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Verkaufsmodell - Freier Download und kostenpfl. "Bonus Edition"?

  • Ersteller Matty265
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Matty265
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Hey Leute,
ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, wie man das Problem "illegale Downloads" stoppen kann, welches besonders bei uns jugendlichen weit verbreitet ist. Meiner Meinung nach gibt es folgendende Probleme:

- Die Musik ist in dem Maß, in dem jugendliche sie konsumieren, nicht finanzierbar (18€ für ein Album ist viel, wenn man 2-3h Musik pro Tag hört).
- Es gibt, zumindest für Metal und Rock Musik, keine Läden mehr. In meiner Heimtatstadt kenn ich keinen einzigen CD Laden mehr ausser die großen, wie Saturn und Media Markt, welche nicht "meine" Auswahl haben.
- Online kaufen ist für viele Jugendliche ein Problem. Sie besitzen keine Kreditkarte o.Ä und manche Eltern "trauen" dem bezahlen im Netz noch nicht.

Zudem sind manche, meist unbekanntere, Bands nicht einfach so im Plattenladen erhältlich.
Für mich sind dadurch für die Zukunft nur 2 Modelle der Musikverbreitung realistisch:

- Jemand anders bezahlt den Künstler (Werbeeinnahmen auf einer Website)
- Künstler stellen ihre Musik kostenlos zur verfügung, mit der Option, durch Auftritte und "Bonus Editionen" (Live Mitschnitte, Making Ofs, Videos etc) Geld zu verdienen.

Da ersteres Modell schon an vielen Websites scheiterte, würde ich gerne wissen, wie ihr das zweite seht. Ich kann dies persöhnlich nicht beurteilen, da ich weder Band noch CDs habe ^^
Mich persöhnlich interessieren solche "Behind the Scenes" Clips ungemein (z.B Making Ofs der neuen CD oder auch Live Mitschnitte und Interviews)

Glaubt ihr Musiker können dadurch trotzdem "Überleben"? Zumal auch heutzutage im Home Studio Bereich viel passiert und es nichtmehr lange dauert (m.M.n) bis man professionelle CDs für den kleinen Taler produzieren kann, wenn es nicht schon heute der Fall ist.

Falls das hier der falsche Bereich ist, bitte ich einen Moderator dieses Thema zu verschieben :)

Grüße

Matty
 
Eigenschaft
 
So, nach gefühlten 1.000 Bier meine Antwort um 4:00 zu diesem Thema:
Generell ist zu sagen, dass eine Band, sofern sie nicht international erfolgreich ist, keine Chance hat, von den Erlösen aus CD Verkäufen zu überleben, egal wie sie es anstellt. NIN und Radiohead können sich die Gratisaktionen auch nur erlauben, weil sie ohnehin schon "Stammkundschaft" haben, die die Musik auch kaufen, obwohl sie gratis verfügbar ist.
Selbst eine bekannte Band kann im deutschsprachigen Raum nur überleben, wenn sie viele Konzerte spielt, denn im Vertrieb ist für Bands mittlerweile nicht mehr viel zu holen, weshalb ich persönlich als neue Band alles gratis hegeben würde, um möglichst viele Leute auf meine Konzerte zu locken. Auch das Merchandising ist nicht zu unterschätzen, wie schon oft in diesem Subforum zu lesen war, denn auch mit 50 Cent pins lässt sich bei entsprechender Menge Geld verdienen.
Natürlich ist es jedem selbst überlassen, ober er seine Musik jetzt bestmöglich vor Raubkopien schützen muss und damit die Kundschaft verärgert, oder ob er mit diesem leider vorhandenen Übel lebt und auf die Großzügigikeit seiner Fans hofft. Ich persönlich würde eher hoffen.
Ich denke jedenfalls, dass Leute, die Geld für Bonuscontent o.ä. ausgeben, ohnehin das Album der Band ihres Vertrauens erwerben würden, selbst wenn es kostenlos im Netz zu haben wäre. Daher finde ich es unsinnig Bonuscontent, der nach Veröffentlichung ohnehin gratis im Netz zu haben wäre, kostenpflichtig anzubieten. Da würde ich schon eher auf das NIN Konzept setzen und das Album nur teilweise kostenlos zur Verfügung stellen und an allen möglichen Stellen auf die restlichen kostenpfliochtigen Tracks verweisen.

Über kurz oder lang glaube ich ohnehin, dass Streamingdienste die Macht übernehmen werden und keiner mehr Musik "besitzen" will. Ich kann heute schon über youtube jedes erdenkliche Lied auf meinem Handy anhören, wozu muss ich dann noch das Album der Band kaufen? Wenn dieser Streamingdienst jetzt auch noch Urhebergerecht entlohnt werden würde, hätten wir alle kein Problem mehr, allerdings fürchten die alteingesessenen Labels (zurecht) um Ihre Plattenverkäufe, weshalb es in näherer Zukunft keine legalen Streamingdienst geben wird.

Es bleibt also nur zu hoffen, dass die GEMA endlich vom unsinnigen Pay per Click Modell gegenüber Youtube Abstand nimmt und wie viele der restlichen Verwertungsgesellschften auf die Umsatzbeteiligungslinie, die Youtube schon anbietet, einschwenkt.
 
wuiii, ich stimme dir voll und ganz zu (und habe Kekse gebacken:)).

Nur noch eine Anmerkung:
Jemand anders bezahlt den Künstler (Werbeeinnahmen auf einer Website)
Das gibt es schon im Bereich des Endorsment. So spart ein Gitarrist schon viel Geld, weil er seine 20 verschieden Gitarren nicht selbst bezahlen muss...
Und es kommt auch heut schon vor, dass jemand anderen den Künstler bezahlt, aber nicht wegen Werbung auf dessen Website, sondern der Künstler selbst wird zum Werbeobjekt (ich erinner mich da an Chrisina Stürmer, die für RTL II Werbung macht [für RTL II und indirekt für sich selber], ich glaube, Roger Cicero hat ähnliches mal für SAT1 gemacht). Aber das geht halt erst ab einem gewissen Bekanntheitsgrad.

Viele Grüße,
kaf
 
Da ersteres Modell schon an vielen Websites scheiterte, würde ich gerne wissen, wie ihr das zweite seht.

Das erste ist viel realistischer und näher an der Realität als deine zweite Idee. Siehe dir Coke Fridge oder Beck's Music Experience an, beim Kauf der Produkte erhältst du Codes mit denen du aleben runterladen kannst. Wenn das nicht mal werbefinanzierte Musik ist.

Deine zweite Idee wird zu wenig bringen. Bands mit treuer Fanbase können das mal machen, aber um diese zu erlagen, wenn man am Anfang seiner Karriere steht, bringt es nichts. Bonusmaterial von unbekannten Bands kommt nicht so richtig an.

Der Rest siehe wuiii.

Deine Idee ist keine, mit der man als Band Geld verdienen kann.
 
Meine Grundidee war eben: Wenn ich eine Band kennenlerne möchte, bin ich auch einfach nicht bereit, 3, 4 Alben ins Blaue zu kaufen.
Also bei der "Bonus Edition" wäre natürlich das Album auch dabei auf CD :D

Wegen Streaming:
Das stimmt, Websites wie Grooveshark machen das heute ja schon. Nur ich frag mich dann, wie ich unterwegs meine Musik hören kann. Noch haben ja relativ wenige Leute UMTS etc


grüße
 
Die Idee ist ja völlig richtig. Ich würde auch nie "versuchsweise" eine CD kaufen, die kosten ja schon ziemlich Geld. Aber auch das Bonusmaterial würde genauso raubkopiert werden, wie es heute mit CDs der Fall ist.
Aber man kann ja auf die normale CD totzdem Bonusmaterial packen. Aber das wird die Verkäufe wohl nur unwesentlich steigern.

Die Sache mit dem Streaming betrachte ich aus einem anderen Winkel:
a) hat man bei UMTS ein Trafficlimit, bis man gedrosselt wird. Da wird man nicht jeden Tag 5h Musik per Streaming hören können
b) wenn die Streamingdienste nicht mehr legal sind, wird es riskant, dann jeden Tag Musik per Streaming zu hören. Das lässt sich gut zurückverfolgen.

Viele Grüße,
kaf
 
Nur ich frag mich dann, wie ich unterwegs meine Musik hören kann.
In der guten alten Zeit hat man mit Cassettenrecorder das Radio-Porgramm aufgenommen und die so angefertigte Musik-Cassette im Auto oder Walkman gehört. Entweder war man fit genug, rechtzeitig auf "Record" zu drücken, wenn Sonntags Abends der Moderator "und nun zu Platz 4 der Charts" ankündigte, oder aber man ließ es einfach komplett durchlaufen (und ärgerte sich, wenn die 45min-MC umgedreht werden mußte und man dabei DEN Hit verpaßte) und überspielte die gewünschten Titel via Doppel-Cassettendeck auf eine weitere MC.
Heute nimmt man MP3-Files auf und höhrt sie über MP3-Player oder Handies oder whatever.

Merke: für den Privatgebrauch ist das Anfertigen von Aufnahmen/Mitschnitten schon immer legal gewesen (sofern die Quelle der Aufnahmen legal war/ist)


Zum Thema Band-Finanzierung:
Meiner Meinung nach läuft es langfristig darauf hinaus, daß Musiker nur noch durch Live-Konzerte Geld verdienen werden.
 
Meiner Meinung nach läuft es langfristig darauf hinaus, daß Musiker nur noch durch Live-Konzerte Geld verdienen werden.

... und dem, was auf Live-Konzerten so an Fanmaterial und Merchandising verkauft wird. Ich war vor zwei Wochen bei Sharon Jones & The Dap-Kings hier in München in der Tonhalle, und war wirklich erstaunt, was die Leute da an T-Shirts und vor allem auch Vinyl (Singles für um die 5 EUR, LPs eher um die 15 EUR) rausgeschleppt haben... diese Spontankäufe als Erinnerung an einen netten Abend sind sicherlich ein verdammt nettes Zubrot. Muss auch mal überlegen, ob wir nicht ein paar Bandshirts machen :D
 
Meiner Meinung nach läuft es langfristig darauf hinaus, daß Musiker nur noch durch Live-Konzerte Geld verdienen werden.

In diesem Zusammenhang stelle ich mir die Frage, wie es dann langfristig mit meinen Lieblings-Musikrichtungen weitergehen soll, wo sehr viel Elektronik im Spiel ist. Schwerpunktmäßig höre ich ja Dance, und diese Musik kommt ja seit jeher aus der Retorte. Zwar gibt es Bands aus diesem Genre, die live auftreten, aber deren Gigs sind einfach nur oberpeinlich, weil oft nicht nur der Sound aus der Retorte kommt, sondern auch der Gesang häufig per Computer verfremdet wird. Infolge dessen sind die Auftritte dann nur per Vollplayback möglich - sowas sich anzugucken, ist einfach nur verschwendete Zeit.
Wenn es dann noch um Instrumentalmusik geht - was ja auch sehr häufig ist im Bereich der Dance-Musik - dann ist ein Live-Konzert völlig unmöglich. Der Versuch, den Robert Miles Hit "Children" live aufführen zu wollen, muss peinlich enden... In anderen Bereichen der elektronischen Musik, z. B. im Techno, House, Trance, Acid, Drum & Bass etc. sieht es noch düsterer aus.
Dasselbe gilt auch für Musikrichtungen wie Ambient & Chill Out, aber auch Meditationsmusik, Hintergrundmusik in Filmen und Fernsehsendungen, Kaufhaus-/Fahrstuhlmusik und dergleichen. Für solche Musik existiert ja auch eine riesige Nachfrage, aber man braucht im Grunde auch hierfür ein völlig neues Finanzierungsmodell, weil auch solche Art von Musik problemlos kopiert werden kann (und wird).

DJ Nameless
 
ganz interessant in dem Hinblick ist die Entwicklung im wiss. Publikationsbereich. Seit Internet verlagern sich mehr und mehr Publikationen auf open source Plattformen und können frei heruntergeladen werden. Die Forscher wollen sichergehen, dass möglichst viele Zugriff zu ihren Paper haben und es möglichst oft zitiert wird, es geht nur noch um Popularität, die Qualtitätssicherung bleibt so etwas uaf der Strecke, aber für Musik ist das ja unwichtig, die Leute hören was sie empfohlen bekommen und/oder ihnen gefällt. Dadurch haben sie dann sekundär mehr Chancen auf Forschungsgelder. Peer-reviewed Journals werden immer teurer, so dass sich manche Uni kaum noch leisten kann. Musik wäre schon den gleichen Weg gegangen wenn MI nicht zwanghaft versuchen würde das aufzuhalten. Von Werbeeinnahmen sehen Forscher und Musik so gut wie nichts. Sie können nur darauf hoffen dass ihre Idee populär wird und sie ne Marke bilden können.

@ djnameless

black eyed peas mal als Gegenbeispiel zu deiner These, machen afaik doch viele Auftritte mit Playback, nur Autotune-Gesang. Interessiert keinen ob das live oder half playback ist. Hauptsache Show auf der Bühne, Pink macht Circus-Einlagen, Gaga Strip-Show etc. pp. Das wirklich live gespielt wird bei einem Konzert ist m.M. nebensächlich, die Leute gehen wegen dem Eventerlebnis hin. Ein Akustik-Jazz Abend ist natürlich was anderes.

Natürlich wirds auch weiterhin keine DJ Konzerts geben, sieht eben langweilig aus wenn eine Person vor nem Laptop steht und mitsingen kann man auch nicht, von daher wird hier Popularität noch wichtiger werden um sich über Wasser zu halten mit den ganzen Bedroom-Producern. Für Producer elektr. Musik werden die Zeiten härter und die Halbwertszeiten kürzer. Darauf ist ja auch die Produktphilosophie der MI ausgerichet mittlerweile, Künstler zu pushen, auszumelken (Gaga, Perry, Spears,...) und dann wird ne neue Mode diktiert, genau so oberflächlich wie es seit Jahrzehnten in der Modebranche läuft, alle 10 Jahre wiederholt sich alles, nur mit anderen Namen. Künstler mit mittelmässiger Popularität rentieren sich kaum noch, konnten sich früher aber amortisieren.

Um Meditations und Fahrstuhlmusik :D würd ich mir mal keine Sorgen machen, solche Aufgaben können auch von Hobbyproducern erledigt werden die Spass an der Freud haben, genauso wie eben manche Software open source von Freiwilligen unentgeltlich programmiert wird und manchmal sogar besser ist als kostenpflichtige. Filmmusik ebenso, gerade Konzerne wie Sony pushen doch ihre eigenen Musikkünstler in von ihnen produzierten Filmen.

Bei dieser ganzen Diskussion sollte man mal im Auge behalten, das Musiker wenn sie davon leben können ihr Hobby zum Beruf gemacht haben und nicht am Fliessband stehen oder im Büro hocken. Wie ich oben schon mit dem Forscher Analogon zeigte, besteht per se kein Recht oder Notwendigkeit aufgrund einer Idee, sei sie musikalischer oder wissenschaftlicher Natur, schon entlohnt zu werden, notwendig aber nicht hinreichend würde der Mathematiker sagen :)
 

Ich möchte bei dieser Diskussion das obige Video anführen. Sicherlich kann man deine Band nicht mit NiN vergleichen- dann würdest du nicht hier fragen und einiges, von dem, was der gute Mann so erzählt, geht auch nur wegen der arg loyalen Fanbase und dem Kult um Herrn Reznor, aber:

Cwf and Rtb finde ich sehr stark:

Connect with fans und gebe denen danach reason to buy. Funktioniert in jedem Geschäftsmodell so, wenn man mal ehrlich ist. Ersetze Fans durch Kunden und du hast nahezu jedes Geschäftsmodell (ob es nun Aldi, Microsoft oder last.fm ist, ist vollkommen Banane). Die Frage ist nur, auf welchen Kanälen man genau das macht, wo tummeln sich die Leute, die potenziell eure Fans sind/werden und auch kaufen ? So ist z.B. myspace meiner meinung nach nicht unbedingt geeignet, weil in myspace Dinge eher an einem vorbeifliegen und man als Fan wirklich aktiv suchen müsste.
 
@DJ Nameless:

Ja, die ganze Diskussion hier ist soweit ja nachvollziehbar und für die Sparte Rock und Metal auch sicher richtig.

Was vergessen wird sind aber reine Studioprojekte, denen dieser Weg nicht offen steht.
Denn nicht jede Band kann so ohne weiteres Auftritte organisieren;

Gerade im experimentellen Bereich, der viel Ausarbeitungszeit oder Manpower bedarf ist es für Hobbyisten schwer bis unmöglich ohne größere finanzielle Mittel oder viel Zeit (und da steht der Beruf oft im Weg) einen Fuß auf die Bühne zu bekommen.

Beispiele? Gerne, sogar von den Beatles: John Lennon sagte gegen Ende der Beatles-Zeit einmal, er wolle keine Auftritte mehr machen weil die komplexen Stücke ohnehin kaum live gespielt werden können.

Daß das für elektronische Musik heute genauso gilt liegt auf der Hand - es sei denn man läßt einfach WinAmp düdeln, was auch wieder nur für technoartiges in Frage kommt.

Die Bedeutung von Studioprojekten kann man auch nicht wegdiskutieren: Alphaville zum Beispiel waren mehr als zehn Jahre lang ein reines Studioprojekt, "Big in Japan", "Forever Young", "Summer Rain" und "Jerusalem" auch gänzlich ohne Liveauftritte ganz oben in den Charts - einfach weil das gute Musik war.

Eine Kulturflatrate wäre ja vielleicht eine Lösung - aber dann muß man auch dafür sorgen, daß jeder Hobbyist die gleiche Möglichkeit hat, wahrgenommen zu werden wie Major-Acts.

Utopisch?

Dank Internet eigentlich nicht...wenn man nur will.

Gruß MZ
 
Es bleibt also nur zu hoffen, dass die GEMA endlich vom unsinnigen Pay per Click Modell gegenüber Youtube Abstand nimmt und wie viele der restlichen Verwertungsgesellschften auf die Umsatzbeteiligungslinie, die Youtube schon anbietet, einschwenkt.

Warum hältst Du denn ein Pay-per-Click-Modell generell für unsinnig? Ich stelle mir eine pauschale Abrechnung, die auch kleineren Bands gegenüber fair ist, schwierig vor...
 
Hui, da werden wieder Äpfel mit Birnen verglichen...
Ein International bekannter Künstler wird nie Probleme haben, auch allein mit den Plattenverkäufen super überleben zu können. Auch wenn die Beatles oder Alphaville keine Konzerte gegeben hätten, hätten sie von den Plattenverkäufen locker sehr gut leben können. Diese Künstler sind auch die besten Freunde der Plattenfirmen.
Ein national bekannter Künstler muss sich da schon mehr anstrengen. Nehmen wir einmal die Sportfreunde Stiller oder Bushido, die können zwar sicher rein von ihren Plattenverkäufen leben, um gut leben zu können sind aber ganz schön viele Verkäufe im kleinen deutschsprachigen Markt nötig.
Wenn wir jetzt noch einen nur in Österreich bekannten Act wie den Gewinner des letzten Ö3 Castings Norbert Schneider hernehmen (wobei sich hier zusätzlich Ö3 noch ein großes Stück vom Kuchen abschneidet), dann ist es für ihn fast unmöglich am winzigen österreichsichen Markt genug Platten zu verkaufen, um davon leben zu können.
Um gut leben zu können, müssen diese national bekannten Bands halt einfach touren.
Für Plattenlabels sind solche Künstler aber dennoch interessant, da für den entsprechend kleineren Markt auch weniger Werbe- bzw. Promotionsausgaben nötig sind.
Wenn wir jetzt noch tiefer in den regionalen- bzw. Nischenmarkt gehen, wird es eigentlich unmöglich, viel Geld durch Plattenverkäufe zu verdienen und auch für (große) Labels ist dieser Bereich ziemlich uninteressant. Das war früher so und ist auch heute so.
Natürlich gibt es genug Bands, die durch Touren dennoch ganz gut leben, die CD Verkäufe sind aber (außer der Direktvertrieb) auf der Einnahmenseite ziemlich zu vernachlässigen, weshalb ich persönlich, würde ich in einer regionalen- oder Nischenband spielen, meine Songs immer gratis zum Download anbieten würde, mit der Option etwas zu spenden, oder die CD online zu erwerben.

Grundsätzlich ist also vor allem bei den Platteneinnahmen zwischen internationalen, nationalen und regionalen Acts zu unterscheiden und Vergleiche zwischen diesen Bereichen sind unsinnig.

Musiker, die im jetzigen Musikbusiness noch nicht von ihrer Musik leben können, werden auch nach irgendwelchen Änderungen im Verteilungssystem weiterhin ihre Probleme haben zu überleben. Natürlich kann sich der eine oder andere Musiker, dann etwas mithilfe seiner youtubevideos dazuverdienen. Dass aber jedem Hobbymusiker auf einmal die Millionen (oder auch nur das Geld zum Überleben) in den Schoß fallen sollen, ist höchst utopisch.

Auch darüber, wie die Änderungen im Verteilungssystem ausschauen sollen, lässt sich streiten. So wie youtube z.B. derzeit funktioniert, ist eine Pay per Klick Abgeltung nicht möglich, da youtube selber nicht Geld mit jeden Klick auf ein Video verdient, sondern nur mit jedem Klick auf ein Werbebanner. Eine Umsatzbeteiligung bietet youtube aber schon längst an und die Französische und italienische Verwertungsgesellschaft haben dem auch schon zugestimmt, nur die Gema wehrt sich noch dagegen.

Für mich wäre ein ideales System zunächst die o.g. Umsatzbeteiligung und zusätzlich unter jedem Video einen Micropayment Button, über den ich 1 Cent (Hausnummer) pro Klick direkt an den Urheber spenden kann. Natürlich gibt es dazu noch viele offene Punkte, wie z.B. den Aufteilungsschlüssel zwischen Audiourheber, Videourheber und Videohochlader, für mich wäre so etwas aber das ideale Vergütungssystem.
Ich persönlich bräuchte auch nicht einmal das Video zum Ton sondern wäre mit einem Audiostreamingdienst nach diesem Aufbau schon überglücklich, leider wird uns aber (zumindest noch in nächster Zeit) die Musikinsdustrie noch einen Strich durch die Rechnung machen.

Auch die Elektroniker seien noch kurz erwähnt: Also in den Discos bei uns in der Gegend und auch bei eigens organiserten Parties sind bei uns mehr als genug bekannte DJs zu hören und wenn ich so mitbekomme, was die für ein DJ-Set kassieren, da läuft jeder Band das Wasser im Mund zusammen. Sie werden jetzt (mit wenigen Ausnahmen wie Scooter) nicht die großen Hallen füllen, in den großen Discos ist aberauch für diese Musiker mehr als genug Geld zu holen.

Jetzt habe ich wieder viel zu viel zu einem schon oft diskutierten Thema geschrieben, vielleicht hilft es aber noch jemandem, seine Erwartungshaltung vom pöhsen Musikbusiness in die richtigen Bahnen zu lenken
 
Natürlich wirds auch weiterhin keine DJ Konzerts geben, sieht eben langweilig aus wenn eine Person vor nem Laptop steht und mitsingen kann man auch nicht, von daher wird hier Popularität noch wichtiger werden um sich über Wasser zu halten mit den ganzen Bedroom-Producern. Für Producer elektr. Musik werden die Zeiten härter und die Halbwertszeiten kürzer. Darauf ist ja auch die Produktphilosophie der MI ausgerichet mittlerweile, Künstler zu pushen, auszumelken (Gaga, Perry, Spears,...) und dann wird ne neue Mode diktiert, genau so oberflächlich wie es seit Jahrzehnten in der Modebranche läuft, alle 10 Jahre wiederholt sich alles, nur mit anderen Namen. Künstler mit mittelmässiger Popularität rentieren sich kaum noch, konnten sich früher aber amortisieren.

Eben - meine ich ja.

Um Meditations und Fahrstuhlmusik :D würd ich mir mal keine Sorgen machen, solche Aufgaben können auch von Hobbyproducern erledigt werden die Spass an der Freud haben, genauso wie eben manche Software open source von Freiwilligen unentgeltlich programmiert wird und manchmal sogar besser ist als kostenpflichtige.

Das Musikproduzieren für lau, ebenso wie Freeware-Programme zu entwickeln, funktioniert zwar zur Zeit noch; mittelfristig dürften aber auch hier die Probleme anfangen. Denn die Freizeit, die diese Leute in diese Sachen investieren, müssen sie sich in anderen ("regulären") Jobs verdienen. Nur bröckeln eben auch da wegen dem Internet die Arbeitsplätze weg: Briefträger fallen durch E-Mails weg, Lexikon-Verlage falken durch Wikipedia weg, usw ... Die Querfinanzierung der kostenlosen Produkte wird immer schwieriger, weil die kostenlosen Sachen den kostenpflichtigen immer mehr Marktanteile wegnehmen.
 
@DJ Nameless:
Ja, die ganze Diskussion hier ist soweit ja nachvollziehbar und für die Sparte Rock und Metal auch sicher richtig.
Was vergessen wird sind aber reine Studioprojekte, denen dieser Weg nicht offen steht.
Denn nicht jede Band kann so ohne weiteres Auftritte organisieren;
Gerade im experimentellen Bereich, der viel Ausarbeitungszeit oder Manpower bedarf ist es für Hobbyisten schwer bis unmöglich ohne größere finanzielle Mittel oder viel Zeit (und da steht der Beruf oft im Weg) einen Fuß auf die Bühne zu bekommen.

Ich würde auch sagen, es ist für Hobbyisten nahezu völlig unmöglich. Einerseits braucht man viel Geld, um die ganzen Instrumente, Equipment usw. kaufen zu können, andererseits frisst alleine die Produktion oft unendlich viel Zeit, und dann kommt noch der ganze Promotion-Aufwand dazu - und wie du schon sagst, ist das mit einem normalen Job etc. nicht in Einklang zu bringen.

Die Bedeutung von Studioprojekten kann man auch nicht wegdiskutieren: Alphaville zum Beispiel waren mehr als zehn Jahre lang ein reines Studioprojekt, "Big in Japan", "Forever Young", "Summer Rain" und "Jerusalem" auch gänzlich ohne Liveauftritte ganz oben in den Charts - einfach weil das gute Musik war.

Yep.



Eine Kulturflatrate wäre ja vielleicht eine Lösung - aber dann muß man auch dafür sorgen, daß jeder Hobbyist die gleiche Möglichkeit hat, wahrgenommen zu werden wie Major-Acts.
Utopisch?
Dank Internet eigentlich nicht...wenn man nur will.

Je länger ich über die Idee "Kulturflatrate" nachdenke, desto problematischer sehe ich das Ganze. Die Idee ist ja im Grunde einfach: Man zählt einfach, welcher Song wie oft runtergeladen wird, und verteilt das über die Pauschale eingenommene Geld einfach an die Urheber ..... Nun gibt es aber ein Riesenproblem: Jeder, der sich im Internet rumtreibt, wird feststellen, dass der von Usern / Hobbyisten hochgeladene Kram von extrem unterschiedlicher Qualität ist. Da es keine Kontrollinstanz schaffen kann, diese ganzen Inhalte objektiv zu bewerten, hätte im Grunde jedes Musikstück, jeder Film usw. einen Einheitspreis. Entsprechend sind anonyme Statistiken auch extrem anfällig für Betrug: Es wäre z. B. ohne weiteres möglich, über Foren, Chats, Tauschbörsen, Videoportale etc. eine Datei stark zu bewerben, die dann offensichtlich unbrauchbares Material enthält, nur um durch die Klicks an Geld zu kommen. Die MP3-Aufnahme einer Klospülung würde dann pro Download dieselbe Ausschüttungssumme erhalten wie "The Show Must Go On" von Queen. Analog gilt dasselbe bei Filmen: Ein VIDEOHANDY-TEST AUF DER KIRMES würde dann pro Aufruf dasselbe Geld kriegen wie ein Hollywood-Blockbuster. Im Internet existiert übrigens ein langer, sehr lesenswerter Artikel zu dem Thema:

http://netzwertig.com/2009/06/29/kulturflatrate-pro-und-contra/

DJ Nameless
 
Musiker, die im jetzigen Musikbusiness noch nicht von ihrer Musik leben können, werden auch nach irgendwelchen Änderungen im Verteilungssystem weiterhin ihre Probleme haben zu überleben. Natürlich kann sich der eine oder andere Musiker, dann etwas mithilfe seiner youtubevideos dazuverdienen. Dass aber jedem Hobbymusiker auf einmal die Millionen (oder auch nur das Geld zum Überleben) in den Schoß fallen sollen, ist höchst utopisch.

Wie ich schon öfters schrieb, hat die Entwicklung von Computer, Internet & Co. die klassische Marktwirtschaft in vielen Branchen fast komplett zum Erliegen gebracht - einfach weil heute JEDER übers Internet anbieten kann, was und wie er will. Dadurch ist der Markt faktisch vollkommen übersättigt, und sowohl die Konsumenten als auch die Anbieter haben einfach keinen Überblick mehr, was angeboten wird und was nicht, und was noch benötigt wird und was nicht. In einer derartigen Situation regulieren sich Angebot und Nachfrage nicht mehr von selbst, weil der Konsument sich aufgrund des schieren Überangebots oft nicht über die Bezugsquellen seiner Wunschprodukte informieren kann (oft zu lesen in Foren: "wo kann ich XXXXX kaufen?"). Umgekehrt haben die Anbieter keine Ideen mehr, wie sie auf ihre Produkte in ihrer Zielgruppe überhaupt noch aufmerksam machen sollen. Mittlerweile geht die Belästigung mit Spam-Mails, Pop-Up-Bannern mit integriertem Flash und Sound, etc. ja so weit, dass immer mehr Leute Ad-Blocker-Software installieren, um der Werbung aus dem Weg zu gehen, weil man einfach nur noch damit zugemüllt wird.

Für mich wäre ein ideales System zunächst die o.g. Umsatzbeteiligung und zusätzlich unter jedem Video einen Micropayment Button, über den ich 1 Cent (Hausnummer) pro Klick direkt an den Urheber spenden kann. Natürlich gibt es dazu noch viele offene Punkte, wie z.B. den Aufteilungsschlüssel zwischen Audiourheber, Videourheber und Videohochlader, für mich wäre so etwas aber das ideale Vergütungssystem.
Ich persönlich bräuchte auch nicht einmal das Video zum Ton sondern wäre mit einem Audiostreamingdienst nach diesem Aufbau schon überglücklich, leider wird uns aber (zumindest noch in nächster Zeit) die Musikinsdustrie noch einen Strich durch die Rechnung machen.

Freiwillige Bezahlung mag vielleicht noch bei großen Stars funktionieren. Bei Radiohead etwa hat es geklappt. Aber schauen wir mal ein paar Jährchen in die Zukunft und stellen uns vor, es gäbe einen super-perfekten Micropayment-Service. Dann kannst du den Selbsttest machen, einen einfachen 08/15-Hardtechno-Track basteln, den irgendwo hochladen und einen Micropayment-Button daneben stellen. Ich gehe jede Wette ein, dass da KEIN SCHWEIN auch nur irgend einen Cent spenden dürfte! Nicht nur, weil es völlig unbekannt ist, sondern diese ganze Elektronik- und Studiomusik ist einfach komplett unpersönlich. Wenn ich mir anschaue, wie viele Instrumental- bzw. reine Studio-Titel ich habe, wo es als "Interpret" nur irgend ein Pseudonym gibt... in manchen Fällen liegt mir sogar überhaupt keine Interpretenangabe vor. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand freiwillig einem "normalen" Durchschnittstitel, zu dessen Interpret er keinen Bezug hat, auch nur irgend einen Cent spendet.

Auch die Elektroniker seien noch kurz erwähnt: Also in den Discos bei uns in der Gegend und auch bei eigens organiserten Parties sind bei uns mehr als genug bekannte DJs zu hören und wenn ich so mitbekomme, was die für ein DJ-Set kassieren, da läuft jeder Band das Wasser im Mund zusammen. Sie werden jetzt (mit wenigen Ausnahmen wie Scooter) nicht die großen Hallen füllen, in den großen Discos ist aberauch für diese Musiker mehr als genug Geld zu holen.

Musikproduktion und DJ-Gigs sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. In der Tat ist es schon richtig, dass viele bekannte Dance-Produzenten, z. B. Aquagen, Pulsedriver, Sven Väth, Blank & Jones, Kai Tracid, Chris Liebing etc. tatsächlich beides machen. Aber es gibt tatsächlich viele DJ's, die nicht produzieren, und umgekehrt gibt es aber auch Producer, die vom Auflegen keine Ahnung haben. Übrigens kann man vom Auflegen derzeit auch praktisch nicht leben, wenn man nicht den Status eines der gerade genannten Superstar-DJ's hat. Die meisten DJ's zahlen schlichtweg nur drauf. Noch scheint es für manche zu funktionieren. Aber wenn in ein paar Jahren in allen möglichen anderen Branchen (wo die Hobby-DJ's arbeiten) die Umsätze auch wegbrechen, weil es eben alles im Internet gibt, dann bricht die Marktwirtschaft, so wie wir sie kennen, wirklich komplett zusammen.

DJ Nameless
 
Wie soll den "Die Marktwirtschaft" zum erliegen kommen oder zusammen fallen?
So läuft das nun einmal, wenn dich niemand hören/sehen/kaufen will bekommst du kein Geld. Du solltest deine Ansichten über die freie Marktwirtschaft noch mal überdenken, was du dies bezüglich äußerst ist größtenteils Stuss
 
Das Problem ist doch eigentlich immer dasselbe: Viele wollen berühmt werden, nur wenige schaffen es. Wer es international "schafft", wird auch künftig davon leben können. Vor allem Teenager suchen nach Idolen, Zugehörigkeit, Vorbildern - auch wenn's vielleicht nicht mehr nur die Bravo ist, die den Ton angibt... aber so Fälle wie Miley Cyrus (früher auch mal Britney Spears und Christina Aguilera) bzw. Tokio Hotel (früher auch Take That und andere Boybands) wird's ebenso geben wie internationale "Megastars" a la Rihanna, Lady Gaga, Shakira etc. Und sicherlich wird ab und an mal ein David Guetta (früher auch mal ein Fatboy Slim oder so) bzw. ein geiles Studio-Projekt wie die Gorillaz oder so die Charts stürmen. Auch ein Popstars-Sternschnuppen-Effekt oder eine Lena Meyer-Landrut wird immer mal wieder "durchschießen".

Grundlage für mehr als One-Hit-Wonder ist dabei immer "dranbleiben" (also "sein Ding" durchziehen), innovativ sein (oder auch konstant gut) und eben - und das ist der eigentliche Punkt - gute Musik abliefern, die Menschen bewegt. Qualität siegt am Ende, wenn eine vernünftige Fanbase da ist. Und JA, es ist schwer, berühmt zu werden - aber das war's IMMER SCHON. Zu Zeiten der Beatles und Stones gab es durchaus noch ein paar andere Bands mit mindestens ebensolchem Potenzial, für die es aus verschiedenen Gründen aber nicht zum "permanenten Megahyperstar-Status" gereicht hat. Was z.B. die Faces damals abgeliefert haben, toppt die meisten "mainstream-bekannten" Rock-Sachen aus dieser Zeit, und was die Kinks seit Jahrzehnten bis heute abliefern, ist auch allererste Sahne - nur haben die eben den absoluten "Durchbruch" nicht geschafft.

There's no business like show business - und nett geht's da eben nicht zu.

Und die Marktwirtschaft funktioniert meiner Meinung nach auch weiterhin. Es gibt durchaus "lokale" Acts, die gut etabliert sind und gutes Geld verdienen. Es gibt weiterhin Menschen, die Musik kaufen - als legaler Download, als CD (daher auch die vielen Limited Editions etc.), als Erinnerung für ein Konzert... und die eben auch bereit sind, für einen Konzertabend mit Souvenirkauf und Catering mal locker 100 EUR und mehr hinzulegen. Und genau da setzen viele ambitioniertere "Hobbybands" doch an - beim Gig kommen hoffentlich die Kosten wieder rein, viel wichtiger ist aber, dass die Leute danach beim Merchandising-Tisch vorbeilaufen und kräftig CDs und T-Shirts kaufen.

Mein aktuellstes Lieblingsbeispiel: Konzert von Sharon Jones & The Dap-Kings in der Münchner TonHalle. (http://www.sharonjonesandthedapkings.com/). Die Dap-Kings waren für einen Großteil des Sounds der letzten Amy Winehouse CD verantwortlich, gemeinsam ist die Combo in den Soul/Funk-Liebharberkreisen ein begriff. In die TonHalle passen 2000 Leute rein, der Laden war gut gefüllt, die Tickets kosteten inkl. Gebühren so um die 35 EUR. Ist also keine "kleine Sache". Aber: Die Combo ist seit dem 06. April auf Tour, ohne große Pause durch die mittelgroßen Hallen Europas... und auch da gab's am Ende einen netten "Song" mit der gut wiederholten Textzeile "meet me at the merch table", den klaren Hinweis auf CDs, Vinyls, Poster, T-Shirts, Autogramme - und tatsächlich stand danach die halbe Band brav da und hat fleißig signiert. Will sagen: auch die mittelgroßen Profi-Acts knüppeln hart.

Marktwirtschaft eben.
 
Wie ich schon öfters schrieb, hat die Entwicklung von Computer, Internet & Co. die klassische Marktwirtschaft in vielen Branchen fast komplett zum Erliegen gebracht - einfach weil heute JEDER übers Internet anbieten kann, was und wie er will. Dadurch ist der Markt faktisch vollkommen übersättigt, und sowohl die Konsumenten als auch die Anbieter haben einfach keinen Überblick mehr, was angeboten wird und was nicht, und was noch benötigt wird und was nicht.

Das hast du in einem anderen Thread schon behauptet und ich musste widersprechen, also muss ich das hier auch. Der Musikmarkt kann nicht übersättigt sein, da es eine Art FMCG-Markt ist mit einem Einschlag eines SI-Marktes. Das lässt sich anhand der stabilen Preise für CDs und Downloads auch ganz einfach beweisen, auf einem übersättigten Markt findet ein Preiskampf statt, den es im Musikmarkt nicht gibt. Sonderangebote großer Ketten dienen dem Abverkauf von Lagerbeständen oder als Lock-Anbgebote, es gibt aber keine "99 cent CD-Läden", was letztlich der Beweis für Marktübersättigung wäre. Der Computer und das Internet haben mit dem Markt auch nichts zu tun, das sind Distributionswege und keine Märkte. Da iTunes, Musicload und Amazon ja auch nicht gerade kurz vor der Pleite stehen, sind diese Distributionswege auch erfolgreich.

Die Produktbreite hat durch die Möglichkeit, eigenes Material in Eigenregie zu veröffentlichen, natürlich zugenommen, aber da spielen Sachen wie das Longtail-Geschäft eine weitaus größere Rolle.

Ein praktisches Beispiel: Als Henry Ford das Auto das Modell T anbot, hatte er den Automobilmarkt für sich. Da reichte eine Farbe und eine Ausführung und trotzdem wurde das Auto wie wild verkauft. Heute muss sich die Autoindustrie was einfallen lassen, denn eigentlich hat jeder ein Auto, der eins will. Deswegen werden über Produktinnovationen, wie den SUV, neue Autos verkauft und natürlich über den Preis, wie bei Dacia und Skoda. Das findet so im Musikmarkt nicht statt, da jeder immer wieder neue Musik kauft. Deine Annahme, dass jemand keine Musik mehr benötigt, stimmt nicht, da die Konsumenten immer neue Musik kaufen, sonst gäbe es ja keine neuen Hits mehr. Deswegen auch der Hinweis auf den FMCG-Markt (Fast Moving Consumer Good) - Musik wird gekauft, konsumiert und dann ersetzt durch neue Musik - letztlich ein Verbrauchsartikel. Dazu kommt eben der SI-Markt (Special Interest), den nicht jedem gefällt alle Musik. Musikmarketing funktioniert nur bei präziser und guter Zielgruppenanalyse. Die "Best of Joe Cocker" - CD verkauft sich am besten im Vorweihnachtsgeschäft als CD, eine Subgenereveröffentlichung eines Elektrosongs über Downloads.

In einer derartigen Situation regulieren sich Angebot und Nachfrage nicht mehr von selbst, weil der Konsument sich aufgrund des schieren Überangebots oft nicht über die Bezugsquellen seiner Wunschprodukte informieren kann (oft zu lesen in Foren: "wo kann ich XXXXX kaufen?"). Umgekehrt haben die Anbieter keine Ideen mehr, wie sie auf ihre Produkte in ihrer Zielgruppe überhaupt noch aufmerksam machen sollen. Mittlerweile geht die Belästigung mit Spam-Mails, Pop-Up-Bannern mit integriertem Flash und Sound, etc. ja so weit, dass immer mehr Leute Ad-Blocker-Software installieren, um der Werbung aus dem Weg zu gehen, weil man einfach nur noch damit zugemüllt wird.

Das ist überhaupt kein Thema. Die Anbieter haben jede Menge Ideen, wie man Musik verkauft und die funktionieren auch gut. Ich denke aber, es führt zu weit das hier jetzt aus zu rollen. Aber das von dir beschriebene Problem existiert einfach nicht. "Angebot und Nachfrage" sind in einem Markt, der nicht übersättigt werden kann, da er sich zu schnell mit Innovationen selbst erneuert, einfach kein Thema.

Freiwillige Bezahlung mag vielleicht noch bei großen Stars funktionieren. Bei Radiohead etwa hat es geklappt. Aber schauen wir mal ein paar Jährchen in die Zukunft und stellen uns vor, es gäbe einen super-perfekten Micropayment-Service. Dann kannst du den Selbsttest machen, einen einfachen 08/15-Hardtechno-Track basteln, den irgendwo hochladen und einen Micropayment-Button daneben stellen. Ich gehe jede Wette ein, dass da KEIN SCHWEIN auch nur irgend einen Cent spenden dürfte! Nicht nur, weil es völlig unbekannt ist, sondern diese ganze Elektronik- und Studiomusik ist einfach komplett unpersönlich.

Wenn man mal "eben was zusammenbastelt" ist der Bekantheitsgrad nicht das Problem, sondern die Qualität. Gerade in Genreveröffentlichungen funktioniert freiwilliges Bezahlen extrem gut, die Produktionskosten für eine Platte werden immer niedriger, der gesamte Kostenfaktor Distribution fällt weg, der Faktor Erstellung einer haptischen CD fällt weg und dank WOM- und Social Media Marketing brauche ich nicht mal eine Kampagne. Trotzdem kann man einen Song immer noch für 99 cent anbieten, das wird auch bezahlt selbst auf freiwilligier Basis. Also VK bleibt gleich, Erstellungskosten sinken, unterm Strich bleibt also mehr für die Band. Es gibt ganze Labels und Unternehmen, die nur mit einem derartigen System arbeiten und die erwirtschaften Gewinne, mach dich da einfach mal schlau.

Ich kann dir eh nur raten, dich wenigstens mal im Ansatz über den Musikmarkt zu informieren, dass deine Posts wenigstens ein kleines Bisschen Wahrheitsgehalt haben. Irgendwie habe ich das Gefühl, du lebst in einer anderen Realität.

Übrigens kann man vom Auflegen derzeit auch praktisch nicht leben, wenn man nicht den Status eines der gerade genannten Superstar-DJ's hat. Die meisten DJ's zahlen schlichtweg nur drauf. Noch scheint es für manche zu funktionieren. Aber wenn in ein paar Jahren in allen möglichen anderen Branchen (wo die Hobby-DJ's arbeiten) die Umsätze auch wegbrechen, weil es eben alles im Internet gibt, dann bricht die Marktwirtschaft, so wie wir sie kennen, wirklich komplett zusammen.

Also sorry, aber wo legst du denn bitte auf? Ich bin bei weitem kein Profi DJ, ich mache das nur als Zeitvertreib und mein letzter Job ist schon zwei Jahre her. Aber ich bekomme 100.- am Abend wenn ich in einer Szene-Kneipe auflege und 350.- am Abend, wenn ich in einem Club auflege. Alle Resident-DJs die ich hier in München kenne, können gut bis sehr gut von ihrer Arbeit leben. Als DJ arbeitet man nicht im Musikmarkt, sondern auf einem Event. Events werden niemals im Internet stattfinden, Versuche gab es schon genug und funktioniert hat keiner. Ich habe den Verdacht, dass "DJ" in deinem Usernamen steht für "Dirk Jürgen" und nicht für "Disc Jockey".
 
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