Normales Cabinet (Boxengehäuse) im Vergleich Thiele-Small-Parameter

TE335
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Moin, ich wollte mal fragen, was es zum Unterschied zwischen einem normalen Cabinet/Gehäuse bei Lautsprechern im Vergleich zu einer Thiele-Box (Thiele Small Parameter) zu erzählen gibt.

Gegooglet habe ich, die Thiele sind Gehäuse, die auf den Lautsprecher abgestimmt sind - oder so ähnlich, jede Erklärung verliert sich in physikalischen Details. Auch hier im Forum habe ich sehr wenig gefunden.

Um Folgendes geht es mir konkret:
1x 12" Greenback in unterschiedlichen Gehäusen, beide Harley Benton:

Harley Benton G112Plus Thiele Greenback


und

Harley Benton G112Plus Greenback


Ich finde die Idee einer kleineren Box (dieThiele) ganz attraktiv, die ja nach dem Thiele-Parametern auch noch auf den Lautsprecher abgestimmt ist - aber warum gibt es dann noch die andere Box? Ist diese nicht abgestimmt?

Worin unterscheiden sich zB genau diese beiden Boxen (oder auch andere) im Klang? Was sind die Vor- und Nachteile der Thiele bzw. der anderen Box?
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Thiele-Small-Parameter beschreiben das Verhalten eines Chassis um seine Resonanzfrequenz im Kleinsignalbereich. Man kann mit ihnen das Wiedergabeverhalten um die Resonanzfrequenz (also im Bassbereich) im Kleinsignalbetrieb berechnen. Damit kann man das Gehäusevolumen und (wenn vorhanden) die Bassreflexöffnung nach beliebigen Bewertungskriterien auslegen.
Im Gitarrenbereich steht "Thiele" in der Regel stellvertretend für eine Bassreflexbox. Klassische Gitarrenboxen sind entweder geschlossen oder hinten offen. Ursprünglich bezieht sich die Bezeichung auf die EV TL606, die aber auch nichts anderes ist, als eine Bassreflexbox.
Es gibt nicht "das eine richtige" Gehäuse für ein Chassis, insbesondere wenn es um die Klangerzeugung geht. Mit vielen Gitarrenlautsprechern ist eine Bassreflex-Abstimmung nach klassischen Lehrbuchkriterien gar nicht möglich auf Grund der Chassisparameter.
 
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Die Maße einer Thiele Box sind typischerweise darauf abgestimmt, das Frequenzspektrum des Lautsprechers - definiert durch die sogenannten Thiele Small Parameter - optimal wiederzugeben. Zudem verfügen Thiele Boxen in der Regel über Öffnungen in der Vorderwand (der englische Fachbegriff ist „ported“), die entweder rechteckig oder als klassische Bassreflexröhre ausgeführt sind, um eine bessere Basswiedergabe zu erreichen.

Das hat Vor- und Nachteile, so können Thiele-Boxen eine starke Beam-Wirkung haben, d.h. der Sound ist sehr stark richtungsgebunden und fällt außerhalb des Hauptkegels stark ab.

Ich würde die Wahl vom Einsatzzweck abhängig machen. Wenn eine gleichmäßige Verteilung des Sounds im Raum gewünscht ist, ist die hinten teilweise offene „Standardbox“ vermutlich geeigneter. Für andere Zwecke, insbesondere wenn ein fokussierter, durchsetzungsfähiger Sound gewünscht ist, mag die Thiele besser geeignet sein…
 
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Die Thiele ist rund 500gr schwere, hat zwar kleinere Maße, hat eine ungewöhnliche Gehäusegeometrie und ist dadurch eventuell schlechter zu transportieren als die größere Standardbox. Dann lässt sich eine Thiele-Box auf Grund der verschiedenen Schallöffnungen schlechter mit einem Mikrofon abnehmen. Sie klingt für sich eventuell "erwachsener", als eine Standard-1x12er.
 
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Ich finde die Idee einer kleineren Box (dieThiele) ganz attraktiv, die ja nach dem Thiele-Parametern auch noch auf den Lautsprecher abgestimmt ist - aber warum gibt es dann noch die andere Box? Ist diese nicht abgestimmt?
Die verlinkte HB Thiele Box ist eine relativ genaue Kopie der EV TL806, die für einen EVM12L Speaker abgestimmt ist. Mit dem Greenback dürfte die Abstimmung dementsprechend nicht mehr passen, wobei ich das jetzt nicht nachgeprüft habe. Für den Einsatz mit der Gitarre dürfte das allerdings auch nicht so tragisch sein, siehe Erklärung von @the flix .
Die andere Box (offenes Gehäuse) ist in der Tat nicht abgestimmt. Bei offenen Gehäusen kann man zwar auch über die Größe der Schallwand und der Öffnung auf der Rückseite Änderungen erreichen, aber das läßt sich nicht berechnen, wie es bei Bassreflex-Boxen über die TS-Parameter möglich ist.
Bei geschlossenen Boxen ist eine Abstimmung der Resonanzfrequenz über das Gehäusevolumen möglich, was sich dann nachträglich nicht mehr ändern läßt, im Gegensatz zur Portlänge (zumindest, wenn man ein Rohr nimmt) bei Bassreflex-Boxen.
Nebenbei ist bei den EV TL-Boxen eine Änderung der Abstimmung (Step-Down) durch Verschließen des mittleren Ports vorgesehen.
 
Oft kommt ja die Frage, auf was für ein Lautsprecher ist den die HB-Thiele-Box eigentlich abgestimmt?
Ich behaupte mal unverbindlich, auf einen 12 Zoll Lautsprecher.
Obwohl verschiedene Gitarrenlautsprecher einen unterschiedlichen Frequenzverlauf (Klang) haben, sind die wichtigsten TSP zur Berechnung der Bassreflexbox doch sehr ähnlich. Die wichtigsten sind Membranfläche und Hub. Ob da nun ein Celestion, Eminence oder Jensen werkelt, macht da keinen so großen Unterschied in Bezug auf eine Bassreflexabstimmung. Man kann eine Box genau auf einen Lautsprecher berechnen, aber man kann auch eine Box durch eine Änderung von Länge/Querschnitt des Bassreflexkanals messtechnisch anpassen.
Die Frage die ich mir stelle, auf welche Frequenz ist die HB-Thiele-Box eigentlich abgestimmt.

BDX.
 
Oft kommt ja die Frage, auf was für ein Lautsprecher ist den die HB-Thiele-Box eigentlich abgestimmt?
Ich behaupte mal unverbindlich, auf einen 12 Zoll Lautsprecher.
Wie ich bereits schrieb, ist die Box auf den EVM12L abgestimmt (TL806 Kopie).
Natürlich ist die Box aufgrund des Ausschnitts auf 12" Speaker "abgestimmt".
sind die wichtigsten TSP zur Berechnung der Bassreflexbox doch sehr ähnlich.
Nein, eher nur in seltenen Fällen, vor allem bezüglich der Eignung für BR-Gehäuse. Hier gibt der Qts-Wert einen Anhaltspunkt.
Die Frage die ich mir stelle, auf welche Frequenz ist die HB-Thiele-Box eigentlich abgestimmt.
Resonanzfrequenz: 75 Hz (normal), 53 Hz (Step-down)
Untere Grenzfrequenz (-3dB ): 83 Hz (normal), 130 Hz (Step-down), 58 Hz (Step-down mit EQ)
siehe hier
 
EV empfiehlt die TL806 für die beiden LS-Typen 12L und 12S in deren Datenblättern.
Es gibt noch eine 4x12-Variante TL 806Q, und die TL 606 für die EVM 15B und 15L.

Ich habe in meiner angepassten Selbstbau-TL806/BR-Box mit größerem Volumen/größeren Abmessungen und variablen Reflextunnellängen, womit ich die Reflex-Abstimmung anpassen kann, neben EVM-Speakern auch mit anderen Lautsprechern überzeugende Ergebnisse erzielt: div. Celestion, JBL D120, Jensen z.B. ließen sich auf eine ausreichende Güte der zusätzlichen unteren Resonanz abstimmen. Ein uralter G12L-35 erwachte da drin zum Killer-Sound.

Die meisten gängigen 12“-LS liefern in einer TL806 oder in vergleichbaren BR-Boxen unten herum eh schon deutlich mehr Pfund als in anderen Boxenformen, auch ohne exakte T-S-Abstimmung, so zumindest meine Erfahrung. Das macht sich als Fundament zur Unterstützung eines Combo-Amps sehr gut, wenn man sie z.B. als externe Zusatzbox an den Combo anschließen kann.

Es geht ja idR nicht darum, unbedingt mit den LS-spezifischen T-S-Parametern das letzte mögliche dB und Hertz nach unten herauszuholen, sondern in kompakter Bauform dem Sound einen deutlichen „Wumms“ und Fülle hinzuzufügen.

Dafür eignen sich kompakte BR-Boxen mMn sehr gut.
 
Noch mal zur Einordnung: All die Formeln zur Berechnung von Boxen Maßen, stammen aus dem Hifi und PA Bereich. Da geht es um Effizienz und/oder Klangneutralität (wobei letzteres dann durch geeignete Kombination mit Mittel und Hochtöner, Frequenzweichen, Crossover,…. erreicht wird).
Eine Gitarren Box hat ganz andere Zielsetzungen: Die soll „klingen“ und ist Teil der Soundformung. Das in Formeln zu packen, ist glaube ich noch niemand gelungen. Nichtsdestotrotz ist es mit der Thiele Box (und auch Bogner, Friedman und Suhr haben tolle kleine Bassreflexboxen entwickelt!) gelungen, mit kleinen Boxen mehr Bass zu realisieren. Ob das jetzt „gut“ klingt, liegt im Ohr des Hörers. Die Bogner 1x12“ Cube mit zwei Bassreflex Öffnungen ist aber by far, die beste 1x12er, die ich finden konnte (im direkten Vergleich mit entsprechenden Boxen von Marshall, Orange, Mesa und Engl; btw. alle mit Vintage 30…).
Es ist aber eben nicht nur das Volumen und zwei Rohre, was eine Box ausmacht…
 
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Hey,
ich schnappe mal nochmal die Überschrift als solches und schreibe über meine Erfahrungen:
-ein "normales" Cabinett tönt zwischen grausam und richtig geil...das Thema ist komplex und hängt sehr stark von den Komponenten Speaker - im Zusammenhang mit Gehäuse - in Zusammenhang mit Raumakustik und Amp zusammen.

Da gibt es keine "logische Mathematik" dazu...

-"Thiele&Small" funktioniert bei Hifi-Boxen...Gitarrenboxen in die Richtung funktionieren mit den der Berechnung zu Grunde liegenden Lautsprecher in der Praxis deutlich anders als in der Theorie...habe sie clean oft als erstaunlich empfunden, verzerrt oft als vollkommen unbrauchbar...ne Gitarrenbox ist keine Hifi-Box, "neutral" gibt es hier nicht, denn vielmehr ist sie ein Teil der klangformenden Klangkette....

Tipp: verschwende deine Zeit nicht in diese Richtung wenn es dir um verzerrte geile Sounds geht, kauf dir eine die mit Zerre richtig gut geht...frag nicht zu sehr warum das so ist...das Thema ist mehr als komplex...nämlich chaotisch... ;)

Spiele und finds geil wenn es dir gefällt...lass dich inspirieren denn darum gehts.

Gruß,
Bernie
 
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