Roundback neu verleimen

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Hallo zusammen,

in den 80ern habe ich mir eine Applause gegönnt. Es war meine erste "richtige" Gitarre und ich war stolz wie Bolle. Leider ist sie mir irgendwann mal aus der Hand geglitscht und die Decke hat sich unten vom Roundback gelöst. Da ich studententypisch chronisch pleite war, habe ich das Dilemma mit Pattex "repariert". Jaaaa, ich weiß ...:govampire:

Nun hat die Gitte viele Jahre im Dornröschenschlaf verbracht und ich habe im letzen Jahr wieder angefangen zu Spielen. Meine unprofessionelle Verklebung hat nicht wirklich gut gehalten. Die Decke hat sich unten wieder ca. 0,5 cm vom Korpus gelöst und biegt sich quasi incl. Steg etwas nach oben. Dadurch ist die Saitenlage übel hoch geworden und ich habe nach längerem Geklimper oft taube Fingerkuppen. Überwiegend spiele ich E-Gitarre und werde mir auch noch eine nette A-Klampfe zulegen, möchte die Applause aber gern aus nostalgischen Gründen und als Lagerfeuerklampfe behalten, weshalb ich sie wieder herrichten möchte - soweit das geht. (Beim Gitarrenbauer war ich übrigens. Der hat nur die Nase gerümpft ;-))

Nun stellt sich die Frage, womit ich das Teil jetzt haltbar verkleben kann: Hält das mit Holzleim oder ist 2-K-Kleber besser geeignet? Hat das schon mal jemand von Euch gemacht und kann mir Tips geben? Eventuell auch zum Schablonenbau, damit ich den Roundback gescheit verspannen kann?
 
Eigenschaft
 
Pattex bleibt elastisch und - wie Du gemerkt hast - ist das nicht gut. Das Zeug hat sich auseinandergezogen, bis das Pattex aufgegeben hat. Deswegen muss das Pattex auch zu 100% entfernt werden.Das Zeug haelt nix mehr und auf dem Zeug haelt auch nix mehr.
Jetzt muss erstmal die Spannung 'raus. Also Saiten 'runter und alles auf 55% rH eingependelt sein. Wobei, die Applause hat eine Sperrholzdecke.... da macht das nix.
Dann muss man sehen, ob das die Decke "in sich" verzogen hat, ob es also ueberhaupt noch zusammenpasst.
Dann muss man Decke und Korpus wieder spaltfrei zusammenbringen koennen. Dazu braucht man ggf. spezielle Zwingen und Schablonen, die es für Ovation leider nicht zu kaufen gibt. Im schlimmsten Fall muss man sich das dann selber schnitzen. Die Schablone muss tatsaechlich so beschaffen sein, dass Korpus und Decke spannungs- und spaltfrei zueinander finden....
Bei Ovation wurde bei den Applause oft genug Epoxy für Klebeverbindungen verwendet. Wichtig nur, dass man nicht das "schnelle" 5-Minuten Epoxy nimmt, sondern das langsamste Epoxy das es gibt. Ich hatte gute Erfahrungen mit einem 24h -Epoxy aus dem Bootsbau. Das hat zwar 24h zum aushaerten gebraucht (anstelle von 5 minuten), aber es durchlief eine unwahrscheinlich duenne Phase, die Klebeverbindungen mit diesem Epoxy wirklich "fuer die Ewigkeit" machten. Leider finde ich das nicht mehr und ich nehme jetzt ein 30 minuten Epoxy. Geht, ist aber nicht ganz so gut, wie das alte ganz langsame Zeug. Nochmal: 5-Minuten-Epoxi geht NICHT.
Natuerlich muessen die Reifchen entwerder völlig versaeubert werden (und dann passen die nicht mehr) oder es muessen neue Reifchen aus Zeder gesetzt werden. Was auch extra Arbeit ist.

Oder, anders ausgedrückt: das ist nicht wirtschaftlich zu reparieren. Kauf' Dir 'ne neue gebrauchte Applause und haenge die alte an die Wand. Dann kasst Du immer noch - stressfrei - versuchen, die alte Applause zu fixen.
 
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Oh danke, Epoxy ist ein toller Tip - damit werde ich es mal versuchen.

Die Saiten sind schon runter und auch der Klebekleister ist größtenteils entfernt. Daß die Reparatur nicht wirtschaftlich ist, leuchtet mir natürlich ein, aber aus den o.g. Gründen will ich es trotzdem versuchen. Wenn mein altes Schätzchen wieder einigermaßen bespielbar wird, reicht mir das aus. Eine halbwegs ordentlich Applause kostet gebraucht auch etwa 150 Taler, die ich dann lieber in eine neue Klampfe investiere.

Auf jeden Fall schon mal besten Dank für Deine ausführliche Antwort! :great:
 
Ich habe auch schon eine neue Applaus für deutlich unter 200 Euro in gesehen. Aktuell fangen die neuen so bei 225 Euro an. Wenn es nicht der Hersteller sein muss, bekommst du für das Geld schon einige Auswahl.

An die Freaks: Bitte nicht hauen, ich weiß das man für was wirklich anstentiges deutlich mehr hinlegen muss. ;)
 
Epoxi ist eine gute Wahl und das 110% ige Entfernen der Kleberreste ist wirklich wichtig, wie der Kollege schon angemerkt hat.
Der 30 Minuten Epoxi ist sicher geeignet. Wird der Kleber zu Beginn des Aushärtens erwärmt, verkürzt sich die Aushärtezeit und die Verklebung wird fester. Allerdings wird das Epoxi dabei auch dünnflüssiger und verläuft. Einerseits gut - es wandert auch in die Poren der Holzdecke und verbindet sich flächiger mit dem Kunststoff. Andererseits bekommt man schnell Triefnasen. Beim Erhitzen nicht zu rabiat vorgehen. Ich würde meine Heißluftpistole auf die niedrigste Temperatur stellen (50 Grad) und auch nicht ganz nah ran gehen.

Gruß
Christoph
 
Triefnasen in der Tupperschuessel sind mir Latte. Die habe ich schon als Standard aus den Halstaschen von Applause's laufen sehen.
Und man braucht weniger Epoxy als man denkt. Viel weniger.
 
Zwischenstand:

Pattex ist soweit möglich eliminiert und alles ist hübsch entstaubt. Die Decke hat sich netterweise selbstständig wieder fast geradegeräkelt, sodaß der Spalt nur noch ca. 1-2 mm beträgt. Gleich werde ich mal probieren, ob sich die Kiste mit Spanngurten vernünftig fixieren läßt, oder ob es eher eine Schablonenlösung aus Styrodur mit Klemmzwingen wird.

Der Epoxidkleber wartet schon auf seinen Einsatz. Es gibt übrigens noch die "Bummelvariante": Funktionsfest nach 12 und endfest nach 24 Std. Das Zeug heißt "UHU Plus endfest 300" und ist z.B. im gutsortierten Baumarkt erhältlich.

Und wer schon immer mal so 'ne Tupperdose von innen sehen wollte - bitteschööön:

Appl innen 1.jpg


Links oben ist die Decke, der diagonale Streifen ist die Holz-Dreikant-Konstruktion, womit Decke und Korpus verklebt werden und datt schwatte is die Tupperschüssel


Appl innen 2.jpg


... und wenn man die Gitte fallen läßt, sehen die Dreikanthölzchen so aus ;-)
Unten ist übrigens die Gurtpinnschraube.
 
Dann bitte die 12/24h Endfest 300 Variante. Das Zeug wird aber richtig dünnflüssig! Klebt dafür aber auch atombombenfest.
 
Tadaaa, es ist vollbracht!

Am Wochenende habe ich die Gitte neu verleimt. Es ging mit dem UHU-Epoxy 12/24 wirklich gut. Nun hoffe ich natürlich, daß die Verklebung hält, aber das sieht ganz vielversprechend aus.
Gestern frischen Draht aufgezogen und siehe da: Saitenlage und Bepielbarkeit sind wesentlich besser geworden. Macht wieder richtig Spaß. Freu!:juhuu:

Nun nehme ich die gute alte Applause sicher wieder öfter zur Hand und sie bekommt als Lagerfeuerklampfe noch etwas von der Welt zu sehen.

Danke für Eure Tips und Ideen!!! :great:
 

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