Querflöte spielen und Form der Lippen

[Anfängermama]

Hallo,

meine Tochter ist 10 und gerade angefangen, nach 5 Jahren Unterricht auf C- und Altflöte, Querflöte zu spielen. Sie macht das schon ganz toll.

Ihre Flötenleherin meint allerdings, die Form ihrer Lippen könnte sie einschränken, da sie in der Mitte der Oberlippe eine kleine "Wulst" hat. Ich finde, die Lippe sieht ganz normal aus, sowas hat man in der Mitte der Oberlippe eben. Und der Mund soll doch beim Querflöten etwas breiter gezogen und gespannt sein.

Allerdings soll wahrscheinlich aus kieferorthopädischen Gründen vielleicht das Lippenbändchen durchtrennt werden und sie wird auf jeden Fall noch eine Zahnspange bekommen. Zumindest die Zeit mit der Zahnspange vergeht ja wieder.

Aber es wäre ja schon echt schade, wo sie mit so viel Begeisterung spielt und schon gute Fortschritte macht, wenn die Form der Oberlippe zum Problem würde. Ich kenne mich damit leider gar nicht aus. Was meint Ihr dazu? Inwieweit kann sowas die Qualität des Flötenspiels einschränken, vor allen Dingen, wenn sie später anspruchsvollere Sachen spielt.

Vielen Dank für Eure Antworten!

 

[Fluty]

Hallo!

Schön, dass deine Tochter sich für die Querflöte entschieden hat. Ich hoffe, sie hat lange Freude daran.

Ihre Flötenleherin meint allerdings, die Form ihrer Lippen könnte sie einschränken, da sie in der Mitte der Oberlippe eine kleine "Wulst" hat. Ich finde, die Lippe sieht ganz normal aus, sowas hat man in der Mitte der Oberlippe eben.

Ich gebe selber seit Jahren Querflötenunterricht und habe auch schon einige Schüler mit einer Lippenform unterrichtet, wie du sie beschreibst. Du hast ganz recht, das ist nicht irgendwie unnormal und es sieht einfach nicht jede Lippe gleich aus. Je nach dem, wie stark dieser Wulst in der Oberlippe ausgeprägt ist, kann es sinnvoll sein, den Lippenspalt (also die Öffnung in der Lippenmitte wo man die Luft rausbläst) nicht ganz genau zentriert zu bilden, sondern um einige Millimeter seitlich versetzt anzusetzen und so neben der Wulst her zu blasen. Wenn das durch einen guten Lehrer angeleitet und kontrolliert wird, damit sich keine falschen Spannungen aufbauen, sind meiner Erfahrung nach auch später keine Probleme zu erwarten und deine Tochter sollte damit alle nötigen Techniken ausführen können. In wie weit so ein leicht veränderter Ansatz wirklich nötig und sinnvoll ist, lässt sich aber nur im direkten Unterricht abschätzen.

Und der Mund soll doch beim Querflöten etwas breiter gezogen und gespannt sein.

Das allerdings macht man inzwischen immer weniger. Es gibt zwar viele Lehrer, die noch diesen sogenannten "Smiling"-Ansatz unterrichten (vermutlich, weil sie es auch selber so gelernt haben), insgesamt geht die Tendenz aber eher dahin, die Lippen weniger anzuspannen und eher leicht (!!!) nach vorne zu wölben. Dadurch erreicht man einen spannungsfreieren Ansatz mit mehr Möglichkeiten zur Tongestaltung.

Allerdings soll wahrscheinlich aus kieferorthopädischen Gründen vielleicht das Lippenbändchen durchtrennt werden und sie wird auf jeden Fall noch eine Zahnspange bekommen. Zumindest die Zeit mit der Zahnspange vergeht ja wieder.

Auch das sollte kein Problem darstellen. Auch wenn es zunächst eine kleine Umstellung bedeutet, kann man durchaus mit (fester?) Zahnspange Flöte spielen. Der Ansatz wird sich dabei leicht verändern. Meine Schüler mit fester Zahnspange haben in dieser Zeit durchgehend einen sehr schön lockeren Ansatz entwickelt, der ihnen auch langfristig in der Zeit nach der Spange zugute kommt. Und selbst wenn mit der Spange mal vorübergehend der Ton etwas schlechter wird, geht davon die Welt nicht unter. Das durchtrennte Lippenbändchen stört, sobald das abgeheilt ist, überhaupt nicht mehr.

Also, lasst euch nicht verrückt machen. Das sind alles keine Gründe, die deine Tochter ernsthaft am Flötespielen hindern müssen, solange die Lehrerin in der Lage ist, darauf einzugehen und sie entsprechend anzuleiten. Ich wünsche deiner Tochter auch weiterhin viel Spaß und Erfolg mit diesem wunderschönen Instrument!

Liebe Grüße
Fluty

 

[Anfängermama]

Hallo Fluty,

vielen Dank für Deine Antwort mit den interessanten Informationen.

Nicht, dass ich mir schon tiefgreifende Gedanken über die musikalische Zukunft meiner Tochter mache, aber etwas Gedanken darüber, ob die Idee, sie Querflöte lernen zu lassen jetzt soo gut war, mache ich mir schon. Die Flötenlehrerin kennt sie schon seit Jahren und hat zur Querflöte geraten. Dass sie jetzt häufig die ihrer Ansicht nach hinderliche Lippenform anspricht nervt mich, weil ich fürchte, dass das meiner Tochter - die sehr ehrgeizig ist und alles gut machen möchte - die Luft aus den Segeln nimmt.

Auf jeden Fall soll das Instrument ihr Spass machen!

Aber Deine Antwort hat mich schon beruhigt, dass die Lippenform zumindest ein Spielen mit Freude nicht verhindert.
Den Rest werden wir in der Zukunft sehen.

Vielen Dank!

 

[alienblues]

..wenn sie später anspruchsvollere Sachen spielt.

das Anspruchsvollste ist die Formung und Gestaltung des _einzelnen_ Ton:
jedem Ton eine eigene Botschaft und Ausdruck zu verleihen..

wünsche viel Spass, Freude und Begeisterung an der Musik.
LG *alienblues*