Noten lernen - Welche Methoden gibt es?

  • Ersteller Son of Saigon
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[...] Es genügt doch völlig, die Leersaiten korrekt benennen (also nicht E-A-D-g-h-e, sondern E-A-d.g-h-e1) und notieren bzw. im Notenbild identifizieren zu können. Damit hat man zugleich den 12. Bund abgearbeitet (e-a-d1-g1-h1-e2). Den Rest erarbeitet man sich sowohl horizontal (und zwar diatonisch, nicht chromatisch!), als auch vertikal.

Für die horizontale Griffbrettorientierung habe ich mit Anfängern immer einen ganz einfachen "Algorithmus" abgearbeitet, der hervorragend funktioniert:
Vorausgesetzte Kenntnisse: Diatonische Intervalle bei Stammtönen, d.h. insbesonders HT-Schritte kennen (h-c / e-f).
1. Schritt: Ton im Notenbild identifizieren und benennen.
2. Schritt: Ist der notierte Ton als Leersaite vorhanden?
Wenn JA (Beispiel "d"): bitte spielen (4. Saite, leer) -> und weiter im Text oder ENDE.
Wenn NEIN (Beispiel "f"): Auf welcher nächst tieferen Saite kann der Ton gegriffen werden? Dazu in Gedanken abwärts bis zur nächsten Leersaite rechnen: f->e->d,: d.h. "f" liegt "irgendwo" auf der 4. Saite).
3. Schritt: Bund bestimmen. Dazu in diatonischen Schritten (nicht chromatisch, weil zu umständlich!) von der Leersaite aufwärts rechnen (d=0, e=GT, also 2, f=HT, also 3. Bund). -> und weiter im Text oder ENDE.
NB: Auch Vorzeichen sind kein Problem - zunächst ignorieren, also zunächst den Stammton auffinden, danach den Griffort je nach Vorzeichen einen Bund nach rechts (#) oder links (b) verschieben (Vorsicht: das gilt natürlich nicht bei "Leersaitentönen" mit b-Vorzeichnung - da muss man zur nächst tieferen Saite wechseln).

Die vertikale Griffbretterkenntniss ist bezüglich der notwendigen Vorkenntnisse in der Erarbeitung zwar etwas anspruchsvoller - daher möchte ich an dieser Steller nicht näher darauf eingehen - aber auch relativ schnell beherrschbar.
[...]

VIELEN DANK! :great:
Das IST ein Lehrgang. Er verbindet Noten und Griffbrett miteinander. Genau das, was ich jetzt brauche. Das probiere ich aus.
 
Als Schüler bin ich wirklich eine harte Nuss. (...) Das kann ich schlecht meinem Lehrer in die Schuhe schieben.
Meiner Meinung nach kann man auf jeden Fall dem Lehrer "in die Schuhe schieben", wenn er seit mehr als 2 Jahren nicht auf deine Bedürfnisse eingeht! Gerade im Einzelunterricht eines erwachsenen Schülers kann und muss der Lehrer sich nach dem Tempo des Schülers richten und nicht andersrum.
 
Ich interpretiere das so, dass ich wohl entweder ein hoffnungsloser Fall unter seinen Schülern (von echten Schulkindern bis zu Profimusikern, die er coacht) bin, er es mir aber vielleicht nicht offen sagen möchte (um mir nicht den Wind aus den Segeln zu nehmen, oder womöglich weil erwachsener berufstätiger langsamer Schüler = sichere Einkommensquelle).

Diese Zeilen möchte ich nicht kommentarlos stehen lassen, auch wenn sie das Hauptthema nur im Nebenzweig berühren.

Uns Schülern bleibt es oft verborgen, welche Ziele/Pläne/Ambitionen/Ansprüche unsere Lehrer mit uns und mit sich selbst haben, und weil wir in einer leistungsorientierten Gesellschaft, die auf Bewertung, Beurteilen, Fördern und Aussortieren ausgelegt ist, leben, vermuten wir diesen Blick auf uns auch bei unserem Lehrer. Doch die Landschaft der Lehrkörper, insbesondere solcher, die Musik oder bildende Kunst unterrichten, ist sehr bunt.

Bevor ich in der Musikschule meine erste Klavierstunde nehmen durfte, mußte ich etwa ein halbes Jahr warten - ja die Liste der Interessenten war lang, Musikunterricht ist "in" und die Lehrkräfte können sich ihre Schüler aussuchen. Und es kommt auch gerne vor, daß sich die Musikschule von den nicht so sehr fleißigen Schülern trennt. Ich betone den Fleiß, denn es geht nicht um mindere Begabung oder langsame/geringe Fortschritte, die werden durchaus hingenommen, sondern um Desinteresse und Faulheit; wer nicht übt, ständig/oft unvorbereitet zum Unterricht kommt, dem wird nahegelegt, daß es auch andere Interessenten gibt, die sich über den Platz freuen würden, und Musikunterricht bekommt seinen Sinn durch das regelmäßige Üben.

Es gibt Lehrkräfte, die nur die besten Talente, mit denen man gute Chancen hat, die Landeswettbewerbe zu gewinnen, unterrichten, genauso gibt es welche, die den Zauber des instrumentalen Spiels auch den weniger Begabten vermitteln wollen - aus Freude an der Musik. Ich denke, daß ein erfahrener, am Schüler interessierter Lehrer erkennt, wieviel der Schüler geübt hat, auch wenn er im Unterricht mit nichts wirklich punkten kann, weil er innerlich noch nicht "organisiert" ist. Und auch wenn der Lehrer noch nicht weiß, wo genau es bei dem Schüler hakt, er honoriert seinen Fleiß und sucht eine geeignete Stelle, wo er den Schüler unterstützen könnte. Das braucht auch seine Zeit.

Mag sein, daß Du gerade Deine Fortschritte nicht erkennen kannst; es gibt "ruhige" Phasen, in denen sich scheinbar nichts bewegt, wenn in Dir etwas reift, und dann kommt der Durchbruch und Deine Fortschritte nehmen Sprunggröße an. Das gehört auch zum Musikunterricht.

Ich fühle mich menschlich bei diesem Lehrer wohl, unsere Chemie ist gut (...)

Solange der Lehrer an Dir interessiert ist, bist Du für ihn kein hoffnungsloser Fall.

Gruß, Bert
 
wer nicht übt, ständig/oft unvorbereitet zum Unterricht kommt, dem wird nahegelegt, daß es auch andere Interessenten gibt, die sich über den Platz freuen würden,
In Frankreich gibt es (AFAIK - meine Infos sind nicht die allerneuesten) zentral durchgeführte Zwischenprüfungen und Abschlußprüfungen, z.T. sogar Aufnahmeprüfungen an den Musikschulen. Wer da nicht besteht, kann sich ein anderes Hobby suchen. :eek: ;)

Viele Grüße,
McCoy
 
@McCoy
Hier gibt es in den Musikschulen und Musischen Akademien zwar Wartelisten (für die Fächer Klavier und Gesang recht lang), aber von Prüfungen habe ich bisher nichts gehört; nur am Anfang, vor der Aufnahme gibt es eine Probestunde, in der der Lehrer den Schüler praktisch/musikalisch (musikalisches Gehör, Rhythmus ...) "testet" und entscheidet, ob er ihn überhaupt unterrichten würde. Jedenfalls sind die Zeiten (falls es sie je gab, ich kenne das nur vom Hörensagen), daß "faule Hunde" in den Musikschulen als Einnahmequelle geduldet/gehalten wurden, endgültig vorbei.
Denn daß Schüler, die nicht ausreichend geübt hatten, "rausgeschmissen" wurden, ist mehrfach vorgekommen.

Bewerten (richtig/falsch) will ich es nicht; ich persönlich muß viel üben (10-15 Stunden die Woche), um am Klavier ein bißchen voranzukommen oder überhaupt "im Spiel" zu bleiben, aber es gibt auch Talente, denen das Spielen nur so zufliegt und die nach einer Stunde Übung größere Fortschritte machen als ich in einer Woche.
In dem Vergleich hat/hätte der talentierte Schüler einen höherem Wert als ich.
Auf der anderen Seite sollte die Bildung für alle, auch für die weniger talentierten Schüler zugänglich sein. Und Fleiß (Geduld, Ausdauer, Selbstdisziplin) sind auch Werte, die einen (Musik)Schüler "attraktiv" machen.
Eine gute Lösung fände ich, mehrere/weitere Musikschulen aufzumachen, damit diese Art von Bildung tatsächlich allen zugänglich wird, aber da gibt es wohl andere Interessen.

Gruß, Bert
 
Zum reinen Lernen (nicht verstehen) kann ich für blutige Anfänger Midipianist vom Herzen empfehlen. Vorausgesetzt man hat eine MIDI-Klaviatur die man an den Rechner anschliesst.
Ist aus meiner Sicht definitiv besser als die alte Methode die Noten über Kärtchen zu lernen.
Meine beide Kinder haben innerhalb einer Woche damit die für den Anfang wesentlichen Noten gelernt.
Zur Motimation kann man sich mit dem Programm auch mit anderen Schüler messen.
 
Wenn ich mir anschaue, was sich allein bei den Ebay-Kleinanzeigen etc. in meiner Gegend als Musiklehrer anbietet, scheint die Lage in D wohl eine Andere zu sein. Angaben zur eigenen Ausbildung sind die absolute Ausnahme. Meistens steht da nur "... spiele seit 10 Jahren Gitarre, Klavier, Blockflöte...". Ausbilden können sie Alles, jeden Stil, jedes Genre, Anfänger, Fortgeschrittene, Profis.... egal. Vor Ort, per Skype oder Zoom, Gruppen- oder Einzelunterricht, ganz, wie gewünscht. Und das dann zu Kursen ab 30 € aufwärts pro 30 Minuten. Kaum jemand schreibt etwas zu seinem eigenen Werdegang oder meldet wenigstens ein Gewerbe an. (Bitte jetzt keine Diskussion über das, was offenbar viele unter "freiberuflich" verstehen). Vielleicht sind ja auch Lehrer darunter, die wirklich Ahnung, eine entsprechende Ausbildung haben und wissen, was sie da tun. Könnte man dann aber ja auch mal dazu schreiben. Da das aber kaum jemand macht, wird es wohl nicht die Regel sein.

Kein Wunder, dass viele Musikschüler sich mit solchen Lehrkräften nicht wohl fühlen und das Instrument frustriert wieder aufgeben.

keep on learnin`
 
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... woher du 19 Bünde bekommst, weiss ich nicht. Die 12 würden reichen, dann gehts von vorne los, gell?

Es geht hier ja nicht um die Tonbuchstaben, (die sich aber auch nur dann ab dem 12. Bund wiederholen, wenn man grob vereinfachend die exakten Oktavbezeichnungen ignoriert und keinen Unterschied zwischen E, e, e1 oder e2 macht), sondern um das Notenbild. Und da sieht ein h1 (1. Saite, 7. Bund, im Liniensystem über der 1. Hilfslinie oberhalb) definitiv anders aus, als ein h2 im 19. Bund (auf der 5. Hilfslinie oberhalb). Im Notenbild geht also nichts "von vorne los".

Kaum jemand schreibt etwas zu seinem eigenen Werdegang oder meldet wenigstens ein Gewerbe an.

Musikunterricht fällt unter die freien Berufe, und Freiberufler benötigen keine Gewerbeanmeldung - soweit zur Rechtslage.

Dass sich Schüler überhaupt vorab über die Ausbildung eines Lehrers informieren, ist übrigends eher die Ausnahme - gut neunzig Prozent aller Anfragen beschränken sich im Regelfall nach dem Motto "Hauptsache möglichst billig" auf die Frage nach dem Stundenhonorar.
Internet-Kleinanzeigenportale sind zudem kaum die Orte, an denen sich Leute mit vernünftiger Ausbildung feilbieten. Hingegen gibt es auf den meisten Lehrer-HPs Auskünfte zur musikalischen Tätigkeit und zum Werdegang, allerdings muss man die als Interessent auch richtig interpretieren können, um sich nicht durch schwammige Verklausulierungen aufs Glatteis führen zu lassen.
Dazu kommt noch, dass gut ausgebildete Lehrer ab einem gewissen Schülerstamm auch nicht mehr unbedingt auf Internet-Akquise angewiesen sind und folglich gar nicht mehr im Internet auftauchen, weil ihr Unterricht durch Mundpropaganda und regionale Vernetzung zum Selbstläufer geworden ist.
 
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Musikunterricht fällt unter die freien Berufe
Naja, eben nicht (§ 18 EStG und bitte den ganzen Paragraphen lesen und verstehen und nicht nur den Halbsatz, den man gerne so hätte). Ich wusste schon, warum ich keine Diskussion dazu anregen wollte.
 
Zuletzt bearbeitet:
§ 18 EStG und bitte den ganzen Paragraphen lesen und verstehen ...
ZITAT § 18 EStG:
Zu der freiberuflichen Tätigkeit gehören die selbständig ausgeübte wissenschaftliche, künstlerische, schriftstellerische, unterrichtende oder erzieherische Tätigkeit ...

Gehe also bitte davon aus, dass ich sinnerfassend lesen kann und werde mal nicht gleich pampig: Gewerbeanmeldung (geregelt durch die Gewerbeordnung) und Versteuerung der Einkünfte aus selbständiger Arbeit (§ 18 EStG) sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Ende der Diskussion!
 
(...) was sich allein bei den Ebay-Kleinanzeigen etc. in meiner Gegend als Musiklehrer anbietet, scheint die Lage in D wohl eine Andere zu sein. Angaben zur eigenen Ausbildung sind die absolute Ausnahme. Meistens steht da nur "... spiele seit 10 Jahren Gitarre, Klavier, Blockflöte...". Ausbilden können sie Alles, jeden Stil, jedes Genre, Anfänger, Fortgeschrittene, Profis.... egal. (...)

Ja, das sind Privatlehrer, Freiberufler, da findet sich wohl alles; und da gebe ich Dir recht, man sollte als Schüler sehr vorsichtig sein. Ich habe solche Privatlehrer gemieden, lieber gewartet, bis ich einen Platz in der Musikschule bekam. Die Lehrkräfte dort sind geprüft/zertifiziert, auf ihrem Gebiet kompetent und auch nach Genres "sortiert" (zumindest grob, so weit es eben möglich ist - Klassik, Pop, Jazz). Aber auch da muß man gucken, daß der Lehrer zu dem Schüler paßt.
Und die Preise (ca. 130 € monatlich für 50-55 Min/Woche Einzelunterricht) finde ich angemessen, auch wenn es für manche Familien viel Geld ist.
Es ist regional sicherlich unterschiedlich; manche Musikschulen kämpfen ums überleben, andere haben lange Wartelisten, aber ich möchte auch, daß uns die Musikschulen erhalten bleiben, deshalb wollte ich sie unterstützen.

Ob nun diese Freiberufler eine ernsthafte Konkurrenz für die Musikschulen darstellen, weiß ich nicht. Ich kenne einige (in Deutschland ausgebildete) Klavier-/Gitarrenlehrer, die sich mit Musizieren durchschlagen und nur wenige Privatschüler haben, um das schwankende Einkommen etwas zu ergänzen, aber sie unterrichten nur Bekannte bzw. ihre Kinder.

Gruß, Bert
 
Sehr viele Musikschullehrer unterrichten neben ihrem Musikschuljob auch privat. An vielen städtischen Musikschulen werden hauptsächlich nur noch freie Mitarbeiter eingestellt, so daß der Vorteil durch die finanzielle Absicherung in einem festen Angestelltenverhältnis wegfällt. Im Privatunterricht hat man den Vorteil, nichts von seinem Verdienst abgeben zu müssen und den Unterricht bei gleichem oder besserem Verdienst dadurch etwas günstiger anbieten zu können. In der Musikschule hat man den Vorteil, daß viel Büroarbeit und Schülerakquise durch die Musikschule übernommen wird. Deshalb fahren viele Musiklehrer zweigleisig und nutzen die Vorteile aus beiden Systemen. Viele wagen dann nach einiger Zeit, wenn sich ihr Ruf gefestigt hat und ihr Bekanntheitsgrad gesteigert hat, den Schritt in die komplette Unabhängigkeit und geben die Beschäftigung in der Musikschule auf. Über ebay-Kleinanzeigen werben nur die, die zu wenig Schüler haben. Warum sie zuwenig Schüler haben, kann man sich dann selbst ausdenken.

Viele Grüße,
McCoy
 
Jo, aber was ein Künstler ist, entscheidet in diesem Fall das Finanzamt und nach deren Auffassung ist nun mal nicht jeder, der einen Kamm blasen kann und Kammblasen unterrichtet, würdig, Einkünfte aus selbstständiger Arbeit zu erzielen. Glaub` mir doch einfach, dass ich weiß, wovon ich rede. Wenn man nicht in den dort genannten (!) Berufen arbeitet, kann man sich nun einmal nicht aussuchen, ob man nach § 18 EStG behandelt wird, oder nicht. Und da steht nun mal weder Musiklehrer noch Kammbläser drin. Wenn du ein studierter Musiker mit einem Abschluss bist, hast du ganz gute Karten, beim Finanzamt durchzubringen, dass dann auch dein Unterricht als künstlerische Tätigkeit eingestuft wird. Nur irgendwas unterrichten, reicht da bei weitem nicht. Ich habe derartige Diskussionen mit Künstlern und dem Finanzamt mehrere Jahrzehnte lang führen müssen. Davon hängt nämlich noch ein wenig mehr ab, wie das Finanzamt dich einstuft. Mein Thema war die Pflichtmitgliedschaft bei der IHK. Und glaube mir einfach, dass nur sehr selten ein Fotograph oder ein Musiklehrer es geschafft hat, da `rauszukommen.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

noch freie Mitarbeiter eingestellt
Und noch einmal sei es gesagt, dass noch lange nicht jeder, der als freier Mitarbeiter ohne feste Anstellung für jemand anderen arbeitet, ein Freiberufler ist.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Ende der Diskussion!
nö, nicht solange Leute wie du hier einfach Unsinn verbreiten. Abgesehen davon, dass sicher nicht du entscheidest, wann ich aufhöre zu diskutieren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Macht das Weitere bitte in einem eigenen Thema oder ggf. untereinander per PN aus.
Dieses Thema dreht sich um Methoden zum Noten lernen und es wird Zeit, wieder daran anzuknüpfen.

Gruß Claus
 
Die Lehrkräfte dort sind geprüft/zertifiziert ...

Geprüft und zertifiziert von wem? Die Aussage einer MS, sie würde nur "ausgebildete" Lehrer beschäftigen, ist nicht automatisch als "abgeschlossene Hochschulausbildung" zu interpretieren, denn oftmals wird im Nebensatz auch gleich mit Formulierungen wie "... oder entsprechender Eignung" (wozu z.B. auch Studienabbrecher gezählt werden) zurückgerudert.
Die Zeiten, in denen Musikschuljobs für Hochschulabsolventen wenigstens noch unter dem Aspekt der längerfristigen beruflichen Absicherung interessant waren, sind schon sehr lange vorbei - siehe dazu den Post von McCoy. Bei rund 40.000 MS-Lehrkräften stellt sich daher schon die Frage, wer da eigentlich alles unterrichtet, denn der jährliche Hochschul-Output beträgt laut Deutschem Musikrat knapp 800 Absolventen (Hochstand im Jahr 2019), von denen aber nicht einmal die Hälfte anschließend an Musikschulen unterrichtet.

Unabhängig vom Ausbildungsniveau wird die Unterrichtsqualität aber auch von der die Motivationslage der Lehrkräfte bestimmt, und die dürfte an Musikschulen ziemlich im Keller sein:
An öffentlichen MS liegt der Anteil an unterbezahlten Honorarkräften bei ca. 50 % (bei privaten MS bis zu 80 %), von denen lediglich schlappe 7% um die 30 EUR/UStd. erhalten, der Rest liegt bei 18-25 EUR/UStd, Stand 2017, Quelle siehe weiter unten). Ein ehemaliger Studienkollege berichtete mir von Vertragsbedingungen, die - in seinen Worten - "an übelsten Manchester-Kapitalismus" erinnern (z.B. keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und in den Ferienzeiten). Dazu kommt, dass viele Lehrkräfte frühzeitig ausgebrannt sind und nur noch Dienst nach Vorschrift machen - was bei einem durchschnittlichen Jahreseinkommen, das in den letzten Jahren von lächerlichen 14.500/Jahr (VERDI-Umfrage 2008) zwischenzeitlich nochmals um gut zwanzig Prozent gesunken (!) ist (und damit selbst noch weit unter dem tariflichen Einstiegsgehalt von Frisören liegt), nicht sonderlich verwundert.

Ich habe solche Privatlehrer gemieden ...

Immerhin sind ungefähr ein Drittel der Jugend-Musiziert-Preiträger Schüler von "solchen" Privatlehrern. [Stand 2017, Quelle: NMZ]
.
Und was meinst du, wer unter dem Argument, das sei "alles nicht mehr bezahlbar", am lautesten gezetert und sich quergestellt hat, als es Anfang der 1980er um die Einführung der Sozialversicherung für Künstler oder die Hochstufung der Ausbildung zum Diplomstudiengang ging? Die öffentlichen Musikschulen!

Aber wir schweifen vom Thema ab ...

Nachtrag:

Dieses Thema dreht sich um Methoden zum Noten lernen und es wird Zeit, wieder daran anzuknüpfen.

Sorry, ich wollte deine berechtigte Ermahnung nicht ignorieren, sondern habe sie einfach zu spät gesehen ...
 
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Guten Abend allerseits,

nach dem Dämpfer mit dem Buch "Grundlagenharmonik" von Jochen Pöhlert (entpuppte sich als Buch für bereits weit Fortgeschrittene), habe ich mir einen ganzen Stapel Arbeitsbücher bei Medimops bestellt (darum alle 4 Bücher zusammen keine 25 Euro Anschaffungskosten). An dieser Stelle vielen Dank an euch für die Buchtipps.
Nun habe ich hier fürs Selbststudium:

1. Charles S. Peters und Paul Yoder: Musiktheorie, Bd. 1 (von 6 Bd.), Theorie für den Anfänger.

2. Maria Swoboda, Andreas Kantenwein: Spielend Theorie lernen (richtet sich speziell an Gitarrenschüler: Noten lesen und schreiben, Infos zur Gitarre, musikalische, harmonische und rhythmische Grundbegriffe)


Obige zwei Hefte habe ich komplett durchgearbeitet, insbesondere sämtliche Übungsaufgaben mindestens einmal schriftlich abgearbeitet auf Basis dessen, was ich durch die App "Clefs" an Noten gelernt hatte. Beide Bücher richten sich primär an Kinder und Jugendliche, und das war absichtlich so gewählt, denn mit Büchern für junge Leute habe ich gute Erfahrungen auf anderen Wissensgebieten gemacht: Wenn normale Literatur zu abstrakt oder zu schnell durch den Stoff geht, funktionieren solche Bücher auch gut für Erwachsene im Selbststudium. Sie bieten außerdem viele nicht zu schwierige Übungsaufgaben, das kommt mir ebenfalls entgegen (Stichwort: einbläuen). Für beide Bücher (besser: Arbeitshefte) zusammen habe ich ein langes Wochenende gebraucht. Der Aufwand ist also bis jetzt auch zeitlich überschaubar, der Lernfortschritt greifbar. Das wiederum macht mir Mut.

So gerüstet habe ich im Anschluss den Hammaleser begonnen:

3. Lisl Hammaleser: Übungsprogramm Musiklehre compact (Definitionen, Aufgaben, Tests). 1982.

Das hat gut problemlos funktioniert bis zur Seite 20, mit vielen Übungsaufgaben auf Erwachsenen- oder Sekundarstufe-Niveau. Dann kommt Seite 21, neues Kapitel "Hauptdreiklänge, Dreiklangsverbindung, Kadenz". Hier bricht der Faden für mich schlagartig ab, und ich erkenne noch nicht, inwiefern dieses Kapitel überhaupt an den vorherigen Lernstoff anknüpft. Ich glaube, das Problem liegt im Buchtitel "Compact". Etwas ausführlicher erklärt/abgeleitet wäre (für mich) besser. Ich werde aber weiter probieren, das Kapitel zu knacken.

Zum Beispiel mit Buch Nummer 4: Wieland Ziegenrücker: ABC Musik - Allgemeine Musiklehre. 1997.

Der Ziegenrücker bietet viele Übungsaufgaben und den Charaktermix eines Lehrbuches wie eines Nachschlagewerks. Dieses Buch erklärt außerdem ausführlicher als der Hammaleser, bis jetzt habe ich das Kapitel "Von den Noten" komplett und "Vom Rhythmus" zu dreiviertel absolviert. Schwachpunkt ist Ziegenrückers ausgesprochen dröge Sprache, die so sexy rüberkommt wie Behörden-Teutonisch. Unter Kadenzen versteht Ziegenrücker etwas anderes als Lisl Hammaleser. Ich bin gespannt auf das nächste Kapitel ("Intervalle"), wo es dann an den Stoff geht, bei dem ich im Hammaleser hängenblieb. Ich brauche es halt ausführlich erklärt.

Sehr gut am Ziegenrückers Buch finde ich, dass er kleinschrittig durchnummeriert wie, sagen wir, eine Bibelausgabe (oder gute Lehrbücher zu physikalischer Chemie mit vielen nummerierten Gleichungen) ist: Pro Seite finden sich 1 - 3 kurze, aber fortlaufend nummerierte Sinnabschnitte, insgesamt besteht das Buch aus 450 von ihnen. Dadurch funktionieren nämlich die Querverweise ganz hervorragend und zielgenau. Die Querverweise wiederum machen Appetit auf weiter hinten im Buch gelegene Themen, laden zum Nachschlagen und Querlesen ein. Und die kurzen Sinnabschnitte erleichtern den Zugang.
Hammaleser wie Ziegenrücker sind für mich auch so etwas wie gezielte Vergangenheitsbewältigung: Den Ziegenrücker hatte ich in der Musikschule beim Theorieunterricht neben dem Gesangsunterricht, und der Hammaleser war wahrscheinlich das Buch, das mir in der 8. Klasse Gymnasium so unbewältigbar erschienen war (habe ihn allerdings viel dicker in Erinnerung, eventuell hatten wir damals 1980 nicht die Kompaktausgabe, sondern ein umfangreicheres Schwesterbuch der Autorin.

Außerdem werde ich mir zu Buch Nr. 1 (Peters/Yoder) die nächsten 3 Bände anschaffen. Damit bin ich nämlich gut aufgestellt, um auch Buch 3 und 4 zu knacken, wenn ich dort drinnen mal wieder festhängen sollte, und habe einen durchgehenden Lehrgang zuhause vom Urschleim bis Harmonie- und Arrangierlehre Band 3 (= Bd. Nr. 6 von 6 Bänden).

Herzliche Grüße
Pit
 
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Pöhlerts Gundlagenharmonik ist aber in mehrfacher Hinsicht recht speziell, wie kamst Du denn darauf und wie auf Peters & Yoder?

Gruß Claus
 
Pöhlerts Gundlagenharmonik ist aber in mehrfacher Hinsicht recht speziell, wie kamst Du denn darauf und wie auf Peters & Yoder?

Gruß Claus
Im Laden besehen, hätte ich den Pöhlert sofort aus der Hand gelegt: Falsche Zielgruppe. Der Pöhlert wurde mir am Telefon empfohlen mit den Argumenten: anderer Ansatz, gut für Gitarristen und Pianisten.
Dass ich Anfänger bin, hatte der wohlmeinende Freund aus Dresden trotz mehrfacher eindringlicher Nennung dieses Umstands nicht wirklich berücksichtigt .... Grund: Weil er ein begabter Hobbymusiker an Klavier und Trompete ist ..., ist für ihn/euch das alles kinderleicht (aber nur deswegen, weil als Kind gelernt). In der Folge unterschätzt und überseht Ihr Versierten, wie nichtlinear und inkonsistent die historisch gewachsene Musiknotation in Wirklichkeit ist. Noch nicht einmal das Notenpapier ist linear: Zwischen e-f und h-c besitzt das Liniensystem zwei (unsichtbare) Sprungstellen, obwohl der Abstand zu den Nachbarlinien genauso ist, wie bei den restlichen Linien: Notenlinien sehen fast so aus wie ein Koordinatensystem, sind es aber nicht wirklich. Und weil ihr es von Kindesbeinen an gewohnt seid, bemerkt ihr es gar nicht. Niemand schreibt das hin. Aber diese zwei unsichtbaren schwarzen Löcher sitzen, wie mir in den letzten Wochen klargeworden ist, an fester Stelle in den Notenlinien ...
Netterweise durfte ich das online gekaufte Pöhlert-Buch zurückgeben.

Nach dem Lockdown kann man ja wieder direkt beim Händler vergleichen und aussuchen. Zwischenzeitlich habe ich mir eben ausgeholfen, indem ich mir gleich mehrere Musiktheoriebücher/Arbeitshefte gebraucht bei Medimpos gekauft habe.

Als Notenschreibpapier habe ich mir anfangs händisch Notenlinien auf Schmierpapier gezogen, später dann einfach leere Notenliniensysteme aus dem Internet ausgedruckt. Druckvorlagen dafür gibt es viele.

Der Yoder war mir bei Amazon aufgefallen und Band 1 davon netterweise auch bei Medimops gelistet. Bei Medimops habe ich dann mit "halbgezielter Schrotflinte" vier Theorie-Arbeitsbücher gleichzeitig geschossen (für insgesamt 22 Euro, das sind 60 Prozent vom Preis für 1x Pöhlert),
Die vier Bücher haben mich schon weiter gebracht. Noten erkennen: A: Es geht jetzt! B: Ich werde allmählich schneller. Es macht sogar Spaß.

Und ich bemerke gerade, dass man Intervalle im Notenbild durchaus "sehen" bzw. mit den Augen identifizieren kann wie neue Buchstaben, die man erlernt. Ähnlich wie vor einem Monat mit den Noten auf den Hilfslinien, sieht eine Quarte anders aus als eine Quinte.

OT:
Vor 6 Jahren habe ich mir das griechische Alphabet per App draufgeschafft, weil es mir im Urlaub sehr viel Spaß macht, griechische Wörter, Schilder, teilweise manche Kurztexte etc. zu enträtseln. Die meisten griechischen Buchstaben konnte ich noch aus den Physikformeln. Trotzdem kann nicht flüssig griechische Sätze lesen - manche Wörter aber erfasse ich auf einen Blick. Es mangelt einfach an Übung. Bei Noten wird es nicht anders sein.

Zurück zum Noten lernen:
Dann ist es halt so bei meinem Musiktheorie-"Werdegang", vielleicht uncool, aber Hauptsache, es hilft mir in den Lernstoff hinein:
1. Erst mal mit der App Clefs die eigentlichen Töne als Noten gelernt. Also: "1. Linie = ein e". "Note a = 2. Zwischenraum".
2. Notenlehre-Arbeitshefte für Kinder durchgearbeitet zum einhämmern der Noten, und weil Erwachsenenliteratur mir für den Anfang rasend schnell vorgeht, sodass ich nicht mitkomme.
3. So gerüstet arbeite ich jetzt auch mit einschlägigen Lehrbüchern, die ich vor 2 Monaten noch nicht verstand. (Hammaleser und Ziegenrücker).

Irgendwann kommt, wenn ich dran bleibe, der Punkt, an dem ich meine ersten Akkorde erkenne .... freu ...


Grüße
Pit
 
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Vermutlich wird die Bearbeitung des Stoffs mit Peters & Yoder auf die Sprünge helfen und Hammaleser danach eine lösbare Aufgabe sein.
Natürlich lassen sich Verständnisfragen immer auch hier im Musiker-Board klären.

Es ist m.E. nützlich, Sachverhalte grundsätzlich auf dem Instrument nachzuvollziehen und sich musikalische Beispiele zu suchen, die man auf dem Instrument anspielt.
Das wären für Hammaleser S. 20 außerhalb der klassischen Musik ein paar Songs, die nur mit Hauptdreiklängen auskommen, z.B. Walking on Sunshine...

M.E. hat Hammaleser auf den ersten Seiten den Hinweis auf die Stammtonreihe und die Bildung der diatonischen Stufenakkorde ausgelassen.
Das Folgende steht bestimmt schon mehrfach im Board, deshalb möglichst kurz gefasst:
Tonleitern organisieren Töne in einem definierten Zusammenhang, das begann mit den Grundlagen "unseres" Musiksystems wesentlich in der griechischen Antike.
Ausgangspunkt ist für unsere Zwecke die Stammtonreihe mit den Tönen der Tonleiter in C-Dur wie in der folgenden Abbildung sowie eine gleichstufig temperierte Stimmung. Andernfalls klingen verschiedene Dinge, die man mit den Tönen anstellen kann, etwas anders als erwartet oder in einem Lehrwerk beschrieben.
Die gleichstufige Stimmung setzt Intervalle in einem Halbtonabstand von jeweils 100 cent voraus, über eine Oktav ergeben sich damit 1200 cent. In der Praxis können die Feinheiten der Stimmung und des Musizierens je nachdem etwas anders aussehen, z.B. für Chöre, Blasinstrumente, Streichinstrumente, Klaviere und Orgeln.
1619875338824.png



Zu Intervallen, also den Abständen von Tönen zueinander, bist Du aus den Lehrwerken wahrscheinlich bereits informiert.
Schichtet man die beiden jeweils übernächsten Töne dieser Tonleiter auf den jeweiligen Ausgangston, erhält man die Stufenakkorde als Dreiklänge durch sog. Terzschichtung.
Das ergibt die Stufenakkorde c e g, d f a, e g h, g h d, a c e, h d f, c e g

In der Abbildung stehen Akkordsymbole über dem System und statt dem deutschsprachigen h die englischsprachige Bezeichnung B.
Das um einen Halbton erniedrigte h wird deutsch als b bezeichnet, als englischprachiges Akkordsymbol wäre das Bb (B-flat).
Es gibt deutschsprachige Autoren, die das Akkordymbol H verwenden.

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Häufig benutzt man in der Musik Zusammenklänge, die gegen die Definition des Akkords als "mindestens Dreiklang" verstoßen. Bekannt sind vor allem die "Power Chords" aus Grundton und Quinte, auch als Umkehrung.
Ein Beispiel für den Power Chord mit der Quinte (wechselnd zur Sexte) über dem Grundton ist das Riff von Johnny B. Goode, die Quinte unter Grundton (=Umkehrung) hört man im Riff von Smoke on the Water.
Die Dur/Molltonalität im Power Chord wird selbst ohne Terz aufgrund des Zusammenhangs in einer Akkordfolge und/oder Melodie wahrgenommen.

In der Musik werden auch Mehrklänge benutzt, also weitere Terzen geschichtet oder Töne ergänzt, die nicht im Terzabstand stehen. Außerdem können Akkordtöne wie schon erwähnt "alteriert" werden, indem man sie um einen Halbton erhöht oder erniedrigt.
Im Jazz ist der Vierklang die Grundform der Akkordbildung, die Akkordsymbole zeigen das bereits. Unter dem System habe ich in römischer Schreibweise die Akkord-Stufen angegeben.
1619867718582.png

In der Akkordskalentheorie ist diese Schichtung von Tönen eine vertikale Sicht auf den Sachverhalt "C Dur", horizontal ergeben sich im Fall der Durtonleiter "major modes", "chord scales" bzw. deutschsprachig Akkordtonleitern / Akkordskalen von Dur.

Zur Bildung nimmt man jeden Stufenton als Grundlage einer Tonleiter, die aus den Tönen der ursprünglichen Tonleiter gebildet wird. Die Bezeichnungen der so gebildeten Tonleitern sind aus dem Griechischen abgeleitet, man spricht aus historischen Gründen auch von Kirchentonleitern. Die Details dazu sind interessant, führen hier aber zu weit. Man kann weitere Akkordskalen gewinnen, wenn man sich mit den möglichen Erweiterungen und Alterationen der Akkorde und Auswirkungen auf die damit zu bildenden Skalen befasst. Zur Bildung von Modes und Stufenakkorden sind vor allem im Jazz auch melodisch und harmonisch Moll von Bedeutung.
Ionisch: c d e f g a h c
Dorisch: d e f g a h c d
Phyrgisch: e f g a h c d e
Lydisch: f g a h c d e f
Äolisch: a h c d e f g a
lokrisch: h c d e f g a h

Gruß Claus
 
Noch nicht einmal das Notenpapier ist linear: Zwischen e-f und h-c besitzt das Liniensystem zwei (unsichtbare) Sprungstellen, obwohl der Abstand zu den Nachbarlinien genauso ist, wie bei den restlichen Linien

Du wirfst unterschiedliche Funktionen der Notation durcheinander: Nicht das Liniensystem besitzt "Sprungstellen", sondern unser Tonsystem, das durch das Liniensystem räumlich dargestellt werden kann. Dem Liniensystem sind e-f oder h-c egal - und das ist auch gut so, und ganz im Sinne der Erfinder!

Das Liniensystem dient zur visuell nachvollziehbaren Rasterung eines Tonraums und somit in seiner Grundfunktion allein zur relativen Darstellung der Diastematik, d.h. der Veränderung von Tonpositionen im Sinne von "F1 ist höher / tiefer / gleich F2".
Diese Neutralität der Linienanordnung gegenüber den unterschiedlichen Schrittweiten mancher Tonsysteme und ihren erst noch genauer zu definierenden konkreten Tonhöhen schafft erst die Voraussetzung, das Liniensystem vielfältig, d.h. für unterschiedliche Tonsysteme, unterschiedliche Stimmungssysteme und unterschiedliche Stimmumfänge bzw. unterschiedliche Instrumente nutzen zu können.

Da das Liniensystem gegenüber den Schrittweiten von Tonabständen neutral ist, bedarf es zu seiner konkreten Nutzung weiterer Prämissen, nämlich die Festlegung auf einen konkreten, meist pragmatisch im Sinne guter Lesbarkeit bestimmten Tonbereich, und auf ein bestimmtes Tonsystem:

1. Bezüglich guter Lesbarkeit gilt, dass die zentralen Töne einer Stimme / eines Instruments möglichst im Hauptsystem der Linien liegen, d.h. möglichst wenig Hilfslinien notwendig werden. Da Instrumente meist einen größeren Tonumfang nutzen können, kann das Hauptsystem bekanntlich mit Hilfslinien erweitert werden - aus Gründen der visuellen Kapazität sollten dies maximal fünf Hilfslinien oberhalb bzw. unterhalb sein, was einen Umfang von 31 unmittelbar darstellbaren Tonpositionen (4 Oktaven plus 1 Ton) ergibt.

2. Um über Tonhöhen kommunizieren zu können, verwenden wir - zumindest in unserem unmittelbaren Kulturbereich - sogenannte Tonbuchstaben, wobei wir aus historisch gewachsenen Gründen von einem heptatonischen, d.h. einem siebenstufigen Tonsystem und den ersten sieben Buchstaben des lateinischen Alphabets ausgehen (A B C D E F G). Da unsere Tonbenennungen zudem vom Phänomen der Oktavidentität ausgehen, lassen sich die Tonbuchstaben auf unterschiedliche Oktavräume übertragen (A-a-a1, B-b-b1 usw.). Im Lauf technologischer Entwicklungen hat man dann den Tonbuchstaben zunächst relative Tonhöhenbereiche zugeordnet, später absolute Frequenzen, wie den Stimmton a1=440 Hz.

Aus diesen beiden Punkten ergibt sich ein grundsätzliches Problem: Um auch über die Tonpositionen im Liniensystem kommunizieren zu können, ist es natürlich sinnvoll, ein bereits etabliertes Kommunikationsmittel zu verwenden, nämlich die Tonbuchstaben. Da nun aber Tonbuchstaben auch mit bestimmten Frequenzbereichen assoziiert werden, wäre es nicht im Sinne der Notations-Erfinder, einfach eine der Notenlinien im Sinne eines genormten Stimmtons festzulegen (z.B. 1. Linie = a1), weil dabei bereits die mittleren Tonlagen eines Bassisten oder eines Flötisten überhaupt nicht mehr im 5-Linien-Bereich darstellbar wären - für das E der tiefsten Gitarrensaite würde man bei 1. Linie = a1 acht Hilfslinien nach unten benötigen, während das besser lesbare Hauptsystem kaum genutzt würde.

Die Lösung des Problems: Jedes Instrument / Stimmregister verwendet einen eigenen Bezugston, um möglichst viele Töne seines Mittelbereichs im Hauptsystem darstellen zu können! Da dieser Bezugston zugleich der Schlüssel zum Dekodieren einer notierten Tonfolge ist, wird er auch als solcher bezeichnet. Bei tiefen Registern (Bass, Linke Hand beim Klavier) ist dies in der Regel der Ton f (daher "F-Schlüssel") auf der 4. Notenlinie, bei höheren Registern hat sich der G-Schlüssel (umgangssprachlich auch "Violin-Schlüssel") auf der 2. Linie durchgesetzt, der das g1 markiert (bei der Gitarre das "g", weil diese "oktavierend" notiert wird).

3. Der letzte Punkt betrifft das jeweils notierte Tonsystem, was im Fall der "abendländischen Musik" nicht nur heptatonisch, sondern auch diatonisch ist. Dies bedeutet, dass die Tonschritte zwischen den sieben Tonstufen nicht durchgehend gleich groß sind, sondern dass sich an zwei Positionen kleinere Distanzen befinden, die sogenannten Halbtöne. Bezogen auf die Tonbuchstaben der sogenannten Stammtöne befinden sich die kleinen Schritte zwischen E-F und B-C (im deutschsprachigen Raum H-C) - das muss man beim Lesen bereits schon vorher wissen, denn die Darstellung von Intervallgrößen ist im Liniensystem nicht vorgesehen, weil allein die Schlüsselung bestimmt, wo Tonpositionen als Halbtonschritte zu lesen sind.
So liegen beim G-Schlüssel die Halbtöne natürlich an einer anderen Linienposition, als im F-Schlüssel, womit also geklärt sein dürfte, warum sich dieser Unterschied der Tondistanzen nicht auch noch in unterschiedlichen Linienabständen niederschlagen muss - abgesehen davon, dass es Instrumente gibt, bei denen die Schlüsselung innerhalb eines Stücks mehrfach wechseln kann, was z.B. die Verwendung vorgedruckten Notenpapiers unmöglich machen würde!
NB: Ursprünglich wurden die Linien zur Markierung der HT-Positionen farblich gelb oder rot eingefärbt, wodurch sich ebenfalls unterschiedliche Linienabstände erübrigten.

Anders ausgedrückt: Wer den Sinn eines Systems nicht zu erfassen vermag, sollte dies nicht voreilig auf angebliche Unzulänglichkeiten bei der Darstellung eines Systems schieben.
 
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