Punk/Hardcore und Bandcontests

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Wo wir uns schon die ganze Zeit so schön im Godcore und Architects Thread streiten und mir trotz Semesterbeginn noch langweilig ist, nochmal ein nicht ganz so brutales, aber wie ich finde interessantes Thema: Bandcontests und Hardcore/Punk.

Ich persönlich find die Dinger mega ätzend und überflüssig. Habe auch selbst nie mit einer Band an derartigen Veranstaltungen teilgenommen, obwohl es aufm Dorf kaum andere Möglichkeiten gab. Hatte für mich damals schon immer Sell-Out und Rockstar-Charakter. Musik ist Kultur und Kultur sollte auf Solidarität und nicht Wettbewerb aufbauen. Ausserdem hatte ich immer das Gefühl, dass derartige Veranstaltungen nur massenhaft naive Bands in die Arme der Musik- und Kulturindustrie treiben.

Wie siehts bei euch aus? Ist sowas cool? Passt das zu Hardcore/Punk? Bringt sowas Bands weiter? Habt ihr selbst mal auf nem Contest gespielt?
 
Eigenschaft
 
Find ich ein interessantes Thema - gerade im Punk/HC-Bereich...
Ich persönlich hab noch nie an den größeren Wettbewerben (Emergenza & co) teilgenommen (meine aktuelle Band aber schon - vor meiner Zeit) und habe das auch nicht vor (wenn dann kleinere lokale "Contests"). Ich finde es schade, dass bei vielen Bands diese Wettbewerbe schnell zu einem "gegeneinander" statt einem "Miteinander" werden. Bands, die einem normalerweise ne Box leihen und hinterher ein Bier mit einem trinken würden, ignorieren sich gegenseitig... Das find ich irgendwie widersinnig - gerade wenn man wie beim Punk/HC einen Unity-Gedanken zugrunde legt. Deshalb für mich keine Contests (ausnahme wie gesagt kleine lokale Dinger, wo die Bands wirklich zusammen statt "gegeneinander" spielen).
 
Vllt müsste man vorher nochmal 2 Dinge auseinanderhalten: Contests funktionieren nicht wie Festivals. Festivals sind Konzerte mit mehreren Bands, bei denen es ausser ner Gage/Spritkosten oder sonstwas nichts zu gewinnen gibt. Bandwettbewerbe haben es an sich, dass es dort irgendwas zu holen gibt - sei es nur "fame" oder im Extremfall ein Plattenvertrag. Nur mal so als Anmerkung ;)
 
Als ich im örtlichen Juz Punk/HC-Konzerte veranstaltet habe, landeten alle Bandbewerbungen, die damit prahlten, den zweiten Platz beim Sparkassen-Nachwuchscontest o.ä. geholt zu haben direkt im Papierkorb: waren gar nicht mal so wenige.
Es ist definitiv nicht cool, als Punk/HC-Band auf so Contests zu spielen, da die Musik für mich immer noch viel mit Gegenkultur zu tun hat und er DIY-Spirit damit komplett untergraben wird, wenn örtliche Finanzdienstleister oder Hersteller von Kräuterlikör, die nicht im Entferntesten mit der Musik zu tun haben die Rahmenbedingungen stellen.
 
Kannst du sagen was das so für Bands waren? Ich hab nämlich den Eindruck, dass sich das besonders bei etwas entfernteren Punk-Subgenres, wie Emo, Screamo, Metalcore und Pop-Punk der Fall ist.
 
Von was für einer Grössenordnung an Bandcontest sprecht ihr?
Bei uns in der Stadt ("kleine Grossstadt", vllt so 100'000 Einwohner)+ in Zürich sowie Umgebung gibts jedes Jahr so ein Contest, wird glaub ich grösstenteils vom Kanton finanziert... Gibt glaub ich ca. 12 Vorausscheidungen (jeweils in verschieden kleinen lokalen) und jede Band spielt an genau einer dieser Vorausscheidungen 1x; Die besten paar Bands kommen dann ins Finale, das während dem Städtischen Musikfestival ist und kriegen da die gelegenheit, auf ner recht grossen Bühne aufzutretten. Die erstplatzierten kriegen glaube ich Geld für Auftritte/Demoaufnahme oder so.
Ich find sowas eigentlich ne echt gute Sache. Kenne auch viele Leute, die jeweils daran teilnehmen/teilgenommen haben und es herrscht eigentlich überhaupt keine feindselige Stimmung zwischen den Bands (soweit ich das mitkrieg).

Die meisten Bands machen sich wohl eh keine grossen Hoffnungen auf den Sieg, sondern machen mehr mit um Bühnenerfahrung zu erfahren & Kontakte zu knüpfen.
Für sowas find ich die Contests eigentlich cool, aber sobalds um was grösseres geht kann ich verstehen wenn das nicht mehr so sauber läuft.
 
Kannst du sagen was das so für Bands waren? Ich hab nämlich den Eindruck, dass sich das besonders bei etwas entfernteren Punk-Subgenres, wie Emo, Screamo, Metalcore und Pop-Punk der Fall ist.

Kommt schon hin, häufig aus dem Bereich Pop-Punk und (später) Metalcore.

Da fällt mir ein: bei mir in der Nähe gibts jeden Sommer ein ziemlich geiles Hardcore-Festival für umme, gemischt mit lokalen Bands und bekannteren Sachen (z.B. Trainwreck, Have Heart, Rise and Fall etc.). Da der Veranstalter mittlerweile zuviele Bewerbungen von lokalen Bands bekommt wie Platz auf der Card ist, veranstaltet er im Vorfeld so 2-3 "Qualifikationskonzerte" um quasi einige Bands rauszufiltern. Wie genau das abläuft, also ob das Publikum entscheidet oder er, weiss ich nicht. Fand ich im ersten Moment irgendwie auch strange, andererseits gibt er den Bands die Gelegenheit sich zu präsentieren. Aber klar, so wird auch auf Bandcontests argumentiert:D

Mich beschäftigt auch gerade die Frage: Seit wann gibt es eigentlich Bandcontests? Und was ist die Motivation von Bands, daran teilzunehmen?
 
Fand ich im ersten Moment irgendwie auch strange, andererseits gibt er den Bands die Gelegenheit sich zu präsentieren. Aber klar, so wird auch auf Bandcontests argumentiert:D
Wenn drei Bands ein kleines Konzert spielen und die, die beim Publikum am beliebtesten ist, bei anderer Gelegenheit nochmal spielt, ist das doch völlig in Ordnung.
Gab es bei mir in der Nähe auch mal als Contest mit 3 Bands und um so um 10-11 hat ne erfahrene Band als Headliner gespielt.

Von Bandcontests, bei denen wirklich abgesahnt wird, mit Plattenvertrag oder Kohle, hab ich in meinem Kaff noch nie gehört :D

Mich beschäftigt auch gerade die Frage: Seit wann gibt es eigentlich Bandcontests? Und was ist die Motivation von Bands, daran teilzunehmen?

Erfolg und direkte Reaktion des Publikums durch Stimmzettel, statt durch Gesichter, von denen man ablesen muss, was sie von dir halten, nehme ich an.
Eventuell auch Wettbewerbsgeilheit. Musiksport quasi.
 
Kennt hier niemand die Killerpilze? :D Die haben einen lokalen Bandwettbewerb gewonnen und wurden dann direkt mal von Universal gesignt :D
 
Es ist definitiv nicht cool, als Punk/HC-Band auf so Contests zu spielen, da die Musik für mich immer noch viel mit Gegenkultur zu tun hat und er DIY-Spirit damit komplett untergraben wird, wenn örtliche Finanzdienstleister oder Hersteller von Kräuterlikör, die nicht im Entferntesten mit der Musik zu tun haben die Rahmenbedingungen stellen.

Eine HC-Band muss nicht cool sein.
Jede nochsokleine Möglichkeit Musik zu spielen sollte genutzt werden, sonst gibts bald nur noch DJs die Musik von der CD spielen und HC Bands, die nicht uncool sein wollen und nicht auf Bandwettberwerben gesehen werden wollen.
 
Eine HC-Band muss nicht cool sein.

Stimmt!:great:

Jede nochsokleine Möglichkeit Musik zu spielen sollte genutzt werden, sonst gibts bald nur noch DJs die Musik von der CD spielen und HC Bands, die nicht uncool sein wollen und nicht auf Bandwettberwerben gesehen werden wollen.

Sorry, aber die Schlussfolgerung ist doch komplett an den Haaren vorbeigezogen: wenn man als Band nicht auf jedem Blödsinn mitspielt, gibts als Folge dessen bald nur noch Musik von der Konserve:confused:

Nehmen wir mal an, es gäbe keine Bandcontests: Müsste man sie dann erfinden? Und falls ja, wer hätte ein Interesse daran? Die Bands? Die Labels? Die Sparkasse Hanau?
 
Ok, ich les hier in ein paar Posts aufjedenfall heraus, dass man als Hardcore/Punk Band das Ziel haben kann eine große Menge Menschen zu erreichen und Contests einem dabei helfen. Aber ist das so? Ist es nicht gerade das Gegenteil? Ist Punk/Hardcore nicht GEGENkultur? Warum spiel ich als Band auf einem Contest wo im Zweifel doch eher andere Genres, andere Philosophien und und andere Auffassungen darüber vertreten sind, was Musik ist und wie Musik funktioniert. Letzteres meine ich nicht technisch, sondern philosophisch. Wem gehört Musik? Ich denke die Antwort auf die Frage ist ein Grund für die Vertriebs-, Produktions- und Konsumstrukturen die Punk/Hardcore entwickelt hat. Musik gehört allen und kann von allen gemacht werden. DIY ist das Zauberwort.

Wenn man das ernst nimmt ist und bleibt Punk/HC doch eine Niesche und soll gefälligst auch eine bleiben. Da muss man nicht überall um jeden Preis spielen. Da ist es vollkommen okay, sich die Teilnahmen an wettbewerbs- und marktförmige Veranstaltungen wie Contests zu sparen.

Was born addicted sagte, ist denke ich auch der springende Punkt: wem nutzen diese Contests eigentlich? Den Bands oder doch eher den Veranstaltern und dem Musikbiz im weitesten Sinne? Ich denke letzterem.
 
Was EvolutionVII meinte ist denke ich, dass man sich nicht zu fein für manche Auftritte sein sollte. Ich denke auch, dass man sich lieber Gedanken darüber machen sollte, ob man es sich erlauben kann Auftritte sausen zu lassen, wenn man doch eigentlich alles mitnehmen sollte, was man bekommen kann, besonders als Hobby-Musiker. Die Frage ist, wie weit die Leidenschaft zur Musik reicht, die den Sieg beim Contest letztendlich überflüssig macht.
Wenn es dem Veranstalter nur darum geht die eigene Tasche zu füllen, will er im Endeffekt das Gleiche wie die Band, nämlich ein volles Haus. Welche Band ist schon so arrogant zu behaupten, dass der VA dieses Ziel nur mit ihrer Hilfe erreicht hat? Den Kapitalismus wird man durch den Auftritt nicht unterstützt haben. Und wenn es am Ende nur eine Zweckgemeinschaft war, durfte man trotzdem seine Musik vor Publikum vortragen, damit vielleicht auch seine Ansichten unterbreitet haben, einen Schaden wird man dadurch nicht erleiden.
Diejenigen, die die Möglichkeit haben an einem Bandcontest teilzunehmen sind eben auch Musiker und diese wollen auf die Bühne denke ich. Den Steine werfenden Punker kann man auf der nächsten Demo raushängen lassen. (Menschen sind eben so Facettenreich, dass Schwarz-Weiß-Denken immer unangebracht ist.)
 
Nur spielt die Wahl der Bühne in gewissen Genres ne wichtige Rolle. Punkrock gehört in AZ's, Clubs, Keller und Hinterhöfe. Ich versteh das Argument nicht, warum man sich nicht "zu fein" für ein Konzert sein sollte. Was passiert denn wenn man keine Contests spielt? Man wird nicht berühmt und kommt nicht in die Bravo? Na und? Die Kanäle, durch die man in Nieschen-Genres wie Punk oder Hardcore als Band bekannt wird funktionieren anders. Da braucht es keine Contests. Es braucht genügend mutige DIY Promoter und Booker, Freiräume und Bands, die sich Mühe geben.
 
Hmm, der Spruch [Antitainment]Subkultur brought to you by Sparkasse Hanau[/Antitainment] lag mir auch auf den Lippen.
Also ich habe die Erfahrung gemacht (Kleinstadtjugend), dass die interessanteren Bands bei so was meist hinten über fallen, was natürlich nicht losgelöst von meinem Musikgeschmak ist...
Was ich meine ist, dass die Bands, denen zugejubelt wird, dann doch eher Pop Punk und Ska Punk machen, als inkommensurablen Crustcore. Und natürlich kriegen die Bands zuspruch, die schon als Local Heroes bekannt sind. Ansonsten muss ich den Vorredner*innen zustimmen, die Wettbewerbslogik und die unhinterfragte Übernahme von Marktförmigkeit macht viel kaputt.
 
Ich versteh das Argument nicht, warum man sich nicht "zu fein" für ein Konzert sein sollte. Was passiert denn wenn man keine Contests spielt? Man wird nicht berühmt und kommt nicht in die Bravo?

Mir ging es nicht um die Steigerung des Bekanntheitsgrads. Das habe ich bewusst außen vor gelassen. Ich wollte einfach nur sagen, dass wenn man auf Contests spielt eben diese Gigs mehr hat. Wer nicht spielt, spielt einfach nicht und das ist nicht die Intention einer Band denke ich.
Das meinte ich mit der Leidenschaft zur Musik. Man nimmt jeden Auftritt, den man kriegen kann, weil man eben gerne live spielt und zu so einem Contest kommt man eben relativ leicht. Der Sieg ist da doch wirklich wenn überhaupt zweitrangig.
 
Punkrock gehört in AZ's, Clubs, Keller und Hinterhöfe.
Ich dachte immer, durch die Musik bedingt passiert das automatisch. Also dass die Band an sich musikalisch und in den Texten Gegenkultur darstellt und automatisch eine Nische ist, weil das Endergebnis der breiten Masse nicht gefällt, selbst wenn man es ihnen in einem Kontest vor die Nase halten würde.
Wenn es jedoch in einer Form von der breiten Masse angenommen würde, dass mehr Leute Trends ablehnen und den politischen Aspekten zustimmen, wäre das doch kein Drama.
Und einen Auftritt einer total ausgeflippten Band à la Dillinger Escape Plan oder Antitainment in einem schnieken, ehrgeizigen Contest inklusive total ratloser Gesichter am Ende würde ich sowas von begrüßen :great::p
 
Was EvolutionVII meinte ist denke ich, dass man sich nicht zu fein für manche Auftritte sein sollte. Ich denke auch, dass man sich lieber Gedanken darüber machen sollte, ob man es sich erlauben kann Auftritte sausen zu lassen, wenn man doch eigentlich alles mitnehmen sollte, was man bekommen kann, besonders als Hobby-Musiker. Die Frage ist, wie weit die Leidenschaft zur Musik reicht, die den Sieg beim Contest letztendlich überflüssig macht.

Genau das.
Jeden nochso blöden Gig spielen und noch lauter ins Mic brüllen/in die Gitarre hauen. Das ist Hardcore für mich und nicht ein ewiges Rumdenken, ob das jetzt politisch korrekt wäre, hier zu spielen.
 
Aber irgendwie wird hier die ganze Zeit was ausgeklammert... Im Endeffekt ist ja jede Bandcompetition, wie ja schon der Name sagt, ein Wettkampf zwischen Bands. Also zumindest bei uns hier gehts da eigentlich jeder Band die bei sonem Zeug mitmacht darum, dann auf nem größeren Festival zu spielen oder derartiges. Also ganz klares Gegeneinander -> und genau das hat im Hardcore Punk nichts zu suchen.
Bevor ich Bandwettbewerbe spiele, nur um des spielens willen, organisiere ich mir doch selber ne kleine Show und lass da ein paar Gleichgesinnte spielen.
 
Aber irgendwie wird hier die ganze Zeit was ausgeklammert... Im Endeffekt ist ja jede Bandcompetition, wie ja schon der Name sagt, ein Wettkampf zwischen Bands. Also zumindest bei uns hier gehts da eigentlich jeder Band die bei sonem Zeug mitmacht darum, dann auf nem größeren Festival zu spielen oder derartiges. Also ganz klares Gegeneinander -> und genau das hat im Hardcore Punk nichts zu suchen.
Bevor ich Bandwettbewerbe spiele, nur um des spielens willen, organisiere ich mir doch selber ne kleine Show und lass da ein paar Gleichgesinnte spielen.
word!

(allerdings wurde das nicht ausgeklammert - im gegenteil. wurde zu anfang sogar mehrfach erwähnt) ;)

@evolution
es geht nicht um political correctness (wusstest du übrigens, dass das ein fascho-begriff ist? no offense, just sayin). ich frage mich was es mir als band bringt jedes konzert zu spielen, dass ich in die finger kriege. welchen vorteil habe ich davon? mir machen derartige konzerte keinen spaß - es ist immer 100x besser wenn ich in nem club/az/keller spiele und weiß dass die leute, die dort hinkommen zumindest grundsätzlich nen plan haben worum es in diesem genre geht...

es bleibt also nur noch der "erfolg" im weitesten sinne als anreiz. kommerziellen erfolg wollen die wenigsten und um den bekanntheitsgrad zu steigern bietet das genre, wie schon gesagt, andere möglichkeiten, die vermutlich auch besser funktionieren.
 

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