Wie es ist, als Auftragstexter zu arbeiten ... habe ich noch nicht erlebt
Anfangs fühlte ich mich auf der Ziellinie. Auch im Umfeld nahm man wahr, wer bei mir aus und ein ging. Aber dieses Interesse legte sich, zumal ich ja auch langfristig mit einigen Künstlern arbeitete.
Dann kamen die ersten Änderungswünsche. Und langsam merkte ich, dass diese Wünsche zwar durchaus verständlich waren, aber immer mehr von MEINEN Intentionen abrückten. Es kam mir manchmal vor, als ob ich plötzlich in verschiedenen Passagen Marmelade mit Sauerkraut abschmecken sollte.
Es waren selten größere Passagen und meistens ging es um den Klang der Worte. Selbst das kann zur Qual werden, da mir bald klar wurde, dass der Geschmack des Texters nichts zählt, wenn die Band oder der Produzent es anders will. Immer wieder wird man vom Team getröstet: Es seien doch nur winzige Details und wie geil der gesamte Text sei. Aber ich stell da so oft fest, dass es sich um reinste GeschmacksSachen handelt. Um Farbe Nuancen, wie es oft hiess. Aber mein Einwand,, dass niemand auf den Einfall kommen würde, die Farbkombinationen eines Malers zu kritisieren oder ihm sogar zu diktieren. Aber solche Argument erregten nur Unwillen. Schließlich sei ich kein Dali oder Picasso?!?
Natürlich kenne ich und schätze ich die Arbeit meiner Komponisten. Ihre Arbeit hat mich oft zu Tränen ge rührt. Ich weiss, das jede Note einen sinnvolle Platz im Klang einnimmt, Aber das trifft auch auf den Text zu.
Oft musste ich tagelang den Text umschreiben, damit die paar geänderten Stellen sich ihrerseits unauffällig dem eigentlich neuen Text anpassen konnten.
Und langsam begriff ich, dass ich lieber Gedichte machen sollte oder Dinge, die der Eitelkeit der Musiker garantiert nicht im Weg stehen konnten.
Und aus diesem Grund studierte ich tausende Texte und Gedichte, ob es Regeln gibt, die meine an Sprache nicht sonderlich interessieren Partner
überzeugen könnten. Manchmal konnte ich überzeugen. Aber ALLE Künstler sind empfindlich und viele nachtragend. Und da ich ja selber Künstler bin…
Obwohl ich selber Sänger und Komponist war, vermied ich Kritik an der Musik, wo ich nur konnte. Egal… Wenn der Künstler sagt, ER müsse den Text ja lebenslang singen, war Pumpe.
In manchen Fällen mussten aus Zeitgründen die kritisierten Textstellen ungeändert produziert werden. Und wurden teilweise Erfolge. Und was sagen meine armen Kollegen dann? … sie konnten sich gar nicht an diese Streits erinnern!
Tja, Kunst kennt keine objektiven Kriterien… das ist ihr größter Vor- und Nachteil!