[Review] The T.Amp TSA 4-700

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Auf der Suche nach einem "Immer dabei" Amprack für schmale Kohle bei wenig Gewicht wurde ich nicht zuletzt auf Grund einiger Berichte hier im Board auf die
aufmerksam, die ich zu diesem Zeitpunkt erst einmal bei einem Hip Hop Event als Monitorendstufe im Einsatz gesehen hatte.
Nach ein paar Wochen auf der Straße hier eine (kurz-)Review zu dieser Endstufe:


Beschreibung

Bei der TSA 4-700 handelt es sich um eine Vierkanalendstufe in Class-H Technik mit Schaltnetzteil.
Abgesehen vom Netzteil ist die Endstufe baugleich mit der LD DEEP² DP4950, die allerdings über ein konventionelles Netzteil mit Ringkerntrafo verfügt und mit knapp 20kg gut doppelt so schwer ausfällt wie die TSA.

Daten (Herstellerangaben):
4x 490 W / 8 Ohm
4x 810 W / 4 Ohm
4x 930 W / 2 Ohm
2x 1600W / 8 Ohm Brückenbetrieb
2x 1800 W/ 4 Ohm Brückenbetrieb
XLR In und Output
Speakon Out
Abmessungen: 483 x 350 x 88 mm
Format: 19"; / 2 HE
Gewicht: 11,5 kg


Praxis

Die TSA 4-700 sollen bei mir je nach Einsatz 2-4 18" Bässe, zwei 15" Tops sowie 2-4 Monitorwege versorgen.
Im Einsatz als Monitorendstufe an JBL MPro412, HK LP12M und GAE 4475M macht der Amp eine gute Figur - einzig das relativ laute Grundrauschen ist in Spielpausen etwas störend. Leistung und Klang sind absolut ok.

Mit einem Kanalpaar in Brücke an 1-2 ESW1018 und zwei Kanälen im single-channel Modus an zwei TRS115 liefert die Endstufe ausreichend Leistung für den geplanten Einsatzzweck, ohne dass man etwas vermissen würde. Der Amp wird dabei fühlbar warm, was sich auch im recht lauten Einsatz der (drei) Lüfter widerspiegelt.

An die Leistungsgrenze treibt man den Amp mit vier ESW1018 an zwei Kanalpaaren in Brücke.
Auf 1,5kW pro Kanalpaar limitiert ist das Netzteil im oberen Leistungsbereich schlicht nicht mehr in der Lage, genügend Strom zu liefern um 2x 4 Ohm Last im Brückenbetrieb sauber zu versorgen.
Die Folge: Aktivierung der Schutzschaltung knapp 3dB vor dem Einsatz der Limiter. Nach einer kurzen Stabilisierungsphase läuft der Amp ein paar Sekunden klaglos weiter, bis erneut die Stromversorgung in die Knie geht.
Abhilfe für solche Setups: Ein Kanalpaar im Brückenbetrieb für zwei Bässe, Kanäle C und D single-channel für die Tops und ein weiterer Amp für zwei weitere Bässe und zwei Monitorwege. Damit lässt sich das Netzteil nicht merklich in die Knie zwingen, auch bei relativ hohen Dauerpegeln und 1,5kW für ein Basspaar an 4 Ohm.

Als reine Bassendstufe taugt das also nicht, im Mischbetrieb geht es in Anbetracht des Preises durchaus in Ordnung.

Im Gegensatz zur Herstellerangabe verfügt der Amp IMHO nicht über einen Limiter, abgesehen von der o.g. Abschaltung bei zu hoher Leistungsabforderung. Diese "Limitierung" ist zwar wirkungsvoll, führt allerdings jeweils zu einer Betriebsunterbrechung von ca. 5 Sekunden, bis das Netzteil wieder stabil läuft.

Die Verabreitung ist üblicher China-Standard, was sich bei meinen beiden Exemplaren u.a. darin äußert, dass die Kühlkörper unterschiedliche Abstände von der Rückwand aufweisen und die Rackohren relativ weich ausfallen. Einmal unsanft abgesetzt und das Ohr ist krumm.
Die Luftfilter bzw. deren Gitter an der Front lassen sich eigentlich nur gewaltsam mit Hebeln und Zerren abnehmen um die Filter zu reinigen. Gehalten werden sie von je 6 Nasen des Gitters, die nach der Reinigung erstmal wieder in Form gebogen werden müssen, damit die Gitter auch halten. Die Filter selbst sind offenbar recht wirkungsvoll, möchten aber auch häufig gereinigt werden. Mal sehen wie lange die Gitter das mitmachen, bevor die Nasen endgültig abbrechen.

Ein weiteres unschönes Detail ist die Kühlung von vorne nach hinten. Einerseits lässt sich dadurch die Temperatur der Endstufe schwerer abschätzen, andererseits heizt das das komplette Rack relativ stark auf - was insbesondere lüfterlose Geräte im Rack nicht unbedingt freuen dürfte. Hinzu kommt, dass die meisten Endstufen, die ich ansonsten einsetze, genau andersrum kühlen, im dümmsten Fall also warme Luft von hinten ansaugen. Meine CB1402, die ich im gleichen Rack für zwei weitere Monitorwege einsetze, habe ich deshalb unten montiert, um ihr eine brauchbare Frischluftzufuhr zu ermöglichen.

Nach dem Einschalten braucht es übrigens ca. 3 Sekunden bis sich überhaupt irgendwas tut - das hat mich beim ersten Exemplar erstmal an einen Defekt denken lassen, bis dann endlich mal die Power- und Protect-LEDs angingen.
Wo wir grade bei LEDs sind: Die Pegelanzeige ist nett gemeint, leider kann man auf Grund der engen Montage schlecht sagen, welche LED denn nun wirklich leuchtet. Auch die Clip-LEDs sind bei hohen Pegeln schwer zu erkennen, wenn man die LED-Ketten darunter nicht zuhält.

Die Eingangsempfindlichkeit von 1V (ohne nähere Angabe für welche Lastimpedanz und welchen Modus das gilt) halte ich für nicht unbedingt praxisgerecht, vor allem weil es die korrekte Limitierung am DCX2496 erschwert. Für eher kleine Lautsprecher lässt sich das mit dem DCX garnicht sinnvoll realisieren, weil dessen Limiter bis maximal -24dB reichen, was -2dBu (~0,6V) entspricht. Insbesondere im Brückenmodus an 8 Ohm muß man den Limiter schon ziemlich anziehen, um den Amp nicht ins Clipping zu fahren. Leider fehlt für den Brückenmodus eine Angabe der Eingangsempfindlichkeit komplett.

Die Dokumentation ist relativ dürftig. Zwar gibt es Daten zu Leistung, Eingangsempfindlichkeit (an welcher Lastimpedanz?) und Stromaufnahme, es fehlt aber z.B. eine Angabe über die Anschlüsse im Brückenbetrieb (Abgriff am ersten Ausgang des Kanalpaares, Pins 1+/2+), die nur klein hinten auf dem Gehäuse aufgedruckt ist.
Auch Daten zum angeblich eingebauten Limiter (s.o.) fehlen komplett.


Fazit

Wer einen 4-Kanal Amp für sehr schmale Kohle sucht, gleichzeitig aber relativ viel Leistung braucht, könnte hier glücklich werden.
Das Betriebsgeräusch unter Last ist relativ Laut, das Eigenrauschen noch erträglich aber deutlich höher als bei anderen Endstufen und die Verarbeitung ok, wenn auch nicht an allen Stellen gut.
Klanglich gibt es, abgesehen vom Grundrauschen, wenig zu meckern. Keine spitzen Höhen, im Bass noch sehr kompakt und kontrolliert (außer an 2x 4 Ohm Brücke), vielleicht nicht ganz so "schnell" wie eine Camco - aber wer wollte bei dem Preis darüber meckern?

Ich würde sie für den gegebenen Einsatzzweck durchaus wieder kaufen: Kneipengigs bis ca. 200 PAX, Festzelte bis ca. 300 PAX mit nicht mehr als 4 18" Bässen und zwei 15" Tops oder als Monitorendtsufe für gemäßigten Rock.
Nicht empfehlenswert für leise Umgebungen wie Kirchen oder Theater oder dort wo dauerhaft sehr hohe Leistungen abgerufen werden sollen.
 
Eigenschaft
 
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Kleine Ergänzung noch:
Die Stromaufnahme unter Volllast im Brückenbetrieb von jeweils 2 Kanalpaaren ist mit 19,5A angegeben. Das erklärt dann auch die Probleme an 2x 4 Ohm Brücke: Da greift dann wohl die Strombegrenzung des Netzteils.
Rein rechnerisch liefert der Amp einen Wirkungsgrad von etwa 80%, was für eine Chinakiste sicher nicht schlecht ist, zumal es sich nicht um Class-D, sondern Class-H handelt.
 

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