[Review] DPA 4055 Kick Drum Mikrofon

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Einleitung

Die dänischen Mikrofonprofis von DPA bringen mit dem 4055 erstmals ein Bassdrum-Mikrofon mit Kondensatorkapsel auf den Markt - neben dem "legendären" 4099 das zweite dedizierte Instrumentenmikrofon dieser Marke. DPA verspricht, das traditionelle Konzept eines Kick Drum Mikrofons auf den Kopf zu stellen und keinen vorgefertigten Sound zu formen. Ich durfte dies im Rahmen einer vierwöchigen Teststellung überprüfen.

DPA 4055 Kick-Drum Microphone


Anmerkung: Die zur Wahrung des Leseflusses nur per Thumbnail eingebundenen Fotos lassen sich für eine Vollansicht anklicken!


Lieferumfang, technische Daten

Die Verkaufs-/Versandverpackung des 4055 reiht sich optisch nahtlos in die nordeuropäische Designsprache ein und enthält das bekannte Reißverschluss-Hardcase. In der unteren Hälfte findet dank Schaumstoffformeinlage das Mikro samt Halterung Platz - in der oberen Hälfte befindet sich ein zusätzliches Netz (für Kleinteile/Zubehör). Im Auslieferungszustand liegt hier eine zusätzliche Transporttasche mit feuchtigkeitsabweisender Außenhülle.



Ein Handbuch/Datenblatt in Papierform hat sich DPA gespart. Es gibt lediglich zwei Beipackzettel in Visitenkartenformat - ein Garantiekärtchen und eines mit dem QR-Code, der abgescannt zum Onlineangebot der DPA-Instrumentenmikrofon-Familie führt:
https://www.dpamicrophones.com/downloads/microphones/instrument



Bevor wir uns dem Mikrofon widmen, werfen wir doch erst einmal einen Blick auf die Klammer, denn auch sie ist von DPA clever konstruiert:
Zur Stativmontage besitzt sie ein 5/8"-Gewinde, und dankenswerterweise ist bereits ein Reduzierstück auf 3/8" eingeschraubt (das sich selbstverständlich auch entfernen lässt), so dass es keine Probleme mit unterschiedlichen Gewindeaufnahmen geben sollte :great:.
Um in jeder Lage einen guten Halt des 4055 gewährleisten zu können (speziell bei den Erschütterungen, die vor oder in der Bassdrum von kernig spielenden Schlagzeugern entstehen ;)), besitzt die Klammer eine Spannzangenmechanik, d. h. zum Aufstecken auf den Mikrofonschaft wird das Gewinde geöffnet. Sitzt die Klammer in der gewünschten Position, schraubt man das Vorderteil wieder zu: Hält ohne zu verrutschen oder herauszufallen :hail:.



Nun aber zum Mikrofon selbst: Das DPA 4055 ist tadellos verarbeitet und spricht mit seinem mattschwarzen Finish sowie der dezent metallisch glänzenden Ring-Applikation unterhalb des Korbs die gleiche nordeuropäische Designsprache wie z. B. das 2028 des selben Herstellers. Mit 241 Gramm ist es relativ leicht - es wiegt etwa so viel wie ein handelsübliches Gesangsmikrofon und besitzt einen ebensolchen Schaft (Durchmesser ca. 18 mm). Im Schaft befindet sich die Elektronik zur Umwandlung der Phantomspeisung etc.
Die Gesamtlänge des 4055 beträgt 132 mm, und der Korb, der die Kapsel schützt, hat einen Durchmesser von 57 mm.



Der XLR-Anschluss besitzt goldbeschichtete Kontakte (Seriennummer im Foto geschwärzt), und am unteren Rand des Schafts sind dezent das Herstellerlogo sowie die Produktbezeichnung aufgedruckt (ohne Foto).



Schraubt man den schwarz beschichteten Korb (mit eingelegtem Schaumstoff-Poppschutz) ab, erhält man einen Blick auf die Kapsel des 4055:



Auch hier wird wieder das stilisierte Markensignet aufgegriffen. Für den weiteren Blick ins Innere verweise ich auf das Produktvideo des Herstellers, denn bei Teststellungen in dieser Preisklasse widerstehe ich lieber dem Drang, einen Schraubendreher zur Hand zu nehmen ;):



Zur Verdeutlichung der "inneren Werte" habe ich mir erlaubt, das Polar- und das Frequenzdiagramm aus dem Handbuch herauszukopieren. Die nahezu perfekte "Offene Nierencharakteristik" (breiter als die herkömmliche Niere, aber noch keine "Breite Niere") der speziell entwickelten Kondensatorkapsel (Durchmesser 17 mm) wird bis in höhere Gefilde eingehalten, und bemerkenswert ist, dass der Frequenzverlauf in dieser "Richtung" fast wie mit dem Lineal gezogen scheint :hail:. Lt. DPA hat man sich aus klanglichen Gründen nach zahlreichen Tests und Bewertungen für diese besondere Richtcharakteristik entschieden.



Dies ist tatsächlich der größte Unterschied im Vergleich zu Bass Drum Mikros anderer Hersteller, die zum einen allesamt dynamische Tauchspulenkapsel besitzen und zum anderen bereits eine dem Instrument angepasstes Klangbild mit der Betonung/Absenkung spezieller Frequenzbereiche vorgeben. Dadurch erhält der Tontechniker deutlich mehr Freiheiten zum Formen des gewünschten Sounds - ähnlich wie beim bereits oben erwähnten Schwanenhalsmikro 4099.
Vor/in der Bass Drum muss die Mikrofonkapsel besonders hohe Schalldruckpegel aushalten, und hier hat es DPA geschafft, die bereits beachtlichen 152 dB der Extreme-Variante des d:vote CORE 4099 noch um weitere 12 dB zu überbieten :eek:. Dabei bleiben die nichtlinearen Verzerrungen (THD) bis 159 dB unter der "magischen" Grenze von 1%, die man üblicherweise als Übergang zu hörbaren Verzerrungen definiert. Auch der Dynamikumfang von durchschnittlich 132 dB kann sich sehen bzw. hören lassen :).


Praxistest, Fazit

Wie schlägt sich das DPA 4055 im Praxisbetrieb?

Die Bass Drum Mikrofone, die bei mir normalerweise zum Einsatz kommen, sind das EV PL33 und das Shure Beta 52A - beides dynamische Supernieren. Bereits beim ersten haptischen Eindruck punktet das 4055 durch sein deutlich geringeres Gewicht, speziell im Vergleich zum Shure, das zweieinhalbmal so schwer ist und entsprechende Anforderungen an das Mikrofonstativ stellt, damit dieses nicht verrutscht oder kopflastig wird. Auch lässt es sich durch seine schlanke Bauform gut auch durch kleine Öffnungen im Reso-Fell im Inneren der Bass Drum platzieren.
Signifikanter Unterschied und für ein Bass Drum Mikro ungewöhnlich ist, dass man zum Betrieb Phantomspeisung benötigt - man muss sich also angewöhnen, diese im entsprechenden Mischpultkanal auch zu aktivieren :whistle:.
Angeschlossen und ausgerichtet ist der klangliche Eindruck erst einmal neutral, und zwar im besten Wortsinn: Wo die "üblichen Verdächtigen" bereits einen Boost besitzen, lässt sich das 4055 gezielt per EQ bearbeiten, und ganz generell spielt das DPA Mikrofon die Vorteile der Kondensatorkapsel durch Impulstreue und Auflösung aus :). Man könnte fast sagen: Wie das 4099, nur in groß und robust :D.

Für aussagekräftige Soundbeispiele verlinkte ich hier die SoundCloud-Seite von DPA - besser würde ich es selbst nicht hinbekommen:




Tadellose Verarbeitung, tolle Klangeigenschaften - gibt's auch einen Haken? Meiner Meinung nach nicht, lediglich der Preis dürfte den ein oder anderen Anwender abschrecken oder zumindest zum Schlucken bringen. Das DPA 4055 ist ein Profiwerkzeug, deshalb wird auch ein Straßenpreis von 629 € (Stand Oktober 2022) aufgerufen, der für Hobbymusiker erst einmal außerhalb des Geldbeutels sein dürfte. Dennoch würde ich das Mikrofon aus preiswert bezeichnen, denn wie bei den anderen Produkten des dänischen Herstellers ist das Gerät eine Anschaffung fürs Leben, über die man sich bei jedem Einsatz freuen kann :cool:. Schade, dass ich meine Testobjekte immer wieder zurückschicken muss :engel:...
 
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Das innere des Mikrofons erinnert mich an das DPA 2011, das ich leider noch nie benutzt habe - es hat, soweit ichs durchschaut habe, zwei 4099er Kapseln Rücken an Rücken verbaut für noch mehr Richtwirkung.. und dann (hier vielleicht in Parallele zum 4055) gibt es mehrere Vorverstärker dazu, auch einen der seeehr viel Lautstärke wegsteckt, den MMP-A. Nachdem mich das 4099 schon lange restlos überzeugt hat, bin ich auf alle DPA Schätzchen sehr neugierig. Bemerkenswert ist auch die Richtwirkung zu den tieferen Frequenzen, die bei allerlei anderen Kickdrum Mikros -vornehm ausgedrückt- nicht so dolle ist.
 
allesamt dynamisch…aha!
 
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Ähm, hier gehts um eine Review eines konkreten Produktes. Dass es dazu Marktbegleiter gibt, die in einer ähnlichen Liga spielen, dürfte wohl klar sein. Aber das ist hier nicht das Thema. Sonst würde Vergleichstest im Titel stehen. Du kannst aber gerne selbigen in einem eigenen Thread hier einstellen, wenn du magst.
 
Jo das wars.
 
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