(Motivations-)Hilfen im fortgeschritteneren Bereich

Reapy
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Hallo :)

ich bin ja jetzt schon seit geraumer Zeit dabei, seit ca. zehn Jahren spiele ich akustische Gitarre und vor sechs oder sieben Jahren habe ich mit der elektrischen angefangen.
Ich hab anfangs auf der elektrischen, wie ich meine, sehr schnelle Fortschritte gemacht. Hatte Unterricht und habe mit meinem Lehrer die Bücher von Troy Stetina durchgenommen (der Name ist mir entfallen? Auf jeden Fall waren es glaube ich zwei Bücher, auf Solieren und Improvisieren ausgelegt).
Das ganze ging wirklich schnell und ich konnte schon die ersten Soli spielen, ich habe viel leichteres Rhythmuszeug gemacht wie z.B. Seek & Destroy oder auch Symphony of Destruction. Hat alles natürlich super viel Spaß gemacht, schließlich waren solche Lieder seit meiner Kindheit sowas wie ein Traum, wir haben ja schließlich alle davon geträumt, kleine Rockstars zu werden ;)

Auf der akustischen habe ich nie viel gemacht. Bis ich mit der elektrischen angefangen habe, hab ich nie viel geübt. Als die elektrische dann da war, ist die akustische natürlich erstmal verstaubt. Heute ist das anders, ich spiele beides gerne, aber ich hab auf der akustischen echt etwas Nachholbedarf. Aber das ist ein anderes Thema und das kommt sowieso von alleine beim Spielen, da ich das "Grundsätzliche" auf der akustischen soweit Alles kann.

Irgendwann hatte ich dann die Motivation etwas verloren und der Griff zur (E)Gitarre erfolgte nicht mehr mehrmals täglich, sondern irgendwann nur noch alle paar Tage. Ich habe dann auch meinen Unterricht beendet, da ich keine Lust mehr zum Üben hatte und auch keine Fortschritte gesehen habe. Dafür musste ich dann nicht jeden Monat Geld bezahlen. Soweit so gut, ich denke an diesen Punkt kommen die Meisten früher oder später.

Ich hab dann auch nicht mehr richtig geübt, das beschränkte sich immer nur noch auf das Klimpern von dem, was man sowieso schon konnte. Und dann ging das ganze so weit, dass ich nicht mal mehr komplette Lieder anfing zu spielen, sondern mir nur das raus pickte, was mir gefiel. So kann ich von verschiedenen Songs dann eben nur Intro, oder Riff X oder Lick Y. Das hatte in dem Moment zwar Spaß gemacht, aber letztendlich war das der Motivation überhaupt nicht zuträglich, da man keinen kompletten Song mal eben mitspielen konnte.
Irgendwann war ich dann so weit, dass ich mir neue Songs angeschaut hab, und oftmals schon gesagt habe "ne, zu schwer, das lässte mal lieber". Dann hab ich, wenn ich überhaupt neue Sachen anfing, nur noch leichte Sachen gespielt. Sachen, die man nach zehn Minuten eben kann.

Ich habe dann meine Band kennen gelernt, mein seit langem schon bester Freund spielte da Schlagzeug und meinte "komm doch einfach mal mit zur Probe".
Nach einigem Hin-und-Her, da mein Selbstvertrauen als Gitarrist doch sehr eingetreten war, ging ich dann doch hin. Und das war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Zwar bin ich spieltechnisch immernoch nicht viel weiter als davor (glaube ich zumindest) aber offenbar sieht man das auch selbst immer so eng. Denn unser zweiter Gitarrist, der meiner Meinung nach richtig klasse ist, meint immer, er will auch gerne so spielen können wie ich. Auch wenn ich anderer Meinung bin und gerne spielen könnte wie er^^

Man muss sich selbst immer wieder vor Augen halten, was man kann und was nicht. Ich habe mir lange Zeit immer gesagt, ich kann nicht spielen. Nicht aus Bescheidenheit (selbst dann sollte man das nicht tun), sondern weil ich wirklich der Meinung war. Aber das hilft nicht, im Gegenteil, es hindert. Man muss sich immer bewusst sein, dass es Dinge gibt, die man vielleicht besser spielen kann als Andere und dass, wenn man Zeit investiert, immernoch Luft nach oben ist. Gerade bei Instrumenten ist wohl das Ende der Fahnenstange nie erreicht.

Letztens war ich mit meiner Freundin bei einem Bekannten, der ebenfalls spielt. Und der hat einfach wahnsinnig schnelle Licks rausgehauen. Da kommt dann direkt wieder dieses "Oh, sowas will ich auch können". Der Moment, in dem man am liebsten einfach sein gesamtes Equipment ins Feuer werfen würde.
Naja, im Auto dann mit meiner Freundin drüber gesprochen, die mir auch wieder ne enorme Motivationshilfe war/ist, und wir kamen dann zu dem Punkt: "Du spielst doch gut. Hör auf dich so schlecht zu machen. Das zieht dich runter. Außerdem ist das total unsexy". Da dachte ich mir "Mein Gott, die Frau hat recht!"
Anscheinend muss man sich selbst eben auch mal in den Arsch treten und was tun. Statt zu heulen, dass ich X oder Y nicht spielen kann, versuche ich jetzt die Zeit, die ich zum jammern aufgewendet habe, ins Üben zu investieren. Das fällt nicht immer leicht. Vor allem nicht, wenn man mal keine Lust hat.
Aber das Wichtigste ist einmal wieder die Erkenntnis: Tut man nix, kommt auch nix.
Sicher ist es sinnlos, die Gitarre in die Hand zu nehmen, wenn man mal absolut keine Lust hat. Ist ja auch mal normal. Aber man sollte sich auch mal Gedanken drüber machen, was man spielen könnte um weiterzukommen. Ich setzt mich mittlerweile auch wieder öfter hin und sag "ich probier jetzt mal eben Lied XY, auch wenn es das letzte mal ne Katastrophe war". Dieses bewusste Anfangen, auch wenns schwer fällt, das ist der Schritt in die richtige Richtung, den zumindest ich mal wieder bitter nötig hatte. Statt mir Sachen anzuhören, die ich gerne spielen können würde, versuche ich jetzt selbst neue, schwiere Sachen, einfach eben um weiterzukommen.

Das heißt nicht, dass man bis aufs Blut üben soll. Im Gegenteil, klappt was nicht und man hat keinen Nerv oder Lust mehr, die Gitarre lieber mal wegstellen. Dann gehts eben grade nicht. Aber in der Zeit kann sich Gelerntes eben auch setzen.
Meine Devise momentan ist: "Üben (auch wenns mal etwas schwerer fällt) statt jammern". Nur so komme ich weiter.

So, wieso hab ich das jetzt geschrieben? Ehrlich gesagt hab ich keine Ahnung :D
Aber vielleicht ist mir das hier ja selbst eine Motivation?
Würde mich über Meinungen und eure Vorgehensweisen beim Motivieren/Üben sehr freuen! Vielleicht ist der Thread ja dem ein oder anderen, dem es ähnlich geht wie mir (und davon gibts sicher ein paar) eine Hilfe :)

Gruß,
Daniel
 
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Ich finde dass dieses Video von Steve Vai sehr gut dazu passt. Zumindest motiviert es mich immer wieder sehr :)
Auf jeden Fall Glückwunsch zu deiner neu gewonnenen Motivation. Wenn du soweit bist dass andere (Band-)Musiker zu deinen Fähigkeiten aufschauen, dann kann es so schlecht nicht sein ;)

 
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Ich setzt mich mittlerweile auch wieder öfter hin und sag "ich probier jetzt mal eben Lied XY, auch wenn es das letzte mal ne Katastrophe war".

Über diesen Satz bin ich gestolpert. Ich übe Sachen konkret nicht "trotzdem" sie letztes Mal nicht gut waren, sondern gerade "weil" sie nicht so gut waren. Das ist ein gravierender Unterschied in der Einstellung und dem Motivationsanlass.

Am schwierigsten zu erkennen sind natürlich die realistischen Möglichkeiten - sowohl die aktuellen als auch die mittelfristigen. Also das richtige Maß zwischen Unter- und Überforderung zu finden. Heißt: Bei der einen Sache hart am Ball bleiben, die andere wegen dauernder Frustgefahr erstmal tiefer hängen.

Nicht nur beim Instrument auch bei allen anderen Kenntnissen und Fähigkeiten im Leben muss man immer wieder sortieren:

1. Was sind meine Stärken? = Was entspricht meinem Naturell und was kann ich da vom Guten noch weiter ausbauen?

2. Was sind meine Schwächen? = Was liegt mir im Grunde, aber könnte ich besser, wenn ich mehr dafür tun würde?

3. Was sind meine Nicht-Stärken? = Dinge nicht weiter verfolgen, die einem überhaupt nicht liegen und zu nichts führen als zur Depression (z.B. nicht unbedingt Shredden lernen wollen, wenn der Kopf völlig anders tickt - nicht Handelsvertreter werden, wenn man von Natur aus eher kontaktscheu und wortkarg ist und nicht Chirurg, wenn man kein Blut sehen kann... ;))
 
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Auf jeden Fall Glückwunsch zu deiner neu gewonnenen Motivation. Wenn du soweit bist dass andere (Band-)Musiker zu deinen Fähigkeiten aufschauen, dann kann es so schlecht nicht sein ;)

Ja den Glückwunsch kann ich auch nur unterstützen !!

Allerdings sollte deine Motivation mMn nicht aus dem Wunsch heraus, das andere zu deinen
Fähigkeiten aufschauen kommen. Kann man zwar machen, aber das birgt eben auch großes
Frustpotential. Wenn du z.B. deine eigenen Ansprüche nicht erreichen kannst (oder zu hoch
angesetzt hattest) oder du niemand findest der zu deinen Fähigkeiten aufschauen möchte ......

Langfristig gesünder ist es mMn eben, wenn die Motiviation aus der Musik selbst, aus
der Leidenschaft am Musizieren mit anderen, am weiterentwickeln des ZUSAMMENSPIELS
und ähnlicher Fähigkeiten kommt.
 
Ich hab dann auch nicht mehr richtig geübt, das beschränkte sich immer nur noch auf das Klimpern von dem, was man sowieso schon konnte. Und dann ging das ganze so weit, dass ich nicht mal mehr komplette Lieder anfing zu spielen, sondern mir nur das raus pickte, was mir gefiel. So kann ich von verschiedenen Songs dann eben nur Intro, oder Riff X oder Lick Y. Das hatte in dem Moment zwar Spaß gemacht, aber letztendlich war das der Motivation überhaupt nicht zuträglich, da man keinen kompletten Song mal eben mitspielen konnte.
Irgendwann war ich dann so weit, dass ich mir neue Songs angeschaut hab, und oftmals schon gesagt habe "ne, zu schwer, das lässte mal lieber". Dann hab ich, wenn ich überhaupt neue Sachen anfing, nur noch leichte Sachen gespielt. Sachen, die man nach zehn Minuten eben kann.

Das kann ich sofort so bei mir auch unterschreiben. Nur ich habe mir die Lieder nichtmal angeschaut, sondern nach reinen Gefühl beim hinhören schon entschieden. Ich habe auch nur das geklimpert, was ich konnte und sobald ich ein Lied gehört habe und gedacht habe "boah das hört sich sehr geil, das will ich sofort so auch können, aber nee lass es lieber, das kriegst du so bestimmt nicht hin, da wird Sweepen, oder Tappen oder sonst was angewendet. das konntest du nie so richtig" also die Sache wieder verworfen. Letztens dann doch ein Tab rausgeholt und Schwupps, nach 10 Minuten üben doch hinbekommen, zwar nicht 100% sauber, aber doch viel besser als erwartet. Seitdem übe ich auch wieder mehr.

Als ich mir Recording angefangen habe, habe ich nur eigenes Geklimper aufgenommen. Zwar grauenhafter Qualität aber für mich hat es vollkommen gereicht. Mein Bruder wollte dann irgendwann dass ich in seiner Band als Gitarrist anfange und nebenbei den Tonmann für die mache. Also habe ich langsam geschaut, wie ich eine bessere Qualität in meine Aufnahmen bekomme. Als wir dann die EP aufgenommen haben, wollte am Ende ein kleines Tonstudio meine Arbeit kostenlos mastern um es als Referenzarbeit auf der eigenen Webseite zu veröffentlichen.

Ich glaube als fortgeschrittener muss man entweder zufällig über ein Lied stolpern, das für die Person selbst zum "Meilenstein" wird, oder eine Person oder Grund haben die einen vorantreibt. Nur so wird man besser.
 
Vielleicht sollte man einfach mal aufhören Musik zu machen, um "gut" darin zu sein oder um "cool" zu sein, sondern um der Musik Willen. Wenn man Musik machen will, dann lernt man genau das, was man dazu braucht und nicht das, was andere da können oder beeindruckt.
Das nimmt viel unnötigen Druck heraus, der einen letztlich auch keinen cm weiter bringt.
 
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