Tightes Klavierspiel

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Hey Klavierspielgemeinde,

ich habe eine spieltechnische Frage. Bin Autoditakt seit etwa fünf Jahren, hab ein gutes Gefühl, mein Klavierspiel wird von Laien und Profis gelobt, hatte auch Gelegenheit, andere Leute zu begleiten, also sehr viel Friede, Freude, Eierkuchen.

Ich persönlich finde mein Spiel... ausreichend und arbeite daran, immer besser zu finden. Liebe es vor allem, frei zu improvisieren, alles mögliche zu probieren vom Klang her, neige hier und da dazu, etwas zu hektisch zu werden, vor allem wenn ich solo bin und nur linke auf rechte Hand achten muss (und umgekehrt).

Aber da liegt jetzt mein Problem: wenn ich allein spiele (und das kommt oft vor als Solokünstler) gelingt es mir kaum, richtig "tight" zu spielen. Das führt dazu, dass Sachen wie Rock oder Blues nicht richtig reinfahren - hab gestern einen Typen gesehen, der es geschafft hat, immer den Beat spürbar drunter zu haben. Ich hab mit ihm auch geredet danach, er hat gemeint, er hat einige Jahre Schlagzeug gespielt, er würde mir das auch empfehlen.

Jetzt lautet meine Frage: gibt es effektive Techniken, die ich probieren könnte? Klassisches Metronom habe ich natürlich sehr viel gemacht schon, aber das Einzige was passiert ist, dass ich höre, dass ich ungenau am Schlag bin teilweise - ich hab das Gefühl, als wäre meine Hand nicht "stabil" genug, um diesen tighten Beat zu halten. Deswegen überlege ich auch, obs tatsächlich Muskelmasse ist, die mir fehlt - aber das ist meiner Erfahrung nicht die erste Antwort, nach der man suchen sollte. Bevor ich also Metronom einschalte und stundenlang auf die Tasten hämmere, frage ich mal hier nach. :D

Ansonsten bin ich übrigens rhythmisch ganz gut, mit Body Percussion kein Problem, hab da gute Lehrer gehabt und mag Rhythmus sehr.
 
Eigenschaft
 
Das kann ein mentales problem sein, man muss sich den "beat" intensiv vorstellen und dann eisern einhalten, er muss spürbar sein, auch wenn man ihn nicht spielt, sondern "off-beat" daneben liegt. Ist elementare (afrikanische) begabung, kann aber auch bis zu gewissem grad geübt werden.
 
Versuche mal mit dem linken Fuss während des Spielens Achtelnoten zu treten und Dein Metronom auf Viertelnoten einstellen.
 
Ich würde eher versuchen, das Metronom auf Halben laufen zu lassen, und zwar auf die Zählzeiten 2 und 4. Noch besser, wenn man ein Metronom hat, das bis 20 oder 30 bpm runtergeht, das Metronom auf ganze Noten auf Zählzeit 4 klicken zu lassen. Also bei Tempo 160 das Metronom auf 40 stellen. Dadurch wird man immer mehr selbst verantwortlich für den Beat und kann sich nicht mehr einfach ans Metronom dranhängen. Das Metronom dient dann nur noch zur Kontrolle.

Und dann: spiel doch auf dem Klavier einfach mal Percussion, also so ähnlich Bewegungen machen wie auf einer Bongo oder Conga. Das geht natürlich vor allem bei Akkorden etc. gut. Dabei ist es hilfreich, im Arm mit "Tick" zu spielen, also kleinen kontrollierten Zuckungen, die im Takt stattfinden.

An fehlender Muskelmasse liegt es sicher nicht. Kollege Günter Sch. schrieb ja schon des öfteren: für die paar Gramm Tastengewicht braucht man keine Figur wie ein Bodybuilder. ;)

Viele Grüße,
McCoy
 
Hey, danke, klingt schon super. :) Ich werd mich dann bei Gelegenheit hinsetzen und alles probieren, danach gibts Bericht. :D
 
Doppelpost, weil Update, das nicht übersehen werden soll. Hab jetzt grad die Techniken geübt, jetzt kommt das Feedback.

Günter Sch.;6475167 schrieb:
Das kann ein mentales problem sein, man muss sich den "beat" intensiv vorstellen und dann eisern einhalten, er muss spürbar sein, auch wenn man ihn nicht spielt, sondern "off-beat" daneben liegt. Ist elementare (afrikanische) begabung, kann aber auch bis zu gewissem grad geübt werden.
Normalerweise bin ich ein Freund dieser Off-Beatgeschichten, stehe es mir auf interessante Rhythmen, mag auch 2 gegen 3 und so... aber ich hab mir durch deine Worte angeregt vorgestellt, dass nicht ein Metronom im Hintergrund läuft, sondern ein richtig stampfendes Schlagzeug, zu dem ich normalerweise tanzen würde... hab gemerkt, dass das geholfen hat! Wenn ich mit dem Metronom normal spiele, ist das nicht so tief eingraviert, dass ich tatsächlich genau mitgehe... also ist es wohl durchaus mental. Werd versuchen, einen besseren Sinn für den Beat zu bekommen, damit nicht mental immer Techno mitlaufen muss. :)

Versuche mal mit dem linken Fuss während des Spielens Achtelnoten zu treten und Dein Metronom auf Viertelnoten einstellen.
Hat sehr geholfen! Wird zwar anstrengend für den Fuß mit der Zeit, aber ich hab gemerkt, wie viel tighter ich einiges gespielt habe, dass die Improvisation sehr viel mehr Gestalt hat. Danke!

Ich würde eher versuchen, das Metronom auf Halben laufen zu lassen, und zwar auf die Zählzeiten 2 und 4. Noch besser, wenn man ein Metronom hat, das bis 20 oder 30 bpm runtergeht, das Metronom auf ganze Noten auf Zählzeit 4 klicken zu lassen. Also bei Tempo 160 das Metronom auf 40 stellen. Dadurch wird man immer mehr selbst verantwortlich für den Beat und kann sich nicht mehr einfach ans Metronom dranhängen. Das Metronom dient dann nur noch zur Kontrolle.

Und dann: spiel doch auf dem Klavier einfach mal Percussion, also so ähnlich Bewegungen machen wie auf einer Bongo oder Conga. Das geht natürlich vor allem bei Akkorden etc. gut. Dabei ist es hilfreich, im Arm mit "Tick" zu spielen, also kleinen kontrollierten Zuckungen, die im Takt stattfinden.

An fehlender Muskelmasse liegt es sicher nicht. Kollege Günter Sch. schrieb ja schon des öfteren: für die paar Gramm Tastengewicht braucht man keine Figur wie ein Bodybuilder. ;)

Viele Grüße,
McCoy
Also, hab ichs richtig verstanden: ich zähl für mich die Vierteln, und das Klick erscheint immer nur auf der 4, quasi als Kontrolle? Das führt dazu, dass ich mein rhythmisches Spiel dem sehr anpasse, indem ich als Effekt die 1 sehr unbetont mache, und die 4 betone - heißt, es ist quasi nicht viel anders als sonst, nur dass ich nen interessanteren Rhythmus habe, den ich nicht ganz tight spiele. :D

Das mit dem Percussion hat mich da eher erreicht. Wenn ich das aber probiere, werde ich relativ "steif" - ich bins von der Jembe gewohnt, damit der Klang ausreichend ist, nicht zu streicheln, sondern angemessen draufzuschlagen. Jetzt bin ich aber nicht sicher, ob da nicht tatsächlich ein Problem liegt, technisch: dass ich die Tasten mit "zu viel Gefühl" anschlage (oder besser anstreichle) und dadurch rhythmisch unsauber werde - ist das vielleicht denkbar? Weil wenn ja kann ich guten Gewissens tatsächlich meine Hände ein wenig steifer machen und mehr einen auf Percussion machen... aber vielleicht ist auch meine Percussiontechnik ganz falsch, deswegen frag ich. :D

Danke jedenfalls allen, tut echt gut, da so gute Ratschläge zu hören!
 
Das hast Du im Prinzip richtig verstanden. Nur warum Du die 1 dann unbetont spielst, ist mir nicht klar: Welche Zählzeit betont ist, hängt doch davon ab, wie kräftig Du sie spielst und nicht davon, wann das Metronom klickt. Damit der Rhythmus tight wird, mußt Du das halt auch erstmal ein paar Tage/Wochen üben. :D

Das mit dem steif machen der Hände ist im Prinzip auch richtig, aber bitte nicht die ganze Zeit, sondern nur in der Viertelsekunde, wo Du die Tasten spielst. Vorher ganz locker sein und nachher wieder blitzartig entspannen.

Viele Grüße,
McCoy

Edit: Und mehr aus dem Arm als aus den Fingern oder der Hand spielen.
 
So, ein kleines Update (ihr seid quasi meine Klavierlehrer gerade, deswegen erzähl ich euch von Fortschritten :D):

Hab jetzt viel mit dem Fußstampfen und bewusst rhythmisch spielen geübt die letzten Tage, hatte gestern Abend Auftritt und mir wurde unaufgefordert gesagt, dass mein Ryhthmus dieses Mal schon viel besser war. :) Ich habe aber auch gemerkt, dass ich tatsächlich das "Anspannen" der Finger mehr üben muss - bei dem Klavier, wo ich gespielt habe, wurde meine Hände währenddessen gespiegelt, und ich hab gesehen, wie lasch meine Technik eigentlich aussieht... also, da wird mehr "Percussion" geübt. ;)

Das mit dem Schlag auf 4: in meinem Hirn ist der Rhythmus dann einfach dahingehend verschoben, dass die 4 betont gespielt wird, die 1 als Effekt dann weniger. So ein bisschen jazzig/funky. Werde wohl mal ein paar klassische Stücke hernehmen und dort die Methode probieren, aber für die Bühne brauch ich eher Popspielweise, wo ich viel improvisiere. Anders gesagt: ist mir jetzt noch zu schwierig, wird in den nächsten Wochen vorsichtig angegangen. :D
 
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Ist doch schön, wenn Du schon Fortschritte machst!
 

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