Stratspieler
Helpful & Friendly User
Seinerzeit deutete ich es hier bereits an und zeigte erste Bilder, wohin mit meinem Excelsior die Reise gehen soll. Er soll einen internen Röhrenhall bekommen.
Gedanken.
Einen Amp nachbauen, im Sinne von "Malen nach Zahlen", finde ich inzwischen langweilig. Abgesehen von individuellen, klangbeeinflussenden Gehäuse- und Cabinetgestaltungen weiß man zwar in etwa, was dabei rauskommen soll. Aber man baut ein Original nach und schlussendlich (siehe auch hier) ist man sich nie sicher: Ist er das nun? Klingt er so, wie er muss? Oder verdammt, wie klingt dann ein u.U. deutlich teueres Original, welches man sich dann letztendlich, der Ungewißheit und einer Verlockung des inneren Schweinehundes erliegend, dann vielleich doch kauft?
Ganz grundsätzlich bin ich bequem: Ein Amp soll aus meiner Sicht einen internen, regelbaren Reverb haben. Nix extern zu Verkabelndes, das sollen Ausnahmen bleiben (z.B. bei meinem '59 LTD Bassman; insbesondere wenn ein Prussian Blue Reverb dadrin einfach eine Liga für sich ist. Der passt in so einen Bassman rein).
"Bequem" heißt für mich: Hier ist mein tweed-lackierter Blues Junior trotz seines kleineren Gehäuses einfach praktischer. Man muss keine extra Computernetzstrippe suchen, die man vielleich gerade irgendwo verbummelt hat, sondern ein Amp hat schon mal ein fest eingebautes Netzkabel. Ab damit in die Steckdose, fertig. Und Hall ist mit an Bord. Klingen tut die kleine Hasenkiste auch - Fertig!
Ich möchte meinen Excelsior (oder später mal beide) so umbauen, dass ein röhrenbetriebener Hall mit an Bord ist. Es ist also kein nur "Malen nach Zahlen", sondern eine Steigerung seines Gebrauchswertes - aus der erwähnten Bequemlichkeit heraus für mich. Wird das funktionieren? Ich weiß es jetzt noch nicht.
Daher ist diese Folge offen und wird sich entwickeln!
Warum kein Digitalhall, z.B. mit einem Belton-Block? Schaltungen gibt es inzwischen einige, aber so eine Schaltung
"Und der Tremolo-Generator?", werden nun vielleicht einige fragend den Finger heben: Der ist für mich nur ein Hilfsoszillator und dazu noch ein gut funktionierender. Der liegt nicht im Signalweg, dessen Ausgangsspannung moduliert nur das Gitarrensignal in seiner Stärke. Passt und bleibt so.
Warum ausgerechnet diese "Gurke" aus dem Pawnshop namens Excelsior? Nun ja, oft genug schrieb ich es ja schon: Ich mag den Amp. Sein aus meiner Sicht uriges Aussehen. Es ist keine Hasenkiste, sein Gehäusevolumen ist nicht nur optisch ansehnlich. Sein Klang? Clean mit einer Stat dran ist er jedenfalls für mich klasse. Nicht zu laut und nicht zu leise. Gerade richtig, auch mit 6L6. Sein Speaker? Nun ja, da schreibe ich nichts Neues: Der originale Fünfzehnzöller ist nicht soooo dolle. Klasse im Cleanbereich, aber nicht überragend. Soll er jedoch verzerren, so kommt er viel zu schnell an seine flatterigen Pappgrenzen, um es mal salopp zu schreiben...
Ich vermute inzwischen jedoch, dass der Excelsior nicht unbedingt einen Fünfzehnzöller braucht. Eben wegen seiner aus meiner Sicht idealen Gehäusegröße für Zölfzöller. Also liegt es später sehr nahe, dem Amp einen Reduzierring (Konverter) für den Speaker zu verpassen (vorausgesetzt, das Wiedergabeverhalten entwickelt sich so, wie ich es anstrebe). Mit dem Reduzierring auf 12 Zoll stehen dem Excelsior hinsichtlich eines klanglich-"fenderig-dezent-fauchigen" Jensens vielversprechende Türen und Tore offen. Denke ich jedenfalls.
Und zufällig kam ein neuer Klangeindruck hinzu. Kürzlich hatte ich das Vergnügen, einen originalem 1958er Fender Tweed Tremolux anspielen zu dürfen, ein 5E9 oder 5G9. Der Amp sah aus, als hätte ihn jemand aus Bombenkriegstrümmern gezogen. Wenn er nicht verbastelt ist (ich durfte ihn von innen leider nicht beschnarchen), dann klang er man recht dünne und ausgelutscht. Irgendwelche, sicherlich ausgelutschten RCA-Röhren steckten in ihm. OK, Vergleich Äpfel mit Birnen, was die Schaltungen und Speaker angeht, aber nur mal, was schlussendlich Klang angeht: Ein Excelsior, wenn er eben nicht klirrt und wenn er die passenden Röhren drin hat - klingt frischer und - ich wage es gar nicht zu schreiben: besser! Sorry und hoffentlich steinigt man mich jetzt nicht. Ich hatte erst einen Tag zuvor meinen Excelsior pur, also ohne den Prussian Blue Reverb dran, in Betrieb und war verblüfft, wie gut ein Excelsior vor allem auch mit seinem Tremolo klingt, wenn ich bedenke, was ein originaler Tremolux vergleichsweise zu einem Excelsior kostet.
Dieses zufällige Ereignis bestätigte meinen Gedanken, den ich schon länger habe: Mit dem Excelsior hat Fender (ungewollt aufgrund der bekannten Schwachpunkte, die so ein Amp aufgrund der Billigfertigung haben kann, die man ihm aber austreiben kann!) einen wohl mit am meisten unterschätzten Wurf gelandet. Und schon von daher lohnt sich aus meiner Sicht ein Steigern seines Gebrauchswertes.
- -
Nun kann ich erste Bilder und Ergebnisse meines Versuchsaufbaus präsentieren.
Zum Probieren ist angerichtet.
Nimmt man so einen Excelsior auseinander, so hat man (in meinem Fall) nach Ablöten der Lautsprecheranschlüsse fix das obere und das untere Chassis ausgebaut. Das sieht dann so aus:
Rechts sieht man einen kleinen Reverb-Tank. Den habe ich aus meinem Blues Junior Lacquered Tweed ausgebaut. Der Tank liefert im Blues Junior einen vollen, dichten Hall:
Was mich angesichts seiner drei Federn nicht wundert:
An den Lautsprecher habe ich eine Klinkenbuchse angelötet und so ist er mit einer typischen Lautsprecherstrippe mit dem Amp verbunden:
Zum Bild oben: Nein, die 6V6 sind nicht in Betrieb und die rechte der beiden kokelt mir nicht das Kabel durch. Da passe ich schon auf.
Herzstück des Probieraufbaus ist mein im obigen Link erwähnter Hallverstärker, den ich separat auf einem kleinen Chassis aus kupferkaschiertem Basismaterial ("Leiterplatte") aufgebaut habe:
Hier sieht man, was passieren soll:
Von der Eingangsröhre des Excelsiors nehme ich das Gitarrensignal direkt über die linke Spaghettistrippe ab und führe es dem Probierverstärker zu. Hier wird es gesplittet. Ein Teil geht zur 12AT7 (links neben dem Halltrafo), wird dort für den Reverb-Tank aufbereitet und wandert von da aus in den Input des Reverb-Tanks. Vom Reverb-Tank kommend, wird das arg pegelreduzierte Signal nun in der 12AX7, die rechts neben dem Halltrafo zu sehen ist, wieder verstärkt und lässt sich in seiner Intensität regeln. Das Reverb-Poti liegt verdeckt hinter der Röhre. Hier nochmal das Foto aus dem oben erwähnten Link:
Nach dem Reverb-Poti werden der verhallte Teil und der Originalteil des Gitarrensignales wieder zusammengeführt und von dort geht das gemeinsame Signal über die graue Spaghettistrippe wieder zurück in den Excelsior. Ganz einfach. Kein Hexenwerk, ich habe das auch nur von Fender gemaust (wozu das Rad neu erfinden).
Die Schaltung sieht nun also erst einmal so aus:
Zugegebenermaßen habe ich mein olles Multizet nur dekorativ dazugestellt. Passt ja zur Uralt-Schaltung, dient aber aufgrund seines zu geringen Innenwiderstandes nur noch als Anschauungsobjekt vergangener Zeiten...
Zum Messen der Betriebsspannungen, um zu sehen, wie nun überhaupt dem armen Excelsior geschieht, kann ich meinen Hallverstärker kippen, so dass ich an alle wichtigen Testpunkte herankomme:
Gleiches dann mit dem Chassisunterteil, unter dem sich die Netzteil- und Endröhrenplatine befinden:
Was passiert?
Der Excelsior liefert einen schönen und dichten Hall, ganz analog wie es mein Blues Junior macht.
Der Hallregler ist genauso empfindlich, wie beim Blues Junior. D.h. wenn man nicht aufpasst und zu weit aufdreht, übertreibt man es schnell. Und typisch wie bei anderen Fender-Amps mit diesen Schaltungen auch: Volume Input ist zu, ist aber der Reverb-Regler auf, so hört man das ungewollte Scheppern oder Krachen der Hallfedern, wenn man den Amp bewegt.
Und der Excelsior macht jetzt gefühlt richtig laut und geht gefühlt zu schnell in die Verzerrung. Erwartungsgemäß? Da ja die obere Hälfte der ECC83 (siehe Schematic, Rö3b) jetzt sozusagen als "Nachbrenner" fungiert und mir hier u.U. mehr NF-Spannung liefert, als mir und dem Amp lieb ist?
Die Arbeit beginnt erst jetzt.
Gefühlt ist nicht Gemessen. Also muss ich nun rechnen und messen. Denn es kommen eine stromziehende ECC81 und eine ECC83 hinzu. Meine 12AT7 zieht bei 6,3 Volt Heizspannung 300 mA Heizstrom und die ECC83 ebenfalls. Das sind eben mal 0,6 A Heizstrom, die der Netztrafo mehr liefern muss. Dann: zwar zieht die 12AX7 kaum Anodenstrom, aber die ECC81 zieht (bin zu faul zum Messen oder Rechnen, daher gehe ich vom Datenblatt aus) eben auch ihre 10 mA Betriebsstrom. Daher muss ich schauen, wie das Netzteil stärker belastet wird und ob seine Siebwiderstände das leistungsmäßig aushalten. Da muss ich rechnen.
Es kann auch nicht schaden, den Netztrafo zu beschnarchen ("Jo mei', derf der denn dös überhaupt?"), ob der sich nun im Betrieb über Gebühr erwärmt; idealerweise kann ich auch Leistungsdaten zu dem doch recht kleinen Trafo auftreiben? OK, man könnte nun kurzerhand einen stärkeren Netztrafo einbauen, aber vielleicht ist das ja gar nicht nötig (was mir recht wäre)?
Sinken die Betriebsspannungen durch die erwartbare Mehrbelastung des relativ kleinen Netztrafos inklusive Netzteil im Amp zu sehr ab, so wird natürlich auch die Arbeit der übrigen Stufen infrage gestellt.
Dann muss ich mir die NF-Spannungen anschauen, d.h. weiteres Messen ist angesagt. Das bedeutet: Ich muss Testpunkte festlegen, um anhand einer z.B. an der Inputbuchse eingespeisten, definierten NF-Spannung zu messen, was letztendlich am Steuergitter des Kathodyn-Phaseninverters als NF-Spannung anliegt. Mit meinem zweiten, unveränderten Excelsior kann ich zunächst hergehen und mit ihm eine Art "Soll-Pegeldiagramm" erstellen. Dies dient mir dann als Grundlage für den Versuchs-Excelsior. Möglicherweise muss ich hier nun die Stufenverstärkung(en) reduzieren bzw. anpassen, so dass die NF-Spannungen wieder stimmen. Im Idealfall liefert mir der Amp auch mit seiner eingebauten Reverbschaltung exakt dieselbe NF-Spannung an das Steuergitter des PI, wie es die unveränderte Originalschaltung tut.
(Nebenbei: Mit so einem Probieraufbau auf dem Tisch bin ich sozusagen in "heimischen Gefilden". Da fühle ich mich wohler, als mit der Ibanez auf dem Tisch, der ich im Frühjar einen neuen Balken einpassen und verleimen musste. )
Liegt die korrigierte Version des Versuchsaufbaus vor und stimmt alles, dann kann ich die korrigierten Werte in einen Aufbau der oberen Schaltung auf Lötösenplatte übernehmen, den ich bereits geplant habe und der in der Schublade parat liegt. Sieht in etwa so aus, wie dieser uralte, der von mir stammt...
...und ist das gleiche Material, mit dem ich auch den Hallverstärker aufgebaut habe.
Neugestaltung der Frontplatte ist kein Thema, das würde wieder via Inkscape geschehen. Der Platz würde oben aufgrund des zusätzlichen Reglers eng werden; ok, aber da würde die derzeitige Inputbuchse 2 weichen, was mit einer kleinen Änderung der Eingangsschaltung zugunsten eines guten Anpassungskompromisses für verschiedenohmige Instrumente verbunden sein würde. Für den Reverb-Tank (mal schauen, wer solchen z.B. als Blues-Junior-Ersatz liefert) habe ich auch schon einen Platz gefunden. Und das Chassis hat auf seiner Unterseite auch noch genügend Platz für die zwei zusätzlichen Röhren und den Halltrafo.
Aber das ist zum jetzigen Zeitpunkt noch Zukunftsmusik. Est mal muss der Versuchsaufbau liefern, was ich mir so vorstelle.
Schau'n mer mal!
Gedanken.
Einen Amp nachbauen, im Sinne von "Malen nach Zahlen", finde ich inzwischen langweilig. Abgesehen von individuellen, klangbeeinflussenden Gehäuse- und Cabinetgestaltungen weiß man zwar in etwa, was dabei rauskommen soll. Aber man baut ein Original nach und schlussendlich (siehe auch hier) ist man sich nie sicher: Ist er das nun? Klingt er so, wie er muss? Oder verdammt, wie klingt dann ein u.U. deutlich teueres Original, welches man sich dann letztendlich, der Ungewißheit und einer Verlockung des inneren Schweinehundes erliegend, dann vielleich doch kauft?
Ganz grundsätzlich bin ich bequem: Ein Amp soll aus meiner Sicht einen internen, regelbaren Reverb haben. Nix extern zu Verkabelndes, das sollen Ausnahmen bleiben (z.B. bei meinem '59 LTD Bassman; insbesondere wenn ein Prussian Blue Reverb dadrin einfach eine Liga für sich ist. Der passt in so einen Bassman rein).
"Bequem" heißt für mich: Hier ist mein tweed-lackierter Blues Junior trotz seines kleineren Gehäuses einfach praktischer. Man muss keine extra Computernetzstrippe suchen, die man vielleich gerade irgendwo verbummelt hat, sondern ein Amp hat schon mal ein fest eingebautes Netzkabel. Ab damit in die Steckdose, fertig. Und Hall ist mit an Bord. Klingen tut die kleine Hasenkiste auch - Fertig!
Ich möchte meinen Excelsior (oder später mal beide) so umbauen, dass ein röhrenbetriebener Hall mit an Bord ist. Es ist also kein nur "Malen nach Zahlen", sondern eine Steigerung seines Gebrauchswertes - aus der erwähnten Bequemlichkeit heraus für mich. Wird das funktionieren? Ich weiß es jetzt noch nicht.
Daher ist diese Folge offen und wird sich entwickeln!
Warum kein Digitalhall, z.B. mit einem Belton-Block? Schaltungen gibt es inzwischen einige, aber so eine Schaltung
- braucht auch ihre Betriebsspannung, die ich im Amp bereitstellen müsste (für meine röhrenbetriebene Schaltung ist bereits alles da)
- hat mir schon wieder zuviele Bauteile drin, die aus meiner Sicht dem Gesamtkonzept des Excelsiors, nämlich "Weniger ist mehr" zuwiderlaufen
- muss auch wohlüberlegt in die Gesamtschaltung des Amps eingesetzt werden (da komme ich so oder so nicht drumherum) und
- muss pegelmäßig angepasst werden, so dass es nicht zu ungewollten Verzerrungen kommt. Das muss eine Röhrenschaltung aber auch (siehe unten).
"Und der Tremolo-Generator?", werden nun vielleicht einige fragend den Finger heben: Der ist für mich nur ein Hilfsoszillator und dazu noch ein gut funktionierender. Der liegt nicht im Signalweg, dessen Ausgangsspannung moduliert nur das Gitarrensignal in seiner Stärke. Passt und bleibt so.
Warum ausgerechnet diese "Gurke" aus dem Pawnshop namens Excelsior? Nun ja, oft genug schrieb ich es ja schon: Ich mag den Amp. Sein aus meiner Sicht uriges Aussehen. Es ist keine Hasenkiste, sein Gehäusevolumen ist nicht nur optisch ansehnlich. Sein Klang? Clean mit einer Stat dran ist er jedenfalls für mich klasse. Nicht zu laut und nicht zu leise. Gerade richtig, auch mit 6L6. Sein Speaker? Nun ja, da schreibe ich nichts Neues: Der originale Fünfzehnzöller ist nicht soooo dolle. Klasse im Cleanbereich, aber nicht überragend. Soll er jedoch verzerren, so kommt er viel zu schnell an seine flatterigen Pappgrenzen, um es mal salopp zu schreiben...
Ich vermute inzwischen jedoch, dass der Excelsior nicht unbedingt einen Fünfzehnzöller braucht. Eben wegen seiner aus meiner Sicht idealen Gehäusegröße für Zölfzöller. Also liegt es später sehr nahe, dem Amp einen Reduzierring (Konverter) für den Speaker zu verpassen (vorausgesetzt, das Wiedergabeverhalten entwickelt sich so, wie ich es anstrebe). Mit dem Reduzierring auf 12 Zoll stehen dem Excelsior hinsichtlich eines klanglich-"fenderig-dezent-fauchigen" Jensens vielversprechende Türen und Tore offen. Denke ich jedenfalls.
Und zufällig kam ein neuer Klangeindruck hinzu. Kürzlich hatte ich das Vergnügen, einen originalem 1958er Fender Tweed Tremolux anspielen zu dürfen, ein 5E9 oder 5G9. Der Amp sah aus, als hätte ihn jemand aus Bombenkriegstrümmern gezogen. Wenn er nicht verbastelt ist (ich durfte ihn von innen leider nicht beschnarchen), dann klang er man recht dünne und ausgelutscht. Irgendwelche, sicherlich ausgelutschten RCA-Röhren steckten in ihm. OK, Vergleich Äpfel mit Birnen, was die Schaltungen und Speaker angeht, aber nur mal, was schlussendlich Klang angeht: Ein Excelsior, wenn er eben nicht klirrt und wenn er die passenden Röhren drin hat - klingt frischer und - ich wage es gar nicht zu schreiben: besser! Sorry und hoffentlich steinigt man mich jetzt nicht. Ich hatte erst einen Tag zuvor meinen Excelsior pur, also ohne den Prussian Blue Reverb dran, in Betrieb und war verblüfft, wie gut ein Excelsior vor allem auch mit seinem Tremolo klingt, wenn ich bedenke, was ein originaler Tremolux vergleichsweise zu einem Excelsior kostet.
Dieses zufällige Ereignis bestätigte meinen Gedanken, den ich schon länger habe: Mit dem Excelsior hat Fender (ungewollt aufgrund der bekannten Schwachpunkte, die so ein Amp aufgrund der Billigfertigung haben kann, die man ihm aber austreiben kann!) einen wohl mit am meisten unterschätzten Wurf gelandet. Und schon von daher lohnt sich aus meiner Sicht ein Steigern seines Gebrauchswertes.
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Nun kann ich erste Bilder und Ergebnisse meines Versuchsaufbaus präsentieren.
Zum Probieren ist angerichtet.
Nimmt man so einen Excelsior auseinander, so hat man (in meinem Fall) nach Ablöten der Lautsprecheranschlüsse fix das obere und das untere Chassis ausgebaut. Das sieht dann so aus:
Rechts sieht man einen kleinen Reverb-Tank. Den habe ich aus meinem Blues Junior Lacquered Tweed ausgebaut. Der Tank liefert im Blues Junior einen vollen, dichten Hall:
Was mich angesichts seiner drei Federn nicht wundert:
An den Lautsprecher habe ich eine Klinkenbuchse angelötet und so ist er mit einer typischen Lautsprecherstrippe mit dem Amp verbunden:
Zum Bild oben: Nein, die 6V6 sind nicht in Betrieb und die rechte der beiden kokelt mir nicht das Kabel durch. Da passe ich schon auf.
Herzstück des Probieraufbaus ist mein im obigen Link erwähnter Hallverstärker, den ich separat auf einem kleinen Chassis aus kupferkaschiertem Basismaterial ("Leiterplatte") aufgebaut habe:
Hier sieht man, was passieren soll:
Von der Eingangsröhre des Excelsiors nehme ich das Gitarrensignal direkt über die linke Spaghettistrippe ab und führe es dem Probierverstärker zu. Hier wird es gesplittet. Ein Teil geht zur 12AT7 (links neben dem Halltrafo), wird dort für den Reverb-Tank aufbereitet und wandert von da aus in den Input des Reverb-Tanks. Vom Reverb-Tank kommend, wird das arg pegelreduzierte Signal nun in der 12AX7, die rechts neben dem Halltrafo zu sehen ist, wieder verstärkt und lässt sich in seiner Intensität regeln. Das Reverb-Poti liegt verdeckt hinter der Röhre. Hier nochmal das Foto aus dem oben erwähnten Link:
Nach dem Reverb-Poti werden der verhallte Teil und der Originalteil des Gitarrensignales wieder zusammengeführt und von dort geht das gemeinsame Signal über die graue Spaghettistrippe wieder zurück in den Excelsior. Ganz einfach. Kein Hexenwerk, ich habe das auch nur von Fender gemaust (wozu das Rad neu erfinden).
Die Schaltung sieht nun also erst einmal so aus:
Zugegebenermaßen habe ich mein olles Multizet nur dekorativ dazugestellt. Passt ja zur Uralt-Schaltung, dient aber aufgrund seines zu geringen Innenwiderstandes nur noch als Anschauungsobjekt vergangener Zeiten...
Zum Messen der Betriebsspannungen, um zu sehen, wie nun überhaupt dem armen Excelsior geschieht, kann ich meinen Hallverstärker kippen, so dass ich an alle wichtigen Testpunkte herankomme:
Gleiches dann mit dem Chassisunterteil, unter dem sich die Netzteil- und Endröhrenplatine befinden:
Was passiert?
Der Excelsior liefert einen schönen und dichten Hall, ganz analog wie es mein Blues Junior macht.
Der Hallregler ist genauso empfindlich, wie beim Blues Junior. D.h. wenn man nicht aufpasst und zu weit aufdreht, übertreibt man es schnell. Und typisch wie bei anderen Fender-Amps mit diesen Schaltungen auch: Volume Input ist zu, ist aber der Reverb-Regler auf, so hört man das ungewollte Scheppern oder Krachen der Hallfedern, wenn man den Amp bewegt.
Und der Excelsior macht jetzt gefühlt richtig laut und geht gefühlt zu schnell in die Verzerrung. Erwartungsgemäß? Da ja die obere Hälfte der ECC83 (siehe Schematic, Rö3b) jetzt sozusagen als "Nachbrenner" fungiert und mir hier u.U. mehr NF-Spannung liefert, als mir und dem Amp lieb ist?
Die Arbeit beginnt erst jetzt.
Gefühlt ist nicht Gemessen. Also muss ich nun rechnen und messen. Denn es kommen eine stromziehende ECC81 und eine ECC83 hinzu. Meine 12AT7 zieht bei 6,3 Volt Heizspannung 300 mA Heizstrom und die ECC83 ebenfalls. Das sind eben mal 0,6 A Heizstrom, die der Netztrafo mehr liefern muss. Dann: zwar zieht die 12AX7 kaum Anodenstrom, aber die ECC81 zieht (bin zu faul zum Messen oder Rechnen, daher gehe ich vom Datenblatt aus) eben auch ihre 10 mA Betriebsstrom. Daher muss ich schauen, wie das Netzteil stärker belastet wird und ob seine Siebwiderstände das leistungsmäßig aushalten. Da muss ich rechnen.
Es kann auch nicht schaden, den Netztrafo zu beschnarchen ("Jo mei', derf der denn dös überhaupt?"), ob der sich nun im Betrieb über Gebühr erwärmt; idealerweise kann ich auch Leistungsdaten zu dem doch recht kleinen Trafo auftreiben? OK, man könnte nun kurzerhand einen stärkeren Netztrafo einbauen, aber vielleicht ist das ja gar nicht nötig (was mir recht wäre)?
Sinken die Betriebsspannungen durch die erwartbare Mehrbelastung des relativ kleinen Netztrafos inklusive Netzteil im Amp zu sehr ab, so wird natürlich auch die Arbeit der übrigen Stufen infrage gestellt.
Dann muss ich mir die NF-Spannungen anschauen, d.h. weiteres Messen ist angesagt. Das bedeutet: Ich muss Testpunkte festlegen, um anhand einer z.B. an der Inputbuchse eingespeisten, definierten NF-Spannung zu messen, was letztendlich am Steuergitter des Kathodyn-Phaseninverters als NF-Spannung anliegt. Mit meinem zweiten, unveränderten Excelsior kann ich zunächst hergehen und mit ihm eine Art "Soll-Pegeldiagramm" erstellen. Dies dient mir dann als Grundlage für den Versuchs-Excelsior. Möglicherweise muss ich hier nun die Stufenverstärkung(en) reduzieren bzw. anpassen, so dass die NF-Spannungen wieder stimmen. Im Idealfall liefert mir der Amp auch mit seiner eingebauten Reverbschaltung exakt dieselbe NF-Spannung an das Steuergitter des PI, wie es die unveränderte Originalschaltung tut.
(Nebenbei: Mit so einem Probieraufbau auf dem Tisch bin ich sozusagen in "heimischen Gefilden". Da fühle ich mich wohler, als mit der Ibanez auf dem Tisch, der ich im Frühjar einen neuen Balken einpassen und verleimen musste. )
Liegt die korrigierte Version des Versuchsaufbaus vor und stimmt alles, dann kann ich die korrigierten Werte in einen Aufbau der oberen Schaltung auf Lötösenplatte übernehmen, den ich bereits geplant habe und der in der Schublade parat liegt. Sieht in etwa so aus, wie dieser uralte, der von mir stammt...
...und ist das gleiche Material, mit dem ich auch den Hallverstärker aufgebaut habe.
Neugestaltung der Frontplatte ist kein Thema, das würde wieder via Inkscape geschehen. Der Platz würde oben aufgrund des zusätzlichen Reglers eng werden; ok, aber da würde die derzeitige Inputbuchse 2 weichen, was mit einer kleinen Änderung der Eingangsschaltung zugunsten eines guten Anpassungskompromisses für verschiedenohmige Instrumente verbunden sein würde. Für den Reverb-Tank (mal schauen, wer solchen z.B. als Blues-Junior-Ersatz liefert) habe ich auch schon einen Platz gefunden. Und das Chassis hat auf seiner Unterseite auch noch genügend Platz für die zwei zusätzlichen Röhren und den Halltrafo.
Aber das ist zum jetzigen Zeitpunkt noch Zukunftsmusik. Est mal muss der Versuchsaufbau liefern, was ich mir so vorstelle.
Schau'n mer mal!
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