Schnarrsteg für die Drehleier- selbst anfertigen

funstrumentalist
funstrumentalist
Registrierter Benutzer
HFU
Zuletzt hier
26.04.24
Registriert
02.04.15
Beiträge
1.556
Kekse
12.664
Der Lehrer meiner Frau hatte ihr vor kurzem empfohlen einen anderen Schnarrsteg zu probieren. Einen selbst
angefertigten aus Buchs bekam sie mal leihweise mit. Es war tatsächlich eine deutliche Veränderung zu hören.
Beim Kauf der Drehleier sagte damals auch Sebastian Hilsmann, dass er uns Schnarrstege für alle musikalischen
Ansprüche bauen kann, aber die eingebauten gut für den Anfang wären. Schöne Sache, aber Waldkirch ist weit
und einfach was zusenden macht keinen Spass, wenn man es nicht hören kann. Da wir erst in etwa in einem
halben Jahr zur Erstinspektion gehen, habe mir das ganze mal angeschaut und gedacht, dass probiere ich doch
mal selbst. Auf der Seite von Herrn Hilsmann kann man ein schönes Foto davon sehen, genau so sieht es bei
unserer auch aus.

In meinem Fundus befand sich noch ein Stängchen Buchs, dass ich letztes Jahr geschenkt bekam. Hier habe ich
schon ein Stück abgeschnitten. Ich zählte in etwa 30 Jahresringe bei einem Durchmesser von 5-6 cm :eek::great:

bux.jpg

Nun nahm ich mir erst mal das Original vor um es zu vermessen

01.jpg mess.jpg

und mir eine technische Zeichnung anzufertigen :rolleyes::D

tech.jpg

Mit der Japansäge arbeitete ich mich erst einmal langsam vor um das Holz begutachten zu können und eventuelle
Fehler und Risse vorher zu entdecken bevor ich daran gehe. Ich war überrascht, wie homogen Buchsholz doch ist
und dazu leicht zu bearbeiten und das bei dieser Dichte.

05.jpg 04.jpg

Immer das Original vor Augen arbeitete ich mich allmählich voran

06.jpg07.jpg 08.jpg

Auch wurden die Werkzeuge immer feiner. Die Minikreissäge hatte sich zum erstem mal richtig bewährt, auch wenn
es schwer ist die Richtung frei Hand zu halten

10.jpg 11.jpg 13.jpg

So entstanden Stück für Stück zwei neue Schnarrstege für die Drehleier

09.jpg 12.jpg

Das Hämmerchen, dass den Takt mit trommelt habe ich etwas größer gemacht und auch insgesamt wurden sie
"etwas" größer, da ich noch einen kleinen Spielraum im 0,...mm Bereich hatte :D

14.jpg 15.jpg

Klanglich überzeugen die neuen Stege. Da es Spass gemacht hat werde ich mal meinen Fundus durchstöbern und
noch ein paar Versuche mit anderen Hölzern machen.
 
Eigenschaft
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 6 Benutzer
Interessante Sache, so eine Drehleier.
In den 80ern hatte ich in meiner damaligen Gruppe auch eine Drehleier für 2-3 Stücke im Programm. Ich habe noch in Erinnerung, dass wir
ganz arge Probleme mit der Stimmung hatten. Selbst wenn kurz vor dem Konzert gestimmt wurde, musste vor den Titeln jedes Mal nachgestimmt werden, selbst ohne Scheinwerfer oder starke Sonneneinstrahlung.
Wie stimmstabil sind denn die Drehleiern heute?
 
Diese Drehleier ist sehr gut zu handhaben, sie ist recht stabil in der Stimmung. Die Stimmwirbel sind auch Banjomechaniken die Sebastian Hilsmann genial umgearbeitet hat und sie lässt sich sehr gut und fein stimmen. Aber das scheint nicht bei jeder Leier so zu sein. Da gibt es durchaus noch sehr große Unterschiede, je nach Hersteller. Ich persönlich würde diese Drehleier als Profigerät einstufen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Angespornt durch den enormen Unterschied im Klang habe ich mir noch zwei Hölzer vorgenommen, als erstes nahm ich ein Stück Veilchenholz, dass ja auch so eine enorme Dichte wie Buchsbaum hat.

Die Bearbeitung war wesentlich mühsamer wie Buchs, zudem machte es die dunkle Oberfläche nicht einfacher den Weg zu finden trotz einer guten Ausleuchtung. Ich entschied mich für die Laubsäge, das Schneideblatt ist ein Blatt für Metalle aus dem Goldschmiedebedarf. Damit kann man feinst härteste Hölzer sägen und zudem haben die Sägeblätter bei Holz eine hohe Standzeit.

v01.jpgv02.jpg

Damit konnte ich mich recht zügig vorarbeiten und die Schleiferei minimierte sich deutlich, aber vom Zeitaufwand war es nicht unbedingt geringer

v03.jpg v07.jpg v04.jpg

immer wieder wurde verglichen und gemessen, um dann...

v05.jpg v06.jpg

einen Schnarrsteg aus Veilchenholz in der Hand zu halten.

Das optische Ergebniss ist gut, dass klangliche interessanterweise nicht so sehr. Der Steg aus Veilchenholz klingt eher trocken, sehr Obertonarm, irgendwie dumpf.

Um eine interessante Erfahrung reicher werde ich als nächstes mal Traubenkirsche in Angriff nehmen,dass ja als Tonholz für Musikinstrumente bekannt ist.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
nächstes mal Traubenkirsche...

Gesagt getan...

t01.jpg t02.jpg t03.jpg


Ein ca. 5 Jahre getrocknetes Stück Traubenkirsche, dass schon einen dunklen Kern hat habe ich aufgetrennt und den Kern herausgesägt.

t04.jpg t05.jpg t06.jpg


Mit der Japansäge schneide ich nur noch die grobe Form, anschliessend arbeite ich ausschliesslich mit dem Metalsägeblatt mit einer Schnittbreite von 0,25 mm. Da lässt es sich feinst arbeiten. Dennoch schneide ich mich nur annähernd an das Endmass und schleife mich dann langsam aber sicher an die endgültige Form heran.

t07.jpg t08.jpgt09.jpg


dazwischen immer wieder messen und vergleichen...

t10.jpg t11.jpg


und fertig ist die Schnarre aus Traubenkirschholz :rolleyes::D

Nun ist das klangliche Ergebniss wieder mal total überraschend. Ein klarer, knackiger Sound. Dabei irgendwie "rund", überzeugt auf Anhieb uns beide :great:

Nun hat mich das Thema gepackt :D Alle Feinheiten haue ich euch nicht um die Ohren, aber ich habe mal meine Spezialitätenecke durchforstet und noch dazu meinen Sohn gefragt, ob er so ein paar Harthölzer... 21 verschiedene habe ich von Aprikose über Speierling bis Quitte, dazu exotische und etwas Eibe, wow:eek:

Nun habe ich mit eigenen Hölzern so in etwa 35 verschiedene Sorten und dazu noch...

Horn vom Damwild, damit bastelte ich die nächste :D Ich hatte nämlich noch vom Steg für eine Gitarre basteln einiges übrig, dass liegt eh nur herum.

y.jpg


Vorne ist eine die ich aus Horn gesägt habe, in der Mitte ist die aus Traubenkirsche und dahinter eine der Buchsschnarren. Das kleine Stück Holz dahinter lässt etwas erahnen :rolleyes:

Ein Stück Flieder, welches sich aus vielen Stücken die ich schon gesehen habe heraushebt. Tieflila ziehen sich einige feine Bahnen durch das kleine Stück welches ich ergattern konnte. Das größere Stück wird als Drechselholz verwendet.

Hier ist ein fertiger Schnarrsteg aus Flieder und zwei schon fast fertige, die noch einiges an Feinarbeit erfordern. Links dahinter der zweite Traubenkirsch und hinten rechts noch einer aus hellbraunem Eibenholz.Mir gefällt es optisch einen kleinen Übergang in die Stege einzubauen, wo Kernholz in Splintholz übergeht. Bei den verwendeten Hölzern ist das Splintholz auch sehr hart und wenn's nicht hält bau ich 'nen neuen :D

flieder, eibe.jpg


Stimmt, unten am Bildrand liegt noch ein Versuch aus Messing, aber da muss ich mir "grobe" Sägeblätter besorgen, sonst säge ich mir was ab und wieder dran... Aber ich habe ja noch einige andere Versuchsobjekte
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Huch, hier schaue ich so selten rein. Hätte ich eher im Drehleierforum erwartet, die meisten hier wissen nichtmal wie eine Drehleier funktioniert (geschweige denn spielen sie als Hauptinstrument), da mit solchen Feinheiten zu kommen ist schon extrem. ;)
Davon abgesehen: Was spricht gegen einen ungarischen Schnarrsteg? Ist jedenfalls leichter anzufertigen und wenn du eh schon so viel experimentierst, könntest du ja mal Klangvergleiche machen.

Vergleich:
FrenchBuzzingBridge.jpg
TekeroBassBuzzing.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
Hätte ich eher im Drehleierforum erwartet

Da gab es auf meine Bilder von meinen selbst gebastelten bis jetzt nicht mal nen Kommentar :rolleyes: und hier hab ich halt auch schon öfter meine Basteleien vorgestellt.

Was spricht gegen einen ungarischen Schnarrsteg?

Keine Ahnung was dagegen spricht, aber wenn ich den auf deinem Bild sehe finde ich ihn erst mal recht grob. Gefällt mir einfach schon vom "Design" her nicht... :rolleyes::D und das basteln der Schnarren hab ich jetzt im Griff. So viel Arbeit ist es nun auch wieder nicht...

und wenn du eh schon so viel experimentierst, könntest du ja mal Klangvergleiche machen.

Machen wir schon die ganze Zeit und die Unterschiede sind zum Teil enorm. Ich habe leider keine Möglichkeit das aufzunehmen.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben