politische Gründe für Konzertabsage...

Fastel
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Hi,
letzten Freitag sollten wir eigentlich in ner Kneipe auftreten. Perfekte Location:
Freitag abend 21 Uhr, auf der belebtesten Straße der Stadt, Kneipe war direkt am Weihnachtsmarkt - rappelvolle Straße (Mehrere Tausend) und gutes Wetter der Jahreszeit entsprechend. Ok die wären nicht wegen UNS in die Kneipe gekommen aber voll wäre die Bude geworden...

Am Morgen des Tages, an dem wir spielen sollten kam die SMS:
"Nazi Alarm! Der Geschäftsführer ist NPD Aktivist."

Auftritt umgehend abgebrochen, Diskussionen in der Band, Freunden bescheid sagen, dass sie doch nicht extra kommen brauchen... dabei ist die Kneipe kein Rechten Treff - absolut nicht! Es ist "nur" der Geschäftsführer.

Wie ist das mit dem Ruf? Ruiniert man ihn sich sofort? In einer mir gut vertrauten Studentenstadt hat eine Band nirgendwo Auftritte bekommen, weil der Sänger selbst ein überzeugter Neonazi war/ist (kein Schläger), der Rest allerdings aus "normalen" Leuten bestand.
Eine andere Band hatte bei nem Gig als Requisite nen Playboy auf der Bühne. Antifa+Feministinnen haben denen auch so manchen Auftritt durch Druck auf Veranstalter "entzogen". Teilweise hinterrücks - das hat eine Freundin, die viele Veranstaltungen betreut erst durch Nachforschungen heraus gefunden.

Ich selbst halte es wie unser Sänger: Einen Gig vor allem so kurzfristig abzusagen ist sehr schwerwiegend weil das Vertrauen in die Verlässlichkeit der Band extremen Schaden nimmt und auch soetwas spricht sich rum... aber politische Gründe einen Gig abzusagen sind immernoch die besten.

...... ?
 
Eigenschaft
 
Meiner Meinung hättet ihr auftreten sollen!
Wenn in der Kneipe sowieso keine Rechten anzutreffen sind, ist es offenbar auch nicht sonderlich bekannt, dass der Geschäftsführer einer ist, weil sonst hätten glaub ich mehr Leute als auhc nur ihr den Gedanken, dass man durch betreten dieser Kneipe einen NPDler unterstützt!
 
Ich wäre auch nicht aufgetreten. Auch wenn es dem Ruf nicht geschadet hätte, dann wäre es immerhin noch eine Sache des Prinzips, einen Nazi nicht zu unterstützen.
 
Nunja, man kann es so sehen, oder halt so. :rolleyes:

Wir wären auch nicht aufgetreten. Sowas unterstütze ich und die Band auf keinen Fall, wohl aber auch nicht die andere Seite, zumindest ich persönlich.
Und selbst wenn der Ruf in der Richtung schadet, in der anderen Richtung wird er aufgebaut - in dem Sinne: Nicht den Kopf wegen sowas verlieren. Die Beweggründe verstehen viele als nicht negativ ;)
 
In einer mir gut vertrauten Studentenstadt hat eine Band nirgendwo Auftritte bekommen, weil der Sänger selbst ein überzeugter Neonazi war/ist (kein Schläger), der Rest allerdings aus "normalen" Leuten bestand.
Eine andere Band hatte bei nem Gig als Requisite nen Playboy auf der Bühne. Antifa+Feministinnen haben denen auch so manchen Auftritt durch Druck auf Veranstalter "entzogen".


Beides absolut gerechtfertigt.

wenn ich mitbekomm das ne badn auch nur ansartzt weise mit so nem rotz zu tun hat, wird diese band eifnach nicht mehr supportet etc.

finds gut das ihr den gig nicht gespielt habt.

aber ich komm auch aus besagten punk/antifa backround etc
 
Naja das mit dem Playboy war halt n Gag... die Band bestand auch aus Mitgliedern der linken Szene und grade deshalb verstehe ich zumindest diesen Punkt nicht. Extremer Feminismus ist einfach zu lächerlich. Und auch in dieser besagten Stadt gibts schon so manchen laden in dem man schnell rausfliegt wenn man sich etwas zu laut einen Scherz über ne Minderheit erlaubt. Allerdings haben wir in solchen linken Läden schon gespielt. Man mag nun denken - zumindest habe ich so manche Minute drüber nach gegrübelt - dass das ja irgendwie ein Widerspruch zu der NPD Sache ist. Immerhin ist unsere Band keine politische. Was unsere Persönlichkeiten betrifft tendieren wir allerdings doch eher stark zur (ich will nicht sagen "interlektuellen") linken, gewaltlosen Seite. Das schlägt sich aber nicht in unseren Texten nieder (und das wollen wir auch nicht).
Ich finds nur irgendwie doof, dass politische Dinge von der Band aus nach außen gehen (müssen). Hätte nicht gedacht, dass man bei den Clubs recherchieren muss um nicht in eine wirkliche Nazi Falle zu geraten.
Als einer von uns dort anrief und absagte mit der Begründung: "Ja die Band hat sich dazu entschlossen den Gig abzusagen, da wir ein Problem mit Ihrem Geschäftsführer haben..." wusste man schon ohne weitere Worte warum die Absage kam.

So ganz ohne ist besagte Geschäftsführer nicht: Ein Anwalt, der sich scheinbar darauf spezialisiert hat Rechte Gewalttätern/NPD Leuten zu decken. Es gibt des öfteren Berichte über die Verhandlungen bei denen NPD Schläger vor Gericht stehen wo immer wieder sein Name auftaucht... und welcher Rechtsanwalt hat schon einen Pitbull den er "Odin" nennt... naja.
 
Also bei allem Willen zu politischer Zivilcourage hätte ich mir überlegt ob ich
1) auf Basis einer SMS
2) vertragsbrüchig werde.

Bei 1) hätte ich zumindest etwas mehr Infos gewollt, wäre im Optimalfall auch bei der Gig-Suche drüber gestolpert, aber wer weiß... und Gerüchte verbreiten sich halt fix.
Und zu 2) kann ich nur sagen, dass wir i.d.R. nur mit entsprechendem Vertrag auftreten (alleine der "Formalitäten" wie Gage, Kosten, GEMA wegen) - und da kann ja auch durchaus mal ne Konventionalstrafe für einen geplatzten Gig drinstehn. Etwas differenziert betrachtet hätte da durchaus auch ein Auftritt mit mulmigem Gefühl bei mir rauskommen können, denk' ich mal.

Liegt aber wohl auch dran, dass wir

3) einerseits mehr oder weniger "unpolitisch" sind (also nicht klar "links" oder "rechts"), andererseits aber mit unseren Soul/R&B-Texten auch den Spirit der 60er/70er wieder aufgreifen samt Zitaten von Martin Luther King, grundsätzlichen sozialen Problemen, etc. - aber das alles eben frei von irgendwelchen "Szenen".
 
Ich finde es etwas schade, daß nur beim Verdacht, daß jemand NPD-Mitglied sei, sofort stets totaler Kontaktabbruch die Folge ist. Sowas finde ich irgendwo Feigheit.

Ich wäre aufgetreten, aber nicht ohne ein Banner mit eindeutigem Statement auf der Bühne zu platzieren und bei Sprüchen zwischen den Liedern hätte ich auch noch eindeutig meine Meinung gesagt (ohne den Betreiber direkt anzusprechen, sondern allgemein) und bei Vorhandensein von entsprechendem Material auch dieses gespielt (für ne Coverband z.B. "Arschloch" von den Ärzten).

Musik war schon immer ein starkes politisches Ausdrucksmittel - wer heutzutage kneift weil er meint Musik diene nur guter Unterhaltung, der tut mir ein wenig Leid und soll halt weiter "Hey! Ho! Hände zum Himmel!"-Texte schreiben...

Gruß MZ
 
Naja das mit dem Playboy war halt n Gag...
aha - und was daran findest du witzig?

die Band bestand auch aus Mitgliedern der linken Szene und grade deshalb verstehe ich zumindest diesen Punkt nicht.
leider, leider, leider ist sexismus auch innerhalb der linken weit verbreitet. weil jemand antifa ist, heißt das nicht, dass er_sie antisexist ist. weil ein laden links ist, heißt das nicht, dass da automatisch keine sexistische, rassistische, antisemitische usw. kackscheiße abläuft.
dass konzerte/parties in linken läden wegen "kleinigkeiten" wie playboy auf der bühne, schwarzrotgoldene bassdrum, dj trägt ein dummes t-shirt usw. abgesagt werden, ist übrigens gängige praxis. mit gutem grund: weil linke läden einen politischen anspruch haben, also z.b. einen antisexistischen, und als band hast du dich dem halt unterzuordnen durch distanzierung von gewissen früheren inhalten, oder du wirst ausgeladen. was ich absolut befürworte, denn im gegensatz zu den meisten kommerzschuppen spielt da das wohlbehagen des publikums eine größere rolle als das geld das reinkommt. und ich fühle mich einfach abgefuckt, wenn ich als frau vermittelt bekomme: frau = sexualobjekt ohne eigenen willen. das problem ist ja nicht nur das statement der band, sondern auch, dass sie mit sowas ein gewisses publikum anzieht, das mich dann genau so behandelt, wie es von der band vermittelt wird. ich spreche hier von dummen anmachen, erniedrigenden äußerungen, ungewollt angefasst werden, alle denkbaren arten der verbalen oder körperlichen aufdringlichkeit. bis hin zu vergewaltigungsversuchen.
findest du das lustig? oder lächerlich, wie deine aussage "extremer feminismus ist einfach lächerlich" impliziert?
ich nicht.
weder als band, noch als veranstalter hat man die absolute garantie, dass sexuelle übergriffe auf/im umfeld von konzerten nicht stattfinden. aber ermutigen muss man die menschen dazu ja auch nicht.
vermutlich hast du dir darüber noch nie gedanken gemacht. wäre mal zeit das zu ändern...

Man mag nun denken - zumindest habe ich so manche Minute drüber nach gegrübelt - dass das ja irgendwie ein Widerspruch zu der NPD Sache ist. Immerhin ist unsere Band keine politische.
ALLES IST POLITISCH. auch wenn eine band keine meinung zu parteien oder ideologien oder bestimmten themen vertreten will oder so, sagt das was über ihre einstellung zu politik aus, und vor allem über deren politikverständnis.
und wenn da ein sexuell aufgeladenes symbol (playboy) auf der bühne steht, dann ist das halt auch ein klares politisches statement (ich kenne den genauen kontext nicht, aber so ohne weiteres gehe ich mal von nem sexistischen_antifeministischen statement aus), auch wenn die band das schlichtweg nicht als politisch auffasst, denn es sagt was über deren vorstellungen von sex in verbindung mit machtverhältnissen aus.

ich will jetzt nicht die zensurkeule schwingen und sagen, playboy-symbole/bilder auf der bühne sind immer böse und gehören da nicht hin. aber weil es teil der performance einer band ist, muss sich die band dann halt auch gedanken darüber machen, was sie damit überhaupt vermittelt und wie das aufgefasst werden kann. dann kann sie sich überlegen, ob sie das so gut findet oder nicht, und sich ne andere umgangsweise damit überlegen. ein "playboy"-cover mit nem nackten mann in "nimm mich von hinten"-pose wäre z.b. ein anfang... um mit heterosexismus zu brechen.

Ich finde es etwas schade, daß nur beim Verdacht, daß jemand NPD-Mitglied sei, sofort stets totaler Kontaktabbruch die Folge ist. Sowas finde ich irgendwo Feigheit. Ich wäre aufgetreten, aber nicht ohne ein Banner mit eindeutigem Statement auf der Bühne zu platzieren und bei Sprüchen zwischen den Liedern hätte ich auch noch eindeutig meine Meinung gesagt
kann ich nachvollziehen. trotzdem unterstützt du dann, dass ein nazi am betrieb im laden gewinn macht. und DU sorgst mit deiner band für ein volles haus - oder nicht, wenn du wegbleibst.

ich hätte auch abgebrochen, definitiv.
kann verstehen wenn es menschen nicht machen, aber dann braucht man sich nicht wundern, wenn fans abspringen und man in die rechte ecke gestellt wird.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zuerst informieren, ob das Gerücht stimmt.
Wenn nein, auftreten und auf seiner Homepage noch einmal kurz darstellen, dass man das Gerücht ernstgenommen hat, aber nichts dran ist. Wenn ja, Auftritt absagen und die Absage auch begründen.

Für Vertragsfetishisten: Einfach hereinschreiben, dass man nicht für Parteien oder menschenverachtende Organisationen auftritt. Bei Nichtbeachtung Rücktritt vom Vertrag ohne Konventionalstrafe. Das ist gerade im Punk/Oi!-Konzertsektor eine übliche Klausel bei Agenturverträgen.
 
trotzdem unterstützt du dann, dass ein nazi am betrieb im laden gewinn macht
Sehe ich zum einen nicht so (denn das weiß keiner ob er dadurch wirklich Gewinn macht, evtl. muß er ja sogar Gage zahlen) und zum anderen ist so eine Aussage schlichtweg Heuchelei wenn man das ganze Jahr über Zeug von Firmen kauft, die durch Kinderarbeit oder Rohstoffgewinnung in der Dritten Welt täglich Todesopfer fordert oder die Leute da ausbeutet; was für immense Schäden durch den Lithiumabbau (Hallo Kunden von Handys und Elektroautos) entstehen, wieviele Kinder ausgebeutet werden weil man sich Klamotten beim Kik kauft, was man selbst an riesigen Mengen CO2 in die Atmosphäre bläst weil man sich zu fein ist ein Moped zu fahren; oder auch nur wenn man irgendwas kauft was "Made in VR China" ist, wo täglich Todesurteile vollstreckt werden - aber sich dann ein reines Gewissen einredet weil man einem Wirt abgesagt hat der Mitglied in der NPD ist. Wow. Dafür gibts den Weltverbessererorden.

Gruß MZ
 
Sehe ich zum einen nicht so (denn das weiß keiner ob er dadurch wirklich Gewinn macht, evtl. muß er ja sogar Gage zahlen)
achso, dann betreibt er den laden um möglichst viel verlust zu machen, oder was?

und zum anderen ist so eine Aussage schlichtweg Heuchelei wenn man das ganze Jahr über Zeug von Firmen kauft, die durch Kinderarbeit oder Rohstoffgewinnung in der Dritten Welt täglich Todesopfer fordert oder die Leute da ausbeutet
ich finde es vielmehr heuchlerisch, zu sagen "ach, die welt ist sowieso voll ungerecht und deshalb isses auch egal, wenn ein nazi an meiner musik verdient."
an vielen dingen in der welt kann man nicht so einfach was ändern, und ich gehe mal davon aus dass die meisten menschen das nicht gutfinden.
dann sollen sie auch so konsequent sein, das zu ändern, was sie ändern können.
 
Da stehen sich zwei Dinge gegenüber, 1. der Ruf den man zu verlieren hat (als zuverlässige Band) und 2. ob man sich am nächsten Morgen noch in den Spiegel sehen kann.

Wenn die Sachlage klar ist und ich entscheiden muss, ob ich lieber als als unzuverlässig gelte oder lieber in irgendeiner Form eine rechte Organisation unterstütze, dann scheiße ich in dem Moment auf die Professionalität. Für mich allerdings leicht zu sagen, da ich sowieso kein Profi bin.

Was mich aber auch stutzig macht, ist die Sache mit der SMS. Bei sowas bin ich vorsichtig. Mir wurde schon so viel bösartiger Mist über Leute erzählt, der sich im Nachhinein als falsch herausgestellt hat und wer weiß, was Leute über mich für Geschichten in die Welt setzen. Und gerade in politisch aktiven Szenen, ob links oder rechts ist es nicht unüblich, solche Methoden anzuwenden um seine Ziele zu erreichen.

Sogar wenn die Geschichte nicht völlig aus der Luft gegriffen ist, reicht ja schon eine kleine Übertreibung, um der Sache Zündstoff zu geben. Zum Beispiel mache ich auch rein theoretisch immer noch einen Unterschied zwischen NPD-Aktivist und Sympathisant. Mit beiden tu ich mir schwer, aber bei zweiterem könnte ich mir immer noch darüber Gedanken machen, was ihn in diese Ecke getrieben hat, bei ersterem würde ich jeden Kontakt ablehnen.
 
dass konzerte/parties in linken läden wegen "kleinigkeiten" wie playboy auf der bühne, schwarzrotgoldene bassdrum, dj trägt ein dummes t-shirt usw. abgesagt werden, ist übrigens gängige praxis. mit gutem grund: weil linke läden einen politischen anspruch haben, also z.b. einen antisexistischen, und als band hast du dich dem halt unterzuordnen durch distanzierung von gewissen früheren inhalten, oder du wirst ausgeladen. [...]
Nebenbei: Danke für den Tipp - werden uns von solchen Läden fernhalten, wir wollen Publikum, das Spaß versteht und auch über sich selbst und seine Klischees lachen kann...
 
Mal vorweg:
- Einen Vertrag gab es nicht, gespielt würde für eine Aufwandsentschädigung und Getränke.
- die SMS kam von unserem Bandmitglied, der die meiste organisatorische Arbeit erledigt. Herausgefunden hats allerdings der Drummer, der den Namen des NPD Mannes zufällig auf der Internetseite des Clubs gelesen hatte - der Name war ihm als vergleichsweise aktiven Linken wohl bekannt, dumm nur dass es erst so kurz vorher aufgefallen ist. ich war da auch etwas skeptisch, weil mir auch Leute bekannt sind für den schon CDU Wähler als "Faschos" gelten. Jeder in der Band konte des (siehe weiter unten) aber prüfen.

Ich finde es etwas schade, daß nur beim Verdacht, daß jemand NPD-Mitglied sei, sofort stets totaler Kontaktabbruch die Folge ist. Sowas finde ich irgendwo Feigheit.
Bitte lies nochmal was ich geschrieben habe: Es ist kein Verdacht sondern Wahrheit und kann bei Nennen des Names (was ich nicht öffentlich machen werde) bei Google im Nu herausgefunden werden.
Und was daran Feige ist musst Du mir mal genauer erklären. Wir hatten mit unserem Auftritt keinen politischen Angriff vor, den wir damit abgesagt haben. Wir wollten nen schönen Abend haben, neue Fans finden, 4-5 CDs verkaufen, und uns in der Kneipenszene der Stadt zu einem Tip hochspielen, um mehr Locations zu bekommen.
Feigheit? Ich glaube fast einfach so zu spielen würdest du ebenfalls als feige auslegen.

Ich wäre aufgetreten, aber nicht ohne ein Banner mit eindeutigem Statement auf der Bühne zu platzieren und bei Sprüchen zwischen den Liedern hätte ich auch noch eindeutig meine Meinung gesagt (ohne den Betreiber direkt anzusprechen, sondern allgemein) und bei Vorhandensein von entsprechendem Material auch dieses gespielt (für ne Coverband z.B. "Arschloch" von den Ärzten).
Sprüche und Ansagen nerven. Ich will von keiner Band wissen ob er Hippie oder von der Welt gehasst wird. Bei nem Punk oder Rock gegen Rechts Act ist das was anderes.
Und unser Banner ist - wie auch nsere Musik - unpolitisch.
Musik war schon immer ein starkes politisches Ausdrucksmittel - wer heutzutage kneift weil er meint Musik diene nur guter Unterhaltung, der tut mir ein wenig Leid und soll halt weiter "Hey! Ho! Hände zum Himmel!"-Texte schreiben..
NEIN Musik MUSS nicht politisch sein ohne an Bedeutung zu verlieren. Musik darf auch nur Spaß machen. Musik muss nicht immer pseudo philosophische Ergüssse über das Ende der vielfach geprügelten "Gesellschaft" transportieren. Grade ein Kenner der Ärzte sollte das wissen. Und wir covern nicht.
...und zum anderen ist so eine Aussage schlichtweg Heuchelei wenn man das ganze Jahr über Zeug von Firmen kauft, die durch Kinderarbeit oder Rohstoffgewinnung in der Dritten Welt täglich Todesopfer fordert oder die Leute da ausbeutet; was für immense Schäden durch den Lithiumabbau (Hallo Kunden von Handys und Elektroautos)
Und Computer zum Schreiben von Forenbeiträgen...
aber sich dann ein reines Gewissen einredet weil man einem Wirt abgesagt hat der Mitglied in der NPD ist. Wow. Dafür gibts den Weltverbessererorden.
Der Grund für die Absage war kein Kampf gegen Rechts und wir wollten auch nicht die Welt damit verbessern! Wir wollten nicht in die rechte Ecke gestellt werden mit einem Auftritt in einem problematischen Laden und hätten kein gutes Gewissen gehabt für einen NPD Aktivisten zu spielen. Eben weil wir nicht politisch sind.

An Arachno:
Lass mich Dir erst sagen, dass ich Leute die sich für eine bessere Welt engagieren auf jeden Fall achte. Auch hier in einer Kleinstadt gibt es eine gefährlich lebende links-aktive Szene. So manches mal stehen Bilder und Namen in der Zeitung.
Ich möchte zum Thema Feminismus und Sexismus nicht wirklich sagen da das sonst nur Ausartet und ich diese Diskussion um Bands und Liveperformances herum halten möchte. Ich finde es generell problematisch wenn Leute ihre Aussage "Alles ist politik" in Stein meißeln.
Musik ist für mich Selbstverwirklichung. Man musiziert was man ist. Wenn man überdurchschnittlich stark politisch engagiert ist, sei es parteipolitisch oder humanistisch/öko whatever schlägt sich das in den Texten nieder.
Und wenn nicht.... tja dann nicht. Es gibt natürlich Leute die das "generell" und undifferenziert bewerten. Da wird auch jemand, der sich als unpolitisch bezeichnet schnell in eine Ecke gestellt. Wie kann man sich gegen politik wehren wenn man einfach NICHTS DAMIT ZU TUN HABEN WILL?

Man wird förmlich "verpolitisiert". So wird ein Playboy automatisch ein Werben für das Objekt Frau, obwohl man die Band auch einfach mal hätte fragen können wie sie das so sieht.
Damit habe ich ein Problem - andere kommen und ordnen mich ein.
Ob ich das mit dem Playboy lustig fand? Pff es ist NIEMANDEM aufgefallen außer besagten aktivisten. Nichtmal die Musiker können sich wahrscheinlich daran erinnern. Also nein lustig war es nicht - es war belanglos.
Du würdest vielleicht sagen "belanglos" bedeutet Verharmlosung...

Wie gesagt das Thema Sexismus/Feminismus ist ein wichtiges aber sollen es die Offtopic-Politik-Stammis machen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es zu nichts führt weil die hitzigsten Debattenführer ihre Meinung oftmals in Stein gehauen haben.
 
Fastel,

guter Post, und nach allem, was ich jetzt gelesen habe, hätte ich es wohl auch so gemacht.
 
Danke für den ausführlichen Hintergrundbericht - da klingt "da kam ne SMS" dann schon ganz anders... und der Entschluss durchaus besonnen.
 
Letztlich muß jeder selbst wissen wie er damit umgeht. Absagen ist eine Möglichkeit; wie gesagt würde ich selbst es anders machen, aber die Menschen sind ja auch nicht alle gleich ;-)

Wir hatten mit unserem Auftritt keinen politischen Angriff vor, den wir damit abgesagt haben. Wir wollten nen schönen Abend haben, neue Fans finden, 4-5 CDs verkaufen, und uns in der Kneipenszene der Stadt zu einem Tip hochspielen, um mehr Locations zu bekommen.
Dann unterscheidet sich wie gesagt Euer Anspruch an Musik von meinem.

Ich glaube fast einfach so zu spielen würdest du ebenfalls als feige auslegen.
Vielleicht. Da Musik aber immer eine Aussage hat (es sei denn man spielt Ballermann-Mist) kann man eigentlich nur schwer "einfach so" spielen. Ein Statement hätte schon das Spielen eines Liedes mit eindeutigem Text sein können ("We are the world" - klingt jetzt doof, aber mal drüber nachgedacht?). Wenn jemand vom rechten Rand ein Lied mit eindeutigem Text spielt wird das ja auch als Statement gesehen. Beides läuft also nicht wirklich unter "einfach so".

Meine Einstellung ist einfach die:

Konfrontation bis hin zum Haß und unreflektierter, zur absoluten Wahrheit erhobener Bullshit ist Lebenseinstellung und Ziel von Rechten. Ignoriert man sie, fühlen sie sich auch noch bestätigt in ihrer Sichtweise. Und sie sehen gewisse Personengruppen nicht als vollwertige Menschen.
Gegenmittel kann also nicht sein, das Zeug unreflektiert zu lassen, sie zu ignorieren oder zu hassen. Dann unterscheidet man sich von denen nämlich nicht mehr wirklich viel. Und ganz schlimm ist es dann, wenn man seinerseits "den Rechten" nicht mehr als vollwertigen, an sich vielleicht ja sogar liebenswürdigen Menschen wahrnimmt. "Den Rechten" gibt es ebensowenig wie "Den Juden". Weiß ich, wieso der in der NPD ist, was er dort macht oder wie sehr er vielleicht selbst gerade anfängt zu zweifeln? Nein. Das heißt, daß man es im Einzelfall vor einer Vorverurteilung herausfinden sollte.
Wichtig ist, daß man weiß wie Verschwörungstheorien funktionieren und man das rechte Gelaber im Handumdrehen argumentativ stark widerlegen kann (wozu auch gehört, zu wissen wie von Rechten argumentiert wird). Leider können das auch viele Demokraten nicht und scheinen sich daher zu fürchten, in irgendeine Art von Dialog zu treten. Das ist dann gefährlich wenn Außenstehende meinen, die Demokraten hätten dazu nichts zu sagen.

Und das "sagen" ist eine der wunderbaren Eigenschaften, die Musik hat - und jeder kann sie verstehen.

Ich war in meiner Jugend selbst unter Einfluß von Rechten und war - auch um Anschluß zu finden - in deren Dunstkreis und habe das ganze krude Zeug z.T. mitvertreten, ich weiß daher nur zu gut wie Rechte denken und auch, wo man ansetzen muß um mal ein paar Denkprozesse anzustoßen. Schafft man das, hat man schon viel gewonnen. Abbruch von Kontakten oder wie hier einem Auftritt bewirkt meiner Erfahrung nach genau das Gegenteil - von Feindbildern lebt diese Ideologie schließlich.
Bei mir hat es gottseidank irgendwann mal die entscheidenden Gedanken gegeben, die es mir ermöglichten meine eigene Meinung zu bilden (noch bevor ich tiefer in diese Szene rutschte) und den Feindbildern lebewohl zu sagen. Das ist mittlerweile etwa 20 Jahre her.

Evtl. trägt das zum Verständnis meiner Meinung zur Handhabung des Problems bei; wie gesagt muß da letztlich jeder selbst entscheiden in der Situation.

Gruß MZ
 
Auch hier in einer Kleinstadt gibt es eine gefährlich lebende links-aktive Szene. So manches mal stehen Bilder und Namen in der Zeitung.
keine ahnung wie die szene in deiner stadt aussieht und was du daran gefählich findest :rolleyes:

Musik ist für mich Selbstverwirklichung. Man musiziert was man ist. Wenn man überdurchschnittlich stark politisch engagiert ist, sei es parteipolitisch oder humanistisch/öko whatever schlägt sich das in den Texten nieder.
Und wenn nicht.... tja dann nicht.
erstens: es geht hier nicht nur um musik. es geht darum wie die band auf das publikum einwirkt, und das tut sie eben nicht nur über ihre musik, sondern über ihre ganze performance. wie sich die bandmitglieder bewegen, was sie in den spielpausen machen, welche sticker sich der gitarrist auf die axt geklebt hat, und eben auch wie die deko aussieht, die die band angebracht hat. wenn da z.b. ein "smash fascism"-transparent hinter dem drummer an der wand hängt, muss ich im publikum davon ausgehen, dass sich die band was dabei gedacht hat und dass sie auch dahintersteht. das ist bei nem playboy-symbol nicht anders. als konzertgängerin gehe ich davon aus, dass der playboy zum selbstverständnis der musiker - in ihrer funktion als musiker UND als menschen - genauso dazugehört wie die texte, die sie singen.

zweitens: politik ist für dich nur, was irgendwelche ungerechtigkeiten in der welt anbelangt. aber die ungerechtigkeiten die sich gerade vor deiner bühne abspielen - hier: wenn sich frauen von nem playboy-symbol sexualisiert und erniedrigt fühlen und von männlichen konzertgängern auch so behandelt werden - ist für dich nicht politisch. tja, dann hast du einfach ein beschissenes politikverständnis. denn das ist genauso politisch wie wenn du ein hakenkreuz auf die bühne pinnen würdest. du kannst immer sagen, dass du damit keine politische meinung ausdrücken möchtest - das ist egal, denn wichtig ist nur, wie menschen symbole auffassen. das ist nunmal ein grundlegendes problem der kommunikation, dass aussagen anders verstanden werden können als vom sender einer nachricht beabsichtigt. und ja, man kann darüber reden, aber das heißt dann auch, dass die band sich mit den veranstaltern auseinandersetzen muss undoder dem teil des publikums, das etwas gerade anstößig findet. mit menschen kommunizieren - das verstehen linke unter politik. wenn du glaubst, politik ist nur das was parteien machen, well, think again. und über den playboy könntest du auch nochmal nachdenken.

wenn nicht: ok, aber dann sag mir doch bitte wie deine band heißt, damit du in rhein/main garantiert in keinem linken laden nen auftritt bekommst. deine band will ja nicht politisch sein, also braucht ihr auch nicht in linken läden spielen, das ist ja schließlich auch ein politisches statement :rolleyes: denn damit erklärt ihr, ob ihr das nun wollt oder nicht, dass ihr es (als nutznießer) ok findet, wenn menschen sich rechtswidrig fremde immobilien aneignen und sie auch militant gegen die staatsgewalt verteidigen.

DerZauberer schrieb:
Nebenbei: Danke für den Tipp - werden uns von solchen Läden fernhalten, wir wollen Publikum, das Spaß versteht und auch über sich selbst und seine Klischees lachen kann...
das playboy-symbol zeigt diese zustände nicht einfach, sondern reproduziert sie. wenn eine band das nicht will, muss sie das symbol halt weglassen oder anders verwenden. sehr schwacher "humor", das einfach so zu zeigen ohne zu verändern auf eine weise, die die klischees in einer szene viel besser offenbaren könnte. (eine alternative hab ich schon genannt.)
abgesehen davon: vielleicht findest du das symbol lustig. für mich bedeutet es was anderes, nämlich verdammtnochmal unterdrückt zu werden auf grund der tatsache eine frau zu sein. nicht nur "visuell" durch das was das symbol für mich ausstrahlt, sondern auch ganz konkret durch übergriffe auf dem konzert. und das macht mir KEINEN SPASS und jeder anderen frau AUCH NICHT. wenn du das lustig findest, bist du ein sexist, hab dann wenigstens die eier dazu zu stehen. wenn nicht: hoffentlich macht sich deine band vor dem nächsten auftritt mal genauer gedanken darum, wie sie womit und zu welchem zweck auf das publikum einwirken möchte.
 
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