Schiefer Zeigefinger -> Seitenwechsel?

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Ffm1991
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Hallo zusammen,

ich bin letzte Woche in die Welt der Gitarre eingestiegen, daher noch sehr frisch.

Ich habs nun eine vielleicht etwas unkonventionelle Frage:

Ich habe mir vor ein paar Jahren den linken Zeigefinger gebrochen und dieser ist nicht gerade zusammengewachsen. Sprich wenn ich die Finger meiner linken Hand beuge, befindet sich der Fingernagel bereits vor meinem Mittelfinger. Ich habe euch mal ein Bild dazu hochgeladen.
Ich habe gestern das erste Mal gemerkt, dass die linke Hand als Greifhand von Nachteil sein kann, als ich mich an Barreeakkorden probiert habe. Wenn ich dabei nämlich Mittel-, Ring- und kleiner Finger gerade irgendwo liegen habe, liegt der Zeigefinger quer über dem Bund. Ich habe dann man aus Spaß die Seiten gewechselt und konnte mit rechts gefühlt wesentlich angenehmer greifen als mit links.

Da ich jetzt noch kaum Zeit verloren habe, habe ich überlegt ob es vielleicht Sinn macht, einfach die Seiten zu tauschen (also mit rechts zu greifen auf einer Linkshändergitarre).

Denkt ihr das wäre eine Überlegung wert oder völliger Quatsch?
Ich würde mich freuen, wenn jemand etwas dazu beitragen könnte.

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Viele Grüße
Christian
 
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Hi & willkommen im Forum!

Bei mir sind (von Natur aus) Zeige- und Mittelfinger zum kleinen FInger hin gekrümmt.
Ja, es behindert etwas aber ich hab trotzdem "normal" spielen gelernt.
Wo das etwas hinderlich ist, ist wenn ich den D-Shape-Griff mit Barre spielen will (also z.B. E-Dur auf dem 3. Bund).
Da wird es bei breiteren Griffbrettern (Nylonstring) schwierig, die A-Saite gut zu greifen.
Ansonsten kann ich mit dieser Einschränkung aber gut leben und spielen.
 
Da ich jetzt noch kaum Zeit verloren habe, habe ich überlegt ob es vielleicht Sinn macht, einfach die Seiten zu tauschen (also mit rechts zu greifen auf einer Linkshändergitarre). Denkt ihr das wäre eine Überlegung wert oder völliger Quatsch?
Das ist keinesfalls Quatsch, aber auch nicht ganz unproblematisch (dazu gleich mehr), letztlich also eine Frage der Abwägung von Vor- und Nachteilen.
So wie sich dein Finger verhält, wirst du nicht nur bei Barréegriffen Schwierigkeiten bekommen, daher wäre ein Umstieg auf eine Linkshändergitarre eine Option - allerdings unter der Einschränkung, dass sich damit die Probleme von der Greifhand auf die Anschlagshand verlagern, sofern du überwiegend "Fingerstyle" spielen möchtest. Allerdings läßt sich die Fehlstellung des Zeigefingers in der Anschlagshand besser kompensieren, so dass sie mit etwas Übung vielleicht gar nicht mehr auffällt.
Ein anderer Aspekt ist hier allerdings etwas kritischer: Wenn du ein "hundertprozentiger" Rechtshänder bist, liegt dein für die Bewegungskontrolle und musikalische Rhythmen zuständiges sensomotorisches Zentrum im gegenüber liegenden, also linken Hirnbereich. Wenn du einen Rhythmus mit dem Fuß tappst, wird das bei dir wahrschein instinktiv der rechte Fuß sein. Da die Rhythmuskontrolle bei der Gitarre durch die üblicherweise rechte Anschlagshand erfolgt, kann es daher bei einem Wechsel auf ein Linkshänderinstrument anfänglich zu gelegentlichen rhythmischen Ungenauigkeiten und Aussetzern kommen. Das ist aber meist nur anfänglich, weil sich durch regelmäßiges Musizieren ohnehin zwischen den Gehirnhälften völlig neue Verbindungen aufbauen.

Wenn du allerdings manche Alltagstätigkeiten oder das rhythmische Fußtappen problemlos auch mit links machen kannst, kann es sogar sein, dass du ein Rechtshänder mit rechtshemisphärischer Dominanz bist (genauso, wie es Linkshänder gibt, die im Kopf aber wie Rechtshänder ticken, also eine linkshemisphärische Dominanz haben), dann wäre der Wechsel sogar völlig problemlos.
 
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Vielen Dank schon mal für die schnellen und hilfreichen Antworten.

Ja, ich möchte gerne überwiegend Fingerstyle spielen, ich kann mir auch vorstellen dass sich das Handicap auf der Anschlagshand besser kompensieren lässt.

Sorgen beim Umstieg haben mir da auch die zerebralen Gründe bereitet. Also ich würde mich nicht als hundertprozentigen Rechtshänder bezeichnet. Ich bin glaube sogar gebürtiger Linkshänder und definitiv Linksfüßer und wurde in jungen Jahren auf Rechtshänder "umfunktioniert". Jedenfalls mache ich nun alles erstmal instinktiv mit der rechten Hand (schreiben, Rückschlagsport, essen etc.) , aber um auf das Beispiel mit dem Rhythmus einzugehen, habe ich da keine bevorzugte Seite mit dem Fuß zu tippen.

Falls es noch weitere Tipps/Anmerkungen gibt gerne her damit, momentan tendiere ich dazu, das mal andersrum zu versuchen.
 
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Ein guter Bekannter (Gitarrist) von mir hatte beim Bau seines Hauses einen Arbeitsunfall. Beim hantieren mit einer Tischkreissäge hat er sich bei zwei Fingern der linken (Greif-) Hand ein paar Glieder abgesägt.
Das war es dann mit Gitarre spielen... oder doch nicht? Aber nein er lernte auf Linkshänder um. Innerhalb relativ kurzer Zeit stand er mit seiner Band schon wieder auf der Bühne.

Auch wenn "OckhamsRazor" darauf hinweist, das Rechtshänder die Bewegungskontrolle und musikalische Rhythmen zuständiges sensomotorisches Zentrum eben im Rechtshänderbereich (also links) im Gehirn haben ist dies kein Hindernisgrund "linksherum" zu spielen. Es gibt ja auch Beispiele, das Linkshänder Rechtshändergitarren spielen und keine Probleme haben.

Wenn es für Dich einfacher ist, dann mach es. Es könnte nämlich auch sein, das Du irgendwann (nach jahrelangen Üben) merkst, das Du bestimmte Sachen mit Deiner Greifhand nicht spielen kannst. Da wäre es doch besser keine Zeit zu verlieren und gleich linksherum das Gitarrespielen zu erlernen.

Aber egal was Du machst - habe Spaß daran.

Gruß
 

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