Wahl des "richtigen" Grundtons bei Blues Solos?

  • Ersteller Quietsch-Boy
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..... viele Wege führen nach ROM :D und zur GITARRE ;)
 
Ich lasse nur ein Dogma gelten:
"Misstraue den Dogmatikern!" :govampire:

Es wird immer so getan als wären verschiedene Konzepte unvereinbar. dabei ist das doch Blödsinn. Ausprobieren und Theoriewissen sind nicht unvereinbare Gegensätze sondern sich ergänzende Ansätze. Wenn etwas gut klingt ist es gut.

Genau das stört mich auch immer. Da wird so oft ein Widerspruch konstruiert, den es eigentlich nicht gibt. Ob ich jetzt durch Rumprobieren fünf Töne ausgesucht habe, die gut über einen bestimmten Akkord klingen oder mir aus einer Tabelle die "passende" Pentatonik raussuche, lande ich wahrscheinlich bei den gleichen Tönen. Der Vorteil beim Ausprobieren ist nur, dass man das Gehör von Anfang an involviert hat (und da sehe ich den größten Schwachpunkt bei uns patternbegeisterten Gitarristen, die mehr mit den Augen hören - mich selbst ausdrücklich eingeschlossen, da ist auch meine große Baustelle). Letzten Endes muss dann doch der eigene Geschmack entscheiden und der überstimmt auch, was "korrekt" ist aber für einen selbst einfach nicht gut klingt. Ich bin z.B. kein großer Fan von maj7 Akkorden als Tonika, da mache ich fast immer 6er draus, wie das bis in den frühen Bebop üblich war. Klingt für mich einfach besser. Vielleicht mag ich ja auch deshalb Barry Harris und Konsorten?
Peter Bernstein sagte auch in einem Video, dass er es seltsam findet, wenn man ihm sagt, man solle "spielen was man hört". Wie soll man etwas hören, das man vorher noch nie gespielt hat? Also braucht man Input, sei es durch Theorie oder Ausprobieren, den man seinem Ohr erstmal zuführen muss, damit man daraus etwas machen kann, das man später "nach Gehör" spielt.

Der Jazzer von @OliverT hat wahrscheinlich das gleiche Wissen, nur einfach anders abgespeichert. Wenn ich einen Franzozen frage, was denn 1 plus 1 ist und er nur blöd guckt, heißt das ja nicht, dass er die Antwort nicht kennt sondern einfach kein Deutsch spricht und ich ihn das vielleicht mal auf Französisch fragen sollte...
Hauptsache, man kann sich irgendwie verständigen und voneinander lernen. Verbissenheit ist dabei aber meist im Weg.

Peace,
Captain Blackguard
 
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Hier noch ein schönes Beispiel zum Thema "Zielnoten".
https://truefire.com/lead-guitar-le...ck-jam-overview-chords-targets--scales/v28146

Der gesamte Kurs ist ab und zu für 5$ zu bekommen, aber ein Beispiel daraus ist frei zugänglich.

upload_2021-1-5_12-48-30.png


In dem Video zum Slow Rock Beispiel werden die Akkorde gezeigt und dann die Target-Notes, insb die Grundtöne gezeigt und wie man darüber improvisiert.

...Also braucht man Input, sei es durch Theorie oder Ausprobieren, ...

Ich würde gerne noch mal auf das "Ausprobieren" zurückkommen. Das Problem das ich beim Ausprobieren sehe ist, dass ich mir alles merken muss, was ich ausprobiert habe und dann einsortieren muss in "hört sich gut an", "geht so", "klingt gar nicht". Und das jeweils im Kontext einer Harmonik, die darunter liegt. Denn wenn ich in C etwas probiere und es klingt gut, dann wird es in G ggf. nicht mehr so gut sein. Ich muss mir also einen sehr umfangreichen Erfahrungsschatz zulegen, der nur meiner eigenen Systematik entspricht, da ich mich ja nicht auf die Musiktheorie beziehe, sondern durch ausprobieren erlerne, wie OliverTs Jazzer.

Also das Problem des Probierens ist meiner Meinung nach die fehlende Systematik und spätere Anwendbarkeit - korrigiert mich falls ich falsch liege. Was mache ich z.B. mit dem musikalischen Schatz meines vielen Ausprobierens und meiner Kenntnisse aus im Kontext mit anderen Musikern? Will ich mit denen Spielen, muss ich mich ja auf eine gemeinsame Sprache einigen. Der Bandleader sagt "Blues in G, 12 Takte mit Quickchange" und ich muss wissen, wo G liegt um loszulegen. Nun müssten die anderen Musiker warten, dass ich meinen ausprobierten Musikschatz hervorhole und teste und probiere, bis ich den korrekten Ton treffe, um ab dann korrekt zu spielen.

Bei der Herangehensweise mittels der Musiktheorie, die mir die Grundlagen darüber vermittelt, was passt und was nicht passt (und warum), muss ich mir nicht so viele selbst ausprobierte Dinge merken, sondern kann mich auf den Erfahrungsschatz der vielen Musiker vor mir konzentrieren und gezielter üben, frei nach dem Motto "Spielst du schon oder probierst du noch?"

Ich meine jetzt auch nicht die Kombination aus Ausprobieren und Theorie, sondern die besagten Beispiele, die sich angeblich nur durch Ausprobieren entwickeln.

...Wenn ich einen Franzozen frage, was denn 1 plus 1 ist ...

Das Beispiel ist in der Hinsicht nicht so gut, weil in jeder Sprache "1+1" verständlich ist, weil wir alle den gleichen Zeichensatz verwenden. Und so ist es in der Musik - wir verwenden alle die gleichen Noten/Tabulatoren (mal unser Notensystem vorausgesetzt) und probieren nicht alle herum, um dann wieder einen Nenner zu finden. Ich kann auch mit einem Franzosen Musik machen, nur auf Grundlage eines Lead sheets, genau so kann ich einem Franzosen 1+1 vermitteln.
 
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Also ich habe mir in all den Jahren nie einen Kopf um die Theorie gemacht. Blues ins A = A Moll Pentatonik oder C Dur Pentatonik, dazu ein paar Bluenotes, wenn spannender werden sollte mal geschaut was die Jazzer so an Akkorden draufhaben und vor allem viel anhören. Clapton wechselt gerne zwischen Dur und Moll, Joe Bonanza hat seine speziellen Läufe und bei Hendrix kam meistens was anderes als man erwartet hat. Und wie hat mal BB King gesagt, nicht nur die Noten sind wichtig sonden auch die Pausen zwischen den Note (siehe #20 Phrasierung von B.B.)
 
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Also ich habe mir in all den Jahren nie einen Kopf um die Theorie gemacht. Blues ins A = A Moll Pentatonik oder C Dur Pentatonik, dazu ein paar Bluenotes, ...geschaut was die Jazzer so an Akkorden draufhaben ... Clapton wechselt gerne zwischen Dur und Moll, ... auch die Pausen zwischen den Note (siehe #20 Phrasierung von B.B.)


Also für jemanden, der sich nie einen Kopf über Theorie gemacht hat, hast du recht viel Theorie zur Hand ;).

Ich glaube, hier wird Theorie unterschiedlich interpretiert. @mr.coleslaw , deine Ausführung zeigen doch, dass du dich mit Theorie auseinandergesetzt hast. Du magst nicht auf dem Niveau eines Berkely-Absolventen sein, aber das ist auch nicht notwendig. Sich mit Theorie auseinanderzusetzen heißt nicht, Musiktheorie studiert zu haben, sondern es reicht fürs Spielen, die sogenannte street credibility. Was mache ich bei A oder G. Welche Akkorde kann ich noch nehmen. DAS IST Theorie, die beim spielen praktisch angewandt wird.

Es gibt sogar Kurse "Street theory for guitarists". :D

Also, du hast dich mit Theorie auseinandergesetzt, würdest aber die erste Klausur zum Thema Quintenzirkel vielleicht mit einer 4 abschließen ;).
 
Clapton wechselt gerne zwischen Dur und Moll

ja, aber nicht zwischen A-Moll und C-Dur Pentatonik, weil das Tonmaterialtechnisch das gleiche ist, sondern zwischen A-Moll und A-Dur Pentatonik....

Das ist das was der Threadersteller wohl "Hybrid" nennt.

Ansonsten hast du wahrscheinlich auch intuitiv gelernt, die Fehlerquellen zu vermeiden. z.b. : In einem A-Blues auf der IV Stufe D7, klingt die Septime der A-Moll Penatonik (G) nicht optimal, sie reibt sich mit der Terz des Akkordes (F#). Die meisten erfahrenen Blues vermeiden einfach diesen Ton an dieser Stelle oder binden ihn geschickt in eine Phrasierung ein, so dass er nicht lange und prominent liegen bleibt. Ob man mit Erfahrung oder Theorie zu diesem Ergebnis kommt ist letztlich wurscht. Bei denen, den die Erfahrung (noch) fehlt, gehts mit Theorie ggf etwas schneller.

Letztlich denke zumindest ich nicht nur in einer Pentatonik, sondern alles was ich spiele, auch im Blues, hat prinzipiell einen Bezug du dem Akkord der grade klingt. Das ist im Blues ja auch nicht sooo schwer umzusetzen, sind ja nur 3.

Was den ganz dreckigen Lightning Hopkins, Muddy Waters, John Lee Hooker etc Style angeht. Ohne jetzt arrogant klingen zu wollen: Das läuft einfach so, da hab ich auch noch nie drüber nachgedacht., denn ich habe in meiner Jugend jeden Tag viele Stunden damit verbracht.

Die Sachen wo Theorie mir viel geholfen hat waren: gekonnter Einsatz von Chromatik, temporäres Alterieren von Akkorden zu Spannungssteigerung. Lange Stimmführungslinien übermehrere Akkorde hinweg, etc etc.

Bei aller liebe für eine urtümlichen Stil ist das auch das, was für mich einen guten Blues ausmacht. Jemand der an der richtigen Stelle kurz auch mal "komplex" werden kann und das ganze Geschmackvoll einbindet. Das hat mich immer schon am meisten begeistert: Leute wie T-Bone Walker, teils B.B.King, Robben Ford, Larry Carlton. Den richtige Würze "Jazz" am richtigen Fleck zum abschmecken. Das ziehe ich Bonamassa beeindruckenden, aber im Kern der Sache doch stinlangweiligen, Quintolen und Sextolen-Salven deutlich vor.

grüße B.B.
 
Mach das nicht, es lohnt sich wirklich sich reinzuhängen. Du musst auch nicht gleich wie oben in die Tiefe gehen. Improvisiere über 2 Akkorde im Wechsel, nimm nur die Akkordtöne - aufwärts, abwärts, einzeln, mit Bending, Slide usw - mit nur 3 Akkordtönen hast du schon unzählige Möglichkeiten und die Töne wiederholen sich ja gleich wieder, so hast du die Akkordtöne auch in mehreren Oktavlagen. Man muss sich nur auf den Griffbrett auskennen und darf nicht ausprobieren.

Und später nimmst du die 7 und noch später die 9 hinzu und nimmst "falsche" Töne als Übergangstöne, z.B. slide in die Terz rein usw.

OK ich lass mich drauf ein :)
 
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Falls du Klavier spielen solltest, macht es auch mal Sinn dortige Blues/Boogie Größen sich mal anzuschauen: Zwingenberger, Webber, Sestak usw...
Dort gibt es auch nette Dur/Moll-Symbiosen. :)
 


Er erklärt ja hier was er macht (und das ist wahrscheinlich noch die billigste Version) :-(
Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil
 
-ab nach oben-

Bei Truefire gibt es im Augenblick für 5$ (ca. 4,32€) einen Kurs zur Pentatonic (Moll), mit Zielnoten und Verbindung zw. den Pattern usw.

https://truefire.com/love#fiveBuckHeader

Heißt Blues Connections: Minor

Morgen wird es dann wohl auch die Blues Connections: Major für 5$ geben. Gab es gestern schon.
 
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Bei Truefire gibt es im Augenblick für 5$ (ca. 4,32€) einen Kurs zur Pentatonic (Moll), mit Zielnoten und Verbindung zw. den Pattern usw.

https://truefire.com/love#fiveBuckHeader

Heißt Blues Connections: Minor

Morgen wird es dann wohl auch die Blues Connections: Major für 5$ geben. Gab es gestern schon.

Danke für den Tipp. Die gibts immer mal wieder... aber meistens verpasse ich sie dann. Diesmal habe ich rechtzeitig zugeschlagen.

grüße B.B
 
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