Warum bewegen Blockflötisten soviel mit ihrem Kopf?

michaeldewerd
michaeldewerd
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
31.08.25
Registriert
19.02.09
Beiträge
316
Kekse
868
Ort
Wien
Ich hätte eine Frage, die ich mich schon seit Jahren beschäftigt. Es fällt mir immer wieder auf, dass professionelle Blockflötisten oft so viel mit ihrem Kopf und der Flöte bewegen. Ich finde dies eher störend und verstehe nicht, was der Vorteil davon sein soll. Das erste Musikinstrument, das ich gelernt habe, war das Klavier und meine Lehrerin hat mir immer eingeschärft alle unnötige Bewegungen zu vermeiden. Anscheinend bewegte ich am Anfang ziemlich viel, aber ich habe mir seitdem abgewöhnt. Auch wenn ich Blockflöte spiele halte ich meinen Kopf und meinen Körper immer ganz ruhig und auch die anderen Mitglieder meines Ensembles und der Leiterin tun das. Deswegen frage ich warum gerade die Profimusiker so viel hin und her bewegen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Jetzt, wo Du das schreibst, fällt mir das auch auf. Ich glaube, dass halbwegs fortgeschrittene Musiker sich weniger auf die Technik als um die Stimmung/den Ausdruck teils kümmern und das wird oft mit dem Körper verstärkt. Viele Musiker bewegen sich zur Schwingung der Musik hinter ihrem Instrument und verstärken damit, sicher auch für sich, die Emotionen... denke ich mal... Ich zieh auch oft Grimassen bei "elektrisierenden" Phrasen oder beuge den Körper usw. usw... (siehe mein Signatur-Bild, wie ich gerade mit Schrecken erkennen muss 😂). Das kommt wohl automatisch, wenn man mehr über das Gefühl als über die Technik nachdenkt... Just my opinion, keine Ahnung ob es stimmt... Liebe Grüsse, Frank
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Meine Schwägerin hat Blockflöte studiert, ich traue mich aber nicht, sie zu fragen.

Ich vermute mal, aus dem gleichen Grund aus dem Gitarristen ab dem 14. Bund das Gesicht verziehen müssen.

Ein gewisses Mitgehen mit dem Körper mit der Musik mache ich auch (bei Sax und Klarinette), aber ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Rühren mit der Flöte und das damit verbundene ständige Ändern des Ansatzes irgendwelche klanglichen Vorteile bietet.
 
  • Haha
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Ich fände es völlig unnatürlich, wenn sich so etwas Emotionales wie Musik, Musizieren, nicht auch durch eine gewisse Körpersprache ausdrücken würde ...
Egal welches Instrument.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 5 Benutzer
Ich denke, es ist - wie bei vielen Musikern, die mit ihrem Instrument nicht in eine feste Haltung/Position gezwungen werden - einfach der Ausdruck der Emotionen, die die Musik in ihnen hervorruft.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Ich denke sich Bewegen gehört zu einer präsenten Performance.
Das ist der Unterschied, wir haben alle ein Instrument gelernt aber die wenigsten von uns wie man richtig und mitreißend vorträgt.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Wobei es normalerweise natürlich wirkt, als natürlich empfunden wird ... aber manche da die eigentlich natürlichen Bewegungen eben auch showmäßig übertreiben ;)
(Blöd wirds, wenn da "Emotion" vorgespielt wird, und die Bewegungen überhaupt nicht zur Musik passen).
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Reine Spekulation: in früheren Zeiten wurden klassische Musiker authoritär herangezogen und streng getrimmt, auch im Hinblick auf den Auftritt.
Spätestens ab den 1980ern wurde der Wechsel zur Nachkriegsgeneration in der Lehre und Ausbildung weithin spürbar. Diese Leute hatten die wilden 60/70er Jahre miterlebt, akzeptierten Dialog und einen weniger reglementierten Auftritt oder praktizierten den auch selbst, siehe Friedrich Gulda.


View: https://www.youtube.com/watch?v=weK_L4oxbEo

Was die Flöte betrifft, da gab es mit nicht nur die "Tänzer", sondern mit Frans Brüggen auch eine höchst persönliche Ausdrucksform der Körpersprache im Konzerts, bei ihm hatte aber auch der Begriff "Zigarettenpause" genau die umgekehrte Bedeutung. :D


View: https://www.youtube.com/watch?v=sCf1pts6TkU

Gruß Claus
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 5 Benutzer
Blöd wirds, wenn da "Emotion" vorgespielt wird, und die Bewegungen überhaupt nicht zur Musik passen).
So eine hatten wir bei uns. Die fing schon an mit dem Kopf zu wackeln, als sie noch lange nicht dran war:D Sowas macht einen schon wuschig.
Bei Ian Anderson wiederum empfinde ich das als schlüssiges Gesamtkonzept; wenn der sich nicht bewegen würde, müsste man sich wohl Sorgen machen.
 
  • Gefällt mir
  • Haha
Reaktionen: 8 Benutzer
Ich sage nur: Jimmy Shand (allerdings nicht auf der Blockflöte)
 
Das ist so eine Attitüde, sich an der Musik zu freuen.

Wenn ich von mir als Chorleiter Mitschnitte sehe, wundere ich mich auch. Let them!
 
war das Klavier und meine Lehrerin hat mir immer eingeschärft alle unnötige Bewegungen zu vermeiden.

So war es bei mir auch :cry:, und auch wenn ich beim Musizieren (Klavier, Gitarre, Gesang) recht ruhig sitze, brauche ich ein gewisses Mitgehen; eine leichte Kopf- oder Körperbewegung im Takt und/oder mit der Dynamik gibt meinem Spiel Leichtigkeit/Lockerheit.
Dagegen fand ich mein Spiel (unter der Kontrolle des Klavierlehrers) angespannt und hoch konzentriert. Ich habe zwar fehlerfrei gespielt, war aber mit meinem musikalischen Ausdruck unzufrieden.

Meine KL saß am Klavier "wie ein Brett" (keine Kopf-/ Körperbewegung), konnte aber so ergreifend spielen, daß mein Herz nur tanzte. Manche Musiker können auch in einer steifen Körperhaltung sehr bewegend spielen. Ich kann es nicht.

Gruß, Bjoern
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Lerne zwar Gitarre aber ich bin gerade dabei meine Bewegung zu üben.

Ich konnte einigermaßen Metronom, Clicktrack, Drummer folgen aber als ich mich alleine aufgenommen habe war das Tempo überall. Offenbar kann ich einem vorgegebenen Rhythmus folgen aber meine Innere Uhr? Aussichtslos. Habe das mal mit Metronom geprüft. Einen Takt mit Klick, einen ohne. So gut wie nie getroffen.

Dann habe ich es mit Oberkörper wippen, Headbanging versucht. Klappte schon aber das war mir doch zu viel Bewegung welches das Publikum das ich vielleicht mal haben könnte irritieren würde und übe jetzt Tappen mit dem Fuß.

Viel zu weit ausgeholt aber ich werfe mal die Innere Uhr in den Ring auch wenn ich das selbst nicht für wirklich stichhaltig finde. Was soll denn dann das eigenartige Schlucken bei Geigern sein?
 
Im Studio würde ich als Produkt ganz schön fluchen, wenn der Flöter seinen Kopf ständig hin und her bewegt.
Bei einer Mono- Mikrofonie mit Großmembran Kondensatormikro ginge es bei gewissem Mikroabstand vielleicht noch, aber spätestens dann, wenn ich eine Stereomikrofonie hinstelle, wird es echt doof!
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Reine Spekulation: in früheren Zeiten wurden klassische Musiker authoritär herangezogen und streng getrimmt, auch im Hinblick auf den Auftritt.
Vielen Dank für Ihre Reaktionen bisher! Es stimmt natürlich, dass es auch mit dem Geschmack der Zeit zusammenhängt. Ich erinnere mich das im Libro del Coregiano (Buch des Höflings) von Baldassare Castiglione aus dem 16. Jahrhundert, steht dass es gut ist, wenn ein Höfling oder ein Aristokrat ein Musikinstrument virtuos beherrscht, aber immer so spielen soll, wie wenn es nichts ist. Also das klassiche Unterstatement. Es kommt auch darauf, wie stark man selber die Neigung hat Grimassen zu ziehen oder unnötige Bewegungen zu machen. Ich habe wahrscheinlich eine starke Neigung dazu und darum hat meine Gesangslehrerin mich früher geraten beim Singen so wenig Emotion wie möglich zu zeigen, weil ich die wenige Emotion schon mehr als genug ist. Ich werde drei Bilder hinzufügen, wo ich die schottische Ballade Loch Lomond singe. Vielleicht lasse mich da ein wenig zu viel von den Emotionen mitschleppen. ;)

Sommerkonzert 2017-73.jpg

Sommerkonzert 2017-76.jpg

Sommerkonzert 2017-77.jpg


Ich erinnere mich auch an einen russischen oder bulgarischen Pianisten, die beim Spiel echt furchtbare Grimassen gezogen hat. Das schaute wirklich nicht gut aus und hat gestört. Und der Pianist Glenn Gould hatte die Neigung beim Spielen mitzusingen. Irgendwie gehörte dies auch zu seinem Image als exzentrisches Genie. Ein Konzertauftritt ist schließlich auch eine Performance vor Publikum und im gewissen Sinne vergleichbar mit Schauspiel. Wenn jemand auf der Bühne oder vor einer Filmkamera steht, geht es nicht nur um den Text sondern auch wie man ihn bringt. Nichts finde ich störender als Overacting, wenn ein Schauspieler alles übertreibt. Die größten Schauspieler sind oft diejenigen, die am subtilsten spielen. Natürlich steht bei einem Konzert das Akustische im Vordergrund und manche Zuhörer konzentrieren sich ganz auf der Musik. Aber gerade bei Fernsehübertragungen spielt das Visuelle auch eine Rolle.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Wenn mich das Thema sehr interessieren würde, würde ich mir vielleicht eine günstige Blockflöte kaufen und das spielen darauf mal ansatzweise erlernen und mich dann selbst beobachten und daraus meine Schlüsse ziehen.
 
Im Studio würde ich … ganz schön fluchen, wenn der Flöter seinen Kopf ständig hin und her bewegt. …
Im Studio muss man sich das dann ja auch verkneifen. Was ggf. gar nicht so leicht fällt, wenn man die eigene Bewegung gewohnt ist und automatisch macht.

Das ist ähnlich wie bei einem erfahrenen Redner, der - warum auch immer - bei seiner Rede gestikuliert oder es gewohnt ist, vor dem Publikum hin und her zu laufen. Soll er das unterlassen und bewegungslos am Rednerpult ins Mikrofon sprechen, kann das durchaus Selbstdisziplin erfordern.

Im Übrigen wurde es hier ja schon gesagt: Das Fühlen von Musik drückt sich halt häufig auch in Bewegung aus. Das darf man, übrigens, durchaus auch am Klavier - weshalb die Anweisung (wie oben geschildert), jede unnötige Bewegung zu unterlassen, eher ein Vorschlag an Anfänger sein dürfte. ;)
 
Musik und Bewegung sind untrennbar verbunden. Wenn Blockflötisten sich beim Spielen (stark) bewegen ist das von der Dramaturgie der gespielten Musik motiviert. Die Dramaturgie der Phrasen der Komposition wird nachempfunden und mithilfe von Atem und Fingerbewegungen in körperliche Aktionen übersetzt. Da ist es sehr naheliegend, wie beim Tanz auch den restlichen Körper an der Gestaltung des Ausdrucks zu beteiligen.

Die Bewegungen eines Musikers sind nur ein spezieller Fall der Verbindung von Musik und Bewegung. Tänzer, z.B. Balletttänzer treiben das Prinzip auf die (wortwörtliche) Spitze, die Körperbewegungen von Musik beeinflussen zu lassen und an musikalischer Dramaturgie zu orientieren. Ein Dirigent zeigt Bewegungen, die die Musiker dazu motivieren sollen, die sachlichen Informationen (Taktschläge, Rhythmik) sowie die künstlerische Intention hinter den Bewegungen zu erkennen und in Musik umzusetzen. Musik machen ist bis zu einem gewissen Grad immer auch Tanz.

Übrigens sind die Bewegungen jedes Blockflötisten harmlos gegen die Bewegungsaktionen von Musikern aus dem Rock-/Popbereich. Campinos Klettertouren auf Bühnendächer sind legendär, genauso wie Flakes Laufband bei Rammstein. Im Vergleich zu solchen Show-motivierten Aktionen sind selbst die extremsten Bewegungen von Blockflötisten zurückhaltend und meist zumindest halbwegs musikalisch-inhaltlich motiviert.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben