Stück in anderer Tonart gespielt - ändert das den Charakter?

  • Ersteller LeoDiLemma
  • Erstellt am
Mir persönlich gefällt die letzte, tiefste Version am besten.
Dem würde ich mich anschließen, ohne damit zu sagen, dass das die Originaltonart ist. Ich habe eine ähnliche Erfahrung gemacht wie du, @da Juchitza. Ich habe die Versionen öfters angehört und konnte mich nicht recht entscheiden. Ich fand #1 (hm, wenn ich richtig gehört habe) richtig gut, bis Uwe in die Höhen gegangen ist. Da wurde es mir zu grell. Bei #2 kann man sich darüber streiten, ob die hohe Passage zu hoch und hell klingt. Bei #3 habe ich em erkannt und habe das für mich emotional als "Allerweltstonart" "abgetan" - kommt ja häufig vor, vor allem wenn man als Gitarrero unterwegs ist. Ergo #4. Was ist jetzt DIE richtige Tonart? Ich weiß es nicht. Die Tonhöhe der höchsten Töne scheint für mich das Kriterium bei der Auswahl der richtigen Tonart für dieses Stück zu sein, nicht der Charakter der Tonart.

Bei der Toccata wurde mir bewusst, dass ich das Original 'so im Ohr habe' dass ich höre, wenn das Stück mit einem 'falschen' Ton beginnt.
Tja, ist das auch das Fazit meiner Hörerfahrung des ersten Stückes? Ich kannte und kenne das erste Stück von Uwe nach wie vor nicht, habe also keinen Vergleichspunkt, so dass ich sagen könnte, diese Tonart ist richtig und jene falsch. Wenn ich das Stück kennen würde und im Ohr hätte, würde das einen Riesenunterschied machen. Also alles nur eine Sache der Gewohnheit?
 
Also, zunächst freue ich mich sehr, dass doch noch einige Meinungen gekommen sind. Danke!

Für mich spielt eigentlich keine Rolle, welche Tonart die beste ist. Es musste nur eine Reizfrage her, um die Aufmerksamkeit überhaupt auf die Tonarten zu lenken.

So ein großes klassisches Konzert-Instrument macht diese Experimente auch relativ klaglos mit. Bei Tastenakkordeons oder anderen "nicht ausgewachsenen" Typen wäre man sowieso begrenzt und allein durch die Ausstattung davon abhängig, in welcher Tonart es eben gerade noch aufs Instrument passt. Insofern ist es schwer sich festzulegen, weil mein Instrument mit der höheren oder tieferen Lage auch kaum Probleme hat.

Die zu hohe Lage fiel trotzdem mehreren auf ... natürlich sind gerade die russischen Komponisten sehr von ihren Standards
geprägt. Es gibt seit gefühlt 100 Jahren die gleichen Abmessungen und Tonumfänge. Deshalb nutzen sie z.B. den tiefsten Basston E oder eben die Randbereiche der Manuale sehr gerne und geschickt aus. An solchen Kleinigkeiten merkt man schnell, dass ein "Akkordeonprofi" am Werk war. Alles ist so eingerichtet, dass es gut liegt, genau passt und bequem ist. Man erkennt oft sogar die nationale Herkunft und das Griffsystem des Komponisten / Arrangeurs.

So mußte E moll (#3) die richtige Tonart sein, man spürt es an allen Ecken und Enden.

Ich empfinde E moll übrigens auch eher als gewöhnlich und fand alle anderen viel spannender.
Aber das ist alles nicht wichtig, entscheidend ist, dass da überhaupt etwas empfunden wird. Die absolute Tonhöhe spielt dabei sicher eine entscheidende Rolle. Aber selbst wenn man eine transponierte Tonart nochmal relativ -also innerhalb strukturell transponiert hätte (also unmöglich zu tiefe oder zu ätzende hohe Töne einfach oktavieren oder so umkomponieren, dass es eben nicht extrem wird) ergibt es einen anderen Klang. Die Tonhöhe allein ist es nicht, die Unterschiede ergeben sich aus der Tonhöhe. Nichts anderes habe ich gemeint.

Schon @Bernnt s Begriff "Allerweltstonart" läßt einen doch so an die Sache herangehen. D moll ist auch solch ein Fall.
Wenn die Tasten oder Knöpfe empfindlicher wären, würde man ihnen ausgetrampelte Pfade ansehen.
Viele alte Akkordeons sind um den Bereich C Bass herum vergilbt und ausgeleiert. Entsprechend klingt C Dur auch :)
Das muss nichts schlechtes sein, man braucht manchmal genau das. C Dur strahlt auch sehr schön.

Nun - ich will nicht wieder davon anfangen. Aber ich denke doch, jeder der sich etwas einhört, empfindet abgesehen von der Tonhöhe einen unterschiedlichen Glanz.
 
So mußte E moll (#3) die richtige Tonart sein, man spürt es an allen Ecken und Enden.
Vielen Dank für die Anregung und die Auflösung des Rätsel. @Klangbutter, könntest Du uns noch verraten, von wem das Stück ist und wie es heißt?
 
Das Stück ist von Sergey Voytenko (Sergej Voitenko) und heißt Revelation.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank, @Der Hamburger für die Info. Ich habe das Stück inzwischen noch mehrmals angehört und mich zwischendurch gefragt, ob das auch mit Tasten-MIIIs geht. Es geht:
 
nur wenn sie es jetzt nen Tritonus höher oder ne kleine Terz tiefer spielen wollte, hätte sie ein Problem :tongue:
 
nur wenn sie es jetzt nen Tritonus höher oder ne kleine Terz tiefer spielen wollte, hätte sie ein Problem :tongue:
warum, welches Problem? kennst Du Ihre Fähigkeiten? Sie spielt doch in der Originaltonart, das genügt solange nicht ein Sänger mit eingeschränktem Tonumfang begleitet werden soll.
 
Bevor ich den Beitrag von "Oove" Klangbutter gehört habe, hätte ich auch für "jede Tonart hat seinen eigenen Charakter" blind unterschrieben.
Gehen die großen Komponisten von der Existenz von Tonartencharakteristiken aus?

Durch Zufall bin ich auf den Artikel "Das wohltemperierte Klavier" auf www.wikipedia.de gestoßen: https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Wohltemperierte_Klavier. Dort gibt es einen Absatz über "Tonartencharakter". Spitzensatz: "Relevante Quellen, aus denen hervorginge, dass Bach bestimmten Tonarten bestimmte Charaktere zuschrieb, existieren nicht." Die Autoren verweisen auch darauf, dass Bach einfach bei Bedarf die Tonarten verändert hätte, in denen er ein Stück ursprünglich komponierte.
 

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