Symphonetta

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Ich bin gerade auf dieses historische Instrument gestoßen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Symphonetta
und frage mich, wie das da mit dem Luftvorrat gelöst war. Im Text steht ja, dass die Symphonetta nur auf Druck gespielt wurde, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass man da ständig mit einer Luftklappe "nachtanken" musste. Leider funktionieren die Soundbeispiele auf der niederländischen Website auch nicht. Würde mal zu gern hören, wie so ein Ding klang.
 
Eigenschaft
 
Wenn ich die Adresse der Klangbeispiele richtig interpretiere, hat er die mit seiner Festplatte verlinkt anstatt sie auf einen Server hochzuladen. Falls jemand des Niederländischen mächtig ist, könnte er ihm ja einen Tip geben.
 
und frage mich, wie das da mit dem Luftvorrat gelöst war. Im Text steht ja, dass die Symphonetta nur auf Druck gespielt wurde, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass man da ständig mit einer Luftklappe "nachtanken" musste.

Hallo,

das war ein Doppelbalg, der jedoch eine Querverbindung mit Ventil besaß. Man konnte jeweils mit einem Balg durch Hochziehen kurz "nachtanken"; die Luftklappe musste nicht mit der Hand betätigt werden, sondern öffnete sich beim Ziehen von selbst. Dies musste in einer Spielpause der jeweiligen Hand geschehen, der Spieldruck kam dann vom gegenüberliegenden Balg .

Das war eigentlich eine tolle Sache, denn man musste sich nicht sonderlich anstrengen, weil das Gewicht des "Spielteils" mithalf. Man kann ja diesen Effekt bei den meisten Bandoneon-Spielern beobachten (da ist es halt umgekehrt); die Leute, die ich in Argentinien gehört und gesehen habe, spielten fast nur auf Zug und haben sich zwischendurch mit der Luftklappe "Atem geholt", weil das Gewicht da auch im Zug gewaltig mithilft.

Auf jeden Fall ein toller Hinweis; ich habe zwar schon mal von dem Ding gelesen, aber dass da eine so schöne Site existiert, wusste ich nicht.

Gruß Claus
 
Ok, also ein Ventil, das sich bei Unterdruck im Balgraum selbsttätig öffnet und die Außenluft einströmen lässt! Durch die Querverbindung müsste es dann ja theoretisch auch möglich gewesen sein, nur eine Balgseite zu betätigen aber trotzdem beidhändig zu spielen (rein theoretisch), oder?
 
Ok, also ein Ventil, das sich bei Unterdruck im Balgraum selbsttätig öffnet und die Außenluft einströmen lässt! Durch die Querverbindung müsste es dann ja theoretisch auch möglich gewesen sein, nur eine Balgseite zu betätigen aber trotzdem beidhändig zu spielen (rein theoretisch), oder?

So isses. Das Instrument ist unterteilt in Balgräume und Stimmenkästen, die durch entsprechende Ventile verbunden sind. Diese schalten je nach Strömungsrichtung des Spielwindes.

Gruß Claus
 
Mal sehn wenn ich etwas Zeit habe spiele ich mal ein Soundbeispiel für die "Wikipedia Symphonetta" ein . Habe grad im Mai ein Konzert auf dem abgebildeten Instrument in der Lübecker Musik- und Kongreßhalle gegeben und aufgenommen. Bei Bedarf könnte ich Dir davon eine Kostprobe zumailen.

Gruß Kai
 
oh ja Kai, das würde mich auch sehr interessieren! :)

viele Grüße
Thuja
 
Hallo Kai,

lade das doch auf youtube hoch. Das wäre einfach, unkompoliziert und mit dem Windows Movie Maker etc. kann man da ganz schnell was zusammenbasteln.

Viele Grüße

Ippenstein
 
Moin, werd mal schaun aber so richtig Bock hab ich nicht auf youtube- hinterher geistert die Aufnahme wieder weltweit unter anderen sogn. "Urhebern" im Netz rum-na schaun wir mal.

Beste Grüsse
Kai
 
Hallo Kai,

die Gefahr besteht immer, sobald Du etwas ins Netz stellst. Bei youtube kannst Du wenigsntes ein Filmchen drehen, in dem Du auf den Bildern immer wieder was vermerken kannst. Ok... selbst da klaut dann mancher nur die Musik - aber sie es sportlich - so lange Du mit der Aufnahme nicht Geld verdienen willst: Wir alle wissen ja dann, daß diese von Dir ist. ;)

Grüße

Ippenstein
 
So isses. Das Instrument ist unterteilt in Balgräume und Stimmenkästen, die durch entsprechende Ventile verbunden sind. Diese schalten je nach Strömungsrichtung des Spielwindes.

Gruß Claus

Sorry ne ganz so ist es nicht.- Die Strömungsrichtung ist von links( Baßseite) nacht rechts (Diskant) dh. durch Betätigen der linken Seite allein kann ich rechts spielen aber leider nicht umgekehrt!(Das wär richtig toll!)

Beste Grüsse kai

Zitat:"Das war eigentlich eine tolle Sache, denn man musste sich nicht sonderlich anstrengen, weil das Gewicht des "Spielteils" mithalf. Man kann ja diesen Effekt bei den meisten Bandoneon-Spielern beobachten (da ist es halt umgekehrt); die Leute, die ich in Argentinien gehört und gesehen habe, spielten fast nur auf Zug und haben sich zwischendurch mit der Luftklappe "Atem geholt", weil das Gewicht da auch im Zug gewaltig mithilft."

Leider muß ich hier anmerken dass die Argentinier das Bandoneon nur im Zug spielten um sich die Griffweise zu erleichtern und die Druck Griffe gar nicht erst lernten, da sie völlig unterschiedlich zum Zug sind.Also haben sie die Luftklappe nur zum Schließen des Instruments benutzt und hatten für den nächsten Tack (Zug) wieder genug Weg ("Luft")

Beste Grüsse
Kai
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Kai,

die Aussage zur Symphonetta hatte ich von einem älteren Herrn, der das Instrument lange vor dem Krieg gespielt hat. Leider kann ich ihn dazu nicht mehr befragen, denn das war vor -zig Jahren; er ist schon lange tot und ich bin jetzt selbst ein älterer Herr. Ich habe mir jetzt mal im Web eine Beschreibung aus einer niederländischen Site durchgelesen, hier ein Auszug aus dem Text:

Die Stimmkästen sind jedoch miteinander verbunden. Dadurch wird bewirkt, daß, wenn das rechte Gebläse gedrückt wird, die Stimmen des rechten und auch des linken Stimmkastens, ebenso wenn das linke Gebläse gedrückt wird, der linke und der rechte Stimmkasten zum Ertönen gebracht werden. Durch die beiderseitige Verbindung der Stimmkästen wird nun verschiedenes erreicht: 1. daß die Stimmen nur für Druckluft vorhanden zu sein brauchen, aber eben sogut beim Aufzihen der Gebläse ertönen als auch beim Niederdrücken 2. den Ton beliebig lange anzuhalten und 3. es kann rechts gespielt werden ohne zu drücken, wenn links gedrückt wird, und links gespielt werden ohne zu drücken, wenn rechts gedrückt wird.

Ich habe so ein Instrument nie in der Hand gehabt; wenn diese Aussage also nicht stimmen sollte, lasse ich mich gern belehren. Aber wenn man dieser Beschreibung Glauben schenkt, ist durchaus von einer symmetrischen Anordnung der Stimmkästen und deren Spielwindversorgung auszugehen, zumindest für das dort beschriebene Gerät.

Was das Bandoneon anbetrifft: Ich habe mir auf Youtube einige alte Videos von Piazzolla und anderen Größen angesehen, die ich in Buenos Aires erleben durfte (Allerdings ohne damals zu wissen, was das für hochkarätige Leute waren). Nun verstehe ich vom Bandoneon nicht sehr viel, ich kann halt nur das wiedergeben, was mir die Argentinier damals erzählt haben, und die haben ihr ständiges "Zugspiel" mit der Bequemlichkeit begründet.
Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass solche Künstler keine "Druckgriffe" beherrschen.

Gruß Claus
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin Claus,
ich lade Dich gern mal ein wenn Du in Hamburg bist auf meiner "wikipedia-Symphonetta" zu spielen, dann wirst Du selbst sehen wie sie spielbar ist.(Es ist tatsächlich so wie ichs beschrieben habe)

Zum Bandoneon möchte ich anmerken, daß wenn wir von Piazolla, Mederos, Saluzzi et.al. sprechen beherrschen die natürlich ihr Instrument und spielen in beide Richtungen. Die typischen Bandoeon Orchesterspieler und andere sofern sie nicht Vituosen sind etc. spielen aber leider nur in die Zugrichtung .. Desweiteren kann man auch gut beobachten, daß diese Spieler selten auf der linken Hand die volle Bassbegleitung spielen sonder nur die dazugehörigen Grundbässe. Auch solltest Du mal beobachten in welchen Tonarten die Argentinier überwiegend spielen, hier handelt es sich meist nur um die Kreuztonarten A,D etc. Auch dies geschieht aus dem Grund der Vereinfachung. Dies vorgenannte gilt nat. nicht für Die Virtuosen wie Piazolla et.al.

Beste Grüsse
kai
 
Hallo Kai,

Dein freundliches Angebot würde ich gerne annehmen, aber ich fürchte, dass es mich in diesem Leben nicht mehr nach Hamburg verschlagen wird.

Auf der Website, aus der ich zitiert habe, sind übrigens auch Soundbeispiele enthalten; leider kriege ich sie aus für mich unerfindlichen Gründen nicht zum Laufen

Gruß Claus
 
Auch solltest Du mal beobachten in welchen Tonarten die Argentinier überwiegend spielen, hier handelt es sich meist nur um die Kreuztonarten A,D etc.

Also, die Tangos, die ich kenne, sind in allen möglichen Tonarten geschrieben, z.B.:

Milonga del 900: F
Retintin: B
Derecho Viejo: Es
Bandoneon Arrabalero: Des
etc. etc.

Das lässt sich auch mit den vielen komplexen Läufen gar nicht sinnvoll nur auf Zug spielen, ohne dass die Stücke auseinanderfallen, v.a. im Ensemble-Spiel. Als historisches Beispiel: http://www.youtube.com/watch?v=VtJcpcjME0A

Argentinische Ranchera, Maxixa, Chamamé, Foxtrott und Polca sind aber oft in G, A und D, das haben sie mit den europäischen und anderen Verwandten gemeinsam .
 
Moin,
ja ich weiß in welchen Tonarten die Tangos geschrieben sind:) mir gehts um die Tonarten die wirklich gespielt werden, hier solltest Du ggf.mal genau hinhören oder hinsehen, ich denke dann wird sich mein Hinweis von allein erklären;)

Gruss kai
 
Ich gerade diesen Thread entdeckt. Ein faszinierendes Instrument, diese Symphonetta. Ich habe dazu noch ein Video auf YouTube gefunden:

http://www.youtube.com/watch?v=4pnhnutgyig

Ich weiss nicht, ob es nur wegen der Verschiebung von Bild und Ton den Anschein macht, aber auf mich wirkt es so, als ob der Ton auf beiden Seiten gehalten werden kann, selbst in dem Moment, wo der Balg nach oben gezogen wird (und auf der jeweils anderen Seite runtergeht). Die Original-Beschreibung aus dem Jahr 1910 (die ich übrigens als Zeitdokument faszinierend finde) http://users.interstroom.nl/~veldhuis/-symphonetta/index_Page345.htm wirbt ja damit, dass man einen Ton beliebig lange halten kann.

@Gobinda: Ich hab mir das Layout auf der Seite von Harry Geuns mal angeschaut (zu finden bei http://www.bandoneon-maker.com unter dem Link "History & Collection">"uni sonoric bandoneons", letzte Seite).

Das Layout ist ein um ca. 70 Grad nach rechts "gedrehtes" B-Griff-System und scheint für diese Spielhaltung wirklich geeignet zu sein, da man dabei kaum unter- oder übersetzen muss. Allerdings würde ich aus heutiger Sicht den Bass in links-rechts-Richtung spiegeln, dann hätte man eine völlige Gleichschaltung der Fingersätze im Diskant und Bass, was den Lernfortschritt massiv beschleunigt.

Noch etwas zum wechseltönigen Bandoneon: Ich lerne es selbst sein einigen Monaten und muss sagen, dass ich es schade finde, wenn man das Spiel auf Druck vernachlässigt. Erstens spielen sich dadurch die Töne auf Druck viel weniger gut ein, was einen grossen Einfluss auf den Klang hat (Geschmeidigkeit der Lederventile). Zum anderen entstehen je nach Musik (v.a. bei klassischen Stücken) unnatürliche Zäsuren im Spiel. Zudem ist mir aufgefallen, dass sich gewisse Melodielinien je nach dem in der einen oder anderen Richtung aufgrund der unterschiedlichen Fingersätze viel besser spielen lassen und man viel hergibt, wenn man diese Möglichkeiten einfach ausser acht lässt.

Ich denke aber, dass gerade das "Luftholen" im argentinischen Tango eine Art eigenes Stilelement geworden ist und mittlerweile so zur Klangästhetik dazugehört, dass es zumindest bei dieser Art Musik nicht störend auffällt.

Liebe Grüsse

Robi
 
Hallo Robi,
danke für deinen Artikel-hab den you tube Artikel glatt übersehn( Leider weiß der gefilmte Solist W. Behrend auch nichts davon, aber ich machs ihm mal zugängig)Na Deine Anahme über den Fingersatz ist leider nicht ganz richtig- es wird schon reichlich über- bzw. untergesetzt. Auch sind die Fingersätze natürlich rechts und links nicht gleich (anatomisch bedingt!) so ist leider doch neu zu lernen bzw. links muß der kleine Finger halt die Arbeit des Zeigefingers rechts übernehmen. Hätte man die linke Seite gespiegelt würde es wohl klappen so wie Du angenommen hast.

Zum Bandoneon: Schön das Du auch auf Druck spielst nur so wirst Du die vollständigen Möglichkeiten die Band. entdecken und entfalten können!:) Allerdings halte ich nichts vom Begriff der "arg. Klangästhetik" es ist einfach deren Schule- grad hab ich letzten Monat R. Mederos getroffen der auch fast nur im Zug spielt und wenn man mit den Argentiniern zusammen spielt ist es schon etwas störend immer das Luftholgeräusch an den verschiedenen Stellen zu hören, wie gut dagegen klingt K. Gutjahr aus Berlin!:)

Beste Grüsse
Gobinda
 

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