Hallo Piarose!
Das ist eine für mich persönlich interessante Fragestellung. Ich hatte im Gesangsunterricht auch Probleme mit der Mundöffnung und der guten Unterscheidbarkeit der Vokale. Auch fehlte mir bei "U" und "A" oft die Power und die Fülle. Zuerst hat mir die Gesangslehrerin gesagt, daß ich den Mund gut öffnen soll, aber das hat garnichts gebracht. Nach einiger Zeit hat sie (oder haben wir beide) gemerkt, daß es bei mir individuell viel besser geht, wenn ich mich nicht auf die Öffnung der Lippen konzentriere, sondern auf das, was du als "Hals hinten" bezeichnest.
Jetzt mal im Einzelnen:
Als das mit dem Nicht-Mundaufreissen herausgekommen ist, habe ich folgendes geübt: Zuerst ein "U" mit der typischen Kussmundstellung. Diese Stellung wurde im Unterricht auch ganz bewusst übertrieben. Die Lippen sind beim U nicht weit geöffnet, sondern gespitzt. Diese Stellung wird beibehalten. Jetzt gehst du ohne Absetzen langsam zum O. Du läßt aber die Lippen in U-Stellung. (Ruhig mal mit den Fingerspitzen kontrollieren) Weil du zum Formen des Vokals O die Lippen nicht mehr benutzen kannst, muss diese Formung woanders geschehen, nämlich ganz hinten im Mund. Jetzt arbeiten die Lippen garnicht, aber der hintere Gaumen, der Zungenansatz und der Kiefer. Du formst jetzt unwillkürlich einen grossen Hohlraum hinten im Mund.
Klingen tut das nicht besonders gut, aber es handelt sich hier nicht um die Gesangspraxis, sondern um eine Bewegungsübung.
Jetzt E und I
Auch jetzt versuchst du den Grad der Mundöffnung so gering wie möglich zu halten. Um einen E oder I -ähnlichen Ton zu bekommen, musst du jetzt versuchen, nur den hinteren Mundbereich zu benutzen, das geht aber nicht, es kommt viel stärker als bei O die Zunge hinzu. (Die Zunge weicht ja beim O nur nach unten aus) Auch müssen sich die Lippen anders formen, aber bitte nur formen, nicht zu weit öffnen, weil du nur so gezwungen bist, alles im Mund zu machen. Das merkst du aber sofort selbst, das kann man nicht erklären.
Das A
Das A geht nicht mit fast geschlossenen Lippen, es braucht einen geöffneten Mund. Aber, versuch mal den Mund nur nach oben und unten zu öffnen, absolut nicht in die Breite. Und öffen nur so viel, wie es so gerade eben nötig ist. dann merkst du auch hier, daß du ein A im Mund selbst formen kannst. (Lippenstellung ruhig mit den Fingerspitzen kontrollieren!)
Wenn du diese Übungen durchziehst, dann bekommst du eine Beherrschung der Vorgänge im Mundraum.
Diese Übungen sind, wie gesagt keine Gesangsübungen, sondern rein technische Übungen. Sie klingen auch nicht gut, aber das ist hier ausnahmsweise mal uninteressant.
Diese Vorgehensweise hat mir sehr geholfen und ich wende sie auch immer noch an, aber ohne dabei auf die Lippenstellung zu achten. Ich singe also, wie mir der Schnabel gewachsen ist, aber mit viel Resonanz hinten im Mund.
Das ist aber bei allem so. Jede Facette des Singenlernens wird erst bewusst geübt, bis sie sich so langsam und allmählich ins Unbewusste einschleicht.
Ob das alles allgemein anwendbar ist und/oder für jeden nützlich ist, kann ich nicht beurteilen, aber wie gesagt, bei mir hat´s geklappt.