Neuentwicklung Weltmeister (Erlkönig/Prototyp)

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Hallo zusammen,

vor einigen Jahren hatte ich bei @Balg auch die Ehre/ das Vergnügen, diesen Prototypen anzuspielen. Heute ist sicher noch einiges weiter daran verbessert. Es war aber im damaligen Zustand schon ein hervorragendes Instrument. Ich kann die in obigen Beiträgen beschriebenen Eigenschaften dieses Prototypen nur unterstreichen.

Durch meinen kürzlichen Besuch in Klingenthal bin ich erneut auf die Realität bei Weltmeister hingewiesen worden. Aus eigener Geschäftstätigkeit kann dieses Unternehmen mit seinen etwa 50 Mitarbeitern, 80 wenn man teilzeitarbeitende Rentner mitzählt, keine schwarzen Zahlen erwirtschaften. Das Unternehmen hängt am Fördertropf des Freistaats Sachsen. Bei Weltmeister wird mit der Vor-Wende-Technologie und den entsprechenden Arbeitsabläufen produziert. Wenn in der momentanen Fertigung bei Weltmeister eine größere der betagten Maschinen ausfällt, dann ist das vermutlich das bittere Ende der Akkordeon-Serienproduktion in Klingenthal. Ohne einen finanzkräftigen Investor, den es nicht gibt, ist es Träumerei zu hoffen, dass Weltmeister seine Produktionsprozesse modernisiert und den @balgschen Prototypen zumindest als Edelserie Designed and Made in Germany realisiert.

So wie ich @Balg kennengelernt habe, bin ich sicher, dass er in jüngeren Jahren eine eigene Produktion für sein Edelinstrument hochgezogen hätte. Dann hätten die Spitzeninstrumente von Beltuna, Hohner, Victoria usw. ernstzunehmende Konkurrenz bekommen. In meinem sicher unmaßgeblichen Dafürhalten wird es bei dem Prototypen bleiben, was ich sehr bedaure. Immerhin hat @Balg ein Meisterwerk geschaffen, an dem künftige Akkordeonbauer-Generationen studieren können, wie sich der Akkordeonbau weiter entwickeln könnte. Bleibt nur zu hoffen, dass @Balg für dieses Instrument einmal einen angemessenen Verbleib findet.

Ich freue mich über die Entwicklungsarbeit von @Balg und gebe zu bedenken, dass auch das Klavier, um nur ein Instrument zu nennen, mehrere hundert Jahre Entwicklung gebraucht hat, um zu der heutigen Ausprägung zu finden.

Viele Grüße
morino47
 
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Liebe an der Weiterentwicklung des Akkordeons Interessierte,

Leider muss ich mittlerweile das von morino47 Besagte bestätigen. Anders als in den vollmundigen Ankündigungen in der Presse und auch im letzten Film ist ein neues Akkordeon aus Klingenthal wohl nicht zu erwarten. Bei meinem Besuch bei Weltmeister Anfang Mai durfte ich den Erlkönig 2 noch bewundern, seit dem ist aber Ruhe eingekehrt. Ich konnte zwar zwischendurch noch einmal mit dem Geschäftsführer Herrn Meltke sprechen, aber eine wirkliche inhaltliche Auskunft habe ich nicht erhalten. Meine erneute Anfrage per E-mail blieb unbeantwortet. Ich habe auch mit Manfred Neumann ("balg") - dem Entwickler des Akkordeons - mehrfach gesprochen. Auch er ist ratlos und extrem ernüchtert.

Schade, schade, es hätte eine tolle Geschichte Made in Germany werden können. Aber oft dauert es eben länger als man erwartet und erhofft und findet dann plötzlich ganz woanders statt.

Nächste Woche bin ich in Castelfidardo und sehr gespannt, was ich dort erleben werde. Bisher habe ich Termine bei Pigini und Bugari. Mengascini und Scandalli habe ich angefragt.

Herzliche Grüsse.

Versteher.
 
Bisher habe ich Termine bei Pigini und Bugari. Mengascini und Scandalli habe ich angefragt.

Besuche lassen sich sicher auch vor Ort von Tag zu Tag vereinbaren. Besichtigungen bei Beltuna und Brandoni sind aufschlussreich. Zu Victoria willst Du eingedenk Deiner hier ausgebreiteten Liebesbeziehung wahrscheinlich nicht hingehen.

Die Gegend bei Castelfidardo, die Marken, ist allemal eine Reise wert, insbesondere für einen Kultur-interessierten Reisenden. Ich bin gespannt auf Deinen Bericht hier im Forum im Nachgang zu Deiner Reise.

Gute Reise

morino47
 
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V
  • Gelöscht von Wil_Riker
  • Grund: Crosspost
wer an dem thema weiterentwicklung der weltmeister-instrumente interressiert ist, den verweise ich auf den neuen filn über weltmeister im "sammelthread-fernseh-radiosendungen-und-kino-filme-zum-thema-akkordeon" in der plaudeecke. leider wurde hier mein direkter hinweis von der moderation wieder herausgenommen, da keine "crosspostings" erlaubt sind.
in dem 10-minuten film erläutert der geschäftsführer herr meltke, dass sich weltmeister nunmehr auf digitale produktionstechniken in zusammenarbeit mit der htwk leipzig fokussiert hat. die klanglichen verbesserungen, die mit dem angekündigten produktionsstart vor einem jahr verbunden waren, sind offensichtlch keine thema mehr. meine vermutungen hier im thread scheinen sich leider zu bestätigen. immer noch schade. vielleicht gibt es doch noch ein wunder?
 
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Digitale Produktionstechniken könnten wirtschaftlich hilfreich sein klangliche und technische Verbesserungen dann leichter an den Start zu bringen.
 
danke an den spieler markus singer und danke an morigol fürs einstellen. ich hatte ja schon das vergnügen anfang mai 2021 bei meinem besuch bei der firma weltmeister die neuentwicklung von manfred neumann (@Balg) zu hören und in augenschein zu nehmen und fand es dann sehr bedauerlich, dass weltmeister die klangliche weiterentwicklung offensichtlich aufgegeben hat. leider ist die qualität der aufnahmen bei youtube - zumindest für mein equipment - nicht ganz so überzeugend (insbesondere die bassseite), aber was man bei den aufnahmen sehr gut wahrnehmen kann, ist die unglaublich leichte ansprache des instrumentes. ich würde mich natürlich auch über eine persönliche einschätzung zum instrument von markus singer freuen.

versteher
 
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ja, über die PC Lautsprecher, und noch schlimmer über Laptops ist das ziemlich doof.

Bei mir habe den PC an die Stereoanlage angeschlossen da wird's dann erheblich besser.

Da ist dann der begrenzende Faktor Die Aufnahme, die mit einem Tablet gemacht wurde.
 
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….. mein Erlebnisbericht zur Manfreds Neuentwicklung (Prototyp 1)…..

nachdem wir es aus den verschiedensten Gründen immer wieder verschieben mussten, hatte ich am letzten Wochenende die Gelegenheit Manfred Neumann in Pirmasens zu besuchen um den ersten Prototypen seiner Akkordeonneuentwicklung zu begutachten und auch anzuspielen. Da es fast 400 km von München nach Pirmasens sind fuhr ich früh los und kam so gegen 10 Uhr vormittags bei Manfred an. Wir hatten uns schon seit 8 Jahren nicht mehr gesehen und ich war sehr erfreut die Neumanns bei guter Gesundheit und Stimmung anzutreffen. Nach ein paar Tassen Kaffee gingen wir ins Wohnzimmer wo das Objekt der Begierde am Boden stand. Klassisch schwarz, Perlmutt-Tastatur, weiße Bassknöpfe, schlichtes aber elegantes Verdeck – nicht verschnörkelt, und schwarzer Balg.

Was sofort auffällt ist das abgerundete, weibliche Design, keine Ecken, keine Kanten … nicht so wie manch eckig designter Kasten mit Tastatur und Bassknöpfen der die Bezeichnung Akkordeon nicht verdient. Akkordeon hat etwas mit Ästhetik zu tun, es ist nicht nur der Ton, sondern auch das äußere Erscheinungsbild, die Formgebung und die Haptik. Und dabei ist Manfred ein Meisterstück gelungen. Wenn man das Akkordeon anfasst spürt man die Wärme und Anziehungskraft des Instruments. Der Holzkörper des Akkordeons ist perfekt lackiert und fasst sich gut an; die Materialwahl für die Tasten und die Dicke des Tastenbelags auf der Holztastatur ist für höchste Spielansprüche gewählt. Dazu kommt das Manfred jeweils für die schwarzen und weißen Tasten eine eigene Achse spendiert hat und somit die Tastaturübersetzung optimal eingestellt werden kann. Manfred hat sich an einem alten amerikanischen Design von Excelsior orientiert und ebenfalls die Stimmstöcke jeweils nach schwarzen und weißen Tasten bestückt. Schon vor dem ersten gespielten Ton merkt man, dass hier keine vorgefertigten Standardbauteile verwendet werden und keinerlei Kompromisse eingegangen wurden. Die Tastatur ist so wie sie sein sollte und man sie nur von den Spitzeninstrumenten italienischer Bauart aus den 50er Jahren kennt. Wer eine Super VI Serie L oder M schon mal spielen durfte, weiß wie hoch die Messlatte hier liegt.

Vor dem ersten Ton haben wir natürlich das Instrument aufgemacht und Manfred hat mir die Stimmstöcke im Diskant und Bass gezeigt. Die Stimmstöcke im Diskant sind neue Entwicklungen und auf Ansprache optimiert. Das Geheimnis liegt an der auf Resonanz getrimmten Kanzelle. Die Kanzelle wird nicht nur dazu verwendet die Luft an die Stimmzunge zu führen sondern arbeitet zugleich als akustischer Resonator was sich äußerst positiv auf die Ansprache und den Luftverbrauch auswirkt.

Im Diskant hat Manfred eine klassische Bestückung gewählt; 16‘‘ und 8‘‘ im Cassotto und 8‘‘ und 4‘‘ in der Planfüllung. Der Bass ist 4 chörig. Für die Stimmplatten lässt sich Manfred mit Einzelteilen von der Firma Harmonikas beliefern. Die von Manfred egalisierten Stimmzungen werden dabei nicht auf den Stimmplattenkörper genietet sondern geschraubt, was eine Optimierung des Spaltmaßes auch nachträglich erlaubt. Ein sehr ausgeklügeltes und auf optimale Tonleistung ausgelegtes Fertigungsverfahren das sich in einer überragenden Tonansprache und Gleichmäßigkeit beim Spiel auswirkt.

Nachdem mir Manfred das wie, das was und das warum bei seinem Instrument erklärt hatte, wollte ich natürlich auch eine Spielerfahrung haben. Ich hatte Manfred versprochen ein kleines Video aufzuzeichnen um auch anderen über die bekannten Web-Portale eine Möglichkeit zu geben das Instrument kennen zu lernen.

Ja … wie spielt sich das Instrument…. ? Es ist eine kleine Eingewöhnung nötig! Bei normalem Spieldruck kommt einfach zuviel Ton raus und es ist viel zu laut. Man merkt es hinter dem Instrument aber natürlich noch mehr vor dem Instrument. Die Ansprache des Instruments ist außergewöhnlich, ebenso die Dynamik. Alle Töne kommen gleichmäßig und reagieren sofort von pianissimo bis fortissimo.

Was im Folgenden geschah ist mit den Videos festgehalten. Ich habe mich hingesetzt und ein paar Melodien gespielt, Weltmusik auf dem Akkordeon, quer Beet und so wie es mir gefällt. Tango, Bossa, Valse, etc. Natürlich ist das Mikrophon meines Tablets kein Studiomikrophon aber das braucht es ja eh nicht für ein Video auf Youtube wo zum Schluss alles stark komprimiert wird. Die Session dauerte so ca. 90 Minuten wobei ich ein Stück gespielt habe und wir uns danach kurz ausgetauscht hatten. Jedes Stück wurde nur einmal gespielt – die Videos sind also unplugged und nicht verfälscht.

Mein Fazit:

Das Instrument von Manfred ist seit ganz langer Zeit wieder ein wertiger und bemerkenswerter Beitrag zur Weiterentwicklung des Akkordeons. Im Gegensatz zur Weiterentwicklungen mit dem Ziel die Herstellungskosten zu reduzieren (so wie es meistens bei Neuentwicklungen der Fall ist) betritt Manfred neue Wege. Die Resonanzkanzellen sowie die Schraubverbindungstechnik bei den egalisierten Stimmplatten, die Zwei-Achsen Tastatur mit schwarz weiß Bestückung der Stimmstöcke zeigen die Richtung an wohin es gehen kann. Erfreulich war auch das geringe Gewicht des Akkordeons das einfach zum Spielen einlädt. Das Ergebnis der Entwicklung ist wirklich außergewöhnlich. Sehr gute Tonansprache, warmer Cassotto Ton und ungeahnte Reserven für dynamische Stücke wie es zum Beispiel ein Tango benötigt.

Ja es macht Spaß mit dem Instrument zu spielen – gerne wieder!!

Markus Singer
 
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Danke für Deine ausführlich Beschreibung !

Die Begeisterung für das Akkordeon ist Dir schon einmal anzumerken,
auch , wenn in der Tat die Aufnahmequalität uns nicht richtig mitnimmt .

Es ist schon erstaunlich , daß es einem nicht unbedingt Akkordeonaffinen Ingenieur gelingt, so ein Projekt in Vollendung durchzuziehen !
Man hätte ja vielleicht vermuten können , daß jemand mit Fachverstand und einem Blick von Aussen , Details, wie die Tonansprache und Dynamik , anders angeht,
als es traditionell und vielleicht etwas betriebsblind , immer schon hergestellt wird.
Unerwartet dann, daß auch auf solche Aspekte , wie die Haptik der Tastatur oder das Feeling für eine angenehme Formgebung auch gleichwertig mit in die Konstruktion einfließen !

Ich kenne jetzt die Vorverträge mit Weltmeister nicht,
kann aber nur offen , daß sich ein Hersteller findet , der den Mut hat , diese auf dem Silbertablett offerierte Vorleistung umzusetzen ?
Hoffentlich verschwindet dieser Erlkönig nicht in irgendwelchen Schubladen...
 
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Vielen Dank für die interessante Beschreibung. :keks:

Die von Manfred egalisierten Stimmzungen werden dabei nicht auf den Stimmplattenkörper genietet sondern geschraubt, was eine Optimierung des Spaltmaßes auch nachträglich erlaubt.

Wundert mich, warum das andere nicht machen.
Gibt's hier fachkundige Meinungen zu Vor- und Nachteilen (v.a. in Bezug auf die Haltbarkeit)?
 
Wundert mich, warum das andere nicht machen.
Das ist eine Preisfrage - diese Machart ist aufwändiger in der Herstellung. Und jede Minute die man bei der Stimmplattenherstellung länger braucht multipliziert sich bis zum Endverbraucher, weil jede Hand die dazwischen liegt einen Zuschlag draufschlägt. Und das sind Kosten, die man per se erstmal nicht sieht und auch erst hört, wenn das Endgerät ebenfalls entsprechend sauber gestimmt wurde.

Wenn da bloß irgendeiner dazwischen nicht mit der gleichen Genauigkeit arbeitet, dann ist der Mehreffekt weg... und aus es gibt im Bereich der Stimmer und Akkobauer nicht nur exquisite und fähige Macher wie Balg, sondern es gibt hier auch ganz normale einfache Facharbeiter...

Wäre das Instrument nun zur Supita III oder so geworden, so hätte Weltmeister hierzu entsprechend Personal schulen müssen um die Qualität bis zum Endgerät halten zu können. Und dann hätte man das Gerät auch entsprechend teurer verkaufen müssen, damit auch auf Herstellerseite noch was an Gewinn liegen bleibt. Und das kann ich mir vorstellen, ist bei der derzeitigen Lage von Weltmeister so im Moment nicht umsetzbar
 
Das ist eine Preisfrage - diese Machart ist aufwändiger in der Herstellung. Und jede Minute die man bei der Stimmplattenherstellung länger braucht multipliziert sich bis zum Endverbraucher, weil jede Hand die dazwischen liegt einen Zuschlag draufschlägt. ...
Bei preiswerten, maschinenvernieteten Stimmzungen ist das sicher der Grund.

Ich erinnerte mich beim Lesen aber auch an dein Posting, in dem auch von handvernieteten Stimmzungen die Rede ist. Hier dürfte doch Verschrauben auch nicht viel aufwändiger sein und die Wartung solch teurer Akkos möglich/einfacher machen (z.B. Flugrost entfernen).

Damals dachte ich: Soso, Vernieten also - wahrscheinlich lockern sich Schrauben bei all den Schwingungen. Aber anscheinend gehts mit Schraubensicherung (Vermutung) doch.

Bin nur interessierter Laie, daher all die Fragen.
 
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Das Schrauben der Zungen macht Titlbach auch, und zwar bei den Bayan-Stimmplatten. Siehe letztes Foto (mit Schraubenzieher):
https://www.harmonikas.cz/de/bayan-2#obsah

Andere Hersteller bieten das bei ihren Spitzeninstrumenten auch an, allerdings gegen einen gehörigen Aufpreis. Ist also alles nur eine Frage des Preises und wer ihn bezahlt. Sogesehen wäre der Erlkönig tatsächlich so etwas wie die Supita IV. Aktueller Preis der Supita III ist laut Weltmeister Web-Shop 13.765,- Euro. Zu diesem Preis musst du schon ein absolutes Spitzeninstrument anbieten, denn die Italiener machen das doch deutlich günstiger.
 
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Ich erinnerte mich beim Lesen aber auch an dein Posting, in dem auch von handvernieteten Stimmzungen die Rede ist. Hier dürfte doch Verschrauben auch nicht viel aufwändiger sein
doch, das ist schon mehr Aufwand. Darüberhinaus hat Balg ja nicht einfach bloß die Stimmplatten statt genietet geschraubt, sondern noch mehr daran optimiert, damit die auf dem jetzigen Niveau sind. Und das braucht dann schon Zeit und das geht dann in der gesamten Lieferkette ins Geld und potenziert sich.

Einer meiner Stimmer meines Vetrauens hat Jahr(zehnte) lang bei Hohner die Golas zusammengebaut und meinte, dass sämtliche Stimmplatten, bevor die in die Gola reinkommen (zumindest noch bis vor ein paar Jahren) angepasst und egalisiert wurden, wofür je nach Zustand des Ausgangsmaterial zwischen 20 und 40 Stunden veranschlagt wurde (und da waren die Stimmplatten aber ja eigentlich schon fertig gebaut vom Hersteller geliefert). Und da waren manche Arbeiten, die Balg noch weiter eingebracht hat noch gar nicht dabei!

... und 20 bis 40 Stunden mit dem Fabrikstundensatz den der Hersteller hierfür berechnet (bitte nicht mit dem Stundenlohn des Arbeiters verwechseln!!!) ... da kommt eine ganze Menge Geld zusammen.


Und auf dieHerstellung der Stimmzunge umgerechnet:

Wenn eine stinknormale Stimmplatte im Handel für den Endkunden für so ca. 7 bis 9 € angeboten wird, dann darf die beim Hersteller nicht mehr als ca. 50 bis 70 Cent kosten, sonst legt irgendwer in der Herstell- und Lieferkette gewaltig drauf! Da darf die Fertigung also nicht wirklich lange brauchen für so n Teil.

Und das gleiche gilt auch für hochwertige Stimmplatten . Wenn also für ne Spitzenstimmplatte nur angenommen statt 1 Minute 3 Minuten gebraucht wird, um die herzustellen, dann kostet die für den Endkunden nicht ca. 20€ pro Stück, sondern 60... und das bei teilweise über 300 Stimmplatten pro Instrument... da kommt schon ganz schon was zusammen!... Nur für die Stimmplatten!


Deshalb müsste diese Supita dann auch entsprechend hochpreisig angeboten werden - und das ist das Problem - das wird Weltmeister in der derzeitigen Situation nicht umsetzen können. Weil die Supita eben bislang nicht als Highendpreisgerät bekannt war bei dem dann alles bis ins letzte perfekt ist, sondern die Supita war bislang als hochwertiges Akkordeon zu günstigem Preis bekannt - praktisch als der gerade noch preisgünstige Geheimtip. Und ich erinnere mich noch an die Aufschreie als die Supita von damals noch unter 7000€ auf knapp unter 10.000€ angehoben wurde (was, soweit ich Einblick in die Szene hatte vermutlich eben mal den Herstellkosten entsprach!!!) und jetzt den Schritt tun, den Erlkönig als neue Supita so anzubieten, müsste vermutlich der Preis fünfstellig sein und deutlich mit ner 2 beginnen.

Das wäre vermutlich der Preisrahmen in dem man dieses Instrument ansiedeln kann und müsste... aber den Sprung kann man vermuntlich bei Weltmeister so dem Kundenkreis nicht auf einen Schlag vermitteln, ohne zuvor diverse Zwischenstufen in die Richtung getan zu haben. Und das , so vermute ich , war einer der Gründe, warum der Erlkönig nun so doch nicht ins Programm übernommen wird (zumindest nicht derzeit) - Es liegt nicht an der Qualität des Instruments - das Instrument kann locker in der höchsten Liga mithalten - es liegt an der Situation, wo Weltmeister im Moment steht.
 
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hallo maxito verfügst du über insiderwissen oder kann mal jemand weltmeister direkt fragen, was los ist? ich bekomme leider keine antworten, obwohl ich jetzt schon mehrfach angefragt habe.

ist schon irgendwie eine eigenartige firmenpolitik, will man nun kunden begeistern oder nicht?
 
kann mal jemand weltmeister direkt fragen, was los ist
Für mich sieht es aus als wenn Weltmeister sich im knallharten Existenzkampf befindet und vordringlich die Herstellung der "Masseninstrumente" :)
auf wirtschaftlichere Methoden umstellen muß. Dafür werden alle verfügbaren mittel eingesetzt weil der Laden sonst stirbt. In der Situation ist ein Prestigeprojekt das keinen Gewinn erbringt nicht machbar.
 
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Kann Manfred das nicht im Alleingang machen?
Ein paar Leute anlernen und eben 2 - 3 Stück jährlich zum entsprechenden Preis anbieten?
Wahrscheinlich passt da auch das Image besser,
Neumann - Luxurior 1
 
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hierDas Schrauben der Zungen macht Titlbach auch, ...

Danke für die Bilder :great:, zwei Schrauben ergeben natürlich noch mehr Sinn als die eine, durch die ich den Niet im Geiste ersetzte.

doch, das ist schon mehr Aufwand. Darüberhinaus hat Balg ja nicht einfach bloß die Stimmplatten statt genietet geschraubt, sondern noch mehr daran optimiert, ... [weiteres Interessantes aus Platzgründen nicht zitiert]

Ja, die anderen Änderungen klingen auch sehr interessant, waren mir aber so einleuchtend, dass sich mir keine Fragen ergaben. Daher meine Konzentration auf die Verschraubung der Stimmplatten.

Generell war ich ja schon nach dem Lesen deiner Beiträge über die Stimmplatten (Bearbeitung und Anzahl) verblüfft, dass es überhaupt einigermaßen bezahlbare Akkos gibt.

Rein aus Herstellungs- und Wartungssicht sind ordentlich gebaute Akkordeon schon etwas irre (Zeit, Kosten, viele verschieden handwerkliche Fähigkeiten notwendig), aber viele klingen nunmal so schön. :)

Wie Unternehmen den Spagat zw. bezahlbarer 'Massenware' und High-End-Produkten unter EINER Marke bzgl der Kundenwahrnehmung hinbekommen ist mir sowieso ein Rätsel.

Für mich sieht es aus als wenn Weltmeister sich im knallharten Existenzkampf befindet ...
Versteher hatte hier mal auf einen Bericht über die Klingenthaler hingewiesen. In jenem Video hieß es bei ca 6:07, dass die Nachfrage in den letzten Jahren gestiegen wäre und man daher die Belegschaft verdoppelte (35-->70).

Keine Ahnung, wie's aktuell aussieht.

Kann Manfred das nicht im Alleingang machen?
Ein paar Leute anlernen und eben 2 - 3 Stück jährlich zum entsprechenden Preis anbieten?
Wahrscheinlich passt da auch das Image besser,
Neumann - Luxurior 1
Es wäre aber schon ein gewisses Klumpenrisiko für Manfred (wenig Geräte/wenig Kunden).
Und als Kunde würde ich mich fragen, ob ich mich bzgl. Wartung/Reperatur zu abhängig von einer Person machen würde.
Innerhalb einer Traditionsfirma wäre o.g. nicht ganz so kritisch. Für die Marke wäre es aber m.E. besser, nur mit High-End in Verbindung gebracht zu werden.

Mir als Zuhörer ist es egal, wie's gemacht wird. Hauptsache schöne Musik auf wohlklingenden Instrumenten. :)
 
Grund: RS
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Mir als Zuhörer ist es egal, wie's gemacht wird. Hauptsache schöne Musik auf wohlklingenden Instrumenten. :)
...geht mir oft genau so und das ist vermutlich dann eben der Tod von Highend-Instrumenten, ausser Du bedienst eine kleine Nische, wie oben schon angetönt.

Klar: Im Bierzelt spielt die Qualität der Instrumente eine untergeordnete Rolle. Aber selbst im Konzertsaal, wo Du nur mit eingehaltenem Dresscode reinkommst, können die Meisten nicht mit/ohne Cassotto unterscheiden, geschweige denn handgestreichelte Stimmzungen oder exquisite Mechaniken. Das heisst, dass die Highend-Instrumente immer nur für die Spielenden gemacht werden, doch diese ziehen in der Performance gegenüber dem geneigten Publikum keinen Vorteil draus, welches sowieso fast nur MP3 kennt und schon gar nicht mehr auf Nuancen zu hören gewohnt ist.

Aber was ich auch schon bei @maxito 's hervorragend geschriebenen Fachbeiträgen über die Stimmplatten/-zungen nicht verstanden habe, ist, warum ums Himmels Willen handgemacht besser ist als maschinell gefertigt. Als Feinmechaniker habe ich (vor langer Zeit, ich geb's zu ;) ) mal gelernt, H4-Toleranzen (beim Läppen und Hohnen) zu fertigen, schon H6 oder H7 sind 1 oder 2 hundertstel Millimeter genau (je nach Grösse des Stücks). Das kriegst Du "a mano" nur mit grösstem Aufwand hin und ganz sicher nicht konstant über eine Serie - "a mano" kann man schlicht nicht reproduzieren. Sind denn die Stückzahlen so klein, dass es sich nicht lohnt, entsprechende Erodiermaschinen / Feinstanzen oder Montageautomaten / was auch immer so zu betreiben, dass man zumindest mal über ein paar Monate / Jahre hinweg konstant erstklassige, ja wirklich ERSTKLASSIGE Stimmplatten erhält? Oder hat's einfach noch nie jemand versucht, weil a) Risiko zu gross und b) Akkordeonbauer eh schon immer Manufakturen waren? So nach den Grundsätzen: "Wir haben's schon immer so gemacht" oder "Wir haben's noch nie so gemacht" oder "Da könnt ja jeder kommen"...

Um wieder auf die Neuentwicklung und Weltmeister als Betrieb zu kommen: Vermutlich müssen die mal ihre alten "Göppel" (Maschinen) durch neue, mit angepassten industrialisierten Prozessen ersetzen, bevor sie eine wirtschaftliche Fertigung hinkriegen. Und dann kann man eh nur eine Nische mit Highend-Instrumenten bedienen damit - s. oben.
 
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