Und eigentlich wo?

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Geh jetzt nicht fort
Wohin du auch willst
Gibt es nichts außer Leben und Realität
Umfasst mein Ich
Doch krieg ichs nicht mit
Denn ich bin fort
Leb in einer andren Welt
Stück für Stück

Wer bin ich
Und warum und wieso
Und eigentlich wo
Gott wer bist du?

Wer bin ich
Und warum und wieso
Und eigentlich wo
Gott wer bist du

Gott wer bist du
Gott wer bist du
Gott wer bist du
Und eigentlich wo
Ich überlege, ob ich noch eine 2. Strophe einbauen soll, aber eigentlich sagt das Lied schon alles aus, was es soll. Der Anfang gefällt mir noch nicht 100%
 
Eigenschaft
 
Gedankliches Kuscheln mit dem Erdkern? Gedanklich flach und tief wie selten, darf ich das sagen? Soll schon Kritik, keine Diskredition sein. Beim Boxen gäbs jetzt Punktabzug wegen Tiefschlag. Und mit Tiefe meine ich nicht, unter der Oberfläche zu denken, sondern einfach nur flach, weit weit unter dem Horizont, beschränkt.

Die Thematik ist zwar furchtbar weichgekaut und zig tausende male widergekäut, dennoch bleibt sie Interessant, da es bei der ewigen Fragestellerei bleibt, keine Antworten gibt.

Doch da die Thematik so durchgekaut ist, hättest das ganze ruhig mal interessanter umschreiben können.

Mein erster Gedanke bei deinem Text war: "Oh Mann, klingt als würde sich ein 12 Jähriger das erste mal Gedanken machen wieso er ist und lebt."

Ich meine, das ist doch so fürchterlich schlicht, anspruchslos, langweilig, ätzend und vieles mehr, dass du einfach nur schreibst was du denkst.

Dass muss doch "lyrisch" irgendwie interessant niedergeschrieben werden, sonst kannst du die schlichten Fragen auch direkt im Kopf lassen.
 
Sehe das leider ähnlich. Kann dir nicht wirklich folgen. Es fehlt die Antwort auf die Frage warum du diese Fragen stellst.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für's ehrlich sein. 12 Jahre stimmt nicht ganz, aber schon ganz gut ;)
 
Mein Problem ist das Maß mit dem ich messe. Daran messe ich natürlich auch mich selbst und letztlich sag ich mir auch häufig genug, dass das was ich da niederschreibe irgendwo kein bisschen ansprechend ist.

Und mein Maß ist Wirtz, den ich unheimlich heroisiere.
Er hat sich die selben Fragen wie du gestellt und macht nun sein Ding, seine Musik während wir rätseln über Zweck und Sinn. Und so letztlich unsere Zeit verschwenden, während er mit dem was er schafft in Erinnerung der Menschen bleiben wird.

http://www.youtube.com/watch?v=lJ9FfdFcY-w

Zudem tut es mir leid mit welchen Worten ich deinen Text kritisiert habe, ich bin manchmal zu direkt und hilfreich war´s in dem Fall eher weniger.
Aber da ich denke dass die paar Zeilen eine Sache von 10 Minuten waren, nimmst du´s wohl nicht so übel.

Ich würde mich freuen wenn du einen neuen und längeren Text schreibst, darauf wäre ich neugierig.
 
Deine Antwort war keinesfalls Fehl am Platz und auch nicht hilflos, sie hat mir ein wenig die Augen geöffnet. Ich weiß nun, was ich kann und wo ich dran arbeiten muss. Ich weiß, dass ich Texte schreiben kann (soll nicht eingebildet klingen), ich weiß aber jetzt auch, dass ich diese in keine lyrische Form bringen kann, daran muss ich arbeiten. Und ich messe mich auch immer mit den Größten.

Ausgearbeitetere Texte befinden sich auf meiner Festplatte, die kaputt zu sein scheint. :mad:
 
Prima, diese "Jetzt erst recht!" Mentalität ist eine gute Eigenschaft. Wie gesagt ich würde mich freuen, wenn du nochmal ein nettes Ding hinterher pfefferst.

Das ist das große Problem, seine interessanten Gedanken auch interessant nieder zu schreiben. Daran beiße ich mir noch immer sukzessiv die Zähne aus.

Beispiel: Im Grunde bist du nur das Produkt der Sexlust und Begierde deiner Eltern. Ergänzt mit dem "egoistischen" Kinderwunsch. Da niemand sagen kann, dass es einem Menschen besser ergeht wenn er lebt, als wenn er Tot ist (Tot = Tot? Leben nach dem Tot, Leben vor dem Leben?), kann niemand von sich behaupten ein Kind bekommen zu haben, zum Wohle von eben diesem. Ich meine, hat man es aus dem Kinderheim geholt? Nein, es wurde gezeugt.

Interessanter Gedanke den ich da habe, doch das jetzt lyrisch ansprechend zu servieren, das ist wie gesagt das große Problem. Da bedarf es einer gewissen Intelligenz, Kreativität, Geduld, Ausdauer. Schreiben ist wie Sex, der Höhepunkt ist alles worum es sich dreht, doch dass der Weg bis dahin eigentlich verzichtbar und anstrengend ist, wagt sich keiner auszusprechen. Ebenso wenig dass die meisten nur harte Sachen trinken um sich damit zu profilieren oder es geschieht unter Gruppenzwang, aber nur die wenigstens mögen diesen Scheiß. Aber das ist ne andere Sache und Thema Gruppenzwang ist auch schon einen Text wert.
 
Und Deutsch ist eh nochmal ne ganze andere Herausforderung als Englisch. Aber ins Englische flüchten kann ja jeder. Danke für deine Denkanstöße, ich melde mich.
 
Hallo Chris,

Interessanter Gedanke den ich da habe, doch das jetzt lyrisch ansprechend zu servieren, das ist wie gesagt das große Problem. Da bedarf es einer gewissen Intelligenz, Kreativität, Geduld, Ausdauer. Kann ich nur unterschreiben:)

Schreiben ist wie Sex, auch hier gehe ich noch mit dir kondom (Riesenwortspiel!!!:rofl:)

der Höhepunkt ist alles worum es sich dreht, doch dass der Weg bis dahin eigentlich verzichtbar und anstrengend ist, wagt sich keiner auszusprechen.
So und hier irrst Du meiner Meinung ganz gewaltig und zwar auf eine Art, die auch mir oft genug den Weg verbaut!
Jemand, der ehrlich behauptet, der Höhepunkt sei das wichtigste beim Sex, der tut mir einfach nur leid, denn er verpasst EINE MENGE!
Gerade der Weg zum Höhepunkt kann unheimlich reizvoll sein, besonders wenn man sich nicht auf das Ergebnis versteift (sic!), sondern im hier und jetzt mit sich im Reinen ist und sich bewusst ist, dass man das gerade tut, weil man es möchte, nicht weil man "es halt so oder so tut".

Ähnlich verhält es sich mit dem Texten (Musik machen, Malen, etc.). Es verlangt eine gewisse Selbstaufgabe, ein Loslassen, die Bereitschaft zum freien Spiel und das Selbstvertrauen, es in erster Instanz für sich zu tun, nicht für andere.
Vor einigen Tagen habe ich mit meinem Bruder an einigen Texten von mir gefeilt und es hat unglaublich viel Spaß gemacht, obwohl es schweineanstrengend war!
Beim Sport kommt das Hochgefühl ja auch nur, wenn mann sich richtig angestrengt hat.

Natürlich erreichen mich auch regelmässig die Selbstzweifel, die Bequemlichkeit, so nach dem Motto: wäre es nicht toll, wenn es mir einfach zufliegen würde?
Aber dann halte ich mir einige Kinder vor Augen, die ich kenne und die immer alles in den A.... geschoben bekommen, was sie haben wollen und dann frage ich mich, ob sie glücklich wirken. Rate mal wie die Antwort ausfällt?

Ist jetzt wohl etwas off topic, aber ich fand es halt wichtig!

Besten Gruß vom Horst
 
Hey Horst,

Vielleicht haben wir da einfach unterschiedliche Erfahrungen gemacht, weshalb sich unsere Meinungen nun unterscheiden.

Ich differenziere Sex von Zärtlichkeit. (Nicht korrekt? Wer gibt mir vor wie es zu sein hat?). Und den Sex den ich bisher erlebt habe war nicht schön, das war harte Arbeit gepaart mit Ängsten und leckerem Schweiß.

Bis auf One-Night-Stands (Scheiße wird das persönlich) hatte ich bisher nur mit einer Frau mehrmals das Vergnügen und diese durfte ich nicht mit den Händen berühren. Heißt es blieb beim schlichten rein und raus, abgesehen von den daraus resultierenden Vorwürfen: Das ist mir zu ruppig! Wie in einem Porno! Mit gefällts nichts!

Frauenlogik eben, legen dir tausend Steine in den Weg und wen du zu spät kommst, wird gemeckert. :rofl:

Und das ist der Grund, wieso Sex für mich nichts dolles ist, außer eben der Höhepunkt.


Beim Sport ist dieses Erschöpfungsgefühl natürlich der gewünschte Effekt. Doch beim Sex? Für mich ist Sex = Arbeit. Wobei ich zugebe, dass mein Ideal von Sex anders aussieht.

Worauf ich aber hinaus wollte ist, wie du richtig erkannt hast, ohne Fleiß kein Preis. Und so schön es auch sein kann, ein paar nette Strophen auf´s Papier zu schreiben und von diesen überzeugt zu sein, so ist es doch schon harte Arbeit bis du wirklich selbst zufrieden bist mit deinem Werk und sagst: Ja, das ließt sich gut, das kann ich vorzeigen ohne dass sich die Vegetarier auf mich stürzen weil ich rot wie ne Tomate werde.

Gruß.
 
Das war eine spannende Exkursion @ Daughtry.

@ Point. Immer weiter. Wobei ich das mit dem "ins englische flüchten" nicht unterschreiben kann. Es nimmt sich nichts in welcher Sprache man schreibt. Der Aufwand ist in beiden der selbe.
Ich schreibe auf unseren Alben auch in beiden Sprachen. Und keine ist leichter als die andere. Man merkt beim Songwriting sehr schnell welche Sprache im jeweiligen Fall die besser geeignete ist.
z.b. habe ich an einem Text unseres neuen Albums ca. 1 Jahr geschrieben. Das kommt vor.

Also ran ans Werk ;o)
 
@Stay Tuned

Stay Tuned schrieb:
Man merkt beim Songwriting sehr schnell welche Sprache im jeweiligen Fall die besser geeignete ist.
Entschuldige, aber woran merkt man das?

@Point Loma

Geh jetzt nicht fort
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Denn ich bin fort
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Stück für Stück

Wer bin ich
Und warum und wieso
Und eigentlich wo
Gott wer bist du?

Wer bin ich
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Und eigentlich wo
Gott wer bist du

Gott wer bist du
Gott wer bist du
Gott wer bist du
Und eigentlich wo

Sofort beim Lesen fiel mir eine Analysemethode eines Lyrikers ein, welcher (unter anderem !) gern mal die Wortarten aufzulistet. - Wobei die Verben und Substantive besonders wichtig sind, weil ja viele andere Worte als Adverbien oder Attribute an diese beiden Haupt-Wortarten gekettet sind.

Nun könnte man meinen: so'n trockener Sch..., aber schauen wir doch mal:

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Substantive: Leben, Realität, Stück, Welt
Verben: Gehen, umfassen (als Ordnungsprinzip), kriegen, leben (prinzipiell, allgemein), sein

Gut, und was sagt MIR diese Analyse?

Nun, ne ganze Menge:

Substantive:

Der Text hat nur abstrakte Substantive. Keine Substantive, die Lebewesen, Objekte oder Vorgänge (Explosion) bezeichnen. Der Text ist in diesem Sinne leblos.

Verben:

Außer dem (auch eher abstrakt genutzten) aktiven "gehen", ist der Rest ebenfalls eher inaktiv und abstrakt. Auch hier STEHT alles irgendwie.

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Und was leite ich daraus ab, ohne den Text sonderlich studiert zu haben? Also quasi als blutarmer Deutschlehrer (der ich aber natürlich nicht bin:D ):

1. Der Text kommt ohne künstlerische Bilder oder Metaphern aus. Das heißt: Er ist sprachlich dürr. -

Wie ich darauf komme? Nun eine Metapher ersetzt meist eine leblose Angelegenheit durch etwas Lebendigeres, mindestens um anschaulich zu sein.

Na und, könntest du sagen: hat dieser Text halt mal keine Metaphern oder künstlerische Bilder...! Hm... würde ich darauf erwidern, Bilder im Text sind für mich das Fleisch in einem Gulaschgericht. - Und wer hat schon Appetit auf pure Nudeln oder Kartoffeln?:D

Glaube mir, das merken die Leute heute noch besser als früher. Heute wo sprachlich perfekte Journalisten in den Print- und Massenmedien die Maßstäbe setzen.

2. Der Text ist mir viel zu inaktiv. Da berichtet ein LI über ein Leben, welches nicht die Bohne meinem zu gleichen scheint, denn mein Leben wird von unzähligen Lebewesen, Objekten, dynamischen Vorgänge und Abläufen bestimmt, die alle geeignet sind, Zeugnis vom Sinn oder Unsinn eines Lebens abzulegen.

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Als der oben angesprochene Lyriker das erste Mal meine Texte so analysierte, war ich noch skeptisch (obwohl ich ganz gut dabei weg kam). Später nutzte ich sie aber selber gern, wenn ein Textprojekt mal stagnierte. - Ich jedenfalls werde davon angeregt.:)

Bei manchen Texten sieht man halt bereits an den Worten, dass da große Reserven klaffen.

Bevor Du (oder andere) diese Methode pauschal ablehnst, solltest Du mal spaßeshalber Deine Lieblingssongs danach abklopfen.

lg
 
Zuletzt bearbeitet:
Das war ein sehr aufschlussreicher Beitrag, ehrlich! Zur Zeit habe ich keine Muße mich damit auseinander zu setzen, aber in den Ferien werde ich die Zeit dazu nutzen. Vielen Dank!
 
Zum Text selber wurde viel Gutes gesagt, ich könnte nichts hinzufügen, was noch gar nicht erwähnt wurde. Außerdem hat Point Loma wohl schon genug Input bekommen.

@Jongleur
Diese Methode deines Lyrikers ist ein starkes Stück, sehr interessant. Sag mal: ich weiß, Erfahrung macht sehr viel aus und du hast uns da sehr, sehr viel vorraus. Aber gibt es vielleicht trotzdem Literatur, die du empfehlen kannst, wo vielleicht genau solche Tipps wie diese Analyse drinnen steht? Ich hab neben mir das Buch des Herrn Abou-Dakn liegen, "Songtexte schreiben", welches zwar nett ist und möglicherweise für den Anfang gut geeignet, aber mir nach zwei Jahren aktiven Schreibens kaum was Neues erzählt.

Und ich sehe das nicht als Off-Topic, weil auch Andere wohl an Literaturempfehlungen des Profis interessiert sind. ;)
 
@ Jongleur: Super Trick! Werde ich sofort mal ausprobieren!

Was die Anfrage von Mondluchs angeht, kann ich mich nur anschliessen!

Lese selber gerade ein Buch namens "Schule des Erzählens" von Sybille Knauss, welches einen guten Leitfaden zum Einstieg ins kreative Schreiben bietet.
Eigentlich richtet sich dieser LEITFADEN hauptsächlich an Verfasser von Geschichten (Romanen) und Drehbüchern. Es ist aber sehr interessant und lebendig gschrieben und hat mich auf einige wichtige Punkte gebracht, die ich sonst immer vernachlässigt habe. Da ich den Kurs hier im Forum noch nicht gelesen habe (Asche auf mein Haupt!!!), kann ich nicht beurteilen, ob das Buch dem noch etwas hinzufügen kann.

Gespannten Gruß vom Horst
 
@Stay Tuned
Entschuldige, aber woran merkt man das?
Naja du merkst das daran dass "du" der Songwriter bist sag ich mal salop. "du" kannst bewerten und umsetzen welches durch die Melodie erzeugte Gefühl wie dargestellt wird.
Aber evtl. hab ich mich falsch ausgedrückt. Dann ist das Statement eben "ich merke das".
 
@mondluchs und horst sergio

Könntet ihr mal näher schildern, was ihr beim Lesen von "Fachliteratur" dazu gelernt habt?

Ich will mal vorangehen.

Aber falls ihr antwortet, dann bitte nicht nur pauschal schreiben: Na, so ähnlich wie Deine waren auch meine Erfahrungen.

Was konkret hat Euch am stärksten berührt?

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Autoren: Also explizite und gleichzeitig sehr gute Bücher zum Thema: "Songtext- Schreiben" in dt. Sprache gibt es mMn noch keine.

Meine stärksten Lehrmeister waren und bleiben die jeweiligen professionellen Partner, mit denen ich arbeiten durfte. Die Wenigsten wissen dabei, wie man gute Texte schreibt, aber sie wissen, was SIE wollen. Und sie haben die notwendigen Live-Erfahrungen - Und so "hetzte";) mich die Meute über die Jahre zu einem recht universellen Erfahrungsschatz:)

Zwischendurch lese ich immer wieder die theoretisch/praktischen Erwägungen von F.N.Frey, Lajos Egri, Sol Stein oder C. Vogler über das Schreiben von Romanen oder Drehbüchern. - Oder ich lese mal wieder bei Wolf Schneider, ein MUSS für alle deutschen Journalisten, wie man kurze Sätze so prägnant wie nur möglich formuliert.

Wahrscheinlich mach ich das vor allem, um mich vom kleingeistigen Pragmatismus des Musikgeschäftes nicht unterkriegen zu lassen.

Je unverschämter die Lehrmeister der Schreibtheorie ihre Meinung verkaufen, umso lieber sind sie mir. Denn dann klingt es wenigstens in den Büchern ein klein wenig nach Rock and Roll.;)

Diese Autoren haben es teilweise bestens drauf, die eigene Schreibsituation, die eigenen Skrupel und Eitelkeiten zu durchschauen.
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Im Prinzip entnehme ich all den Bücher ähnliche Ziele und Methoden. Um mal wahllos und spontan (ich bin in Eile) einige Punkte zu erwähnen, die ich in der Zwischenzeit stark beachte:

Erzeuge Mitleid, Sympathie für deine Figuren und biete die Möglichkeit, MIT ihnen oder gar WIE sie zu fühlen.

Mach dir die Prämisse, die Idee deines Textes klar und verplempere Dich danach nicht in Nebenhandlungen.

Wähle als Anfang am besten "in media res"!

Wähle immer DIE Formulierung, die am intensivsten nach dem dem Zuhörer greift!

Schaffe starke und gleichzeitig widersprüchliche Figuren: egal ob ihre Kräfte konstruktiv oder destruktiv wirken.

Stell das LI und seine Gegenspieler in einen Schmelztiegel, aus dem es kein Entrinnen gibt, (nichts Gutes - außer man tut es ... ;) )...Das nennt man Figuren entwickeln.

Lass Dich nicht von Deinen Moralvorstellungen, sondern von den eigenen Beobachtungen beim Schreiben antreiben.

Beschreibe nicht - stelle dar! (Für mich das wichtigste Gestaltungsmitte für Songtexte)

Wenn Du eine Idee gefunden hast, schreibe sie KONSEQUENT und radikal zu Ende. Lass dich BEIM SCHREIBEN nicht einschüchtern von Zweifeln.

Bereite dich vor...minimiere Ablenkungen ....bau dich auf... konzentriere Dich... fokussieren dich ... und dann, beim Schreiben, am besten nur noch fühlen, statt zu denken ... darsu folgt natürlich: lerne die eigenen gefühle kennen (sehr schwieriges Kapitel, aber enorm wichtig!!!)


Die Denke erst beim Überarbeiten wieder einschalten.

Lieber zu oft als zu selten in die Tasten hauen... streichen ist nicht so schwer wie neu Anlauf zu nehmen.

Das große Gefühl liegt nicht in großen Worten, sondern in einfachen Worten. Hast du die Wahl zwischen einem dreisilbigen und einem einsilbigen Wort, dann ist IMMER das einsilbige Wort besser!

UND: immer und überall den Recorder im Kopf auf Aufnahme.

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Nebenbei habe ich sicher tausende Rocktexte analysiert. Zunächst lasse ich sie auf mich wirken - dann jedoch nutze ich verschiedene Analysemethoden: eigene, Buchweisheiten , Tipps von Kollegen.

Nochmals: Das erweitert den Horizont. Gibt mir das Gefühl, im entscheidenden Moment gut "munitioniert" zu sein.

Aber wenn dann das neue Duell, Demo gegen Autor beginnt, bin ich wieder optimistisch und hilflos zugleich wie jeder andere blutige Anfänger:D

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So groß die Träume gestandener Stars auch sein mögen, sie sind längst durch ihre Erfolge in einer Spurrinne, aus der es kein Entrinnen gibt. - Wer möchte schon beispielsweise Vicky Leandros rappen oder Bushido Country singen hören;) ... außer vielleicht die Betroffenen selber...:D

Wenn ich für Andere schreibe, die bereits ein Stammpublikum haben, muß ich dieses Publikum kennenlernen. Es macht weder Sinn, das Publikum erziehen oder gar austauschen zu wollen. Take it or leave it! Wie auch immer: wenn Dich dein Publikum lieben soll, mußt du es ebenso lieben!

Im allgemeinen sind mir Foren zu "nett". Sie spiegeln mMn nicht die Stimmungen wieder, die man nach einem Konzert auf der Straße hört.

Da waren und sind mir meine Partner lieber: wie oft meinte ich einen tollen Text geschrieben zu haben und dann kam die ernüchternde Antwort:

"Im Prinzip nicht schlecht... aber bitte EINFACHER!" - Oder:

"Nicht schlecht, aber ich kann mir den Text nicht merken - kein gutes Zeichen!" - Oder:

" Sag mal Alter, zahlst DU etwa ...€ für ein Konzert, um Dir dann die Ohren derart vollheulen zu lassen?"

Wenn man schlecht drauf ist, verkrampft man darüber... bis man nur noch aus lauter Boshaftigkeit weiter schreibt.. und DAS bringt dann plötzlich wieder frischen Wind ins Zeitgeschehen :D

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Ehrlich gesagt, schreibe ich gerade selber an einem Buch über das Schreiben von Songtexten und will natürlich nicht alle meine Erfahrungen vor ab im Netz verballern....solch allgemeines Gedankengut, was ich oben schrieb, wird da wahrscheinlich nur im Vorwort zu lesen sein.;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Der letzte Absatz überrascht mich nicht, Jongleur :D

Auf deine Anfrage hin:

Das Sachbuch, was ich gelesen habe, hat mir genau zwei Gedanken in den Kopf gesetzt, die geblieben sind:

1. Thema und Inhalt eines Textes sind zwei verschiedene Sachen, die getrennte Betrachtungsweise kann helfen, einen eigenen Text besser zu verstehen und dann das "Gefühl" wieder reinzubekommen.

2. Man muss kein Genie sein bzw. unglaubliche Texte schreiben um genug Kompetenz zugewiesen zu bekommen, damit man so ein Sachbuch publizieren kann :D


Was ich interessant fände, wäre ein Sachbuch über Songtexte, wo einerseits das handwerkliche drinnen steht, andererseits aber auch die Tatsache, dass es sich um SONGtexte handelt (also Beziehung zwischen Musik und Wörtern) nicht unter den Tisch fällt und möglicherweise auch verschiedene Stile präsentiert werden (zum Beispiel Tocotronic anschneiden).

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Ich merke jetzt gerade, dass gewisse Sachen wie "konsequent schreiben" oder "mit Gefühl, nicht Kopf am Anfang" mir jetzt nach meinen ersten hundert Texten allmählich gelingt. Was mir sicherlich fehlt ist die Studie fremder Werke, so indirekt analysiere ich Lieder natürlich automatisch mit, wenn ich sie höre oder spiele, jedoch detailliert habe ich mich bisher noch nicht mit einem Text auseinander gesetzt (nicht einmal hier im Forum, wenn ich ganz ehrlich bin).


Ich hätte zu deinen Punkten noch Fragen:

- "in medias res" bedeutet wohl, dass von Beginn an Spannung aufgebaut werden soll. Sind erzählende Texte, die mit einem Intro beginnen, also schlecht? Beispielsweise wenn man das Setting festlegt ("Samstag Abend, Disko"), und dann erst am Ende der zweiten Strophe (dazwischen nur Refrainteaser) das Thema ("plötzlich sah ich sie") kommt?

- Mitleid und Sympathie sind doch bei gewissen Werken eben nicht die gewünschten Ziele? Was ist mit "Sympathy for the Devil", soll hier Mitgefühl für den Teufel geweckt werden?


Ansonsten natürlich sehr interessant, was du so erzählst. Du teilst uns hoffentlich mit, wenn dein Buch rauskommt? ;)
 
Hallo, lieber Mondluchs,

Ich kenne das betreffende Buch und dachte etwas boshaft: das eignet sich sicher gut für die Vorbereitung auf die Abiturprüfung im Spezialkurs Deutsch.;)

Aber ich will nicht allzu überheblich klingen, denn Musiktexte sind eben etwas extrem Komplexes.

Was ich interessant fände, wäre ein Sachbuch über Songtexte, wo einerseits das handwerkliche drinnen steht, andererseits aber auch die Tatsache, dass es sich um SONGtexte handelt (also Beziehung zwischen Musik und Wörtern) nicht unter den Tisch fällt und möglicherweise auch verschiedene Stile präsentiert werden (zum Beispiel Tocotronic anschneiden).
Für mich bewiesen bereits die gestelzten Libretti erfolgreicher Opern und Operetten den rätselhaften Charakter von Musiktexten.
Dazu kamen die "albernen" Texte der goldenen Zwanziger, die Tränendrüsentexte der UFA, dann die romantischen Westersongs, die Fernwegtexte der 50iger, die heimelnden Schlagertexte der 60iger, die tiefgründelnden der 70iger, die androgynen der 80iger, die gegen Alles und Jeden aggressiven Texte der 90iger, die illusionslosen Lieder der Gegenwart usw....

Immer wieder neue Anforderungen von außen ... und immer wieder die internen Fragen: wieviel Text verträgt die Musik? Wieviel Musik verträgt der Text?

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Und dann allein die Teamarbeit....

Gerade gestern las ich bei Keith Richards, wie Jagger und er die Texte schrieben. Quasi auf Zuruf: Richards gab öfters das Stichwort (das Textriff, wie er an einer Stelle schrieb) und Jagger schrieb (angeblich) fmanchmal die Texte fließend wie Einkaufslisten aus dem Stehgreif.

Verschiedene Texter-Kollegen schlugen mir ähnliches vor... bisher kniff ich...:gruebel:

Allein in einem derartigen Flow liegen doch große Fragen. Oder?

Mich interessiert sehr die Schreibpsychologie. Weniger die Stilmittel. Obwohl die auch sehr anregend sein können.

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Und damit zu Deinen Fragen:

"in medias res" bedeutet wohl, dass von Beginn an Spannung aufgebaut werden soll.
SO würde ich es nicht übersetzen, sondern als "mitten hinein ins Geschehen".

"In media res" bedeutet ganz pauschal, so dicht wie möglich am ersten Höhepunkt, mitten drin oder unmittelbar nach dem ersten Höhepunkt mit der Geschichte zu beginnen.

Wo setzt man an, wenn man über Untreue schreibt?

Nehmen wir doch "Was soll das" von Grönemeyer

Grönemeyer schrieb:
Sein Pyjama liegt in meinem Bett,
sein Kamm in meiner Bürste steckt,
was soll das, was soll das.

da bleibt keine Zeit zum Relativieren. An dieser Stelle hat das Geschehen bereits einen unwiderstehlichen Sog, da kann man nur noch schreiben wie Jagger:D

Nun stell Dir vor, er hätte begonnen mit

Beispiel für schlechten Beginn schrieb:
Ich hatte schon immer den Verdacht...
:D

Uff... bevor der Texter SO auf das Geschehen kommt, liegen die Musiker schon im Bett und schnarchen.;)

Wenn mit diesem Trick die Geschichte erst einmal ins Laufen gekommen ist, ergeben sich viele Fragen von selbst. Oder?

- Mitleid und Sympathie sind doch bei gewissen Werken eben nicht die gewünschten Ziele? Was ist mit "Sympathy for the Devil", soll hier Mitgefühl für den Teufel geweckt werden?
Danke Mondluchs für dieses Beispiel. Ich finde schon, dass ein charmant plaudernder Teufel sehr wirkungsvoll ist.

Also mir ist im Faust der Mephisto mit Abstand am liebsten. Alle anderen Figuren symbolisieren für mich Nebenhandlungen. Aber meine Gefühle für Mephisto hat Goethe vom Pudel an manipuliert.

Bei "Sympathie for the devil" (ja, man nehme den Titel ernst) geht es mMn gar nicht gegen den genialen Teufel, sondern gegen seine "unmenschlichen" primitiven Handlanger ... Je charmanter und großartiger der Teufel, umso erbärmlicher seine stiefelleckenden Lakaien...:D

wobei für mich in diesem Zusammenhang nicht zufällig alle Polizisten Verbrecher und alle Sünder Heilige genannt werden ... bedenkt man, dass den Stones damals von den Bullen durch die halbe Welt gejagt wurden und ihnen wegen Drogendelikten strammer Knast drohte.

Mein lieber Jurastudent: Du verwechselst doch wohl Moral nicht mit Kunst?. :D

Der Dichter sollte darauf achten, seine Figur in ein interessantes Licht zu rücken. Warum auch immer!
 
Zuletzt bearbeitet:
schön dass ihr alle so beim Thema bleibt! Themaverfehlung. Setzen. 6.
 

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