Twin Reverb SF (Datierung und Ruhestrom)

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hal2000
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Liebe Fachleute,
ich habe nun schon seit längerem einen Fender Twin Reverb Silverface und habe meine Schwierigkeiten mit der genauen Datierung
und der Bias-Einstellung. Ich habe dazu einige Fragen. Vielleicht kann sie mir jemand beantworten. Die Warnungen vor Starkströmen
sind mir übrigens bekannt und mit dem Lötkolben und Messgeräten kann ich ganz gut umgehen. Also nun die Fragen:

A. Wie alt mag der Verstärker sein (ich vermute 1976) weil:
Trafo Sereinnummer 606-647, Silverface, vermutlich 100 Watt, Mastervolume (Push-Pull)
Allerdings passt die eingestanzte Seriennummer nicht wirklich dazu (A621976) Bei den Fender Seriennummern wir der damit als 73'er
geführt (auch wenn da 1976 am Ende steht).

B. Bias
Da ich nicht weiß, wie alt die Röhren sind und ob alles richtig eingestellt ist, wollte ich einmal die Ruheströme messen. Mit einem Oktal-
adapter konnte ich dan auch die Ruhespannung = Ruhestrom messen und dabei kamen leider sehr unterschiedliche Werte heraus. Ich habe
mit der äußersten Röhre angefangen bei Plate Voltage 470 (+- 1 V). Die hatte 34,5 mV, die nächste 45,0 mV, die nächste 36,5 mV und die
letzte 31,1 mV.
Da ich nicht das genaue Baujahr ermitteln kann, weiß ich natürlich auch nicht welcher Schaltplan gilt und damit auch nicht wie die Röhren
als Paar zusammen gehören. Kann mit den Werten jemand etwas anfangen?

Vielen Dank und allen ein schönes neues Jahr
Gruß
Harald
 
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Hi hal!

Doch, doch die Seriennummer passt zu 1976:

http://www.superiormusic.com/page195.htm

(A6+5digits = 1976)


Bei den Röhren gehören jeweils die beiden linken und die beiden rechten zusammen.

Naja, bzw. eigentlich gehören sie ja alle zusammen, weil ja alle immer abwechselnd das Signal verstärken...


cheers - 68.
 
Was steht
a, evtl auf dem Tubechart (AA270?)
b, unter dem Lautsprecherausgang?
Das vorhandensein des PP MasterVolume lassen mich fast auf einen 135W Silverface UL Twin tippen
Dein Röhrenset scheint sauber auseinander gelaufen zu sein, ein neuer, gematchter Satz würde das wieder geradebiegen sofern die externe Beschaltung immer noch ok ist (Gitterwiderstände!)
Ansonsten sei gesagt das ein Amp in dem Alter meist einen CapJob benötigt (guck mal unter die Abdeckung hinter den Vorstufenröhren, da sitzen die FilterCaps, sind da silberne Mallorys?) und eine kleine Durchsicht (eben Gitterwiderstände, Lötstellen an den Endröhrensockeln, Bias Cap). Einstellen lässt sich bei diesen Amps der Bias nicht, der ist fix vorgegeben über einen Widerstand, einzig die Hum balance kann man justieren (auf niedrigsten Brummlevel). Um ein manuelles matching zu machen markier die Röhren und schau ob die Bias Werte mitwandern, falls ja aussortieren und die, die am nächsten zusammen sind als Paar ausbilden das dann
auf 1-4 bzw 2-3 gesteckt wird.

Gruß
blues
 
Hi 68,
vielen Dank. Der Link ist klasse. Da ich ja den Amp auf 50 Watt runterfahren kann, in dem ich ein Röhrenpärchen herausnehmen kann,
dachte ich auch an eine Kombination der Ruheströme, da die ja doch weit auseinanderliegen. Ich wusste halt nur nicht ob die beiden
inneren.

Hi Bluesfreak,
du kennst dich aber aus, Respekt. Auf dem Tubechart stehen nur die Röhrenbezeichnungen. Unter dem Lautsprecherausgang steht 100 Watt RMS.
Dann wird es wohl die 100 Watt Version sein, oder? Anbei ein Foto der Caps. Sehen noch ganz manierlich aus. Übrigens habe ich neben dem
Balance Pot auch noch ein Pot auf dem Chasssis (siehe Foto, roter Pfeil ). Das sollte dann doch ein Biasregler sein, oder? Übrigens klasse Idee mit dem
Wandern der Röhren. Ich werde mal messen und berichten.

Danke euch beiden für die Anteilnahme...
 

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Unter dem Lautsprecherausgang steht 100 Watt RMS. Dann wird es wohl die 100 Watt Version sein, oder?

Ja, dann ists ein 100er mit MasterVolume wie ab '75 gebaut, der passende Schaltplan müsste der hier sein: http://ampwares.com/schematics/100W_Mast_Vol_SF_Twin_Rev.pdf
Der zusätzliche Poti ist dann hochwahrscheinlich nachgerüstet (was keine blöde Idee ist), um genau zu sehen was der macht bräuchte es ne Innenaufnahme...
Zu den Kondensatoren:
Der blaue ist ein F&T, der ist schon nachgerüstet/getauscht, ich tippe mal auf 80er Jahre, die brauen Mallorys verwirren mich ein bischen denn die sind lt Datecode zwar von 75 aber ich hatte für diese Zeit eigentlich silberne erwartet... oder jemand hatte die noch als NOS bei der Reparatur. Die Mallorys dürften zu 99% am Ende sein, schau mal die Endstücke an, wenn Du Blasen auf den Gummischeiben siehst oder Krusten um die Anschlußdrähte dann ist es höchste Zeit die zu tauschen. Dito die Kathodenelkos im Amp (das sollten 2x25µF DoppelCaps sein), die blubbern meist auch schon. Angehängt ein Bild aus einem 65er Bandmaster mit Astrons, aber die braunen Mallorys schauen auch bei jüngeren Amps oft auch schon so aus. Fender hat dann später auf IC (Illinois Caps) gewechselt was auch nicht besser war... ich verpass allen die zur Reparatur herkommen F&Ts, die sind deutlich haltbarer...

Gruß
blues
 

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OK. Wenn du meinst, dass da schon etwas getauscht wurde, kann ich das Thema Originalität ja vernachlässigen und dann eher sinnhafte Bauteile
einlöten. Andererseits sieht das ja alles nicht mehr ganz frisch aus. Aber der Sound ist unglaublich gut. Die Frage ist, ob er noch besser werden
kann. Aber ob sich der Aufwand und die Kosten (Caps und Röhren sicher mal 150 EUR) für ein bisschen Soundkosmetik auf Verdacht lohnen ist
auch eine Frage. Was würdest du machen, wenn es deiner wäre? Anbei in Foto der Unterseite mit Pot & Co.

Ach ja: 68goldtop meinte, dass die beiden linken und beiden rechten Röhren jeweils ein Paar seien. Ich habe jetzt in diversen Foren gelesen, dass auch 1,4 und 2,3 ein Paar sein können, also die Äußeren und die Inneren. Ich habe zwar ein gefährliches Halbwissen aber das aus dem Schaltplan zu entnehmen... Damit bin ich überfordert.
 

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Hi hal!

Sorry, falls ich mich mißverständlich ausgedrückt habe...

Die linken und die rechten beiden Röhren bilden je EINE HÄLFTE der Endstufenbestückung - das meinte ich mit "zusammen gehören".
Um korrekt verstärken zu können braucht der Amp aber (mindestens) eine Röhre IN JEDER HÄLFTE!

Wenn du den Amp bei halber Leistung betreiben willst, kannst du also je eine Röhre vom rechten und linken Paar ziehen - welche ist eigentlich egal.
Hoffe das war jetzt deutlicher...

cheers - 68.



P.S.: Ich finde das Bias-Poti sieht original aus.
 
Wenn du meinst, dass da schon etwas getauscht wurde, kann ich das Thema Originalität ja vernachlässigen und dann eher sinnhafte Bauteile einlöten.

Ja, da wurde schon mal gebastelt, allerdings so wie's aussieht wirklich nur an den Filtercaps des Netzteils und das zusätzliche Poti in der Rückwand. Wobei ich immer sag das man ja auch nicht auf die Originalzündkerzen, -reifen und -ölfüllung bei einem Oltimer besteht wenn man damit fahren will, oder? Ein SF Twin ist ein Player, der darf auch mal Service erhalten und wenn das fachgerecht ausgeführt ist dann ist das eher sogar wertsteigernd. Wer unbedingt einen >50 Jahre alten Amp mit noch originalen Innereien + Deathcap spielen will, bitte, ist sein Leben und er muss mit Brumm, matschigen Bässen und fflattrigen Mitten dann leben.
Apropos Death Cap: Schau bitte ob an dem Groundswitch noch der .047µF Kondensator nach Masse angelötet ist, falls ja unbedingt rauszwicken! Schlägt der nämlich durch hast Du 230Vac auf dem Chassis/Masse und wenn dann der FI nicht sofort auslöst grillt es Dich!

ber ob sich der Aufwand und die Kosten (Caps und Röhren sicher mal 150 EUR) für ein bisschen Soundkosmetik auf Verdacht lohnen ist
auch eine Frage

Das kann Dir so (ohne den Amp gehört/gespielt/vermessen zu haben) keiner beantworten, aber aufgrund meiner(!) Erfahrungen wage ich zu behaupten dass es das wert ist. Wenn man selbst der Mann ist der das reparieren kann dann kommt man für einen Satz Elkos + Endröhren mit knapp der Hälfte des Geldes aus und dass ist der Amp auf jeden Fall wert.

Ach ja: 68goldtop meinte, dass die beiden linken und beiden rechten Röhren jeweils ein Paar seien.

reine Ansichtssache, 1+2 und 3+4 sind eletrisch ein Paar weil zusammen angesteuert und eine Halbwelle verstärkend. Allerdings kann man auch 1+4 und 2+3 als Paar sehen wenn man z.B. ein Pärchen (z.B. 1+4) rauszupft um die Ausgangsleistung zu drosseln.
Probier einfach aus was sich besser anhört, die mit 45 + die mit 31mA auf einer Seite, die beiden 35mA auf der anderen würd ich zuerst probieren, falls das brummt mach 45, 34, 35, 31mA.
Apropos Brummen:
Das Poti zwischen Netztrafo und Gleichrichterplatine ist das Hum Balance und es scheint noch original angeschlossen zu sein, der Sinn des Poti auf der Rückseite rechts unten in der Ecke neben den Reverbanschlüssen entzieht sich meiner Kenntnis, es scheint irgendwie an der 2ten Vorstufenröhre angeschlossen zu sein, allerdings kann ich nicht genau erkennen auf welchen Pins. Für mich sieht das nach einer Art Volume für den Vibrato Channel aus, Biasregelung ist das keine...
 
Jungs, ich danke euch. ich hätte nie gedacht, dass ich so schnell so viel Fachinfo bekomme. Der Verstärker ist ja bestimmt nicht in großen Mengen
in Umlauf. Un dann muss man ja auch die Technik kennen. Bin sehr beeindruckt.

@bluesfreak:
Bitte nicht steinigen aber was für einen Groundswitch meinst du? Und warum kann man einen von Ingenieuren erdachten Kondensator einfach wegnehmen?

Ich habe jetzt übrigen die Röhren von links nach rechts durchgetauscht. Die ersten Werte waren ja 34.5 mV, die nächste 45.0 mV, die nächste 36.5 mV und die
letzte 31.1 mV. Jetzt habe ich 31.5, 36.2, 41.8, und 33.1. Scheinbar liegt die Unterschiedlichkeit wirklich an den Röhren. Werde jetzt noch 1 gegen 4 tauschen
und hoffe dann insgesamt auf ein wenig Ausgeglichenheit. Und demnächst hole ich mir einen Satz frische gematchte. Das Bias werde ich dann ja nur kontrollieren können
aber ohne MOD wohl nicht einstellen, gell? Auch die Kondensatoren werde ich tauschen. Soll ich nur die unter der Metallabdeckung oder auch die restlichen Innereien?
 
Bitte nicht steinigen aber was für einen Groundswitch meinst du? Und warum kann man einen von Ingenieuren erdachten Kondensator einfach wegnehmen?

Wenn Du von hinten auf den Amps guckst dann sind da 3 Schalter, Ground, Power, Standby (von links). Der Groundswitch war eine Erfindung die Brumm unterdrücken half und zu einer Zeit verwendet wurde da gabs noch keine Schutzerde, gezappt zu werden trat öfter mal auf...Heutzutage ist sowas erstens nicht mehr erlaubt, zweitens altert der Kondensator und kann durchschlagen (wie ich bereits oben erwähnt habe) und dann liegt Netzspannung auf dem Chassis an. Chassis = Masse = Saitenerdung und jetzt stell Dir vor Du spielst gerade...bei 110V in Amiland noch eher ne lustige Sache bei der der Protagonist die Klampfe wegwirft und ne zeitlang nen tauben Arm hat aber bei 230V Netzspannung potentiell tödlich. Groundswitches gehören deaktiviert und das geht am einfachsten indem man den Kondensator einfach rausknipst und den Schalter nicht mehr weiter beachtet.

Das Bias werde ich dann ja nur kontrollieren können
aber ohne MOD wohl nicht einstellen, gell?

Ja, so geht nur Kontrolle aber der Umbau auf Biasregelung ist relativ einfach, guckst Du hier: http://www.premierguitar.com/articles/20025-ask-amp-man-better-biasing-for-silverface-twin-reverbs Bitte nur machen wenn Du mindestens E-Technik Grundlagen hast oder eine Fachkraft Dir über die Schulter schauen kann! Statt des 80µF Bias Elko kannst Du ohne weiteres einen 100µF/63V o.ä. nehmen

Auch die Kondensatoren werde ich tauschen. Soll ich nur die unter der Metallabdeckung oder auch die restlichen Innereien?

Die unter der Metallabdeckung und den Bias Elko auf jeden Fall, die 25µF Kathodenelkos kann man tauschen. Gute Bezugsquelle: www.tube-town.de, dort bekommst Du alles was Du benötigst, bestell Dir die 220k Widerstände für den Biasumbau sowie die Netzteilwiderstände ( 2x 220k 2W, 1x 100k 2W, 1x 10k 2W) gleich mit denn es kann sein dass die Beinchen beim Auslöten der Elkos brechen da die oft miteinander verzwirbelt sind. 7ender hat die Boards "trocken" bestückt bevor alles verbaut/verlötet wurde und damit die Bauteile in den Eyelets blieben wurde die Beinchen oft gebogen und gezwirbelt. Eine Entlötsaugpumpe empfiehlt sich für die Aktion ebenfalls.
 
dann meinst du mit dem Groundschalter sicher den Voltage Selector. Ansonsten habe ich nur noch eine Sicherung dort anzubieten...
Hab vielen Dank für Alles. Du warst mir eine große Hilfe und ich werde deine Ratschläge umsetzen.
Schöne Grüße aus Köln
Harald
 
dann meinst du mit dem Groundschalter sicher den Voltage Selector. Ansonsten habe ich nur noch eine Sicherung dort anzubieten...

Wenn das zwischen Voltage Selector und Power ne Sicherung ist dann passt eh alles... war auf dem Foto nicht genau zu erkennen ob Schalter oder Sicherungshalter...

Du warst mir eine große Hilfe und ich werde deine Ratschläge umsetzen.
Schöne Grüße aus Köln

Büdde, gern geschehen, Rechnung kommt dann per Post ;) ...und wenn Du in Köln wohnst und Hilfe brauchst, einfach den User #Bierschinken kontaktieren...
 
Der Groundswitch war eine Erfindung die Brumm unterdrücken half und zu einer Zeit verwendet wurde da gabs noch keine Schutzerde, gezappt zu werden trat öfter mal auf...Heutzutage ist sowas erstens nicht mehr erlaubt, zweitens altert der Kondensator und kann durchschlagen (wie ich bereits oben erwähnt habe) und dann liegt Netzspannung auf dem Chassis an. Chassis = Masse = Saitenerdung und jetzt stell Dir vor Du spielst gerade...bei 110V in Amiland noch eher ne lustige Sache bei der der Protagonist die Klampfe wegwirft und ne zeitlang nen tauben Arm hat aber bei 230V Netzspannung potentiell tödlich.
E-Gitarre :)
 

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