Singen von emotionalen Lieder - Kloß im Hals

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Hallo ich bin der Neue, 50, gut erhalten und singe mit meiner Freundin zusammen (sie ist Gesangslehrerin),
Wir werden im August auf einer Hochzeit singen und bereiten gerade die Lieder vor - jetzt bin ich "leider" ein recht emotionaler Typ, d.h. bei sentimentalen Liedern kommen mir gern mal die Tränchen und dann bleibt mir wegen "Kloß im Hals" die Stimme weg. Das Problem hat also nicht direkt was mit dem Singen zu tun oder mit der Technik. Vielmehr bräuchte ich Tipps, wie man das mental in den Griff bekommen könnte!

Kennt ihr das auch? Habt ihr ne Lösung?

Vielen Dank schon mal und viele Grüße,
Markus
 
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Willkommen,

  • übt es so lange und häufig, bis es dir zum Hals raushängt und nur noch Routine ist.
  • stell dir das Publikum mit Spaßbrille und Clownsnase vor
  • heul doch einfach. Man wird es dir dem Anlass entsprechend verzeihen (außer, ihr kassiert fette Kohle).
Viel Erfolg


-
 
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  • heul doch einfach. Man wird es dir dem Anlass entsprechend verzeihen (außer, ihr kassiert fette Kohle)

:D fette Kohle wäre jetzt maßlos übertrieben aber es sollte schon einen professionellen Eindruch machen, insofern sind wohl eher deine ersten beiden Tipps hilfreich - danke dafür ;)
 
Ich steuere noch bei, dass ich Hochzeiten als freudiges Ereignis empfinde und keinen Anlass für Tränchen sehe, da ist eher strahlen angesagt (außer, Du hättest Dir die Braut ausgeguckt, was dann Pech wäre). Abgesehen davon funktioniert singen mit Tränchen, nur den Kloß im Hals sollte man nicht zulassen und da hilft tatsächlich Technik und eben üben bis zum Umfallen.
 
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dass ich Hochzeiten als freudiges Ereignis empfinde und keinen Anlass für Tränchen sehe,
... da sieht man wieder die Geschlechterrollen:
Wir Männer beginnen zu flennen, wenn´s richtig schön wird. Da geht es mir zumindest genauso wie Markus.

Ich konzentriere mich da beim Singen bewusst auf einzelne technische Aspekte (lenke mich also ab) und versuche, die Emotionen nur darzustellen und nicht wirklich nahe kommen zu lassen.
Das geht bei mir ganz gut. Und ich bin einer, der im Kino zu schluchzen beginnt, wenn die ganzen Mädls noch lachen :embarrassed:

lg Thomas
 
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Hallo Markus,

ich habe schon auf Trauerfeiern Soli gesungen und habe dabei eine Mischung aus "Üben bis zur Vergasung" und Konzentration auf mich selbst/die Technik praktiziert. Das ging ganz gut, dafür ging mir beim darauffolgenden Gruppenstück die Kehle zu. ;)
 
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Hallo Markus,
ich kann das mit der Emotionalität absolut nachvollziehen und kenne das mit dem Weinen und dem Klos im Hals sehr gut.
Allerdings hat es sich über die Zeit herauskristallisiert, dass mich die Emotionen eher dann übermannen, wenn ich das Lied übe, mir den Text bewusst zu Gemüte führe und mir die Situation vorstelle.
Ich habe jetzt schon bei einigen Beerdigungen und Hochzeiten gesungen und Gitarre, oder auch Geige gespielt und es ist trotz aller Befürchtungen nie zu diesem "Erstfall" gekommen. Ich war emotional berührt, aber nie so sehr, dass ich nicht mehr hätte singen können.
Ich denke es lag meistens daran, dass ich dann in der Situation doch durch Technik, Umstände und dem Willen mein Bestes zu geben, so weit beschäftigt und ausreichend abgelenkt war und mich nicht zu tief in die Emotionen hineingeben konnte.
Und da finde ich Beerdigungen durchaus schwieriger als so fröhliche Ereignisse wie Hochzeiten, Geburtstage usw.

Mach dir also nicht so den Kopf, bereite dich gut vor. Konzentriere dich auf den Song, nicht auf die Emotion, dann wird es gut klappen!
Falls möglich, schaue nicht zum Brautpaar, sondern zu einer anderen Person im Publikum, welche dich anlächelt und selbst nicht so sehr in Emotionen gefangen ist.
...oder schaue leicht über die Köpfe hinweg in's Unendliche.
 
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Mein Gott, ich bin schon wieder völlig gerührt von den vielen tollen Tipps und sympathischen Nachrichten ... ihr habt mir schon sehr geholfen! Ich werde mir den Thread hier auf jeden Fall vor dem "Ernstfall" nochmal durchführen! Vielen Lieben Dank möge euch nie die Stimme weg bleiben :) 🙏
 
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Viel Erfolg! Ich fühle mit dir. Mir kommen beim Singen auch immer die Tränen.
Mein Mann hat vor dem Auftritt immer Atemübungen gemacht. Er war Opernsänger.
:)
 
Hallo, Markus,

...eins vorweg: Ein Tränchen oder deren mehrere sind für Männer keine Schande :D - zeigt doch letzlich nur, daß Du ein Mensch und kein Roboter bist :D :D :D.
Spaß beiseite, den "Kloß im Hals" kriegst Du tatsächlich am ehesten mit viel Üben und vor allem auch der Konzentration darauf weg, daß Du eine Art "Dienstleister" bist ;) und, wie @Koksi01 es schon sagt, sei Schauspieler für Dein Publikum.
Im Idealfall kann das so gut gehen, daß Du die Emotion voll in die Interpretation umsetzen kannst.

Das Problem "Stimme bleibt weg" ist mir auch nicht fremd, das ist schon mal quer durch unseren ganzen Kammerchor passiert, als wir in einem Konzertprogramm, das sich sehr mit dem Tod beschäftigte, Rudolf Mauersbergers "Wie liegt die Stadt so wüst" hatten. Da ging ab dem ersten Forte-Einsatz reihum fast jedem im Chor mal kurz die Stimme weg. Die Tränen haben wir alle laufen lassen und durchgesungen. Resultat: Ich hab' noch niemals dermaßen viele Taschentücher im Publikum gesehen... applaudiert wurde nicht, die Zuhörer waren zu sehr mit Schneuzen und Tränen abwischen beschäftigt.
Das Doppelquartett aus Mendelssohns "Elias" und das "Agnus Dei" von Samuel Barber, auch beides "Problemstücke" bei mir, habe ich mittlerweile dadurch besser "emotional im Griff", als daß es mir bei den beiden gelingt, mich nur noch auf die Schönheit der Musik zu konzentrieren. Beim Mauersberger kämpfe ich immer noch, wenn er alle paar Jahre mal wieder im Programm ist ;)

Viele Grüße
Klaus
 
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Tipp: Im Stadttheater gibt es immer einen Sänger, der einem besonders gut gefällt. Frag ihn einfach, ob er Stunden gibt. Fast alle tun das. Sing ihm vor und lass dich von ihm unterrichten. :)
 
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Ich kann Dir keinen Mut machen oder Ratschläge geben. Ich bringe mich selbst beim Gitarrespielen bis zum Heulen. Recordings muss ich abbrechen. Gut, dass es da keine Zeugen gibt. Andere Menschen sind da hartgesottener. Viel Erfolg!
 
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@ all ... erst mal find ich´s echt klasse, daß es hier bislang noch keinerlei Macho-Kommentare im Sinne von "Du Weichei" gab!
Aus meiner Sicht ist es besonders dieser Tage eine regelrechte Kunst, sich überhaupt noch so intensiv von etwas berühren lassen zu können.

That having said ...

@ Markus:
Letztes Jahr ist mein bester Freund/Mitmusiker viel zu früh und ganz plötzlich gestorben und ich hab auf seiner Trauerfeier Gitarre gespielt und gesungen.
(Let It Be - Beatles)
Das war für mich so ein Moment, der mich bis in Mark und Bein "erwischt" hat ...
Meine intuitive Rettung war, daß ich dabei intensiv an all die glücklichen Momente und Erfahrungen unser langen Freundschaft "dachte".
Nun, das hat wohl echt gut "funktioniert"!
Jedenfalls meinte der "Aussegnungshallen-Bedienstete" beim späteren Aufräumen zu mir, das sei das erste mal in seinen 30 Jahren Amtszeit gewesen,
daß bei einer Trauerfeier begeistert geklatscht und gejohlt wurde.
Anscheinend hab ich da voll den Nerv der Trauergemeinde getroffen, die sehr froh und berührt darüber war, daß da so´n Spinner wie ich kommt, der sie an das Leben meines Freundes erinnert hat, inmitten all der übrigens sehr echten Trauer.

Also mein Tip an Dich wäre, feiere beim Singen stets das Leben.
Da gehören auch sehr traurige Momente mit dazu, OK, ja ...
Aber wenn Du die Rolle der Hoffnung übernimmst, dann hat das echte KRAFT.
Und genau vor dieser Kraft hat der "Frosch im Hois" am allermeisten Angst ... ;)

Liebe Grüße :)

Olaf

P.S. Nur damit keine Mißverständnisse aufkommen ... meine musikalische Heimat ist die lautere Rockmusik. In den 90ern war ich als Gitarrist sogar sehr ernsthaft im "Progressive Metal" Bereich unterwegs. (Major Deal bla bla bla ...)
Also eher die offizielle Macho-Schiene, hihihi ... ;)
Aber wenn´s WIRKLICH "hart auf hart" kommt, bin ich in allererster Linie ein berührbarer Mensch. Und als solcher hat mich mal ein Spruch meiner viel späteren Gesangslehrerin echt komplett gebügelt, der auch super in diesen Fred passt:
"Mach dich doch mal frei von all dem Müssen! Du DARFST singen, du DARFST deine eigene Stimme finden, sei dabei einfach NUR du selbst!"

Cheers :)
 
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@Why.so.Serious , ich persönlich heule nicht auf Hochzeiten. Irgendwie lege ich mir innerlich den Gedanken zurecht, dass gerade dieses Päärchen es schaffen könnte, in der Ehe glücklich zu sein. ;)
Bei Beerdigungen dagegen fließen bei mir schnell die Tränen. Vor ein paar Jahren "musste" ich bei der Beerdgung einer lieben, alten Tante singen. (Schon beim Gedanken daran kommen mir die Tränen!) Das Stück war auch ein Muss; die Tante war leidenschaftliche Gärtnerin, und ich hatte sie schon zu runden Geburtstagen mit dem irischen Kunstlied "The Last Rose of Summer" erfreut. Mit Selbstbegleitung am klassischen Banjo.
Der Liedtext is voller sehr direkter Metafer des Sterbens und des Loslassens, und da musste ich durch. Ich war echt unsicher, ob ich zusagen sollte. Hier im Forum erhielt ich die Tipps und Tricks, die auch du bekommen hast, und auch sehr viel Ermunterung. Ich hab's gewagt, und es ging tatsächlich gut. Auch in dem Sinne, dass die Trauergemeinde meinen Vortrag z.T. als Höhepunkt der Feier erlebte.

Unterstreichen möchte ich ein paar Tipps, die schon gegeben wurden:
Üben, üben, üben! Bis dir das Lied zum Hals heraushängt. Denk daran, der Amateur übt, bis er es richtig singen kann; der Profi übt, bis er es nicht falsch singen kann!
Das bewirkt auch, dass du nicht plötzlich, mitten beim Vorsingen, die emotionale Bedeutung einer Textstelle erkennst.

Damals in der Kirche half mir sehr, dass das Gebäude (eine Mischung aus Spätgothik und Sichtbeton) eine sehr lebendige Akustik hatte. So konnte ich mich an diesem Aspekt meines Vortrags erfreuen, ohne an die Gedankenschwere Worte zu denken, die ich gerade sang. Außerdem hatte ich den Vorteil des Selbstbegleitenden, dass ich mich an meine Banjo (physisch und psychisch) festhalten konnte - und auch sauber spielen musste; all das lenkte von den Emotionen ab.

Cheers,
Jed
 
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Hey, ich habe nur den eingangs Fred gelesen, sorry. Ich stehe wirklich extrem häufig auf der Bühne und kann dir nur folgenden Tipp geben

Betrachte dich bei solchen Songs wie von aussen und versuche „ganz bewusst“ deine Stimme wirksam für andere zu „benutzen“.
Beobachte die Gäste und die Wirkung deiner Stimme dabei. Betrachte nicht „dich“ beim Singen und lass dich davon beeinflussen, sondern die Wirkung auf deine Zuhörer. Macht viel mehr Spaß und du hast jederzeit die Kontrolle.

Rock on

Stefan
 
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