin ich so weit wie vorher: Ich muss die anderen (insbes. Gitarren) davon überzeugen, dass wir alle am Sound beteiligt sind.
 
Man kann das alles halt auch nicht pauschalisieren. Mal spielt die Gitarre recht tiefe Akkorde, das Keyboard spielt höher. Dann ist es mal wieder andersherum. Dann kommt noch Gesang dazu und es wird noch schwieriger.

Zu Höhen, tiefe Mitten etc. gibt es auch keine eindeutigen Definitionen, soweit ich weiß. Nur aufgrund der Frequenzzahlen am EQ zu drehen bringt auch höchstwahrscheinlich nichts außer einer Verschlechterung. Vielleicht ein paar Anhaltspunkte:

- unter 80Hz kannste ruhig alles wegschneiden, wenn du grad nichts alleine spielst, bei dem die Frequenzen nötig sind
- um 2 bis 4 KHz sind einige Frequenzen, die helfen, dass man sich selbst ganz gut raushört. Allerdings kommst du hier sehr stark mit Gitarre und Gesang in Konflikt. Zu viel kann allerdings auch gerne mal aufdringlich klingen

Setzt euch in der Probe einfach mal mit einem Lied zusammen und schaut mal, wer was so spielt. Falls 3 Instrumente (inkl Vocals) in derselben Oktave in etwa spielen, solltet ihr lieber etwas ändern, es sei denn ihr wollt das ausdrücklich so. Dann müssen die Sounds allerdings noch mehr angepasst werden.
 
Ich gehe da auch mit Roon konform, wollte dem EQ auch nicht seine Daseinsberechtigung nehmen. Ich bin halt nachwievor der Meinung, dass jeder Eingriff am EQ einem Sound eher schadet, der von Haus aus - gerade bei Keyboards - so programmiert ist, dass er linear optimal klingen sollte. Was Roon beschreibt ist daher weniger kritisch, weil er nicht mittendrin was verändert, sondern lediglich, wie Goti auch schreibt, Frequenzen oben und/oder untenrum absenkt, die alleine gespielt den Sound voll machen, im Bandgefüge aber eher mit anderen Instrumenten kollidiert (wie z.B. tiefe Bässe, unterhalb 80Hz, wo auch der Hochpassfilter, oder auch oft low-cut bezeichnet, am Pult schon reicht, wenn man den drückt) oder im oberen Bereich, wo Hochtöner (je nach Anlage) die Sounds gerne mal zu spitz rüberbringen. Das sind halt beides Frequenzbereiche, die als Obertöne beim sound mit schwingen, aber für den Grundsound nicht essentiell benötigt werden, und ihn nicht sonderlich beeinträchtigen, wenn man sie abschneidet.

Genauere Definitionen, wo man den Frequenzbereich von low-mid oder high-mid bezeichnet, muss man weniger beim Keyboard kennen, sondern mehr, wenn es beim Soundcheck um die Einstellungen der Vocal-Mikros oder bei der Drumset-Abnahme geht. Im Prinzip gibt es wohl auch keine verbindliche Definition, wo der low-mid oder high-mid Bereich anfängt und/oder auffhört. Daher haben sich auch die zwei parametrischen Mitten bei Pulten durchgesetzt, wo man den Regelpunkt von low-mid und high-mid Bereich in einem breiten Bereich einstellen kann. Bei einer Bassdrumabnahme würde man für einen trockeneren Ton eher low-mid bei 300-500 Hz reduzieren, bei den Vocals würdest Du eher in einem abweichenden Bereich nachregeln (immer abhängig von der Stimme). Für eine bessere Sprachverständlichkeit der Vocals hebt man gerne die hohen Mitten zwischen 1,5 und 2,5kHz an, auch hier wieder abhängig von der Stimme, und natürlich auch vom Mikrofon. Genauso sind die Bereiche der low-mid und high-mid Regler bei einem Gitarren- und einem Bassamp (soweit sie über solche verfügen) auch wieder unterschiedlich festgelegt. Ich will damit sagen, dass es eigentlich keine pauschalen Aussagen geben kann.
 

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