Pianoakkordeon: Tonumfang und tonal Möglichkeiten

Akkordeonengel
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Liebe Leute,

ich wurde durch ein Bild im Internet (hier) dazu inspiriert, diesen Thread zu erstellen. Bitte sehen Sie sich das beigefügte Bild unten an:
Tonumfang-der-Instrumente.jpg

Ich war bei diesem Anblick traurig, weil ich mein geliebtes Instrument dort nicht sehen konnte: das Akkordeon. Deshalb werde ich jetzt den Sachverhalt klarstellen.

A/ Welche Instrumente gibt es im Tonumfangsdiagramm?
Nun ja, die größten! Das ist verständlich, man vergleicht immer das Größte mit dem Größten (d.h. mit dem größten Tonumfang) – sonst ist der Vergleich falsch. Beachten Sie die einzigartige Stellung des Klaviers in der Familie der Musikinstrumente: Es verfügt über einen Tonumfang von 88 Tönen (A2 – c5). Das einzige Instrument mit einem größeren Tonumfang ist die Orgel, sie verfügt jedoch über kürzere Tastaturen (Manuale), sodass es sich in ihrem Fall um den gesamten Tonumfang und nicht um den Tonumfang einer einzelnen Tastatur handelt. Der große Tonumfang des Klaviers auf einer einzigen Tastatur ist einer der Gründe für seine (auch) psychologische Dominanz in der schematischen Darstellung des Tonumfangs.

B/ Wo gehört das Pianoakkordeon hin?
Tonumfang-des-Pianoakkordeons.jpg
Der Tonumfang des Akkordeons wird durch die technische Fähigkeit bestimmt, die Stimmzunge zu erzeugen, die den gegebenen Ton erzeugen. Standardmäßig sind die größten Konzertakkordeons mit kontra-E (d.H. E1; manchmal sogar mit C1 – bisher sind dies nur Ausnahmen) ausgestattet. Kontra E (oder E1 sieht im Bass etwa so aus:)
Kontra-E.jpg

Der obere Tonumfang von Akkordeons ist durch die Fähigkeit, sehr kleine Stimmzungen zu erzeugen gegeben, und endet etwa bei der Tonhöhe C5-D5. Sie sehen z.B. so aus:
C4 im Bass.jpg

Nehmen wir also ein repräsentatives Pianoakkordeon, das (auch) einzelne Töne im Bass spielen kann:
Akkordeon.jpg

Der gesamte Tonumfang dieses Instruments beträgt unglaubliche 81 Töne (von E1 bis c5):
Tonumfang des Pianoakkordeons 2.jpg

Allerdings handelt es sich, ähnlich wie bei der Orgel, um einen Tonumfang, der in mehrere Teile gegliedert ist. Der Tonumfang des melodischen Basses wird durch zwei Chöre vorgegeben, die jeweils von E1 bis c3 und von E bis c4 reichen (57 Knöpfe). Im Diskant sind vier Chöre: 16´; 8´; 8° (Tremolo) und 4´. Ihre eigentliche Tonumfangsbereiche umfassen Folgendes:

16´ : von E bis c3 (45 Tasten)
Beide 8´ : von e bis c4 (45 Tasten)
4´ : von e1 bis c5 (45 Tasten)

C/ Möglichkeiten von Pianoakkordeon

Vorteile/Außergewöhnlichkeiten:
  • Der große Tonumfang (81 Töne) dieses Instruments ist von Vorteil,
  • auch die Tragbarkeit ist von Vorteil (im Gegensatz zu einem Klavier oder einer Orgel),
  • In gewissem Umfang ermöglicht das Instrument die Kombinatorik von Chören ähnlich der Orgel
Nachteile:
  • In der linken Hand stehen nur vier Finger zum Spielen der Melodie zur Verfügung (alle fünf Finger im Diskant),
  • es ist also "weder eine Katze noch ein Hund": Sie spielen sowohl auf Knöpfen (im Bass) als auch auf Tasten (im Diskant). Also, ein musikalischer "Katzenhund". Ich liebe meinen Katzenhund. :heartbeat:

D/ Tastenakkordeon versus Knopfakkordeon

Beide Versionen unterscheiden sich in der Anzahl der Töne im Diskant: Das große Konzert-Knopfakkordeon verfügt über einen Diskantumfang von bis zu 64 Tönen.
Piano-Knopf.jpg
Der gesamte Tonumfang des Tastenakkordeons und des Knopfakkordeons ist jedoch derselbe (ca. 81-86 Töne), weil er nur durch die Möglichkeit gegeben ist, die Stimmzungen für den tiefsten und höchsten Ton zu produzieren/herstellen!

Vorteile von Knopfsystem:
  • größerer Tonumfang im Diskant, daraus folgt:
  • dass aufgrund des begrenzten Tonumfangs ist es nicht erforderlich, die Register zwischen den Chören so oft umschalten/ wechseln,
  • Größerer Tonumfang im Hinblick auf die haptischen Möglichkeiten der rechten Hand des Spielers.
  • Der Tonumfang von Bass (d.h. Einzeltonbass) und Diskant überschneidet sich in den tiefen Tönen vollständig. Allerdings sind die Stimmzungen im Bass kräftiger, also sie im Vergleich zum Diskant einen ausgeprägteren Klang haben.
  • Geeignet für Personen mit kleinerer Körpergröße und kleineren Handflächen/Fingern.
  • Mit der vollen Anzahl von 3 Grund- und 2 Hilfsreihen sind universelle und einheitliche Akkorde/Tonleitern möglich
Nachteile von Knopfsystem im Vergleich zum Pianoakkordeon:
  • Beachten Sie, dass das größte Knopfakkordeon (64 Diskant-Knöpfen) 19 Knöpfe mehr hat als das Pianoakkordeon (45 Tasten). Bei 4 Chören im Diskant beträgt es 19x4=76 zusätzliche Stimmplatten. Der Diskant des Knopfinstruments ist mit 76 Stimmplatten und den dazugehörigen Tonkammern aus Stimmstöcken schwerer und daher viel "breiter"/"dicker" (wenn auch niedriger).
  • Die Mechanik der Knopfbrett ist schwerer, komplizierter und empfindlicher.
  • Beim Stimmen müssen mehr Stimmen gestimmt werden = teurer.
  • Obwohl es oft gute Gründe gibt, von Tasten auf Knöpfe umzusteigen, handelt es sich psychologisch gesehen um ein völlig anderes System: Für mich erinnern die einzelnen Berührungen der Knopfdiskant eher daran, wie man z. B. beim Gitarrenspielen die Finger auf die Bünde legt. Deshalb werde ich weiterhin Orgel und Tastenakkordeon spielen und wenn in meinem Ruhestand noch Zeit bleibt, werde ich mich eher mit der Gitarre vertraut machen, aber das Knopfsystem möchte ich auf keinen Fall erlernen- trotz seiner vielen genannten Vorteile.
E/ Schlussfolgerungen:
Ich bin glücklich, dass meine Eltern mich als Kind Pianoakkordeon lernen ließen. Ich würde dieses Instrument gegen kein anderes auf der Welt eintauschen.

Liebe Grüße, Vladimir
 
Grund: Grammatik: Adverbkorrektur
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Ich war bei diesem Anblick traurig, weil ich mein geliebtes Instrument dort nicht sehen konnte: das Akkordeon.
ja, kann ich nachvollziehen - das gleiche habe ich auch schon öfters erlebt. Besonders irritierend fand ich das im Schulunterricht, als die verschiedenen Instrumente und deren Eingruppierung durchgenommen wurde. Da wurde natürlich in die Klasse gefragt, wer denn ein Instrument spielt. Da hab ich mich natürlich gemeldet und angegeben, dass ich Akkordeon spiele... und ab da war meine Meinung nicht mehr gefragt:confused:. Und nur noch die Beiträge der Blasmusiker, Gitarristen und Klavierspieler von Bedeutung... Hat mich damals schon gewurmt, muss ich zugeben! Inzwischen kann ich damit leben und freue mich daran, was mit dem Akkordeon alles machbar ist.

Dass der komplette Tonumfang nicht am Stück abrufbar ist, das finde ich jetzt eher einen nebensächlichen "Makel". Denn verglichen mit den anderen Instrumenten ist das im Vergleich zu vielen anderen Instrumenten schon ganz schön viel was schon direkt nutzbar ist also ohne Registerwechsel).


Kleine Anektdote am Rande:

Ich komme im Moment von einem Akkordeontreffen im Vogtland und da war auch ein Spieler wieder mit von der Partie, der das frühere Akkordeon von Maurice Thöni spielt... das als Knopfakkordeon mit vorgelagertem MIII einen Tonumfang im Diskant bis d5 aufweist (ohne Oktavumbruch) und im MIII 60 Töne aufweist und bis zum Kontra D runtergeht. - also auf beiden Seiten volle 5 Oktaven am Stück!

Thoeni Morino.JPG Thoeni Morino2.JPG

Unabhängig vom extra großen Tonumfang das den Balken auf dem Schaubild damit noch minimal vergrößern könnte, hat dieses Akkordeon auch sonst noch diverse Besonderheiten vorzuweisen.. z.B. einen frei währlbaren Oktavknick beim Standardbass!

... aber unahängig davon ist es das Akkordeon, mit dem größten mir derzeit bekannten Tonumfang :)


... und auch wenn´s vielleicht nicht so aussieht ... dieses Akkordeon hat in Wirklichkeit einen kleineren Tonumfang:

Der Tonumfang duerfte fürs gröbste ausreichen.jpg
:cool:
 
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einen frei währlbaren Oktavknick beim Standardbass!
Das tönt ja spannend - wie ist das denn mechanisch umgesetzt? Mit Schiebern analog wie Register?

Gerade Boeves Psalm und ähnliches tönt je nach Oktavknick toll oder jämmerlich...
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Ich bin glücklich, dass meine Eltern mich als Kind Pianoakkordeon lernen ließen. Ich würde dieses Instrument gegen kein anderes auf der Welt eintauschen.
Freue Dich! Ich bin als Junge auf dem Klavier nie mit den schwarzen und weissen Tasten klar gekommen, ich wusste nie, wann welche Farbe dran war, wenn's nicht C-Dur war... 🫣 Deshalb freue ich mich jetzt über jeden Knopf, weil das dort völlig egal ist :biggrinB:
 
- wie ist das denn mechanisch umgesetzt? Mit Schiebern analog wie Register?
Die Mechanik sieht man oben auf dem Bild.

Über einen Schieber kann man das Gestänge mit dem die Bassklappen zugeordnet werden auf den jeweils gewünschten Ton einstellen.

Wie s genau im Detail funktioniert - da muss ich leider passen! Das hat mich nie wirklich interessiert , weil ich s einfach für Liebhaberei halte, die mit sehr viel Aufwand eine Lösung für sehr seltene Fälle bringt... Speziell wenn das Akkordeon wie hier auch noch einen Melodiebass hat, der im Zweifelsfall sowieso noch viel mehr tonale Freiheiten erlaubt.
 
Guten Tag,

danke an @maxito und @Wolkensprung für die wertvollen Beiträge, die es mir ermöglicht haben, diese Fragen in einen historischen Kontext zu stellen: Ich werde etwas unkonventionell und scheinbar beleidigend und kontrovers schreiben, weil ich alte Mythen vernichten und "demolieren" und versuchen werde, sie durch Fakten zu ersetzen.

Mythos 1: Die Akzeptanz des Akkordeonunterrichts an Konservatorien war durch seine evolutionäre Entwicklung hin zur Form des melodischen Basses bedingt.

Seit dem zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts kann man mehr oder weniger erfolgreiche Versuche sehen, einen melodischen Bass zu konstruieren (entweder in Form von vorgelagerten 3-4 Tastenreihen oder eines Konvertors). In der ehemaligen Tschechoslowakei wurde das Akkordeon seit 1949 auf Konservatoriums-Ebene (Staatliche Musikschule in Zlín) unterrichtet (und seit 1951 Staatliches Konservatorium Prag). Der Unterricht in den ersten Jahren war wie folgt:
  • Es wurde ausschließlich auf Standardbassinstrumenten gespielt (mit angepasster Literatur und Arrangements einzelner Werke),
  • man die Konzerte und Schulvorstellungen ausschließlich im Stehen gespielt wurde,
  • zumindest in den ersten Jahren gab es eine Dualitätstendenz: Die Schüler übten ein und dieselbe Komposition/Werk auf beiden Diskantsystemen: Tasten und Knopf. Dieser Brauch endete jedoch sehr schnell, und Pianoakkordeons übernahmen die Dominanz.
Es scheint also, dass die ausgeklügelte Konstruktion des Standardbasses (Stradella) ausgereicht hat, damit sich das Akkordeon in der offiziell anerkannten und unterrichteten Instrumentenelite (hier in der ehemaligen Tschechoslowakei) etablieren konnte, auch ohne die Notwendigkeit einer speziellen Egalisationbassmechanik, wie dargestellt von @maxito oben. Mit anderen Worten: Für die grundsätzliche Etablierung dieses Instruments reichte ein wesentlich engerer Tonumfang (und klangliche Möglichkeiten) aus, als wir ihn von den heutigen Top-Konzertakkordeons kennen. Nur aus Interesse: Der melodische Bass verbreitete sich (unter der Elite) erst zu Beginn der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts. Konzentrieren wir uns nun darauf, warum sich damals Tastendiskant durchsetzen hat?

Mythos 2: Tastenakkordeons waren das Ergebnis des Versuchs der Hersteller, das Instrument für Musiker und Künstler, die an Tasteninstrumente gewöhnt waren, benutzerfreundlicher zu machen. Der Übergang zum Tastenakkordeon fiel ihnen leichter.

Dieser Satz ist so glaubwürdig, logisch und überzeugend, dass ihn jeder glauben wird. Soll man das wirklich glauben? Seine direkte Negation ist @Wolkensprung s Beitrag, denn ich frage mich: Was ist z.B. mit der großen Gruppe von Streichern in der Geschichte? Musste auch für dieses Gruppe das Knopfakkordeon zum Tastenakkordeon vereinfacht werden? Das ist doch Unsinn. Wenn man die Entstehung von Tönen auf der Ebene von Saiten und Bünden wahrnimmt, dann man benötigt doch keine Tastatur-Zwischenstufe und kann problemlos zum Knopfdiskant greifen. Ich glaube nicht, dass Varieté-Pianisten eine so große Mehrheit darstellen hatten, dass sich das Design der Diskantspielmechanik durch sie änderte. Betrachten wir die Problematik einmal aus der Sicht des Akkordeonherstellers:

• Wie oben erwähnt, hat das Tastenakkordeon im Diskant immer weniger Stimmplatten (bei gleicher Anzahl der Chöre). Aus Herstellersicht bedeutet das:
• geringerer Materialeinsatz, wirtschaftlichere Produktion und die Möglichkeit, die Produktion bei gleichem technischem Hintergrund zu steigern, was bedeutet:
• höhere Gewinne und höhere Effizienz.

Wenn Sie ein Akkordeonhersteller sind und feststellen, dass die überwiegende Mehrheit der Knopfakkordeonspieler nur einen kleinen Bruchteil des Tonumfangs des Knopfakkordeons für das routinemäßige Spielen benötigt, dann ist Ihnen klar, dass Sie sparen und Geld verdienen können! Konnte Steve Jobs Menschen davon überzeugen, dass sie für die Arbeit am Computer eine Maus benötigen, so gelang es Hohner, Musiker von den Vorteilen eines „Klavier“-Systems im Diskant zu überzeugen: "Es ist leichter, klarer, universeller, komfortabler, intuitiver" ... und, was auch wichtig ist, es ist oft auch eine Frage des Images. Viele Laien betrachten das große Konzert-Pianoakkordeon mit Respekt, jedoch das niedrigere, schwerere und breitere Knopfakkordeon hingegen betrachten sie oftmals nur als eine "Heligonka", da sie dessen Potenzial nicht kennen (können schätzen).

Mythos 3: Das Knopfakkordeon wird in Zukunft total dominieren.

Ich höre diese Aussage oft von Lehrern an unseren Konservatorien, sogar von Pianoakkordeon Spielern. Ich glaube nicht, dass das Passieren wird. Obwohl der Knopfdiskant in mancher Hinsicht zweifellos seine Vorzüge hat, wird er sich wahrscheinlich nie ganz und total durchsetzen. In mancher Hinsicht kann ich mir sogar vorstellen, dass dieses System sogar bisschen kontraproduktiv ist. Nehmen wir ein Beispiel: Gibt man dem Fahrer einen Ferrari statt eines Trabants, ist er zwar schneller, aber auch die Wahrscheinlichkeit, dass er aufgrund überhöhter Geschwindigkeit ums Leben kommt, steigt. Das Gleiche oftmals passiert derzeit auch an unseren Musik-Schulen. Man zwingt die Schüler, auf einem besseren Knopfsystem zu spielen, aber dieses Instrument wird oft in der Blase seiner eigenen Welt und seiner eigenen Werke isoliert, die seine einzigartigen Fähigkeiten beweisen, aber niemand hört das zu.

Abschließend möchte ich optimistisch darauf hinweisen, dass trotz der Dominanz des Klaviers (und der Tastatur) in der Musik, man von Streich- oder Blechbläsern keine Beherrschung der Tastatur verlangt wird. In diesem Fall hat man jedoch Pech und kann nicht Klavier spielen. Das Akkordeon ist dagegen ein einzigartiges Instrument. Die gleiche klangtechnische Essenz ermöglicht es Menschen, die mit der Tastatur befreundet sind, aber auch Menschen, die eine Tastatur nicht auskennen/mögen, zu spielen. Diese Aspekte und sein Tonumfang (ca. 81-86 Töne) machen dieses Instrument zu einem einzigartigen Instrument, das es ist wert, zu beherrschen! :heartbeat:

Gruß, Vladimir
 
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Hallo, Vladimir,

deine obigen Einlassungen zeigen nachdrücklich deine große Begeisterung (um nicht zu sagen: Liebe) für das Tastenakkordeon. Einen weiteren wichtigen, aber oft vergessenen Punkt, der für das Tasten- und gegen das Knopfakkordeon spricht, hast auch du unerwähnt gelassen.

Bei der Diskantseite des Knopfakkordeons müssen in der Regel etwas kleinere Stimmplatten verwendet werden als beim Tastenakkordeon. Das ist bedingt durch die gedrängtere Bauart des Knopfakkordeons und die größere Anzahl von Tönen. Kleinere Stimmplatten bedeuten aber weniger Stimmvolumen, weniger Tragweite des Klangs. Wer jedoch vorwiegend mit dem Säbeltanz, Hummelflug oder Ähnlichem brillieren möchte, für den ist diese Charakteristik sicher unwichtig.

Viele Grüße

morino47
 
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Es scheint also, dass die ausgeklügelte Konstruktion des Standardbasses (Stradella) ausgereicht hat, damit sich das Akkordeon in der offiziell anerkannten und unterrichteten Instrumentenelite (hier in der ehemaligen Tschechoslowakei) etablieren konnte, auch ohne die Notwendigkeit einer speziellen Egalisationbassmechanik, wie dargestellt von @maxito oben. Mit anderen Worten: Für die grundsätzliche Etablierung dieses Instruments reichte ein wesentlich engerer Tonumfang (und klangliche Möglichkeiten) aus, als wir ihn von den heutigen Top-Konzertakkordeons kennen.
Das ist auch eine ganz spezielle Eigenschaft des Akkordeons - eben dass es einen sehr variablen Tonumfang hat und das obendrein meist auch noch getrennt nach Diskant und Bass. Ich vemrute mal dass diese Eigenschaft es den Komponisten schwer macht ein Akkordoen in ihre Kompositionen zu integrieren.

Da sind Geigen Klarinaetten etc doch deutlich einfacher zu handhaben: der Tonumfang einer Geige ist immer gleich, der einer Klarinette bis auf minimale Randunterschiede auch und somit lässt sich das sehr gut kalkulieren, ob die Komposition für das Instrument passt. Beim Akkordeon muss man dann immer noch erst definieren, welches Basssystem und welcher Tonumfang notwendig ist.

Wobei sich hier das Akkordeon auch nicht verstecken muss, selbst wenn es kein ausgewachsenes Konverterinstrument ist. Nimmt man nur mal als Vergleich ein typisches 41 tastiges Pianoakkordoen, dann hat das mit seinen 3 1/2 Oktaven Tonumfang im Diskant (hier mal nur die direkt anspielbaren Töne gerechnet ohne Registerschalten) einen Tonumfang wie eine Geige oder eine Klarinette oder eine Flöte. Reicht also auch schon mal um die wesentliche Literautur dieser Instrumente auch abdecken zu können. Und alles was mehr an Tonumfang dabei ist ist dann fast schon Luxus ;)
 
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Guten Abend,

... die ausgeklügelte Konstruktion des Standardbasses (Stradella) ausgereicht hat, damit sich das Akkordeon in der offiziell anerkannten und unterrichteten Instrumentenelite ... etablieren konnte ...
Das ist auch eine ganz spezielle Eigenschaft des Akkordeons - eben dass es einen sehr variablen Tonumfang hat und das obendrein meist auch noch getrennt nach Diskant und Bass. Ich vemrute mal dass diese Eigenschaft es den Komponisten schwer macht ein Akkordoen in ihre Kompositionen zu integrieren.
Beim Akkordeon muss man dann immer noch erst definieren, welches Basssystem und welcher Tonumfang notwendig ist.
Das ist ein absolut brillanter Aspekt! In diesem Thread habe ich mich hauptsächlich auf den Tonumfang des Akkordeons konzentriert, bis @maxito mir schließlich eine neue und richtige Perspektive verschaffte. Ja. Beim Standardbass (Stradella) könnt man vielleicht nicht in den klassischen Tonumfangs-Verständnisse denken. Von den fünf bis sieben Bassregistern der größeren Standardbass Akkordeon ermöglicht höchstens ein Register den Klang einer einzigen Oktave (oftmals der höchste im Bass). Ich stimme der Meinung zu, dass die Schlüsseleigenschaft für die Einzigartigkeit des Akkordeons vor allem das Zusammenspiel des Diskanttonumfangs mit dem einzigartigen Konzept des Standardbasses ist. Der Beweis liegt in den Instrumenten, bei denen der Standardbass komplett eliminiert und nur durch einen einfachen und vorhersehbaren Tonumfang ersetzt wurde:

Harmoneon:
Harmoneon_cavagnolo.jpg
und Bercandeon:
Bercandeon.jpg

Ich vermisse diese Einzigartigkeit in ihnen beiden. Das ist kein Akkordeon mehr (und auch kein anderes etabliertes Handzugsinstrument, zum Beispiel ein Bandoneon).

Natürlich bin ich von Kindheit an mit dem Tastendiskant aufgewachsen. Aber für mich wird der Standardbass für immer ein Grundpfeiler bleiben, zu dem ich einen Einzeltonbass als Ergänzung (d. h. Erweiterung des Tonumfangs) haben werde und nicht umgekehrt. Ein interessanter Befund. Vielen Dank!

Gruß, Vladimir
 
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