Songwriting und Eigenarten des "Dark Americana" / "Alt Country"

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Hallo Leute,

ich habe da eine recht spezielle Frage:
Für viele verschieden Sparten der Musik gibt es ja auch unterschiedliche Arten Songs zu schreiben. Unterschiedliche Dinge die es zu beachten gibt,
wie besonders beliebte Akkordfolgen, Tonarten, Schlagmuster, Songstrukturen, etc.

Mit der Antwort "Hör dir einfach mal verschiedene Songs an und analysiere sie" kann ich nicht soviel anfangen. Ich bin selber Anfänger in der Musiktheorie
und analysieren, raushören, etc. fällt mir noch schwer. Deswegen hier die Frage an euch, ob sich vielleicht jemand mit "Dark Americana", "Alt Country" und "Dark Cabaret"
auskennt und mir da vielleicht etwas auf die Sprünge helfen könnte. Mir vielleicht aus Musikersicht beschreiben, was bei Songs dieser Art zu beachten ist, welche Tonarten,
Akkordfolgen, bestimmte Gesangstechniken, etc. Denn wenn es mir jemand in diesen theoretischen "Standards" ausdrücken könnte, wäre mir schon sehr geholfen.

Meine beiden Grundinstrumente von denen ich ausgehe sind die Westerngitarre und meine Stimme.

Was mir definitiv klar ist und was ich auch will, sind eine düstere Grundstimmung und meist melancholische Texte.
Sprich: Hauptsächlich Moll-Akkorde verwenden? Was könnte man verwenden, um der molligen Grunddüsternis noch dunklere Züge zu verleihen?
Akkorde die aus der Reihe springen, ungewöhnliche Lagenabstände? Vorneweg vielleicht noch: Die Möglichkeit des Fingerpickings kann man erst mal außer Acht lassen,
da ich darin noch nicht bewandert bin und vorerst bei Akkorden und Singlepicking mit Plektrum bleiben mag.

Ich hoffe, ihr habt verstanden was ich meine und worauf ich hinaus möchte. Euch ist noch unklar wie besagte Musikrichtung/en klingen?
Hier mal ein paar Beispiele:

Jayke Orvis: http://youtu.be/6aHD44CHidQ
Pinebox Serenade: http://youtu.be/EcOxKKWVR1I
Woven Hand: http://youtu.be/ImvMxXY64EU

Sollte meine Fragestellung zu allgemein gehalten sein oder sonstiges, bitte ich dies zu entschuldigen und ungeklärte Sachen zu erfragen, die ich dann gerne versuche näher zu erläutern.

Schon einmal vielen lieben Dank für eure Hilfe im Vorhinein und sollte diese Frage im falschen Bereich sein, darf sie auch gerne verschoben werden.


Viele liebe Grüße,
jb
 
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Echt niemand der mir helfen kann?
 
Echt niemand der mir helfen kann?

Ich kann nur Hilfe zur Selbsthilfe anbieten. Das ist aber erfahrungsgemäß genau das, was Musiker langfristig am meisten weiterbringt.

Mit der Antwort "Hör dir einfach mal verschiedene Songs an und analysiere sie" kann ich nicht soviel anfangen. Ich bin selber Anfänger in der Musiktheorie
und analysieren, raushören, etc. fällt mir noch schwer.

Na gut, aber du hast doch vermutlich funktionstüchtige Ohren und kannst z.B. Text erkennen. Also dann - schreib den Text heraus und mache dir klar, wo ein Refrain beginnt, und wo Strophen beginnen. Sind dir die Begriffe Strophe und Refrain klar? Wenn nicht, frag ruhig nach. Vielleicht gibt es Formteile, die nicht Strophe oder Refrain genannt werden können, weil sie den Kriterien für eine Strophe oder einen Refrain nicht genügen. Wenn irgendetwas nicht klappt, versuch es mit Worten zu beschreiben: wenn du z.B. nicht erkennst, wo eine Strophe oder ein Refrain beginnt bzw. endet, schau auf die Zeitanzeige der Youtube-Videos und schreibe zumindest heraus, in welchem Zeitraum sich das abspielt, was du nicht erkennst.

Alles, was du erkennst und benennen kannst, solltest du aufschreiben. Das ist der erste Schritt.

Dann kannst du hier einen Link zu deiner Transkription posten, sodass andere Leute sich die mal anschauen und sie kommentieren können. Bitte nicht auf die Server des Musiker-Boards hochladen, da wir nicht prüfen können, ob das legal ist.

Deswegen hier die Frage an euch, ob sich vielleicht jemand mit "Dark Americana", "Alt Country" und "Dark Cabaret" auskennt und mir da vielleicht etwas auf die Sprünge helfen könnte. Mir vielleicht aus Musikersicht beschreiben, was bei Songs dieser Art zu beachten ist, welche Tonarten, Akkordfolgen, bestimmte Gesangstechniken, etc. Denn wenn es mir jemand in diesen theoretischen "Standards" ausdrücken könnte, wäre mir schon sehr geholfen.

Was du als musiktheoretische Standards bezeichnest, sind vermutlich Fachbegriffe. Die nützen aber nur dann was, wenn du sie auch kennst: Hammer-On, Backbeat, Hookline, dorisch oder was auch immer werden dir nichts nützen, wenn du die Begriffe nicht von woanders her kennst.

Was ich in den drei Hörbeispielen höre, outet mich als Stilunkundiger...aber ich höre ganz oberflächlich:

Jayke Orvis - The Long Way Home: nur Gitarre+Stimme, verstimmte Gitarre, lasche Gesangsintonation, Dm-Am, Ambitus einer Quinte, einen speziellen Gesangseffekt, Fade-Out bei 3:05

Pinebox Serenade-Forgiveness: E-Orgel+verstimmte Westerngitarre, unverständlicher Text, kurze Phrasen, F-C-Dm, 2.Formteil mit der Subdominante beginnend. Keine großen Höhepunkte, Orgel legt nur Flächen

Woven Hand - Dirty Blue: Em-D, Tempo um die 120, etwas interessantere Instrumentierung durch die Geige und evtl. Cello, Drums. Unverständlicher Text. Dramaturgische Höhepunkte durch Satzgesang

Insgesamt könnte ein Stilmerkmal sein, dass kein Wert auf verständlichen Text gelegt wird, und dementsprechend die Stimme eine instrumentale Klangfarbe ist. Das ist ein häufig zu beobachtendes Phänomen in populären Musikstilen, in denen die Sänger keine Botschaft in den Texten haben, die für die Gesamtperformance entscheidend wäre. Taktweise oder halbtaktig wechselnde Mollakkorde könnten eine weitere Gemeinsamkeit sein.

Schon einmal vielen lieben Dank für eure Hilfe im Vorhinein und sollte diese Frage im falschen Bereich sein, darf sie auch gerne verschoben werden

Das ist soweit okay. Entscheidend für uns als Mods ist auch, wo ein User meint, dass seine Frage gut aufgehoben ist. Alle User sind aufgefordert, sich Gedanken über die richtige Platzierung ihres Threads in einem passenden Unterforum zu machen, und diese Entscheidung berücksichtigen wir bei einer möglichen Verschiebung. Aber der Thread kann ruhig hier bleiben, auch weil du ihn ja hier für passend hältst.

Harald
 
Erstmal Danke für die Antwort.

Also Begriffe und Bedeutung von Verse (Strophe), Chorus (Refrain), Bridge, Intro & Co sind mir geläufig, genauso wie ein paar grobe "Standards" (Verse-Chorus-Verse-Bridge-Chorus-Chorus, etc.). Mir ist auch klar, dass oft der zweite/dritte Refrain etwas lauter gesungen wird oder ein wenig mehr Variation enthält, da sich ein Song aufbaut.

Diese Musiktheoretischen Ausdrücke die ich erwähnte wären ok, denn die genauen Bedeutungen kann ich per google recherchieren, aber gehört habe ich sie definitiv schonmal.

Ok, dass ein Hauptmerkmal die Verwendung von Moll-Akkorden ist, ist mir auf jeden Fall klar. Ich dachte, da gäbe es vielleicht noch gewichtigere oder andere Punkte die hier bei diesem Stil zu beachten wären, da ich wie gesagt von Musiktheorie noch keine Ahnung habe.

Textlich wird da in diesem Stil schon viel Wert auf Text gelegt. Dieser geleierte Südstaatenslang beim Gesang ist sicher nicht jedermanns Sache, aber ich verstehe ihn und mag das auch. Die Texte sind allesamt ziemlich düster und haben oft auch mit Geistern, Einsamkeit, Tod und dem Wilden Westen zu tun.


Ich bin mir halt was das schreiben von Songs angeht ziemlich unsicher, da ich gerade erst dabei bin meine ersten Songs zu schreiben und ich nicht weiß, ob z.b. ein Song aus 2 bis max. 3 Akkorden die taktweise oder zweitaktig gewechselt werden nicht schnell monoton wird. Soll der Refrain dann komplett andere Akkorde als die Strophe beinhalten, reicht es wenn man die Akkordfolge umdreht, oder sollte man sie durcheinanderwürfeln, etc.

Das sind Fragen die mich beschäftigen, da ich wie gesagt noch unerfahren im Songwriting bin und ich nicht möchte, dass sich meine Songs anhören wie von einem Kindergartenkind (ich bin zwar kein Profi und habe in Vergangenheit das Üben sehr viel schleifen lassen, aber ich spiele schon ein paar Jährchen und möchte jetzt merklich besser, bzw. gut werden). Deswegen möchte ich von Anfang an möglichst viele Fehler vermeiden.

Viele Dank für deine Hilfe :)

Liebe Grüße,
jb
 
...Das sind Fragen die mich beschäftigen, da ich wie gesagt noch unerfahren im Songwriting bin...

Für einen Song gibt es doch Ideen in deinem Kopf in Form von Melodie und Text bzw. Schnipselchen davon.
Sobald Du die festhältst (z.B. aufnimmst) und daraus "Song #1" bastelst, könnte man das Ergebnis konkret analysieren, diskutieren und Vorschläge machen.

Grundsätzlich finde ich, wenn Du mit nur ein oder zwei Akkorden das ausdrücken kannst, was dir als Song wichtig ist, ist es ok.
Es kommt unterm Strich auf das Gesamtpaket an, Arrangement, Text und Interpretation.

Am ehesten kommt man meines Erachtens zu Potte, wenn man (fleissig) die Musik nachspielt, die man mag - hören tut man sie wahrscheinlich sowieso.
Beim Nachspielen prägen sich stiltypische Muster am schnellsten ein (Akkordauswahl und - abfolgen, melodische Figuren, Rhythmen und Tempi).
Alle mir bekannten Biografien so richtig berühmter Musiker erwähnen solch einen "Ausbildungsabschnitt", bei Klassikern und Jazzern auch (oft) ergänzt um die Schritte der musiktheoretischen Auseinanderstetzung mit dem Stoff und des eigenen Komponierens im Stil der Vorbilder.
Was Country oder Rock betrifft, kämen gute Ergebnisse auch "aus Erfahrung" und durch "Ausprobieren und Hinhören", da muss es nicht immer der Werkzeugkasten der Musiktheorie sein.

Einen praktischer Hintergrund wäre mit dem Nachspielen etlicher Songs dann also gegeben und die Regeln deiner bevorzugten Musik wären dir in Fleisch und Blut übergegangen.

Country ist im Allgemeinen keine Musik, die komplexe Strukturen benutzt. Ihre Qualität steht und fällt meines Erachtens mit der Stimmigkeit des Arrangements und des Interpreten.

Und was deinen Gedanken an "Moll" betrifft, daran muss man nicht festkleben, denn Dur kann auch sehr melancholisch klingen.
Eine Tonart, maximal drei Akkorde bzw. auch nur zwei und poetische Lyrics, fertig ist der Song:



Gruß Claus
 
Ich kann Dir zwar keine wirklich hilfreiche Antwort geben, aber hör Dir das mal an - ich denke, das geht so grob in die Richtung, die Du meinst.
Hier ist der Sound sehr transparent und die Anzahl der Akkorde überschaubar. Vielleicht kannst Du da etwas raushören...

 
da gibt's eigentlich kaum spezifische Stilmittel...
neben den für melancholischen Balladen typischen Akkordfolgen ist öfter mal was spanisch/mexikanisches zu hören
im Mix ist es bei der Gitarre gern mal Federhall und Slapback Echo - der Hall hat oft lofi touch (mittig mit Höhen-Cut) - etwas Keller/Gewölbe Ambiente
letzteres sehr ausgeprägt bei 'Those Poor Bastards' aka Lonesome Wyatt
(die Zusammenarbeit mit Rachel Ward 'This painful Summer' ist voll von solchen Sounds/Effekten, angereichert mit einer Orgel wie aus dem Jenseits...)

aber das sind keineswegs eindeutigen Merkmale - man findet für alles genug Gegenbeispiele
Rachel Wards 'The Barnyard' ist eine geradezu kitschig-zuckersüsse (Mörder)Ballade
das 'Arkansas Killing Time' der Pinebox Boys kommt in fröhlichem Dur und uptempo daher
zu 'If it hadn't been for Love' der Steeldrivers meinte meine Liebst mal: so ein schöner Refrain - und so ein gemeiner Text....'
In erster Linie sind es tatsächlich die Lyrics, die man als stilbildend einstufen könnte
links habe ich gespart: gibst du einen von denen bei YT ein, erscheinen die anderen meist in der Seitenleiste :D

cheers, Tom
 
Die Threadfrage ist ja nun schon 9 Monate alt ... aber falls es Zufallsleser trotzdem noch interessiert:

Das frühe amerikanische Folkzeugs beruht im Grunde auf der Musik der irischen Einwanderer. Wen man also an die Quelle dieser Musik will, sollte man erstmal dort anfangen = irische Folksongs.

Kennzeichen ist vor allem Melancholie. Das liegt u.a. auch daran, dass die gängigen Kadenz- und Stufenakkorde unmodifiziert verwendet werden. Viele Songs in sind Moll. Beispielsweise wird bei einem Song in Moll die Dominante oft konsequent in Moll gehalten (a - e - a - e - a - d - a - e - a) und halt nicht "moderner" durch eine Dur7-Dominante ersetzt. Selbst Ausflüge nach Dur innerhalb eines Songs kehren oft wieder nach Moll zurück. (Beispieltitel: "Ye Jacobites by name"). In Dur gehaltene fröhliche Stücke sind dann meist die Ausnahmen, die sogenannten Sauflieder, wo das Elend des Alltags in der Kneipe vergessen wurde ...
 

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