Ok, weil wir die Diskussion schon soviele unzählige Male hatten, will ich hier einfach mal ein Statement von mir kopieren, das ich mal zu einem ähnlichen Thema geschrieben habe:
"Diese Diskussion hatten wir schon x-mal, und selbst jetzt finde ich es immer noch belustigend, dass mit 100%iger Sicherheit in Threads wie dieser, in denen es ums Shredden geht, mindestens ein User auftaucht, der sich negativ über diesen Stil äußert.
Wie auch immer, um zur Sache mit dem Feeling (was Deiner Auffassung nach ja nichts mit Shred zu tun haben kann) zu kommen: Ich habe Shred gehört, BEVOR ich überhaupt daran gedacht habe, Gitarre zu spielen. Das klingt bestimmt ziemlich bescheuert, und irgendwie ist es das auch, wenn ich darüber nachdenke, wie vehement ich mich damals gewehrt habe, auch nur eine Gitarre anzufassen und dass Shred allgemein als Musik für Gitarristen mit kleinen Schwänzen und angeschwollenen Eiern gilt. Zum Shred bin ich eigentlich auch nur durch Marty Friedmans Gitarrenarbeit bei der Band Megadeth gekommen, und als ich dann das erste Mal "Forbidden City" von eben diesem Shredder gehört habe, war es dann auch um mich geschehen. Das Lied ist größtenteils mit sehr zügigen, gleichmäßigen, flüssigen Licks durchzogen, die extrem komplex aufgebaut und durch ultrabrutale Drumbeats unterstützt werden. Dieser Song ist für mich das absolute Non-Plus-Ultra an brachialer Power und Energie in der Musik, und so etwas finde ich auch überhaupt nur noch im Shred.
Bevor ich also überhaupt einen Gedanken daran verschwendet habe, selbst Gitarre zu spielen, war ich diesem Stil schon mehr oder weniger verfallen...ergo hat meine Zuneigung zu dieser Art Musik nichts damit zu tun, dass ich allen beweisen will, dass ich schneller spielen kann als alle anderen Menschen auf der ganzen weiten Welt. Es ist einfach diese Power, die ich empfinde, wenn man einen Lauf in der Moll-Tonleiter über alle 6 Saiten diagonal über's Griffbrett auf Tempo 200 fegt.
Natürlich ist nicht jeder für diese Art Musik empfänglich, und ich habe auch Verständnis dafür, wenn das nicht jeder mag, denn schließlich gibt es genügend Stile, die ich ebenso wenig mag wie jene, die den Shred nicht mögen, aber ich kann es nicht verstehen, dass diese Menschen dann zu dem Schluss kommen, dass der Grund, weshalb ich und viele andere auch auf diese Weise Gitarre spielen, darin liegt, Weltrekorde im Schnellspielen aufzustellen. Das ist totaler Bullshit. Ich finde es auch scheiße, dass sich niemand mal über ein Flötenkonzert auf diese Weise äußert. Schon mal ein Flötenkonzert gehört? Da steckt teilweise viel mehr "sinnlose" Dudelei dahinter als bei einem gewissen Francesco Fareri. Aber nein, das ist natürlich wahre Musik,blablabla etc. ... und jetzt sage ich Euch auch mal, warum ich glaube, dass viele Menschen so denken: Es ist einfach die pure Gewohnheit! Die meisten Gitarristen sind meines Erachtens viel zu sehr an diesen Blues-Rock-Gitarrenstil gewohnt und gegenüber allem, was irgendwie anders klingt, sehr, sehr skeptisch. Dabei gibt es doch so viele Wege, wie man die Saiten einer Gitarre noch bedienen kann! Das schlimmste daran ist aber, dass diese Gewohnheit ein wichtiger Faktor bei der Urteilsbildung bezüglich der Güte eines Gitarristen wird. Gitarristen, die eher wie Angus Young oder wie ein BB King klingen, haben gleich einen viel höheren Sympathiebonus als jemand, der wie Rusty Cooley spielt. Das war auch der Hauptgrund, weshalb ich vor 1 1/2 Jahren aufgehört habe, Gitarrenunterricht zu nehmen...mein Gitarrenlehrer hatte wenig Verständis für "extravagantes" Gitarrenspiel und hat sich mehr auf's Covern von AC/DC-Liedern und Blues-Schemen konzentriert. Ich kann mit diesem Kram aber nichts anfangen, weil es mir inzwischen zum Hals raushängt. Seit 60 Jahren spielt der Großteil der Gitarristen nichts anderes, und das ist mir eben etwas zu langweilig. Bitte, von mir aus können alteingefleischte Gitarrenheroes ihr Blues-Schema bis zum Erbrechen in all ihren Songs hoch und runter spielen und die absolute Güte eines King-Vibratos predigen, aber ich habe den puren Individualismus in der Musik und für mich die Wahrheit erkannt, dass ein Gitarrenanfänger im Grunde ein ebenso guter Musiker wie ein Mark Knopfler ist. Es ist einfach pure Ansichtssache, ob einem Musik gefällt oder nicht. Wer hat denn bitte schön jemals die Grenzen einer Klassifizierung der Musik gezogen? Haben Leute, die sich gerne Francesco Fareri anhören, weniger Ahnung von Musik als andere? Was ist das für ein Bullshit, sich über das Gitarrenspiel eines Gitarristen aufzupissen? Haben die Leute nichts besseres zu tun, oder werden sie von Neid aufgefressen?
Es gibt tausende an unterschiedlichen Gefühlen, die man mit der Gitarre ausdrücken kann, und überall wird immer nur das des langsamen Spiels, des Bendings und des Vibratos propagiert.
Denkt mal über diese musikalische Armut nach"
Jetzt sollte es dem ein oder anderen vielleicht auch leichter fallen, zu verstehen, weshalb ich ziemlich aggressiv reagiere, wenn jemand auf einem Gitarristen rumtrampelt, nur weil er schnell spielt. Es ist auch wirklich bemerkenswert, dass Shredder fast die einzige Gruppe repräsentieren, die so oft bezüglich des einzig "wahren" Gitarrenstils belehrt wird. Selbst ein Anfänger, der hier seine 3 Akkorde in einem halbwegs anständigen Rhythmus serviert und - im allgemeinen Begriff - ein schlechterer Gitarrist ist, bekommt auf der einen Seite zwar einige lehrreiche Kommentare, die auf der anderen Seite aber wiederum mit einem positiven Augenzwinkern vermerkt werden.
Tut mir Leid, wenn ich jetzt jemanden beleidigt haben sollte (sogar jene, die heute offenbar mit dem falschen Fuß aufgestanden sind), aber seit 2 1/2 Jahren sehe ich in nahezu jedem Thread, in dem einer ein Video oder ein File eines schnellen Gitarristen oder von sich selbst postet, mindestens einen tollen lehrreichen Kommentar zum "guten Gitarrenspiel". Selbst Thread, die Titel á la "Shredder(!!!), postet Eure Clips!" tragen, sind von so etwas nicht verschohnt.
und @Wieselflink
Du sollst Dir nicht die Amis als Vorbild nehmen (übrigens sehr amüsant, was Du über Intoleranz und Aggressionen schreibt, wenn ausgerechnet Du offenbar sehr starke Antisympathien für Einwohner der USA hegst, nur weil sie auf dem Papier Amerikaner sind), ich wollte einfach nur mal anmerken, dass ich es einfach merkwürdig finde, dass dieses hier das einzig mir bekannte Musikerforum ist, das auf Shred so dermaßen allergisch reagiert.