Vorhaltsauflösung zu Unterterz / Unterquinte

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Liebe Freunde,

ich finde nicht mehr, wo ich neulich gelesen habe, einige mittelalterliche Komponisten hätten Vorhalte geradezu häufig irregulär zu Unterterz und -quinte aufgelöst. Ecosia-Suche verläuft ebenfalls ergebnislos. Meiner Erinnerung nach fiel der Name Desprez. Wisst Ihr etwas darüber? Vielleicht kennt Ihr andere Beispiele?

(Klanglich überzeugen mich diese beiden Möglichkeiten schon, solange ich der Stimme folgen kann und sie bei der Auflösung nicht mit einer oder mehreren anderen Stimmen verschmilzt - dann habe ich den Eindruck, der Vorhalt "verschwindet irgendwie" und wird nicht aufgelöst.)

Gruuuß
Heiner
 
Zuletzt bearbeitet:
Oh, wie es aussieht habe ich da etwas verkannt und fälschlicherweise das "Portament" der Vokalpolyphonie des 16. Jahrhunderts mit einem Vorhalt identifiziert. Es ist aber etwas völlig anderes - ich hab die Stelle nämlich gefunden, es steht bei Wikipedia unter "Portamento".

Entschuldigung dafür, denn damit ergibt meine Ausgangsfrage keinerlei Sinn. Was ich also suche, sind mehr oder weniger prominente Beispiele für abspringende Vorhalte...
 
Oh je, diesen Thread habe ich offenbar vergeigt - ich versuche es noch einmal neu:

Kennt jemand mehr oder weniger prominente Beispiele für abspringende Vorhalte?
 
Meinst Du so etwas?
1657068180927.png

(Toccata D-Moll von J.S. Bach, Takt 3)

Viele Grüße,
McCoy
 
Du meinst den Absprung vom "g" zum "e", nicht wahr? Ich glaube, das ist nur eine Verzögerung der Auflösung, weil Bach danach regulär ins "f#" auflöst. Ich habe vergessen, wie man dieses Einfügen eines Tones in die Auflösung nennt - finde ich aber noch.

Insofern danke schon mal für Deine Antwort, aber ich suche wirklich eine gültige Auflösung in Unterterz oder Unterquinte (oder sogar nach oben).
 
Die Wendung "g-e-f#" ist mehr oder weniger nur eine Umspielung des Zieltons f# durch g und e. Wendungen dieser Art finden sich z.B. in den Chorälen bei Bach zuhauf.
Abspringende Vorhalte habe ich jetzt nicht gefunden, aber in den folgenden drei Choral-Beispielen (dabei habe ich die Choralsammlung einfach willkürlich an irgendeiner Stelle aufgeachlagen) finden sich neben den Umspielungen (166 drittletzter Takt f#-d#-e / 167 letzte Zeile bei "rech"-te und "Knech"-te) abspringende Leittöne im Tenor (166 und 168 jeweils letzter Takt):
 

Anhänge

  • Bach_Herzliebster Jesu_166.pdf
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aber ich suche wirklich eine gültige Auflösung in Unterterz oder Unterquinte
Mir ist das ja noch nicht so ganz klar, was Du da suchst.

Nehmen wir mal an, wir haben einen Quartvorhalt in einem C-Dur Akkord, also c, f und g. f ist der Vorhalt, wenn der jetzt zur Unterterz abspringen soll, geht er zum als nächstes unter dem f liegenden d. Dann ergibt sich aber einfach ein Nonenvorhalt und er löst sich nicht auf, wenn er nicht wie im Bachbeispiel wieder zur Akkordterz wird.

Wenn sich das f zur Unterquint auflösen soll, geht es zum Bb. Dann ergibt sich ein C7-Akkord (aber wo ist dann die Dur-Terz?).

Bei Non-Vorhalten wird es nicht besser: c, d, g. Das d springt ab zur Unterterz, und es entsteht ein Cmaj7. Zur Unterquint würde es einigermaßen Sinn machen, dann wird das d zum g, immerhin ein akkordeigener Ton von C-Dur.

Bei Sextvorhalten c, e, a geht das a zur Unterterz und damit zum f, also zur Quarte (c,e,f). Soll es zur Unterquint gehen, wird es zum d und damit zur großen Sekunde über c (c, d e).

Also, ich verstehe es nicht. Oder meinst Du etwas ganz anderes?

Viele Grüße,
McCoy
 
@LoboMix, vielen Dank, schöne Beispiele - zwar nicht ganz das Gesuchte, aber doch nah verwandt! Ich finde die abspringenden Leittöne vergleichbar, weil - wie Du, @McCoy, ja durchspielst - die abspringenden Auflösungen vielfach Funktionswechsel erfordern.

[...] Umspielungen [...]

Offenbar kursieren verschiedene Bezeichnungen hierfür: Auflösungsverzögerungen, Verzierungen, Diminution oder auch Mehrfachvorhalt. Letzteres erscheint mir am eindeutigsten, weil die anderen Begriffe auch anders verwendet werden.

[...] löst sich nicht auf, wenn er nicht wie im Bachbeispiel wieder zur Akkordterz wird. [...]

Ja, diese Beispiele erfordern einen Funktionswechsel für die Auflösung. So zeigt es hier auch E. Sigal, wie, Du, @Claus, sagst:

Vorhalte-Sigal.jpg


Zur Unterquint würde es einigermaßen Sinn machen, dann wird das d zum g, immerhin ein akkordeigener Ton von C-Dur.

Genau, dann auch ohne Funktionswechsel. Zur Unterquint über den Septvorhalt habe ich auch als Lehrbeispiel gefunden:

Aufl.zurUnterquint_TiborNemeth.jpg


Den Septvorhalt kann man ohne Funktionswechsel sowohl in Unterterz und Unterquint auflösen (sofern man es schafft, die Septim als Vorhalt hörbar zu machen).

[...]Elefant im Raum ist die Harmonielehre von Everard Sigal, der das vorstellt aber nicht alles mit Quellenangabe belegt.[...]

Mini-Elefant, weil es auch andere schreiben und - ja, leider ohne prominente Beispiele.
 
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