Tobses Reparaturanleitung für PA-Boxen von minderer Qualität

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Tobse
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Wir alle kennen das Problem.
Es passiert sowohl hier im Forum, als auch im echten Leben.
Der Techniker von übermorgen hat sein Taschengeld nicht nur in Bier und Kurzen investiert, die frühreife Teeniefreundin trotz ausufernden Shoppinwunsches an der kurzen Leine gehalten, und sich von dem Geld stolz die ersten Ultra Killa fett Bass Rock die Scheiße Digga PA Boxen vom Versandhauskatalog mit dem großen blauen C gekauft.

Dumm nur das das beste Stück ein Jahr später nicht mehr ganz so will wie es sollte. Die höhen krisseln, die Bässe klappern, und irgendwie muss da schon ernsthaft was kaputt sein.
Und hier liebe KOllegen kommen wir ins Spiel. Man wendet sich vertrauensvoll an uns, schließlich tragen wir unsere Hosen nicht unerthalb der Hüfte und können sogar einige Fremdwörter der Branche zumindest grob erklären. (das hat eine magische Wirkung, ähnlich der liebsten das Abseits zu erklären). Das verspricht kompetente Hilfe, und natürlich will man diese Hoffnung nicht enttäuschen, man wird ja auch nicht jünger, da ist es kein fehler einen guten draht zum Zivi von morgen zu haben.
Also hilft man gerne wo man nur kann.

So auch wieder gestern geschehen. Im örtlichen Drogeriemarkt wird man freundlichst vom tiefbassnachwuchs angesprochen. Man sei doch der der sich mit Lautsprechern auskenne.....
Nach kurzem Nachfragen und Überlegen und studieren der Gesichtspartien stellt sich heraus das besagter fragender keine ältere Schwester im geschlechtsreifen Alter besitzt, somit ist das wissen über die eigene Person vermutlich über den gemeinsamen friseur, oder ähnliche für eine funktionierende GEmeinde zwingend notwenige Institution entstanden.

Sicher, ein bisschen schmeichelt das dem ego schon, und da weder die liebste da ist, noch mit dem plötzlichen auftauchen einer nichtvorhandenen großen Schwester des Fragenden zu rechnen ist, beschließt man das ein wenig körperliche Aktivität nicht schaden kann, und bietet an sich den Schaden mal anzusehen.

Da man ja aber auch über die immer wiederkehrende gleiche Thematik in den einschlägigen Internetforen weiß, und von Moderatoren ja speziell im öffentlichen Bereich eines gewissen Lieblingsforums immer wieder eine perfekte Vorbildfunktion gefordert wird, ist es mehr als sinvoll den gesamten prozess für die Welt zu dokumentieren. Der Workshop " Schadensdiagnose und bestmögliche Weiterverwendung intakter Komponenten einer Ultra Killa fett Bass Rock die Scheiße Digga PA Box" zwängt sich einem gerade zu auf.

Die Aufgabenstellung dieses konkreten Falles: "Wenn möglich, aus 2 mach 1, wenn nicht möglich, mach was geht".
Eine Anspruchsvolle Aufgabe. geht es doch darum die vorhandenen Schäden zu diagnostizieren, nach Möglichkeit zu beheben, und das verbleibende Restmnaterial bestmöglich weiterzunutzen.

Wie uns alle bestens bekannt ist, sollte bei solch einem Vorgehen an erster Stelle eine Sichtkontorlle stehen. betrachten wir nun also den corpus delicti etwas näher. Schnell wird klar das hier mit einem fachmännisch prüfenden blick alleine nicht getan ist, hier müssen wir in das innenleben vordringen.
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Doch bevor wir das tun, ist es unverzichtbar die möglicherweise Vorhandenen ersatzteile zu sichern. In diesem Falle war die angestrebte aus 2 mach 1 Lösung recht einfach gehalten. Unser intaktes Gehäuse besitzt keinen tieftöner mehr, das mitgeführte zweite Gehäuseteil hingegen präsentiert noch stolz einen sogenannten 15 zöller, in fachkreisen auch woofer of doom genannt.

eben diesen gilt es nun fachgerecht zu sichern und zu entfernen, um ihn später in das inspizierte, intakte Gehäuse zu transplantieren, sollte dies denn sinvoll im Sinne des Besitzers sein.

doch natürlich sind wir uns als forenaktive menschen der großen gefahr der doomwoofer bewusst. Schließlich kann man es an jedem Rasthof der großen Datenautobahn nachlesen. Und wer hat es nicht auch schon live erlebt. kleinen kindern platzen die Lungen wie Frösche die man zu fest aufbelasen hat, schwangere Frauen beginnen mit kollektiven, willenlosen spontangeburten, und schon mach ein kettenrauchender security im Fotograben konnte nach Veranstaltungsende leider nicht mehr vollständig aus den Maschen der crash barrier entfernt werden.
Wir wissen also, Subwoofer sind gefährlich.
Dementsprechend ist es an uns, entsprechend vorzugehen, denn saftey first.

Eine Spontane Druckentladung des doomwoofers sollte auf jeden Fall verhindert werden. Hierzu berufen wir uns auf ein alterprobtes Eigensicherungsverfahren, in Fachkreisen auch die Defloration genannt
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Nach erfolgter Defloration sollte das Werkzeug behutsam entfernt werden, bei korrekter Durchführung sollte ab diesem zeitpunkt eine gewisse Erleichterung bei allen Beteiligten vorhanden sein.

Viele in die Jahre bekommenen Fachbücher propagieren nocht die Methode des Dammschnittes als eigensicherunsgmittel erster Wahl. Auf Grund von übertrieberener Grausamkeit und aktuem Spaßmangel in der folgezeit, wird dieses Verfahren aber nur noch in Einzelfällen angewendet.
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nun ist es an der zeit, den gesicherten Doomwoofer sachgemäß aus seinem ehemaligen wohnsitz zu befreien.
Hierzu ist die Wahl des richtigen Werkzeuges entscheident.
Amateure neigen hier gerne zum Griff an den Akkuschrauber.
Der echte Profi ist sich aber der daraus resultierenden Gefahr bewusst.
Sie sitzt in form eines (bei solchen Hochleistungssytsmene bis zu 20 kg schweren) Magneten. Auch wenn dies auf den ersten Blick harmlos wirkt, man bedenke....
In einer Welt, in der eine Friteuse einen zur Hauptmahlzeit beförderten Snack frittiert, während sie selbst für den ultimativen Crunch Faktor in einer größeren Friteuse schwimmt, sollte man sich frühstmöglich auf ein leben mit Herzschrittmacher vorbereiten.
Dementsprechend ist ein größmöglicher Abstand zur Gefahrenquelle Magnet im eigenen Interesse mehr als sinvoll.

Das richtige Werkzeug ist also dementsprechend so konstruiert, das es den abstand magnet <-> körper auf ein maximum ausdehnt, und ist dabei selbstverstädnlich aus magnetisch resistentem material gefertigt
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nach dem fachmännischen enfernen, sollte das sorgsam geborgene Ersatzteil behutsam gelagert werden. Speziell ist auf eine keim und staubfreie umgebung zu achten, damit die im Bild erkennbaren Kühlschlitze der Doompappe keinerlei Verschmutzung erleiden
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kommen wir nun also wieder zurück zur KOntorlle des intakten gehäuses.
Wie bereits bei der ersten Sichtprüfung festgestellt, sind wir gewzungen hier weiter ins Detail zu gehen. Ein Blick ins innere sollte uns nicht verwehrt bleiben.

Wie dem ein oder anderen Volkshochschulkundler sicher aus der Gehirnchiurgie bekannt ist, bietet sich ein präziser umlaufender Schnitt an der oberen Schädeldecke bestens an, um sich die benötigte Übersicht sowie den Raum für weitere Eingriffe zu verschaffen
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In unserem konkreten Beispiel bot sich jedoch ein beunruhigendes Bild.
Das geschulte Auge wird es auf den ersten Blick erkennen, dem amateur sei hiermit geholfen:
Offensichtlich ist hier eine der 3 unten angeordneten schwarzen Plastikröhren nicht mehr an ihrer korrekten Position verankert. Ein schwerwiegendes Problem.
Der Volksmund spricht bei diesem wichtigem Bauteil gerne vom Bassreflexrohr. In Fachkreisen wird dieser Gegenstand meist als Lümmelröhre bezeichnet.

Die Erfindung und Einführung der Lümmelröhre revolutierte den Mrakt der professionellen PA (= Pubertätsbuben Abrockkiste) grundlegend, und ließ jahrelang bewährte Verfahren zur Stimmungserzeugung wie die eingeschlafende Hand, das Hackfleisch in den Heizkörperrillen oder das legendäre Schnitzel im Sofakissen zu Mythen und Legenden verblassen.

Eine zufriedenstellendes Ergebniss könnte mit solch einem Defekt keinesfalls mehr erreicht werden, die Annahme auch in so einem ZUstand noch für angemessenen freizeitspaß zu sorgen könnte man als blasphemie bezeichnen.

Somit ist klar, wir müssen tiefer in die Materie vordringen, in der Hoffnung auf das Beste, in Erwartung des Schlimmsten. Natürlich ist ein weiteres zerlegen des Grundklangkörpers unumgänglich. Hierzu verwendet der fachmann den sogannten kreuzschnitt.

Hierzu wird an jeder Ecke des Objektes ein nach unten laufender Schnitt vollzogen, der ein auffächern des Konstrukes ermöglicht.
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in diesem Falle bildet sich ein Bild des Grauens.
2 der 3 Lümmelröhren sind nahezu vollständig zerstört.
Damit ist das Schicksal unseres Patienten besiegelt.
Ohne die hochkomplexen Röhren ist ein weiterer betrieb des geborgenen Doomwoofers sinlos, und da die Besitzer unseres Härtefalles leider auch nicht über den notwenigen gewerbeschein zum Bau eines weiteren Budget Line Arrays verfügen, findet sich auch für den Hochtonbereich keine weitere verwendung mehr.
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Nun heißt es also abschied nehmen, von unserem guten Stück.
Natürlich ist die schwere Emotionale Belastung der Besitzer nicht zu übersehen, verständniss für die Tränen ist vorhanden.

Aus psychologischen Gründen empfiehlt es sich, die geschockten Besitzer in dieser schweren Stunde nicht alleine zu lassen, oder gar mit den überresten des verstorbenen Prachtstückes nach Hause zu schicken. Viel mehr macht es sinn gleich an ort und Stelle die letzte ehre zu erweisen. Dies lässt sich nämlich noch mit 2 weiteren nützlichen Faktoren vereinen.
Fachgerechte Trennung und Entsorgung des Mülls im Sinne des Umweltschutzes (ACHTUNG: Auch wenn für den Fachmann der Begriffswechsel von Shcätzchen zu Müll nach Ableben eines Systemen routiene ist, so wird es von den Besitzern als sehr Taktlos empfunden!!), sowie ein leckerer Snack zum aufmuntern für den traurigen Besitzern.


Und mit was kann man einen trauernden Jugendlichen mehr aufheitern, als mit einem ihm völlig unbekannten Essbaren Objekt: Apfel auf Stock
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Während unser Unglücksrabe als mit dem unbekannten Essbaren Ding beschäftigt ist, widmen wir uns dem Umweltschutz.
Wie auch beim Trennen von Haushalts und Industriemüll, unterscheiden wir hier in 2 Kategorieren. Brennbar und Unbrennbar.
Während sich am unbrennbaren Material traditionell die Hecke des Benachbarten kleintierzüchtervereinsvorsitzenden erfreuen darf, präparieren wir nun das verbleibende für unsere Abschiedszeremonie
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Bereits nach wenigen Minuten ist der ehemalige Besitzer vom schmerzlichen Anblick der arbeitsunfähigen überreste des ehemaligen Prachtstückes erlöst.
Der Nachhauseweg wird ihm mit einem leckeren gesunden Snack versüßt, und zuhause angekommen verfliegt die Trauer erfahrungsgemäß recht schnell.

Hier hat er nun ja die Möglichkeit das traurig am eigenen Leib erlernte in die Praxis umzusetzten, und kann sich so stolz der neuen Erkenntniss und guter Dinge für die Zukunft zur weiteren Freizeitgestaltung die Hausmarke des großen T bestellen, statt der des blauen C.
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Auch wenn das in diesem workshop verwendete Beispiel ein tragsiches Ende hatte, so hoffe ich doch das es dem ein oder anderen hilfreich dienen wird.
Dieser Workshop kann ohne große Veränderungen auf sämtliche Hausmarkenprodukte der bekannten Stores angewendet werden.

Wer sich trotz der umfangreich bebilderten Anleitung nicht an solch ein umfangreiches Unterfangen herantrauen möchte, der sollte sich etwas in seiner näheren Umgebung umsehen.

Ja, Du, genau Du. Auch in deiner Nachbarschaft gibt es einen netten Techniker KOllegen mit vertrauenserweckendem Blick und dem notwenigen Spezialwerkzeug. Wir sind doch alle eine Familie, fragen kostet nichts....

Ich wünsche allen Wiederinstandsetzern viel Glück, bedanken mich bei allen Lesern für die Aufmerksamkeit, wünsche ein erfolgreiches Wochenende und verbleibe mit freundlichen grüßen.
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Hallo zusammen,

hab mal im weltbesten Reparaturanleitungsthread für Lautsprecher die Bilder wieder richtig eingefügt.

Gruß

Fish
 
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