Ich hab in meinen 20ern auch bestimmte Erfahrungen damit machen müssen, dass Ambitionen und Interessen innerhalb eines Bandprojekts sehr ungleich verteilt waren. (Findet man in leicht abgewandelter Form hier:
https://www.musiker-board.de/threads/bandprobe-ein-drama-reloaded.575603/ 
)
Ich war halt irgendwie in die Rolle des Bandleaders gerutscht, weil ich die Songs mitgebracht und gesungen habe. Es war vorher nicht klar kommuniziert, was das Ziel der ganzen Geschichte sein soll. Als Songwriter hab ich die Songs aus einem inneren Antrieb heraus geschrieben und wollte damit nach draußen. Andere wollten, dass alles erst perfekt und cool ist, wieder andere wollten eigentlich nur zusammen abhängen und Bier trinken. Daraus hat sich ergeben, dass man halt 1-2 Mal die Woche geprobt hat, mir meine eigenen Songs langweilig wurden und andere nach gefühlten Jahren noch nicht einmal die Songs auseinanderhalten bzw. ihre Parts spielen konnten. Nach einigen Besetzungswechseln ging das dann irgendwann auseinander und ich habe als Soloact weitergemacht.
In dem Fall war einfach das Problem, dass es als Hobby unter Freunden angefangen hat und ich dann mehr damit erreichen wollte. Aber ich wollte und konnte auch nicht alles alleine machen und konnte die Rolle des Leaders nicht wirklich ausfüllen. Das Mitziehen kann man halt wirklich nicht erzwingen. Wenn die Musik ein Hobby ist, kann das ja unterschiedlich aussehen. Manche sind happy mit einem wöchentlichen Bluesrockjam, manche wollen besser werden, manche wollen Songs entwickeln, manche einen anderen Teil ihrer Musikalität ausleben, manche wollen Freunde treffen, manche wollen einfach nur ab und zu mal zuhause raus. Alles schon erlebt. Und auch alles okay, nur halt nicht unbedingt kompatibel. Ein gemeinsames Hobby ist halt keine Dienstleistung. Und wenn jemand unmotiviert und unzuverlässig ist, dann muss man das hinnehmen oder daraus als Band Konseqenzen ziehen. Da schließe ich mich den Vorposts an, das wichtigste ist dann offene Kommunikation. Aber jemanden krampfhaft "auf Linie zu bringen", der das nicht wirklich will, halte ich für ein Hobbyprojekt nicht für angemessen.
Am Ende ist das WARUM von jeder einzelnen Person wichtig. Wenn ich selber Songs schreibe, die ich präsentieren möchte und andere dabei mitspielen, üben und sich die Zeit nehmen sollen, als wäre es etwas professionelles, dann kollidieren die Ansprüche wahrscheinlich meistens mit denen der anderen. Einfach, weil es dann MEIN Projekt ist und sie machen mit. Vielleicht haben sie Spaß daran, aber eben im Normalfall keinen inneren Antrieb für genau dieses Projekt. Vielleicht können die anderen InstrumentalistInnen sich dabei ja auch verwirklichen, wenn sie den entsprechenden Freiraum haben. Vielleicht wollen sie aber auch nur dabei sein und das spielen, was man ihnen sagt. Ich glaube, Hobbybands funktionieren vor allem dann, wenn man auch jenseits der Musik gerne Zeit zusammen verbringt und nicht zu verbissen ist. Wenn mir ein Hobby Druck macht, den ich eigentlich nicht möchte, dann wäre ich auch raus. Manchmal schafft man halt den Absprung nicht.
Ich spiele zum Beispiel aktuell nebenbei als Gitarrist in einer Band, die keinen professionellen Anspruch hat, sondern einfach coole Musik machen und ab und zu auftreten will. Niemand strebt eine große Karriere mit dem Projekt an. In dem Fall ist mein WARUM, dass ich gerne wieder mehr mit anderen spielen wollte und mich außerdem als Sideman weiterentwickeln und live als E-Gitarrist zeigen kann. Da habe ich am Anfang viel Zeit reingesteckt, um mir das Repertoire drauzuschaffen und meine eigenen Parts zu erarbeiten. Jetzt steht das ganze und kann für Gigs abgerufen werden. Jetzt muss ich halt selber entscheiden, wie viel Energie ich reinstecke, solange keine Gigs anstehen. Also wie viel meiner musikalischen Energie und Zeit ich für das Projekt abzwacken kann. Vor allem, solange die wenigen Gigs nicht viel Geld bringen. Wenn nicht alle zumindest auf die Bühne wollten und ab und zu Gigs mit Gage spielen, hätte das für mich langfristig keinen Sinn. Dann wäre es halt eine Übung gewesen. Aktuell passt es für mich aber so. Ich merke aber auch trotzdem, dass ich nicht die allerletzte Energie in meine Parts oder ins weitere Üben stecke. Eben, weil es keine Priorität hat neben mehreren Musikprojekten und Jobs.
Ich habe insgesamt für mich gelernt, dass es wichtig ist, was potenzielle Bandmitglieder für sich mitnehmen können bzw was das Projekt ihnen bringt. Also ihr WARUM. Wenn ich 100% verbindliche, motivierte Leute möchte, die viel Zeit aufs üben verwenden, jede Woche proben wollen und jederzeit für Gigs zur Verfügung stehen, dann muss ich mir professionelle Leute suchen, denen ich dann auch einen entsprechenden Gegenwert anbieten kann (zB regelmäßige Gigs mit vernünftigen Gagen). Dass man Leute findet, die auf dem Level umsonst ein Projekt mit antreiben wollen, weil sie richtig Bock auf die Musik oder das Konzept haben, ist imho ziemliche Glücksache. Erst recht, wenn man keine 20 mehr ist. Und irgendeinen Antrieb braucht es halt. Entweder formuliert man ein klares Ziel und gibt alles dafür oder man ist halt okay damit, dass die Band kein wirkliches Ziel hat und ein Spaßprojekt ist. Den Zwischenbereich finde ich schwierig. Antrieb ohne Ziel muss irgendwie von innen und aus den Möglichkeiten kommen, die ein Projekt mir bietet. Daher sehe ich persönlich es als meine Aufgabe, wenn ich Antrieb von anderen erwarte, auch die entsprechenden Voraussetzungen zu bieten. Und entweder passt das zusammen oder halt nicht.