Pawnshop Excelsior - in Richtung Reverb

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Seinerzeit deutete ich es hier bereits an und zeigte erste Bilder, wohin mit meinem Excelsior die Reise gehen soll. Er soll einen internen Röhrenhall bekommen.


Gedanken.

Einen Amp nachbauen, im Sinne von "Malen nach Zahlen", finde ich inzwischen langweilig. Abgesehen von individuellen, klangbeeinflussenden Gehäuse- und Cabinetgestaltungen weiß man zwar in etwa, was dabei rauskommen soll. Aber man baut ein Original nach und schlussendlich (siehe auch hier) ist man sich nie sicher: Ist er das nun? Klingt er so, wie er muss? Oder verdammt, wie klingt dann ein u.U. deutlich teueres Original, welches man sich dann letztendlich, der Ungewißheit und einer Verlockung des inneren Schweinehundes erliegend, dann vielleich doch kauft?

Ganz grundsätzlich bin ich bequem: Ein Amp soll aus meiner Sicht einen internen, regelbaren Reverb haben. Nix extern zu Verkabelndes, das sollen Ausnahmen bleiben (z.B. bei meinem '59 LTD Bassman; insbesondere wenn ein Prussian Blue Reverb dadrin einfach eine Liga für sich ist. Der passt in so einen Bassman rein).

"Bequem" heißt für mich: Hier ist mein tweed-lackierter Blues Junior trotz seines kleineren Gehäuses einfach praktischer. Man muss keine extra Computernetzstrippe suchen, die man vielleich gerade irgendwo verbummelt hat, sondern ein Amp hat schon mal ein fest eingebautes Netzkabel. Ab damit in die Steckdose, fertig. Und Hall ist mit an Bord. Klingen tut die kleine Hasenkiste auch - Fertig!

Ich möchte meinen Excelsior (oder später mal beide) so umbauen, dass ein röhrenbetriebener Hall mit an Bord ist. Es ist also kein nur "Malen nach Zahlen", sondern eine Steigerung seines Gebrauchswertes - aus der erwähnten Bequemlichkeit heraus für mich. Wird das funktionieren? Ich weiß es jetzt noch nicht.

Daher ist diese Folge offen und wird sich entwickeln!

Warum kein Digitalhall, z.B. mit einem Belton-Block? Schaltungen gibt es inzwischen einige, aber so eine Schaltung
  • braucht auch ihre Betriebsspannung, die ich im Amp bereitstellen müsste (für meine röhrenbetriebene Schaltung ist bereits alles da)
  • hat mir schon wieder zuviele Bauteile drin, die aus meiner Sicht dem Gesamtkonzept des Excelsiors, nämlich "Weniger ist mehr" zuwiderlaufen
  • muss auch wohlüberlegt in die Gesamtschaltung des Amps eingesetzt werden (da komme ich so oder so nicht drumherum) und
  • muss pegelmäßig angepasst werden, so dass es nicht zu ungewollten Verzerrungen kommt. Das muss eine Röhrenschaltung aber auch (siehe unten).
Und überhaupt: Röhrenhall, und dazu noch einer von Fender himself, ist stilecht. Punkt. :cool:

"Und der Tremolo-Generator?", werden nun vielleicht einige fragend den Finger heben: Der ist für mich nur ein Hilfsoszillator und dazu noch ein gut funktionierender. Der liegt nicht im Signalweg, dessen Ausgangsspannung moduliert nur das Gitarrensignal in seiner Stärke. Passt und bleibt so.

Warum ausgerechnet diese "Gurke" aus dem Pawnshop namens Excelsior? Nun ja, oft genug schrieb ich es ja schon: Ich mag den Amp. Sein aus meiner Sicht uriges Aussehen. Es ist keine Hasenkiste, sein Gehäusevolumen ist nicht nur optisch ansehnlich. Sein Klang? Clean mit einer Stat dran ist er jedenfalls für mich klasse. Nicht zu laut und nicht zu leise. Gerade richtig, auch mit 6L6. Sein Speaker? Nun ja, da schreibe ich nichts Neues: Der originale Fünfzehnzöller ist nicht soooo dolle. Klasse im Cleanbereich, aber nicht überragend. Soll er jedoch verzerren, so kommt er viel zu schnell an seine flatterigen Pappgrenzen, um es mal salopp zu schreiben...

Ich vermute inzwischen jedoch, dass der Excelsior nicht unbedingt einen Fünfzehnzöller braucht. Eben wegen seiner aus meiner Sicht idealen Gehäusegröße für Zölfzöller. Also liegt es später sehr nahe, dem Amp einen Reduzierring (Konverter) für den Speaker zu verpassen (vorausgesetzt, das Wiedergabeverhalten entwickelt sich so, wie ich es anstrebe). Mit dem Reduzierring auf 12 Zoll stehen dem Excelsior hinsichtlich eines klanglich-"fenderig-dezent-fauchigen" Jensens vielversprechende Türen und Tore offen. Denke ich jedenfalls.

Und zufällig kam ein neuer Klangeindruck hinzu. Kürzlich hatte ich das Vergnügen, einen originalem 1958er Fender Tweed Tremolux anspielen zu dürfen, ein 5E9 oder 5G9. Der Amp sah aus, als hätte ihn jemand aus Bombenkriegstrümmern gezogen. Wenn er nicht verbastelt ist (ich durfte ihn von innen leider nicht beschnarchen), dann klang er man recht dünne und ausgelutscht. Irgendwelche, sicherlich ausgelutschten RCA-Röhren steckten in ihm. OK, Vergleich Äpfel mit Birnen, was die Schaltungen und Speaker angeht, aber nur mal, was schlussendlich Klang angeht: Ein Excelsior, wenn er eben nicht klirrt und wenn er die passenden Röhren drin hat - klingt frischer und - ich wage es gar nicht zu schreiben: besser! Sorry und hoffentlich steinigt man mich jetzt nicht. Ich hatte erst einen Tag zuvor meinen Excelsior pur, also ohne den Prussian Blue Reverb dran, in Betrieb und war verblüfft, wie gut ein Excelsior vor allem auch mit seinem Tremolo klingt, wenn ich bedenke, was ein originaler Tremolux vergleichsweise zu einem Excelsior kostet.

Dieses zufällige Ereignis bestätigte meinen Gedanken, den ich schon länger habe: Mit dem Excelsior hat Fender (ungewollt aufgrund der bekannten Schwachpunkte, die so ein Amp aufgrund der Billigfertigung haben kann, die man ihm aber austreiben kann!) einen wohl mit am meisten unterschätzten Wurf gelandet. Und schon von daher lohnt sich aus meiner Sicht ein Steigern seines Gebrauchswertes.

- -

Nun kann ich erste Bilder und Ergebnisse meines Versuchsaufbaus präsentieren.


Zum Probieren ist angerichtet.

Nimmt man so einen Excelsior auseinander, so hat man (in meinem Fall) nach Ablöten der Lautsprecheranschlüsse fix das obere und das untere Chassis ausgebaut. Das sieht dann so aus:

Pic_#01.jpg


Rechts sieht man einen kleinen Reverb-Tank. Den habe ich aus meinem Blues Junior Lacquered Tweed ausgebaut. Der Tank liefert im Blues Junior einen vollen, dichten Hall:

Pic_#02.jpg


Was mich angesichts seiner drei Federn nicht wundert:

Pic_#Hall.jpg


An den Lautsprecher habe ich eine Klinkenbuchse angelötet und so ist er mit einer typischen Lautsprecherstrippe mit dem Amp verbunden:

Pic_#03.jpg


Zum Bild oben: Nein, die 6V6 sind nicht in Betrieb und die rechte der beiden kokelt mir nicht das Kabel durch. Da passe ich schon auf.

Herzstück des Probieraufbaus ist mein im obigen Link erwähnter Hallverstärker, den ich separat auf einem kleinen Chassis aus kupferkaschiertem Basismaterial ("Leiterplatte") aufgebaut habe:

Pic_#04.jpg


Hier sieht man, was passieren soll:

Pic_#05.jpg


Von der Eingangsröhre des Excelsiors nehme ich das Gitarrensignal direkt über die linke Spaghettistrippe ab und führe es dem Probierverstärker zu. Hier wird es gesplittet. Ein Teil geht zur 12AT7 (links neben dem Halltrafo), wird dort für den Reverb-Tank aufbereitet und wandert von da aus in den Input des Reverb-Tanks. Vom Reverb-Tank kommend, wird das arg pegelreduzierte Signal nun in der 12AX7, die rechts neben dem Halltrafo zu sehen ist, wieder verstärkt und lässt sich in seiner Intensität regeln. Das Reverb-Poti liegt verdeckt hinter der Röhre. Hier nochmal das Foto aus dem oben erwähnten Link:

Pic_#VA1.jpg


Nach dem Reverb-Poti werden der verhallte Teil und der Originalteil des Gitarrensignales wieder zusammengeführt und von dort geht das gemeinsame Signal über die graue Spaghettistrippe wieder zurück in den Excelsior. Ganz einfach. Kein Hexenwerk, ich habe das auch nur von Fender gemaust (wozu das Rad neu erfinden). :cool:

Die Schaltung sieht nun also erst einmal so aus:

Pic_#06.jpg


Zugegebenermaßen habe ich mein olles Multizet nur dekorativ dazugestellt. Passt ja zur Uralt-Schaltung, dient aber aufgrund seines zu geringen Innenwiderstandes nur noch als Anschauungsobjekt vergangener Zeiten...

Zum Messen der Betriebsspannungen, um zu sehen, wie nun überhaupt dem armen Excelsior geschieht, kann ich meinen Hallverstärker kippen, so dass ich an alle wichtigen Testpunkte herankomme:

Pic_#07.jpg


Gleiches dann mit dem Chassisunterteil, unter dem sich die Netzteil- und Endröhrenplatine befinden:

Pic_#08.jpg



Was passiert?

Der Excelsior liefert einen schönen und dichten Hall, ganz analog wie es mein Blues Junior macht. :)

Der Hallregler ist genauso empfindlich, wie beim Blues Junior. D.h. wenn man nicht aufpasst und zu weit aufdreht, übertreibt man es schnell. Und typisch wie bei anderen Fender-Amps mit diesen Schaltungen auch: Volume Input ist zu, ist aber der Reverb-Regler auf, so hört man das ungewollte Scheppern oder Krachen der Hallfedern, wenn man den Amp bewegt.

Und der Excelsior macht jetzt gefühlt richtig laut und geht gefühlt zu schnell in die Verzerrung. Erwartungsgemäß? Da ja die obere Hälfte der ECC83 (siehe Schematic, Rö3b) jetzt sozusagen als "Nachbrenner" fungiert und mir hier u.U. mehr NF-Spannung liefert, als mir und dem Amp lieb ist?


Die Arbeit beginnt erst jetzt.

Gefühlt ist nicht Gemessen. Also muss ich nun rechnen und messen. Denn es kommen eine stromziehende ECC81 und eine ECC83 hinzu. Meine 12AT7 zieht bei 6,3 Volt Heizspannung 300 mA Heizstrom und die ECC83 ebenfalls. Das sind eben mal 0,6 A Heizstrom, die der Netztrafo mehr liefern muss. Dann: zwar zieht die 12AX7 kaum Anodenstrom, aber die ECC81 zieht (bin zu faul zum Messen oder Rechnen, daher gehe ich vom Datenblatt aus) eben auch ihre 10 mA Betriebsstrom. Daher muss ich schauen, wie das Netzteil stärker belastet wird und ob seine Siebwiderstände das leistungsmäßig aushalten. Da muss ich rechnen.

Es kann auch nicht schaden, den Netztrafo zu beschnarchen ("Jo mei', derf der denn dös überhaupt?"), ob der sich nun im Betrieb über Gebühr erwärmt; idealerweise kann ich auch Leistungsdaten zu dem doch recht kleinen Trafo auftreiben? OK, man könnte nun kurzerhand einen stärkeren Netztrafo einbauen, aber vielleicht ist das ja gar nicht nötig (was mir recht wäre)?

Sinken die Betriebsspannungen durch die erwartbare Mehrbelastung des relativ kleinen Netztrafos inklusive Netzteil im Amp zu sehr ab, so wird natürlich auch die Arbeit der übrigen Stufen infrage gestellt.

Dann muss ich mir die NF-Spannungen anschauen, d.h. weiteres Messen ist angesagt. Das bedeutet: Ich muss Testpunkte festlegen, um anhand einer z.B. an der Inputbuchse eingespeisten, definierten NF-Spannung zu messen, was letztendlich am Steuergitter des Kathodyn-Phaseninverters als NF-Spannung anliegt. Mit meinem zweiten, unveränderten Excelsior kann ich zunächst hergehen und mit ihm eine Art "Soll-Pegeldiagramm" erstellen. Dies dient mir dann als Grundlage für den Versuchs-Excelsior. Möglicherweise muss ich hier nun die Stufenverstärkung(en) reduzieren bzw. anpassen, so dass die NF-Spannungen wieder stimmen. Im Idealfall liefert mir der Amp auch mit seiner eingebauten Reverbschaltung exakt dieselbe NF-Spannung an das Steuergitter des PI, wie es die unveränderte Originalschaltung tut.

(Nebenbei: Mit so einem Probieraufbau auf dem Tisch bin ich sozusagen in "heimischen Gefilden". Da fühle ich mich wohler, als mit der Ibanez auf dem Tisch, der ich im Frühjar einen neuen Balken einpassen und verleimen musste. :) )

Liegt die korrigierte Version des Versuchsaufbaus vor und stimmt alles, dann kann ich die korrigierten Werte in einen Aufbau der oberen Schaltung auf Lötösenplatte übernehmen, den ich bereits geplant habe und der in der Schublade parat liegt. Sieht in etwa so aus, wie dieser uralte, der von mir stammt...

Pic_#P20.jpg


...und ist das gleiche Material, mit dem ich auch den Hallverstärker aufgebaut habe.

Neugestaltung der Frontplatte ist kein Thema, das würde wieder via Inkscape geschehen. Der Platz würde oben aufgrund des zusätzlichen Reglers eng werden; ok, aber da würde die derzeitige Inputbuchse 2 weichen, was mit einer kleinen Änderung der Eingangsschaltung zugunsten eines guten Anpassungskompromisses für verschiedenohmige Instrumente verbunden sein würde. Für den Reverb-Tank (mal schauen, wer solchen z.B. als Blues-Junior-Ersatz liefert) habe ich auch schon einen Platz gefunden. Und das Chassis hat auf seiner Unterseite auch noch genügend Platz für die zwei zusätzlichen Röhren und den Halltrafo.

Aber das ist zum jetzigen Zeitpunkt noch Zukunftsmusik. Est mal muss der Versuchsaufbau liefern, was ich mir so vorstelle.

Schau'n mer mal! :)
 
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Sehr schön. Endlich mal wieder jemand, der mit Sinn, Ordnung und Plan an die Sache geht. Das gefällt mir sehr gut.

Kleine Frage: Wo hast'n die Doppel-Lötleiste her? Früher gab es die ja überall, doch als ich kürzlich mal was bestellen wollte kam mir vor, als seien sie vom Markt verschwunden. Zumindest wenn es mehr als 2*10 Lötstützpunkte sein sollen.
 
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Du wirst es auf dem Schirm haben (oder vielleicht schon anderswo erwähnt aber ich hab's vergessen/überlesen) ... der Excelsior in 100% Stock ballert nach dem Einschalten ein B+ von 500V raus, erst wenn die Röhren dann anfangen zu arbeiten geht das auf 410-420 runter. Die Filter Caps sind mit 450V geratet. Ich habe meinen daher mit Standbyswitch (und ein paar anderen Dingen) so gemoddet, dass B+ auf rund 395V begrenzt wird.

Wie immer bei diesen Themen ... in der Regel geht nix schief, bis es doch schief geht.

Bin jedenfalls auf die Fortschritte in diesem Thread gespannt!
 
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Prima, abonniert!

Dass neben "Röhre" und digital auch noch "Silikon analog" geht, weißt du ja. Der Blues Junior hat ne Schaltung mit 2 Opamps. Nun passt das nicht so ganz zum "old school charme" des Excelsior. Aber für den Fall, dass es Probleme mit der Stromversorgung der Röhren gibt, kann man das ja im Hinterkopf behalten. Ein Schaltnetzteil mit +/- 15V dürfte recht einfach zu besorgen sein. Ob das Störungen im Amp verursachen würde?
 
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Dass ...noch "Silikon analog" geht ... Ein Schaltnetzteil...

:eek2: ;)

Das man das mit OPV machen kann, hake ich mental unter BELTON (= "Sand") ab. Und dann womöglich auch noch ein Schaltnetzteil... Das hätte ich wohl dazuschreiben sollen.
Zumal ich dann auch extra Versorgungsspannungen bereitstellen müsste, was ich bei dem Röhrenhall nicht muss, da der Amp hierfür alles liefert.

... der Excelsior in 100% Stock ballert nach dem Einschalten ein B+ von 500V raus...

Bei beiden Amps messe ich zum Start keine so hohe Spannung. Woher hast Du diesen Wert?

Gestern nun habe ich erste Messungen hinsichtlich der NF-Spannung gemacht. Wie erwartet, reagiert die bereits erwähnte, zusätzliche Stufe (Rö3b, der "Nachbrenner") mit einer viel zu hohen Vu.
Sobald ich Zeit finde, schreibe ich was dazu. Bis dahin bitte noch etwas Geduld.
 
Bei beiden Amps messe ich zum Start keine so hohe Spannung. Woher hast Du diesen Wert?
Nachdem ich in irgendeinem Forum drauf gestoßen bin, bei meinem Exemplar selbst gemessen. War bei meinem tatsächlich so. Ich habe mir damals dann ein ModKit vom eBay Anbieter "alnicomagnet" aus UK besorgt, der hatte für alle Pawn Shop Series Amps was im Programm zur Optimierung (i.d.R. Brumm-Reduktion durch zusätzliche Filterung, Umstellung auf DC-Heater, Einbau Standby switches, etc.) ...

(Kann halt auch sein, dass das im Laufe der Produktion angepasst wurde, meiner ist ein frühes Modell und da habe ich dieses Verhalten beobachtet).
 
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Haste mal 'ne ECC82 auch als Aufhol- und "Nachbrenner"-Stufe probiert? Die sollte ja dann in der Beschaltung etwa nur 1/3 der Verstärkung der 83er haben. Für einen saubereren Arbeitspunkt dann ggf. mit so etwa 2,2kOhm an der Kathode... Kann mich aber auch irren. Ewigkeiten her, dass ich mit Röhren gebastelt hab.
 
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Inzwischen habe ich meine Messungen beendet. Das Ergebnis habe ich in Bildern festgehalten, da die mehr sagen als 1000 Worte. Anschließend konnte ich drüber nachdenken und habe meine Ergebnisse auch in Dirks Forum geteilt.


Wer viel misst.

Ist so ein Excelsior auf dem Tisch zum Messen, dann wird er mit seiner Soll-Eingangsspannung bei 1000 Hz durchgespült:

Pic_#10.jpg


Die schon im Eingangsposting formulierte Vermutung wurde bestätigt. Eigentlich müsste der Amp an seinen Testpunkten bei 135 mVAC Input eine Ausgangsspannung von 10,5 VAC und nach dem PI so umme 10 VAC liefern, was dieses Bild hier zeigt:

E_ohne_Reverb.jpg


(Das Testgerät liefert nach dem PI etwas weniger, aber das soll uns mal nicht interessieren. Ebenso bitte den Punkt a ignorieren.)

Mit der Reverb-Stufe kommt nun "Leben in die Bude". Zuviel davon, welches ich nicht gebrauchen kann:

E_mit_Reverb.jpg


Wie der Text im Bild beschreibt: Ich kann statt der 135 mVAC gerade mal 60 mVAC einspeisen. Und bekomme aber nicht die ca. 10 VAC, sondern unglaubliche 29,8 VAC an den PI geliefert. Steigere ich die Eingangsspannung, so beginnen unweigerlich Verzerrungen der Sinusamplitude. Die Verstärkung mit errechneten 496,66 ist im Vergleich zur Verstärkung im Folgebild (!) mit 217,02 zu groß.

Das System ist so nicht zu gebrauchen. Die 87,1 unter V3b sind nur ein errechneter Wert, den vernachlässigt bitte (wer viel misst... die 342 mVAC braucht kein Mensch als Testwert, da sie abhängig ist von der Stellung des Reverb-Reglers...).


Der PI.

Warum hänge ich mich so an den 10,5 VAC vor dem PI auf? Ganz einfach! Ich habe damals mal den Princeton Reverb nachgebaut und von Kopf bis Fuß durchgemessen:

E_AA1164.jpg

(Daher der Name Meyer_AA1164)

Der Amp liefert mehr oder weniger exakt dieselbe VAC vor den PI, nämlich 10,2 Volt. Der Princeton Reverb und der Excelsior haben beide einen mehr oder weniger identischen PI, der in Kathodyn-Schaltung arbeitet und der so seine 10 VAC braucht, um sauber ausgesteuert zu werden. Daher passt das bestens und mann kann einen Princeton Reverb gut als Modell für den Excelsior mit Reverb hernehmen.

Nur eben nicht mit dem Excelsior und seiner ihm zugedachten Reverb-Stufe, wie sie derzeit läuft.


Warum.

Der Unterschied ist auch anhand des Originalschematics des Excelsiors klar zu sehen:
  • die Verstärkerstufen im Excelsior haben einen (zu) hohen Anodenarbeitswiderstand
  • V3b im Princeton Reverb ist mit einer NFB beschaltet, ihre errechnete Vu beträgt somit 39,2. Meine V3b im Excelsior hat das aber nicht! Daher verstärkt die Stufe (errechnet mit ihren 87,1 - wohlgemerkt, nur errechnet) zu hoch!

Weiter.

Im Forum beim Dirk habe ich meine Ergebnisse zur Diskussion bekannt gegeben. Sehr schnell bekam ich dankenswerterweise Hinweise, was zu tun ist und die habe ich hier inform eines Schematics des Preamps mit entsprechend zu drehenden "Stellschrauben" für Interessierte zusammengefasst (anstelle von V nenne ich hier die Röhren ganz klassich und altmodisch Rö.):

Preamp_Stellschrauben.jpg


Ziel ist, an TP11 die 10 ... 11 VAC bei entsprechendem Input von 135 mV an TP9 zu liefern. Die "Stellschrauben" sind im Schematic rot genannt.

Desweiteren kann man anschließend auch noch mit R12 experimentieren.

Elegant (und darauf bin ich nicht gekommen, der Hinweis kam aus Dirks Forum :) ) ist der Anodenspannungsteiler an Rö3b. Ich spare mir einen zusätzlichen Spannungsteiler zwischen Rö3b und Rö4b (und einen weiteren Kondensator) und kann mir direkt an der Triode die erforderliche Ausgangsspannung dimensionieren mit dem schönen Nebeneffekt der geringeren Belastung der Triode.

Schau'n mer mal!
 
Da ja eigentlich an Rö1b schon im Ursprung der passende Pegel ansteht, hätte ich 3b einfach als Kathodenfolger ausgelegt (Verstärkung kleiner 1).
 
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Nur kurz, da ich derzeit anderweitig ausgelastet bin, zum Thema "Kathodenfolger":

Klar, kann man machen. Vor allem, weil der Gedanke zu verlockend ist (wenig Umbau am Hall-Verstärker), das schnell mal zu testen. (y)

In meinem '59 LTD Bassman ist ja schliesslich auch einer drin; ist für einen Fender-Amp nichts sooo Neues. Aber ich denke (ähnlich wie Zollner übrigens, wenn ich seine Anmerkungen dazu richtig deute) und zumindestens vorerst, dass so ein Kathodenfolger nicht die Ideallösung ist. Er verändert angeblich den Klang (Komprimierung) und wirkt außerdem als Impedanzwandler. Zu dieser Thematik möchte ich mich erst mal noch einmal belesen, dazu werde ich erst in den kommenden Tagen kommen. Zu einem fixen Test komem ich grad nicht.

Die gedankliche Option bleibt, der Kathodenfolger wandert daher sinngemäß in den "Skat".

Grundsätzlich soll der Grundsound des Excelsiors bei zugedrehtem Reverb-Regler nicht verändert werden. Primär verfolge ich daher das Ziel (hoffend, dass mein Gedankengang dazu richtig ist), den Hallverstärker und seine Umgebungsbeschaltung ähnlich wie im Princeton Reverb zu realisieren.
 
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Inzwischen kann ich ein gewisses Ergebnis vermelden.

Nach diversen Tests (ausführlich in Wort und Bild hier) habe ich nun im Endeffekt dieses Bild:

Test_#3.jpg


Was ist passiert? Der Anodenarbeitswiderstand ist als Spannungsteiler ausgeführt. Somit sinkt die Ausgangsspannung auf 12,1 VAC. Das sind zwar immer noch mehr als die 10,5 VAC, aber damit kann ich erst mal gut leben.
Denn in der Endrealisierung werde ich alle Anodenarbeitswiderstände an den übrigen Vorröhren von 200 KOhm auf 100 KOhm reduzieren und dann passt das.

Zusätzlich ist C12 entfernt. Gaz klar: Bei gleicher unterer Grenzfrequenz (nämlich Null) wirkt die reine Stromgegenkopplung, da der Kathodenelko nun wechselspannungsmäßig R19 nicht mehr überbrücken kann. Die Verstärkung der Stufe sinkt.

Im Ergebnis habe ich einen schönen, dichten Hall und mit einer Strat dran passt das bestens.

Spaßenshalber habe ich noch experimentiert, was passiert, wenn ich den Längswiderstand R12 (siehe oben) mal absenke:

Test_#4.jpg


Die Anmerkung 1) (steht auf dem Papier, hier als Text) zeigt es erwartungsgemäß auf: Der Wert des Widerstandes R12 verhält sich umgekehrt proportional zur Stärke des Dry-Signales Ue, wenn R13 konstant bleibt. Sinkt R12, so geht mehr Dry-Signal direkt in die Aufholstufe (Ua steigt auf 19,8 VAC) und das Reverb-Signal Ur wird leiser. Steigt er, so geht weniger Dry-Signal direkt in die Aufholstufe und der Anteil des Reverb-Signales steigt.

Die Abbildung der Amplitude zeigt auf, dass keinerlei Verzerrungen auftreten (dürfen, da ich sonst Käse messen würde).

Zwischenzeitlich hatte ich einfach mal ein ECC82 gesteckt, da sie von unseren ECC81, ECC82 und ECC83 den geringsten µ hat. Aber selbst hier müsste man deren Verstärkung zügeln durch Anpassen des Anodenarbeitswiderstandes oder durch Weglassen von C12. AAber es käme dann hinzu, dass die ECC82 dann als V3a zuwenig Signal liefern würde. Der Hall käme dann zu dünne, was man dann wieder durch Korrekturen an R12 ausgleichen müsste.

In Summe führen also mehrere Wege nach Rom. Ich habe mich für das Ergebnis von Punkt 5 entschieden und kann nun beginnen, den vollständigen Preamp zu dimensionieren.
 
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Die "Meß- und Experimentierecke" sieht derzeit noch so aus:

Pic_#M12.jpg


Da das alles noch so aufgebaut ist, will ich mal noch spaßenshalber mit dem Wert von R19 experimentieren. Durch ihn fließt der Anodenstrom und durch den Spannungsabfall an ihm (Ohmsches Gesetz) wird die Gitterspannung gebildet, die dann natürlich wiederum Einfluss auf die Lage des Arbeitspunktes der Triode hat.

Das kann man sicherlich auch berechnen, aber wo ich nun schon mal am Spielen bin... :)

Die Kiste mit der weißen Frontplatte ist "Loadi", meine schaltbare Lautsprecherlast. Links geht es aus dem Amp rein und rechts kann ich die interne Last auf den Speaker umschalten, der unten im Excelsior-Gehäuse am Tisch steht. Schont die Ohren.

Damit keine Mißverständnisse aufkommen: Sieht man oben die Sinuskurve, so ist das das eine! Das ganz andere ist eine nach den Messsungen angeschlossene Strat, um zu lauschen!

Den Sinus brauche ich, weil ich Effektivwert-Spannungen messe. Die sind nun mal in den Schematics von Fender schön vorgegeben und nur zum Beispiel beim unmodifizierten Excelsior stimmen meine gemessenen Werte nicht näher 1:1 mit den im Schematic angegebenen überein. Aber eben nur bei einer Sinusspannung. Verzerrt diese, dann würde ich Mist messen. Nur dafür brauche ich den Oszi, um den Sinus zu kontrollieren! Klar, ich kann auch direkt mit dem (vorher mit einer Rechteckspannung geeichten) Oszi Spitze-Spitze-Spannungen messen. Aber das brauche ich nicht, denn alle meine NF-Spannungsmeßgeräte (alte NF-Röhrenvoltmeter) zeigen Effektivwert-Spannungen an, die zu denen auf den Schematics passen.

Zum Lauschen mit einem davon völlig verschiedenen und komplexen Gitarrensignal (!) brauche ich hingegen meine Strat. Nur da kann ich hören, wie es klingt und vor allem auch prüfen, wie das System bei Vollaussteuerung klingt oder beginnt, zum Beispiel aufgrund eines falsch experimentierten Arbeitspunktes (?), zu furzen. Eine sauberer Sinus heißt noch lange nicht, dass die Kiste bei einem Peak aus der Gitarre problemlos klingt. Und zusätzlich bin ich hier "fein raus", denn ich habe eine unmittelbare Referenz daneben zu stehen: Mein zweiter, unveränderter Excelsior. Ohne Hall (und ohne Tremolo) kann ich nur alleine anhand der Stellungen von Volume und Tone beide Amps (den unveränderten mit dem mit der verbauten Hallschaltung - mit geschlossenem Hallregler) vergleichen, wie sie klingen.
 
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