[Reisegitarre] Traveler Speedster

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Vorigen Sommer war ich in Köln und wohnte dort situationsbedingt im Hotelzimmer. Vorsätzlich packte ich bei der Anreise nur mein Pod, Kabel, Saiten und diverses Kleinzeug ein, aber keine Gitarre.

Am ersten freien Nachmitag, den ich verständlicherweise bald arangiert hatte, bin ich dann im Musicstore eingetrudelt. Mit der klaren Absicht eine Traveler Speedster käuflich zu erwerben. Eine einzige rote war noch lagernd und das aber wörtlich, nämlich im Lager. Ohne das Ding vorher in Händen gehabt zu haben, habe ich dann nachdem ich den Vorschlag des Verkäufers am nächsten Tag zum Probieren wiederzukommen, abgwiesen hatte, an der Kasse bezahlt und mich auf den Weg in das Lager gemacht. Auch dort verwunderte ich den Store-Mitarbeiter, indem ich die Verpackung gleich zurückließ. Wohlwissend, dass dann die eventuelle Rückgabe erschwert gewesen wäre. Aber was hätte schon sein können, dass ich sie zurückgeben hätte wollen, es gab und gibt doch so gut wie keine Alternative zu diesem kompromisslosen Konzept.

Dieses Konzept ist einfach erklärt: So klein wie möglich, aber vollwertige Mensur und jetzt wird es wohl Zeit für die Herstellerangaben (gefunden hier: http://www.travelerguitar.com/products/speedster/):

Neck Through Body - Eastern American Hard Maple
Fingerboard -Ebonized Rosewood
Frets - 22-medium
Scale Length - 24 3/4 in.
Fingerboard Inlays - Pearloid
Neck Width at Nut - 1 3/4 in.
Body Width- 7 1/2 in. (Arm Detached)
Body Thickness- 3/4 in.
Overall Depth - 2 in.
Length - 28 in.
Weight - 4 lbs. 7 oz.
Pick-ups - Dual-Rail Humbucker
Hardware - Chrome 14:1 Gear ratio (closed gear)
Electronics - Volume/Tone
Finish - Gloss Black, Candy Apple Red Metallic, Black Metallic
MSRP - $499.99 (USD)


Der Kaufpreis betrug 372,-- € und zu erwähnen wäre noch, dass das Ding "natürlich" in China gemacht wird.

Die Mensur ist also 24.75 Zoll und die Gesamtlänge 28 Zoll, das ist also nur 3.25 Zoll länger als die schwingende Saite. Da ist die Speedster auch unter den Traveler E-Gitarren die kürzeste und in den meisten Augen auch die häßlichste, aber egal, auf die Bühne will ich damit nicht und selbst im Hotelzimmer sieht mich damit niemand. :D

Hals und der fixe Teil des Korpus sind aus einem einzigen Stück Ahorn, also ist "durchgehender Hals" schon eine leichte Untertreibung. Der hammerförmige Fortsatz auf der Oberseite, wird beim Transport abgenommen. Dazu gibt es auf der Rückseite eine Bolzen auf der dieses Holzstück aufgesetzt wird und eine lange Schraube aus Messing, die sich durch den großen gerändelten Kopf leicht mit den Fingern eindrehen lässt. Diese Schraube ist dann auch gleich der hintere Gurtknopf. Das aufgesetzte Stück findet beim Transport in der Außentasche der mitgelieferten Tragetasche, die sich bequem über die Schulter hängen lässt, Platz. Die Schraube sollte man beim Transport nicht wieder hineinschrauben, sondern in der Außentasche transportieren, da die Transporttasche an dieser Stelle sonst bald Abnützungserscheinungen zeigt.

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Mitgeliefert wurden auch ein Inbusschlüssel für den ich die Schraube, für die er bestimmt ist, noch nicht gefunden habe und eine Schlüssel für die Schraube des Halsspannstabes. Wobei die Gitarre von Werk aus perfekt eingestellt war und den originalen D'Addario .010er Saitensatz habe ich erst auf der letzten Reise, also nach einem 3/4 Jahr, im Hotelzimmer gegen .011er getauscht, aber auch nur, weil beim Transport auf der vorletzten Reise ein Saite gerissen ist. Man sollte doch besser darauf achten, dass man im Flugzeug die Gitarre erst dann in die Ablage einlegt, wenn die anderen Fluggäste ihr Gepäck bereits verstaut haben.

Insgesamt habe ich mit der Speedster bereits 13 Flugzeug-Starts mitgemacht und es hat vom Personal niemand ein Wort darüber verloren, obwohl ich einen Notebook-Rucksack auch immer mithatte. Es gibt ja vielfach die schriftliche Ankündigungen, dass man nur ein Handgepächstück mitnehmen dürfe.
Auch bei den Sicherheitskontrollen ging alles reibungslos, nur einmal wurde sie ohne Tasche noch einmal durch den Scanner geschickt.

Da der Saitenwechsel schon angerissen wurde, dies ist an der Speedster und wohl allen Traveler-Modellen kein Vergnügen, aber machbar und man hat ja Zeit. Ich hatte keine Saitenkurbel mit, da ich mir überlegt hatte, dass diese wohl nutzlos gewesen wäre, aber ich denke doch, dass diese funktioniert hätte, so tief sind die Wirbel dann doch nicht versenkt.




Abgesehen vom Saitenwechsel gibt es noch ein konstruktionsbedingtes Problem: Das Stimmen. Dadurch, dass die Saiten über Umlenkrollen laufen, wirkt sich eine Bewegung der Stimmwirbel etwas zögerlich auf die Tonhöhe aus. Beim Saitenwechsel hatte ich die Achse mit den Rollen, die sich übrigens ohne Saiten komplett und leicht aus dem Korpus entfernen lässt, was man aber nicht unbedingt will, etwas gefettet, was eine leichte Verbesserung gebracht hatte.
Damit die Speedster stimmstabil bleibt, muss jedenfalls ordentlich gedehnt werden und beim Stimmen muss man etwas Geduld aufbringen, aber es lohnt sich, pro Abend musste ich im Normalfall nur einmal stimmen und ich habe oft Stunden mit Gitarrespielen verbracht. ;)
Nach dem Saitenwechsel habe ich die Oktavreinheit geprüft und musste nichts nachjustieren. Da die Saiten über den Sattel nicht rutschen müssen, brauchte ich auch hier nichts machen.



Da kommen wir also "schon" zum Spielen. Da ich so viele unterschiedliche Gitarren habe und spiele, achte ich nie auf die Halsprofile und muss jetzt erst einmal nachsehen gehen, was die Speedster für eines hat.
OK, ich würde sagen, es ist ein C-Profil, nicht zu dick und auch nicht zu dünn. Den Store habe ich dann bald doch noch ein 2. Mal besucht und zwar um einen Gurt zu kaufen, denn ohne rutscht die Gitarre auch beim Sitzen leicht davon. Ansonsten fühlt sie sich an, wie eine normale Gitarre und lässt sich auch leicht spielen. Für mich als .011er gewohnten Spieler ließen sich vor allem die .010er Saiten sehr leicht ziehen und ich konnte dabei auch meine Vibrato-Technik vor allem auf der gezogenen Saite ziemlich verbessern. Dies funktioniert nun aber auch mit dem .011er-Satz recht gut. Eventuell spielt es hierbei auch eine Rolle, das man beim Ziehen auch das Saitenstück hinter dem Steg, dessen Saitenreiter übrigens auch Rollen haben, über die Umlenkrollen mitgedehnt werden. Das würde zwar ein weiteres Auslenken der Saite benötigen um auf den richtigen Ton zu kommen, kann aber vor allem das Vibrato leichter machen.

Der trockene Ton der Speedster ist sehr höhenreich, sie "klingelt" regelrecht und das Sustain ist sehr lange. Für ersteres ist wohl das Ahorn verantwortlich für zweiteres vermutlich der durchgehende Hals. Auf jeden Fall ist diese Gitarre ein Indiz dafür, dass die Theorie, dass nur aus einer schweren Mahagoni-Gitarre ein langer Ton kommen könne, nicht stimmt. Sowas wie Deadspots sind auch nicht zu entdecken.

Der Ton wird von einem einzelnen Humbucker abgenommen, der von Form und Anordnung, sehr an den Steg-Abnehmer in einer Telecaster erinnert und mit knapp 19mm Breite würde er auch in eine solche passen. Die beiden Spulen sind nebeneinander angeordnet und sie haben Klingen, anstatt der Polstifte. Die beiden Potis, die über Metallknöpfen, die auch einer Telecaster entstammen könnten, bedienbar sind, funktionieren ganz einfach wie sie sollen. Der Humbucker ist jedenfalls nicht splitbar, habe ich aber auch nie vermisst.

Angeschlossen liefert die Gitarre einen überraschend guten Sound, Obertöne lassen sich sehr leicht produzieren, es macht, ganz einfach ausgedrückt, viel Spaß und lässt eigentlich kaum etwas zu wünschen übrig. Ich habe damit auch Jambeiträge eingespielt und für die Speedster spricht, dass es absolut nicht notwendig ist, hier noch einmal mit einer herkömmlichen Gitarre nachzusetzen.

Davon öffentlich gemacht sind einmal diese beiden:

http://www.soundclick.com/bands/page_songInfo.cfm?bandID=956675&songID=10713627
http://www.soundclick.com/bands/page_songInfo.cfm?bandID=956675&songID=9551811

Konklusio:
Falls mir die Speedster abhanden kommen sollte, kaufte ich mir sofort eine neue (wenn dann die nächste Flugreise ansteht ;)).

Sehr unproblematisch beim Transport vor allem im Flugzeug und optimal für E-Gitarre spielen unterwegs, mit nur geringen Abstrichen.

Noch mehr Bilder: http://i.wuell.net/gallery/view_album.php?set_albumName=TravelerSpeedster


PS: Ein Hoch dem neuen Editor :great:
Ich hatte den Beitrag bereits gestern Abend geschrieben. Beim Speichern gab es Timeouts und Serverausfall. Es schien aber schlussendlich gelungen. Heute stelle ich fest, der Thread existiert ganz einfach nicht. Ich gehe mit geringer Hoffnung noch einmal auf "Thema erstellen" und klicke im Editor auf "Gespeicherten Text wiederherstellen" und Trara er ist wieder da, obwohl ich dazwischen schon andere Beiträge verfasst hatte. Sehr gut!
 
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Hallo Miles :), ganz entfernt erinnert mich die Speedster an einen Flammenwerder, möglicherweise läßt sich da ja noch was pimpen ;). Hässlich finde ich sie jedenfalls nicht, außergewöhnlich dagegen schon. Eine solche Saitenführung habe ich bisher noch bei keiner Gitarre gesehen. Auch die Positionierung der Tuner finde ich gar nicht verkehrt, klar bedarf es dabei dieser Rollengeschichte, Du hast ja schon ausführlich darüber berichtet, andererseit ist man mit der rechten Hand immer direkt bei den Stimmern. Vielleicht ergibt sich daraus gar eine neue Technik. Ich hatte mit dem Gedanken gespielt mir eine Höfner Shorty, ein Berliner Gitarrenbauer modifiziert Shorties recht spektakulär. Wenn ich allerdings sehe was hier für wenig mehr Geld geboten wird. Hattest Du einen bestimmten Grund die Shorty nicht zu kaufen, hattest Du schon einmal eine in der Hand? Die Anordnung von Headstock, Steg und Hardtail ist hier allerdings klassisch. Kreuchwig Shorty mit Humbucker und Roland GK-3:

http://www.kreuchwig.de/Shorty.html

Du den fehlenden Headstock scheint die Speedster doch noch eine Tick kleiner zu sein. Da ich auch öfter auf kleinen Strecken und manchmal auch weiter weg fliege, wäre das eine gute Alternative zur Zweitgitarre die bei meiner Mutter steht. Und für den Urlaub gibt es keine bessere Lösung, will man nach der Rückkehr mit den Gitarrenspiel nicht wieder vor vorne anfangen. Ich nehme einmal an, dass Du dir fleißig Jamtracks auf das Pod lädst und mit einem guten Headphone müsste man durchaus seinen Spaß haben. Wie stehen die Airlines im Allgemeinen zum Solieren über den Wolken? ;)

Danke für das überaus interessante Review, Armin :)
 
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Durch den fehlenden Headstock scheint die Speedster doch noch eine Tick kleiner zu sein.
...
Wie stehen die Airlines im Allgemeinen zum Solieren über den Wolken? ;)

Die Speedster wird eben ziemlich genau um die Länge der Kopfplatte kürzer sein und für mich war klar, dass wenn schon minimal, dann ganz, aber ohne Einschränkungen, was die Mensur betrifft.

Im Flugzeug habe ich sie noch nicht ausgepackt und da sie ja auch unverstärkt nicht geräuschlos ist, werde ich es auch nicht tun. Mir wäre dann wohl auch der Nachbar links von mir im Weg. ;)
Ansonsten gab es, wie schon erwähnt, nicht einmal Fragen von Seiten des Personals, nur insgesamt 2 Mitreisende wollten wissen, was da drin sei.
 
Schönes Review, danke.
Momentan bin ich zwar nicht auf Reisen, aber trotzdem habe ich eine EG-1 zu Hause stehen. Diese Modelle scheinen wohl nicht so der Verkaufsschlager gewesen zu sein, so dass man sie bis vor kurzem recht preiswert für knapp 300€ bekommen konnte. Bei der EG-1 kann man den Flügel zwar nicht abnehmen, aber auf die paar Zentimeter Breite kommt es wohl nur selten an. Nett ist aber dass die EG-1 schon einen eingebauten Pre-Amp mit Batteriebetrieb mitbringt. So kann man direkt einen Kopfhörer in die Gitarre stöpseln und spielen, sogar mit zwei Setting, clean und verzerrt. Zur Not hat man so sogar nebenbei ein Distortion-Pedal mit dabei.

Ist halte nett so ein Teil mal für den Fall der Fälle bereitliegen zu haben.
 
Im Flugzeug habe ich sie noch nicht ausgepackt und da sie ja auch unverstärkt nicht geräuschlos ist, werde ich es auch nicht tun. Mir wäre dann wohl auch der Nachbar links von mir im Weg. ;)

Du sollst ja auch an Board nicht headbangen. Du könntest aber Deine Nachbarn mit einem sanften Samba Pa Ti in den Schlaf spielen. ;)
 

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