Das ist die vorvorletzte (oder noch ältere?) Generation der Peavey Modeling Verstärker.
Richtig, und es war eigentlich die allererste - wenn man ihn überhaupt als Modelling Amp einstufen will, denn in dem Punkt geht Peavey einen ganz eigenen Weg: die Klangerzeugung ist (soviel ich weiß, auch bei den aktuellen Modellen) nicht digital, sondern analog. Es handelt sich also eigentlich eher um einen programmierbare Transistoramp nach dem Peavey-eigenen "TransTube"-Muster - die auf dem Gebiet mMn aber auch zu den wirklich guten gehören.
Digital hinzugefügt werden nur die Effekte. Kann gut sein, dass man einfach die sicher erhebliche Anfangsinvestition ins digitale Modelling gescheut hat. Dazu muss man ja erst mal Leute haben, die sowas können, und Peavey hat eh schwere Zeiten durchlebt. Die Endstufe ist dann wieder klassische Transistortechnik, zumindest bei den damaligen Modellen. Inzwischen habe die Dinger vermutlich auch Digitalendstufen. Verkauft wurde das Ganze jedenfalls als Möglichkeit, die FX-Chips von der aufwendigen Nachbildung eines Gitarrenamps zu entlasten, und das stimmt schon mal in soweit, dass man damit die Probleme der Latenz bei der A/D und D/A-Wandlung umgeht.
Der Vypyr 60 und 120 sind mit ihrer Röhrenendstufe nochmal spezieller, aber es sollte einem klar sein, dass sie dadurch auch deutlich schwerer sind. Schon der 60er wiegt satte 23 kg. Ein echter Röhrenamp wird er dadurch natürlich nicht, und klanglich wirkt sich die Endstufe mMn erst bei ganz schön saftigen Lautstärken aus.
Auch zu bedenken: Der Amp ist schon ziemlich alt, und evtl. jahrelanges Rumstehen ohne Anschalten ist insbesondere für die Elkos auch nicht ideal. Ich finde ihn schwer überteuert.
Ich will einfach nur, dass im Proberaum alles so klingt wie zuhause über Kopfhörer, wenn ich über Freeware am PC spiele
Das wirst Du voraussichtlich mit gar keinem Modelling-Combo schaffen. Schon der Gitarrenlautsprecher hat immer einen viel stärkeren Eigensound als ein Kopfhörer, und dazu noch klingt er je nach dem Winkel anders, in dem Du zu ihm stehst. Und Stereo ist damit natürlich auch nicht drin.
Am ehesten ginge das, wenn Du einen digitalen Modeller mit einer Transistorendstufe und Fullrange-Boxen kombinierst. Dann liegen wir aber schon in ganz anderen Preisklassen.
Ich muss da ja ein bisschen schmunzeln, denn meistens wird hier genau umgekehrt gefragt, wie man den Sound eines normalen Amps im Proberaum möglichst 1:1 zu Hause am PC erzeugen kann - die berühmte "Amp In The Room"-Frage...
Es ist aber auch die Frage, ob das überhaupt zielführend ist. Ich würde nach einem vernünftigen Modelling-Amp suchen, der Dir einfach soundmäßig gut gefällt. Das könnte durchaus auch ein aktueller Vypyr der X-Serie sein, denn gerade die nach wie vor angesagten Metal-Sounds des 6505, 6534 und XXX-Amps, aber auch der rockigere Butcher sind mMn ziemlich gut getroffen. Die Bedienung finde ich ganz gut, und es sind auch genug Speicherplätze vorhanden. Effekte sind reichlich vorhanden, ein Sanpera-Schalter ist aber schon Pflicht, um alles zu nutzen, wie Wah und Looper.
Bei den rein digitalen Modelling Amps scheint der Trend zur Vereinfachung zu gehen. Wenn es Dir also auf eine größere Auswahl von Effekten ankommt, ist das gar nicht so leicht. Der Line 6 Catalyst hat zB keine Overdrive-Modelle und kein eingebautes Wah-Wah, das man per Expressionpedal steuern könnte. Wenn das allerdings kein Faktor ist: Klingen tut der schon gut, auch ohne dass man wahnsinnig viel schrauben müsste. In Sachen nachgeschaltete Effekte (Delays, Pitch Shifter usw.) kann man einiges machen, wenn man ihn mit der zugehörigen Handy-App verbindet. Virtuelle PedalFX zum Vorschalten gibts aber außer den Boostern keine.
Gegenüber dem Catalyst scheinen mir für Dich deshalb die Katana MK II Modelle von Boss besser zu passen, gerade weil die in Sachen FX einiges mehr bieten, eben auch ein wirklich gutes Wah und Overdrive-Pedale, durch die man aus den relativ wenigen (wenn auch guten) Amp-Modellen doch sehr viel mehr Sounds rausholen kann als man zuerst meint. Nachteil: Nur der 100er hat wenigstens 8 Speicherplätze, was ich persönlich noch immer etwas mager finde.
Ich würde auch mal den Fender Mustang GTX100 ausprobieren, im Gegensatz zum 50er ist da auch schon ein guter Foot Controller dabei. Man muss den Grundsound halt mögen - kann aber sein, dass der gerade richtig für Dich ist. Die Clean-Sounds sind toll, und für einen Modeller hat er mMn auch ziemlich gute Crunch-Sounds, speziell aus den vielen Fender-Ampmodels. Ich empfinde ihn bei den bekannten HiGain-Models ab Werk als etwas technischer, härter. Andererseits kann man beim GTX auch ziemlich stark eingreifen und rumschrauben, womit man das in den Griff bekommen kann. Nicht zuletzt sollte man auch Models antesten, auf die man nicht gleich kommen würde. Der Super-Sonic ist zB echt gut, mit dem kann man durchaus auch heftigere Sounds erzeugen und er klingt wärmer.
Bedienungsmäßig ist hier dann auch mal ein Display und ein vernünftiges Menu vorhanden, mit dem man eigentlich auch ohne Handy alles programmieren kann, aber mit der zugehörigen App gehts auch hier bequemer. Der ist jedenfalls ein klassischer Modelling-Spielplatz mit vielen Amp-Modellen, Effekten und MIDI-Schnittstelle.
Gruß, bagotrix