[REVIEW] t.bone - EM800 Kondensator Kleinmembranmikrofon

GeiGit
GeiGit
Helpful & Friendly User
HFU
Zuletzt hier
09.08.25
Registriert
12.12.13
Beiträge
6.233
Kekse
161.889
Ort
JES Kirche

[REVIEW] t.bone - EM800 Kondensator Kleinmembranmikrofon​

Vorgeschichte​

Vor gut 6 Jahren benötigten wir ein Ambiente-Mikrofonpaar für InEar und Stream in unserem Saal um die Gemeinde hören zu können.
Ich machte mich kundig, welche Mikrofone dafür geeignet wären und entschied mich damals für das t.bone EM800.
Am 30.07.2019 bestellte ich dann unter anderem das t.bone EM800 Stereo Set für 69€ (mittlerweile kostet es 89€).
Ich montierte die Mikrofone unter die Lichttraverse und wir verkabelten sie mit unserem Mischpult. Sie hängen in etwa 5m Höhe links und rechts über der Gemeinde und nehmen deren Gesang, Applaus, Lachen und sonstigen Reaktionen auf. Wenn ich mit Kopfhörer in diese Mikrofone am Mischpult per PFL reinhörte, gefiel mir ihr Klang, auch wenn ihre Position in der Deckenkonstruktion, aus akustischer Sicht, sicherlich nicht ideal ist.
Somit war mir der Name EM800 natürlich ein Begriff.
Als ich am 23.04.2023 durch den Webshop von Thomann stöberte, entdeckte ich durch Zufall bei den Ersatzteilen für Mikrofone die Ersatzkapsel für das t.bone EM800 für 8,90€. Ich war damals mit dem Sennheiser ME865 als "Spinnenmikrofon" in meiner Lowden S22 nicht zu 100% zufrieden und dachte mir, dass die Kapsel des EM800 hier vielleicht etwas besser funktionieren könnte. Also bestellte ich sie kurzerhand um sie als Alternative dort einzusetzen.
Sie kam dann aber doch nicht zum Einsatz und blieb lange Zeit in meiner Schublade.
Dieses Frühjahr fiel sie mir wieder in die Hände und ich beschloss sie zu testen.
Da sie jedoch drei Anschlüsse hat, deren Bezeichnung lediglich aus Buchstaben besteht, bat ich die Service-Abteilung bei Thomann um Rat, wie ich die Ersatzkapsel korrekt an die zwei Anschlüsse meines t.bone CC100 RC-Phantomspeiseadapter anschließen könnte?
Leider existierten auch dort keinerlei Unterlagen darüber, also blieb die Kapsel weiterhin ungenutzt in meiner Schublade.
Irgendwann überlegte ich, dass ich ja eines der beiden EM800 im Saal herunter holen und öffnen könnte, um eventuell dadurch Rückschlüsse auf eine korrekte Anschlussmethode zu finden, aber der Aufwand war mir jedes Mal zu groß - zumal die Mikrofone ja jeden Sonntag im Einsatz waren.
Wie ich letztendlich auf die Idee kam mit einfach ein EM800 zu bestellen um in Ruhe nachschauen zu können, weiß ich nicht mehr, jedenfalls bestellte ich mir mit Hilfe des gewonnenen 50€-Gutscheins am 8.07.2025 mein eigenes EM800.
the t.bone EM 800

Unboxing​

Am 12.07.2025 kam in einem Thomann-Paket folgender Inhalt bei mir an:
20250712_150226.jpg20250712_150343.jpg20250712_150406.jpg

Erster Eindruck​

Neugierig wie ich war öffnete ich den Umkarton und holte einen kleinen Plastikkoffer heraus, in welchem das EM800 zusammen mit einer passenden Mikrofonklemme und einem Popschutz gut geschützt aufbewahrt war.
Das Mikrofon ist aus lakiertem Messing und macht, seines Preises zum Trotz, einen sehr wertigen und robusten Eindruck.
Ich schraubte den relativ flachen Korb ab und fand darunter die mir schon bekannte Kapsel in einem Geräuschentkopplungs-Gummi. Im abgeschraubten Korb war ein kleiner Schaumstoff als Popschutz integriert. Die Kapsel saß sehr nah unter diesem Korb und hatte hinter sich einen relativ langen, offenen Bereich mit Metallgewebe.
Als ich die Kapsel samt Gummi vorsichtig heraushob, sah ich, dass alle drei Kontakte per Kabel zur tiefer sitzenden Platine geführt wurden.
Somit gab es keine "Schnelle Lösung" wie ich meine Ersatzkapsel anschließen könnte.
20250712_150500.jpg20250712_150521.jpg20250712_150544.jpg20250712_150557.jpg20250712_150617.jpg20250712_150636.jpg20250712_150721.jpg20250712_150740.jpg20250712_150748.jpg20250712_150826.jpg20250712_150835.jpg20250712_150932.jpg20250712_150939.jpg20250712_151007.jpg20250712_151044.jpg20250712_151052.jpg20250712_151116.jpg

Erster Klangvergleich mit meinem AT2035​

Ich hatte bei der Recherche ja schon einiges über den sehr neutralen Klang des EM800 gelesen und wollte mir nun natürlich meine eigene Meinung bilden.
Deshalb baute ich das EM800 mit Hilfe des Gravity MAMH 01 mit auf den Mikrofonarm über mein Audio-Technica AT2035, schloss es ebenfalls an mein Flow 8 an, stellte seinen Gain ebenfalls auf 31 und nahm nacheinander meine Lowden S22-12, meine Höfner HL3 und und meine Lowden S22, sowie meine Sprechstimme auf.

Soundvergleich t.bone EM800 mit Audio-Technica AT2035​

Mikrofonaufbau​

20250806_105503.jpg20250806_105520.jpg20250806_105528.jpg20250806_105643.jpg

Lowden S22-12​

20250806_105847.jpg20250806_105912.jpg
EM800

AT2035

Höfner HL3​

20250806_110703.jpg
EM800

AT2035

Lowden S22​

EM800

AT2035

Sprechstimme​

(Aufgenommen durch K&M Popschutz)
EM800

AT2035

DIe Aufnahmen habe ich in Audacity gemacht:
Bildschirmfoto 2025-08-06 um 22.41.16.png

Ich war echt erstaunt, wie ähnlich die beiden Mikrofone klingen und wie hoch und rauschfrei der Ausgangspegel des EM800 ist. Damit hätte ich nicht gerechnet!
Es darf jedenfalls bei mir bleiben und wird sicherlich immer wieder zum Einsatz kommen.
Mal sehen, ob ich die Platine noch herausbaue um weitere Anschluss-Erkenntnisse zu bekommen, oder ob meine Kapsel schließlich das bleibt, was sie ist: Eine Ersatzkapsel. :unsure:

Fazit​

Der direkte Soundvergleich mit dem Audio-Technica AT2035 zeigt, dass beide Mikrofone vom Pegel und vom Klang her sehr ähnlich sind.
Somit ist das t.bone EM800 tatsächlich eine ernst zu nehmende Alternative, wenn man akustische Instrumente, Gesang, oder eine Sprechstimme aufnehmen möchte. Es ist ein Allrounder für den schmalen Geldbeutel mit ausgewachsenem Klang!
Volle Kaufempfehlung!

Ich hoffe euch hat der Review gefallen! Vielen Dank für Euer Interesse! Wenn ihr Fragen dazu habt, dürft ihr sie mir gerne hier im Thread stellen!

Ich wünsche ich euch weiterhin viel Spaß hier im Musiker-Board!
Seid gesegnet und bis bald! Euer GeiGit

...wer noch mehr von mir lesen möchte, darf gerne durch meine Reviews und Workshops stöbern.
 
  • Gefällt mir
  • Interessant
Reaktionen: 6 Benutzer
Interessant!
Ich nehme ja auch gern mit Mikrofonen auf (nur Gitarre), Bewertungen erfolgen bei mir allerdings laienhaft nur nach Gefühl, "gefällt mir" oder gefällt mir nicht" ... ;)
Für mich erstaunlich, dass die beiden getesteten Mikrofone wirklich so nah beieinander zu liegen scheinen!
Irgendwo muss da doch auch ein Haken dabei sein ... wenn Geld keine Rolle spielen würde, was spräche z. B. GEGEN das preiswerte EM800 bzw. doch FÜR das wesentlich teurere AT2035?
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Die beiden Mikros liegen klanglich recht nahe beieinander, das AT klingt mMn geringfügig aufgeräumter in den Tiefmitten und sauberer in den Höhen, das EM 800 "pusht" ein wenig in den Mitten und klirrt etwas mehr bei lauten Pegeln in den Höhen - bei der Zwölfsaiter-Lowden höre ich dieses Klirren einigermassen deutlich, bei der Höfner mit Nylonsaiten und dem viel weicheren Klang überhaupt nicht. Da gefällt mir sogar das t.bone mit seinem leichten Anschieben im Mitteltonbereich noch besser als das AT. Welches ich übrigens auch mal besessen und immer sehr gemocht habe. Bei der sechssaitigen Lowden und der Sprechstimme kommt es mMn nicht zu einer Überlastung des EM im Hochtonbereich, da klingen sie wieder sehr vergleichbar - das AT geringfügig aufgeräumter, das EM mit etwas mehr Schub.

Ich würde also sagen, dass das EM minimal mehr von den übertriebenen "China-Höhen" hat, sich insgesamt gesehen damit aber noch einigermassen zurückhält, wodurch es (für mich) positiv aus der Masse der Billigmikros heraussticht. Das Dumme ist, man kriegt dieses Klingeln, wenn man es bei der Wandlung von akustischem Klang in ein elektrisches Signal einmal eingefangen hat, nur noch weg, indem man die Höhen abschneidet. Und dann sind halt die Höhen von dem Instrument auch weg. Saubere Höhen kannst Du am EQ reduzieren oder anheben - kein Klingeln.

Und da der Kollege @Blues-Opa gefragt hat, was für das AT sprechen würde:
Wenn man lange Shows zu mischen hat (ich sitze u.U. bis zu vier Tage auf einem Festival mit viel akustischen Instrumenten und dementsprechend häufiger Mikrofonabnahme), da willst Du SEHR saubere Höhen hören, sonst ermüdet das Gehör recht schnell. Bei einem Gottesdienst, zu dem die Band immer mal zwischendurch ein oder zwei Stücke präsentiert, würde mich das dagegen wenig bis gar nicht stören. Es kommt also sehr auf den Einsatzzweck an.
Dazu kommt noch, dass ich als Tontechniker für einen Nicht-Profi doch happige Preise nehme, und da musst Du mit "Marke" aufschlagen. Wenn ein Mikro von Sennheiser oder Shure kaputtgeht, ja, dann war das eben Schicksal oder, um bei @GeiGits Einsatzfeld zu bleiben "Deus vult" ("Gott will es"). Würde mir so ein günstiges Mikro kaputtgehen, dann heisst es u.U. "was hast Du denn da für einen Billigkram angekarrt?" Und diesen Schuh will ich mir nicht anziehen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Bei der direkten Aufnahme von vorne könnnen das die meisten Kondensatormikrofone gut, auch die billigen. Interessant wird es aber beim Polar Pattern und bei der Linearität.
HIer mal Auszug des EM800 aus dem Datenblatt:
EM800.png


Man sieht im Frequenzgang eine gewisse Welligkeit. Beim Polar Pattern gibt es auch ausreißer, vor allem mit Schall von hinten.

Im Vergleich dazu ein immer noch günstiges Lewitt LCT040 Match
LCT040.png

Das ist deutlich weniger wellig und hat ein sehr konsistentes Polar Pattern.
Der "Ausreißer" jeweils bei 16 kHz ist der Physik geschuldet bzw. der sehr kurzen Wellenlänge bei 16 kHz im Vergleich zum Kapseldurchmesser.

Den Unterschied merkt man bei akustisch schwierigen Situationen. Mit dem LCT140 (gleiche Kapsel) habe ich schon in einer halligen Kirche und ungünstiger Abnahmesituation eine leise Tenorflöte gut verstärken können. Das wäre mit anderen Kapseln schwieriger geworden.
Meine Audio Technika Pro37R sind fast so gut, aber das MXL 603 (ähnliche Preisklasse) hätte keine Chance gehabt.
Bei einer Aufnahme in einem akustisch unproblematischen Raum direkt von vorne, würde man aber kaum einen Unterschied hören.

Wenn ich in der Preisklasse nachkaufe, dann wird es wieder das LCT040, weil es einfach funktioniert und schön klein ist.

Bei solch dedizierten Anwendungen wie z.B. als Ambient Mikrofon kann das EM800 ja durchaus funktionieren und vielleicht ist es da auch gut, bei Daueraufbau kein so teures Mikrofon zu haben.


@GeiGit wenn du die Kapsel durchmessen willst: ich vermute mal Schwarz-Masse, Rot-Versorgung (+ 5-20V, nachmessen), Weiß-Signal
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
  • Interessant
Reaktionen: 2 Benutzer

@mix4munich

Danke für die Antwort, macht Sinn für mich.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Im Vergleich dazu ein immer noch günstiges Lewitt LCT040 Match

Deshalb bezeichne ich das 040er auch als Schoeps für arme. Kommt nahe an die Polar Linearität eines MK4 ran. Ich liebe dieses Mic!
 
  • Gefällt mir
  • Interessant
Reaktionen: 3 Benutzer
Vielen Dank @mix4munich für dein genaues Hinhören und deine Analyse und Erfahrung!
Vielen Dank @chris_kah für das Posten des Datenblatts und für den Vergleich mit dem Lewitt LCT040 Match und deine Tipps fürs Durchmessen!
Ergänzend dazu sollte ich noch das Datenblatt des AT2035 aus meinem Vergleich hinzufügen:
Und genau das wäre auch die Antwort auf deine Frage @Blues-Opa
wenn Geld keine Rolle spielen würde, was spräche z. B. GEGEN das preiswerte EM800 bzw. doch FÜR das wesentlich teurere AT2035?
Im Bass-, Mitten- und Höhenbereich ist das AT2035 deutlich linearer und damit universeller zu gebrauchen.
Trotzdem reicht das EM800 für viele Fälle absolut aus und ist eine gute und günstige Alternative!
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
wenn du die Kapsel durchmessen willst: ich vermute mal Schwarz-Masse, Rot-Versorgung (+ 5-20V, nachmessen), Weiß-Signal
Hallo @chris_kah
Heute kam ich dazu das EM800 wie von dir vorgeschlagen durch zu messen und deine Vermutung war völlig korrekt:
20250808_113559.jpg

Ich habe bei der Gelegenheit auch die Schraube geöffnet und ganz behutsam die Platine aus dem Rohr gezogen:
20250808_111739.jpg20250808_111752.jpg20250808_111806.jpg20250808_111827.jpg20250808_111834.jpg20250808_111838.jpg20250808_111917.jpg20250808_111922.jpg20250808_111929.jpg
Ich würde bei meiner Ersatzkapsel jetzt mal versuchen Signal und Plus gemeinsam an die Spitze der Miniklinke und die Masse an die Masse anzuschließen und zu schauen ob ich über den t.bone CC100 RC-Phantomspeiseadapter auf die Weise ein passendes Signal aus der Kapsel bekomme.
Oder würdest du sie anders anschließen @chris_kah ?
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Interessant
Reaktionen: 1 Benutzer
Eventuell noch einen Widerstand von + zum Signal, so etwa 1 .. 4,7 kOhm
 
  • Interessant
Reaktionen: 1 Benutzer
Und dann auf welcher Seite anschließen?
An Plus, oder an das Signal?
 
Zwischen Plus und Signal. Schrieb ich doch. Das ist meist der Arbeitswiderstand für den in der Kapsel eingebauten FET.

Electret_condenser_microphone_schematic.png

Der Kondensator ist meist am Ende der Leitung am Eingang der nächsten Stufe
Manchmal ist der Arbeitswiderstand schon im Speiseteil, dann geht nur noch Signal und Ground zur Kapsel. Gibt es aber beides.

Eventuell hat die Kapsel aber auch den Widerstand schon intern.
 
  • Interessant
Reaktionen: 1 Benutzer
Zwischen Plus und Signal hatte ich verstanden. Nur wusste ich nicht, ob die von der Kapsel dann wegführende Signalleitung dann an Plus, oder an den Signalausgang der Kapsel angeschlossen werden sollte. Wenn ich dich richtig verstehe, schließe ich Signal und Masse direkt an den Eingang des Phantomspeiseadapters und verbinde dann Signal mit Plus über einen 1-4,7kOhm-Widerstand.
Vielen Dank für deine Hilfe!
 

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben