Klangvergleich von Pigini Sirius und Borsini C. G. S. Bayan 3V

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Hallo liebe Akkordeonfreunde,

seit Juni habe ich die Möglichkeit regelmäßig auf einem Pigini Sirius einer Akkordeonkollegin aus Berlin zu spielen. Da dieses Modell ursprünglich mal mein Wunschinstrument war, habe ich es natürlich schon im Laufe der letzten 3 Jahre immer wieder mal genauer unter die Lupe genommen, um die klanglichen Faktoren ausfindig zu machen. Mittlerweile habe ich viele Eigenschaften des Piginis (z. B. eine stärkere Innenlackierung) auf mein Borsini übertragen, weshalb sich beide Instrumente nun sehr gut für einen direkten Vergleich eignen. An dieser Stelle verweise ich auch gerne noch einmal auf den Thread "Die (unendliche?) Geschichte vom Borsini: Modifikationen zur Klangoptimierung", in welchem ich alle vorgenommenen Veränderungen systematisch aufzeige und u. a. mit Klangbeispielen belege.

Doch zunächst einmal die Produkteigenschaften beider Modelle im Detail:



Pigini Sirius Millenium


Größe/Gewicht

46,5 x 23,5 cm / ca. 13,9 kg

Diskant

64 Töne / 4-chörig / 15 Register / 5 + 3 M (Multi) Kinnregister / Tonumfang E - G / Cassotto

Standardbass

120 Bässe / 7-chörig / 5 Register

Melodiebass

58 Bässe / 3-chörig (16'+16'+4') / 5 Register / Tonumfang E - Cis



Borsini C. G. S. Bayan 3 V


Größe/Gewicht

45 x 47 x 23,5 cm / ca. 17 kg


Diskant

64 Töne / 4-chörig / 15 Register / 7 Kinnregister / Tonumfang E - G / Cassotto

Standardbass

120 Bässe / 6-Chörig / 6 Register

Melodiebass

58 Bässe / 3-chörig (16'+8'+4') / 6 Register / Tonumfang E - Cis



Beide Instrumente sind sich, wie man sehen kann, recht ähnlich, jedoch beim Gewicht gibt es schon einen beträchtlichen Unterschied, den man auch sofort beim Hochheben und Spielen spürt. Klanglich könnte es auch den ein oder anderen Einfluss haben.

Kommen wir aber nun zum ersten direkten Klangvergleich im Diskant. Hierfür habe ich an beiden Instrumenten jeweils ein AKG C 516 ML Mikro angebracht und via Speisegerät und Stereokabel an meinen Computer angeschlossen. Beide Verdecke habe ich entfernt, da diese die klanglichen Eigenschaften zusätzlich verändern - so zumindest beim Borsini. Das Diskantverdeck des Piginis ist allerdings so luftig gestaltet, dass es so gut wie keine Veränderungen mehr auf den Klang bewirkt.

20190917_095258.jpg

Begonnen habe ich mit den einzelnen Chören 16', 8' cassotto, 8' aperto und 4'. Zu hören ist immer erst das Pigini im Wechsel auf und zu gespielt, dann das Borsini in gleicher Weise. Erstrecken tut sich das ganze über verschiedene Oktavlagen mit den Tönen C und F.
Direkt dazu habe ich mit dem Programm "Spek" ein Spektogramm erstellen lassen, um die Unterschiede auch sichtbar zu machen.
Aber nun Ohren auf für den Hörtest:


https://soundcloud.com/kevin-dietrich/pigini-borsini-16-c

P-B-16-C.wav.png

https://soundcloud.com/kevin-dietrich/pigini-borsini-8-c


P-B-8-C.wav.png

https://soundcloud.com/kevin-dietrich/pigini-borsini-8-o

P-B-4-O.wav.png

https://soundcloud.com/kevin-dietrich/pigini-borsini-4-o

P-B-4-O.wav.png


Auf die baulichen Unterschiede möchte ich hier erst mal noch nicht eingehen, das hebe ich mir für später auf. ;)
Fortsetzung folgt... (Diskutieren ist natürlich trotzdem erwünscht!)
 
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Klingt definitiv anders. Irgendwie scheint es so, als derselbe Ton auf den Instrumenten jeweils "woanders herkommt". Weiß aber nicht genau, was ich da höre. Mich würde darum interessieren, ob die Verteilung der Töne auf den Stimmplatten gleich ist und ob du eventuell nicht den unterschiedlichen Abstand der Töne zum Mikro aufzeigst.
 
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Klingt definitiv anders.

Ja, genau...

Hallo Kevin, Deine Borsini hat beide Cassotto-Chöre viel "samtiger", "sanfter" als die Sirius Millenium, die im Cassotto viel "heller", "klarer" klingt. Deshalb mag ich den Cassotto-Klang von deine Borsini mehr, weil s im Vergleich zu beiden Aperto-Chören ausgeprägter sein kann. Also mein subjektives Fazit: Die Bayan 3V ist zwar schwerer, aber deutlich einzigartiger Instrument im Cassotto-Klang.

Gruß, Vladimir
 
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Mich würde darum interessieren, ob die Verteilung der Töne auf den Stimmplatten gleich ist

Dafür schauen wir uns am besten mal zwei Bilder vom Diskant beider Instrumente an:

Borsini

20180819_104001.jpg

Pigini

20181231_171630.jpg

Man kann gut erkennen, dass also die Verteilungen der Stimmplatten exakt gleich sind. Allerdings gibt es Unterschiede bei den Korpusgrößen und den Stimmstockwinkeln, da Pigini eine kompaktere Bauweise hat. So sind die Stimmstöcke bei Pigini stärker geneigt als bei Borsini. Auch die Ventilierung ist stellenweise anders.
Desweiteren unterschieden sich die Cassotto-Schächte: Der Borsini-Schacht ist vorn (oder hinten?) zweimal abgeeckt und recht hoch, der Pigini-Schacht hingegen abgerundet und niedriger. Auch in der Tiefe (bis zur Öffnung hin) gibt es Unterschiede.

Deine Borsini hat beide Cassotto-Chöre viel "samtiger", "sanfter" als die Sirius Millenium, die im Cassotto viel "heller", "klarer" klingt.

Mich interessiert schon länger die Frage, welche Klangfarbenbeeinflussung ein runder, ein eineckiger und ein zweieckiger Cassottoschacht hat. Fakt ist, dass bei allen drei Formen eine andere Art der Reflexion erfolgen muss.
Erfahrungsgemäß lässt sich zumindest sagen, dass ein runder Schacht den Klang abrundet und ein zweieckiger Schacht den Klang sonorer macht (ähnlich wie der Cassotto der Gola). Dadurch wirkt der runde Cassotto eher gebündelt, aber statischer, der sonore Cassotto eher verstreuter, aber lebendiger. Daher könnte man sagen: Pigini = runder, aber hart / Borsini = heller, aber weich.
Beim runderen Cassottoklang können sich aber auch die Piccolotöne im 16'+4' Register besser durchsetzen/abheben, was den orgelähnlichen Klang hervorbringt. Der sonore Cassottoklang hingegen mischt sich mehr mit dem Piccolo.
Testaufnahmen hierzu folgen noch...

Übrigens noch ein ergänzender Hinweis zu den obigen Aufnahmen des Cassottos: Die F's befinden sich bei beiden Instrumenten auf dem jeweils hintersten Stimmtstock und somit am nächsten am Cassottoausgang. Darum gibt es hier auch die wenigsten klanglichen Unterschiede.
 
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Pigini = runder, aber hart / Borsini = heller, aber weich.

Ja, ich stimme zu. Pigini klingt (nach meinem Eindruck) viel "härter", Borsini hat einen deutlich weicheren Klang.

Kleine OT- Bemerkung:

...Beim runderen Cassottoklang können sich aber auch die Piccolotöne im 16'+4' Register besser durchsetzen/abheben, was den orgelähnlichen Klang hervorbringt. Der sonore Cassottoklang hingegen mischt sich mehr mit dem Piccolo....

..meiner bescheidenen Meinung nach, gerade aus diesem Grund halte ich die Cassotto-Kombination von 16´ + 8´ für viel mehr sinnvoller als die Kombination 16´ + 4´ (Diese Cassotto-Kombination ist von einigen Italienern auf Kundenwunsch gebaut)...

Viele Grüße, Vladimir
 
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Ich war schon von deiner "Klangberbesserung" begeistert, und diesen Vergleich finde ich total spannend. Vor allem, weil ich jetzt ansatzweise erfahre, warum meine Borsini so klingt, und was ich daraus noch machen könnte.

Hier kommt eine Anregung: die vergleichenden Aufnahmen finde ich etwas statisch. Der Akkordeonklang mancher Instrumente verändert sich mit der Lautstärke von "weich und schummrig" zu "voll und klar", dann zu "brilliant und strahlend". Es wäre spannend zu erfahren, ob sich die stimmführenden Cassotto-Register beider Instrumente anders verhalten.
 
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Es wäre spannend zu erfahren, ob sich die stimmführenden Cassotto-Register beider Instrumente anders verhalten.

Das stimmt, aber das möchte ich meinen Nachbarn nur ungern antun. ;)
Vielleicht habe ich ja mal die Möglichkeit, beide Instrumente in der Musikschule aufzunehmen.
 

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