Phantomschmerz

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Burkhard Ihme
Burkhard Ihme
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Schon etwas älter und eher untypisch für mein Gesamtwerk.

Phantomschmerz

Ich fühl nicht, was ich fühle,
Ich spür nicht, was ich spür,
alle Nervenenden, die zu meiner Seele führn, sind blind.
Ich seh nicht, was ich sehe
und kann selber nichts dafür:
Die Welt ist so verändert, daß ich nichts mehr wiederfind.

Ich glaub nicht, was ich glaube,
ich denk nicht, was ich denk,
Jede Wahrheit gibt es doppelt oder drei- bis vierfach. Schon
sind alle Zweifel, die ich hege
nur noch kleinliches Gezänk.
Das Glück gibt's nur im Internet und Gott als Klingelton.

Ich habe mich verirrt in engen Räumen,
in einem fensterlosen Zimmer ohne Tür
Denn die Wirklichkeit ist längst nicht mehr real,
doch in Wirklichkeit ist mir das längst egal.
In meinen Träumen bist du immer noch bei mir.

Ich kann nur lachen über Sachen, die nicht komisch sind,
die ökonomisch sind und vor der Welt bestehn
Ich kann nur grinsen über Binsen, wenn sie weise sind
und wie der leise Wind durch die Synapsen wehn.

Ich mein nicht, was ich meine,
ich vertraue nicht der Zeit.
der Phantomschmerz in den Schläfenlappen lässt mein Hirn vibriern.
Ich kann nicht weinen, wenn ich weine,
denn ich tu mir nicht mehr leid.
Liebe hat es nie gegeben, Liebe wird nie existiern.

Ich hab mich eingelebt in meinen engen Räumen,
in einem Kerker, der einst unserm Zimmer glich.
Die Wirklichkeit ist mir schon längst egal.
Denn in Wirklichkeit ist gar nichts mehr real.
In meinen Träumen bin ich glücklich ohne dich.
 
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Könnte als Rap ganz gut kommen, denke ich :cool:
 
Nanana. Das LI merkt zwar, dass etwas nicht richtig klingelt, denkt aber darüber nach, statt sofort ...
 
Nicht uninteressant.

Ich find diesen einheitlichen Aufbau der Strophen gut, weil es was Wiedererkennbares und dann Vertrautes hat.
Ein paar Begriffe und Formulierungen sind mir aber zu speziell und sich zu sehr vom Tonfall des Rests abhebend.
Das sind die sehr medizinischen Sachen (Nervenenden, Synapsen, Phantomschmerz, Schläfenlappen). Die Sache mit "grinsen über Binsen" wär mir zu verkopft gewollt und die Zeile mit "Internet" und "Gott" zu sehr noch mal eine andere kritische Färbung reinbringend.

Beim Refrain könnte ich auf die ersten zwei Zeilen verzichten. Die Zeilen danach find ich packender und interessanter als Kontrast zu den Strophen.

Keine Ahnung, ob das so funktionieren würde oder ob ich deine Lieblingsstellen angeschwärzt hab, aber das wären meine Gedanken und Eindrücke als Außenstehender.
 
Hammer-Text! Der wird immer besser, je öfter ich ihn lese. Die Zeilen sind clever und tiefsinnig und geben ein glaubhaftes Bild des Innenlebens des LI wieder. Locker mal Bob Dylan und HR Kunze gleichzeitig gechannelt und doch ganz eigen. Meine Lieblingstrophe:

Ich kann nur lachen über Sachen, die nicht komisch sind,
die ökonomisch sind und vor der Welt bestehn
Ich kann nur grinsen über Binsen, wenn sie weise sind
und wie der leise Wind durch die Synapsen wehn.
Grüße!
 
Gerade erst entdeckt… gefällt mir sehr. Hast du es vertont?
 
Ich selber nicht, hab es aber mal Stefan Noelle im Rahmen eines Crowdfunding-Projekts (ein Lied schreiben/vertonen war eins der Goodies) gegeben.


Leider etwas langsam. Meine eigenen Sachen sind immer deutlich schneller (am Klavier Friedbald Rauscher).

Ansonsten ist Stefan Noelle nicht nur ein sehr netter Kollege, sondern ist sicher für den einen oder anderen eine echte Entdeckung.


View: https://www.youtube.com/watch?v=JLOxNYBWnJQ

Wie ich grad entdeckt habe, hat er 2023 den Förderpreis Musik der Landeshauptstadt München gewonnen (nur wenige Jahre nach Carl Orff).

„Seit drei Jahrzehnten prägt Stefan Noelle die Münchner Musikszene als Mann der vielen Gesichter mit: Als gelernter Jazzdrummer war und ist er ein gefragter Sideman; als Spezialist für die arabische Rahmentrommel ist er regelmäßig bei Weltmusiker*innen im Einsatz; den großen Bogen bis hin zu Klassik und Pop spannt er im Theatergraben oder im Kult-Duo ‚Unsere Lieblinge‘; als mitspielender Gastgeber seiner Reihe ‚Be My Guest‘ am Ackermannbogen und im Stragula ist er außerdem unter die Veranstalter gegangen. Seine eigentliche Bestimmung aber hat er vor einigen Jahren als Chansonnier gefunden. In seinen Liedern paaren sich Lebenserfahrung und Beobachtungsgabe mit wachem Geist, sicherem Geschmack und der Liebe zur Sprache.

Irgendwie ist ein Förderpreis noch drei Jahrzehnten nicht gerade selbsterklärend. Aber natürlich freue ich mich für Stefan.
 
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Danke für die links… ja, die Version ist etwas träge und gerät damit ein wenig sentimental. Trotzdem schöner Text und schöne Komposition dazu.
 

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