Daaanke, dass du mich drauf gebracht hast, hätts fast vergessen: hier kommt noch mein Review zu:
Stuart MacBride - Blut und Knochen
Zum Inhalt:
Schauplatz ist hier Aberdeen in Schottland, die Hauptfigur ist ein DS McRae (DS steht für Detective Sergeant, es gibt noch mehr verwirrende Abkürzungen in diesem Buch, die in meinen Augen teilweise nur lückenhaft geklärt werden). McRae ist der typische Hauptcharakter, in den sich kein Leser reinversetzen kann, der ein stinklangweiliges Leben führt und der einfach nur da ist, zu dem ein Leser nie eine Verbindung aufbauen wird, wie zu anderen Figuren in guten Romanen (da habe ich zu so einer Pfeife wie Harry Potter noch mehr Verbindung).
Die Handlung ist anfangs (die ersten 150-200 Seiten) sehr simpel gestrickt, die aberdeener Polizei entdeckt in einem Container im Hafen, die Teile eines Menschenkörpers (zu mundgerechten Happen verarbeitet und eingeschweißt) und findet heraus, dass diese und andere Fleischstücke schon seit längerer Zeit in Umlauf gekommen sind.
Sie haben auch einen Haupttäter, Ken Wiseman (der früher schonmal auffällig gewesen ist in dieser Richtung Verbrechen), auf den sie sich komplett einfahren und ihn unbedingt einbuchten wollen, der Mann ist jedoch wie eine graue Maus bei Nacht und nicht zu schnappen. Da sie ihn so sehr verdächtigen, weiß der geneigte Leser sofort, dass er mit an nahezu 100% grenzender Sicherheit
nicht der Täter ist.
Es geschehen immer mehr Morde und die Polizei tappt nahezu 200 Seiten im Dunkeln, das übliche halt, was man in jedem Kriminalroman lesen kann. Falsche Fährten, ein schlimmer Vorgesetzter, weitere Morde, Metztgereien werden durchsucht, ob sie normales Tierfleisch verkaufen oder ob sich unter ihrem Fleisch vll Menschenfleisch befindet.
Mit der Zeit nimmt die Geschichte an Spannung zu, es kommen neue Namen ins Spiel, McRaes Vorgesetzter DI (Detective Inspector) Insch wird vom Dienst suspendiert, er bekommt eine neue Vorgesetzte, DI Steel, mit der er weiter im Dunklen tappt. Relativ schnell wird jedoch klar, dass der Vorzeigepolizist McRae der Einzige ist, der die Ermittlungen voranbringt und neue Fährten findet.
Sehr verwirrende Verbindungen decken letztendlich den richtigen Verbrecher auf (oder sollte ich sagen: Verbrechin?

)
Mehr will ich auch gar nicht dazu sagen, sonst nehme ich zu viel vorweg.
Der Schreibstil an sich ist relativ simpel gehalten, man kommt leicht mit dem lesen rein, das ganze ist immer wieder durch nette Fotomontagen von Zeitungsartikeln unterbrochen, die man zwar nicht zum Verständnis lesen muss, die ganze Geschichte aber auflockern und den Lesefluss auch nicht beeinträchtigen.
Anfangs denkt man wirklich, dass das Buch einer von diesen typischen 2€-Flughafenkriminalromanen ist, die man sich schnell mal zwischendurch für einen Flug kauft, anliest und dann nach dem Flug wieder wegschmeißt. Demnach war ich auch angetan, das Buch wieder wegzulegen, bin mittlerweile aber echt froh, weiter gelesen zu haben, denn es hat sich echt gelohnt. Mit zunehmender Entwicklung des Falles wird es spannender, man lernt Zusammenhänge kennen.
Das Problem, was ich mit dem Buch habe ist, dass ich zu der Hauptperson, wie schon beschrieben, keine Verbindung aufbauen kann, da Logan McRae ein komplett langweiliger Musterschüler ist, der hier und da abends mal auf ein Bierchen weggeht, sonst alles mach, was ihm seine Vorgesetzten sagen und auch sonst relativ gefühlskalt ist, was die Trennung von seiner Freundin anbelangt, die nebenbei im Buch beschrieben wird. Ihm scheint das ganze nicht wahnsinnig viel auszumachen, er hockt sich halt einfach vor den Fernseher und schläft ein
Das Buch ist auch weit weniger schlimm, als der Titel vermuten lässt, so wahnsinnig blutrünstig ist das Buch nicht, höchstens die letzten 30 Seiten vll, auf denen diverse Menschen umgebracht werden und die paar Szenen, in denen der Unbekannte Mörder, Fleischer genannt, seine Opfer kunstgerecht auseinandernimmt und in Stücke zerschneidet.
Etwas störend sind für mich auch immer die Zwischenszenen in denen das ganze Buch durchweg ein Opfer, Heather Inglis, beschrieben wird, die eigenartigerweise vom Fleischer nur gefangen genommen worden ist, aber nicht umgebracht wird, sondern immer nur beim Schlachten zusehen muss (auch dieses Rätsel löst sich am Ende auf). Die Szenen hab ich oft übersprungen, da sie da immer nur im Wahn mit ihrem toten Mann, den der Fleischer zuvor umgebracht hatte, spricht und sich selbst bemitleidet. Sind relativ langweilig, gehören zwar irgendwie dazu und machen den Schreibstil abwechlungsreicher, müssen aber auch nicht unbedingt sein.
Zudem nerven teilweise, meist am Anfang, wenn man sich noch nicht so reingelesen hat, die vielen Abkürzungen (DI für Detective Inspector, DS für Detective Sergeant, CC für Chief Constable (?), DSI und weitere, ich kenne und kann sie immer noch nicht alle) mit denen ein Leser, der davon keine Ahnung hat, noch nicht wirklich zurecht kommt
Alles in allem ein Buch, das anfangs abschreckt und sagen will: "Lass mich, ich bin langweilig!"

und sich dann letztlich aber doch noch zu dem Bestsellerthriller entwickelt, der es laut Aufkleber auf dem Cover zu sein verspricht.
Mit 8,95€ war es auch nichtmal teuer. Alle die einen kurzweiligen, spannenden Roman lesen wollen, bei dem man bis zum letzten Augenblick im Unklaren über den eigentlich Täter bleibt und auch vor einem etwas langatmigen Anfang nicht zurückschrecken (der aber nicht langweilig ist), sind hier in meinen Augen bestens bedient.
Wenn ich Punkte vergeben müsste (wie bei den CD-Reviews), würde ich mal so spontan
7,5/10 aus dem Ärmel schütteln.
Cheers, MJ