Warum sparen Hersteller immer an den billigsten Teilen ?

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Gast252951
Guest
es ist bekannt, dass sich im unteren bis unteren mittleren Preissegment eine Menge zum Guten getan hat in den letzten Jahren. Man bekommt ordentliche bis gute Instrumente, wenigstens aber ein gutes Preis/Leistungsverhältnis.

Eine Sache wundert ( manchmal ärgert ) mich aber immer wieder.

Warum wird ausgerechnet da gespart, wo die Ersparnis sich im Centbereich bewegt ?

Beispiele:

Potis ... Der Unterschied im EK zw einem guten und einem schlechten Poti dürtfe zw. Ein paar Cent und einem Euro liegen. Gesamtwert bei einer Gitarre: max. 3 €. Dann würde das Instrument eben nicht 199€ sondern 202 € kosten. Was soll der Blödsinn ?

Schrauben: egal ob bei der Gitarre oder wie zB bei den von mir kürzlich gekauften beiden Kluson Vibratos oder Grover Locking Tunern, man dreht ein paar mal und schon ist die Schraube fast hinüber. Was soll der Mist ? Auch hier wäre das Produkt um max. 3 € teurer. Es gibt nichts ärgerlicheres, wenn man eine Tremoloschraube nicht mehr herausbekommt oder mühsam nach passenden Ersatzschrauben suchen muss.

Tremolohebel: ist es so schwer Gewinde zu drehen, die präzise passen und nicht von Beginn an schon Spiel haben ?

Ich frage mich was das soll ? Ein positiver Gesamteindruck wird dadurch doch total geschmälert. Ich kann verstehen, wenn man auf schlechteres Bundmaterial zurückgreift, denn hier ist der Preissprung gößer und Wekzeug nutzt sich schneller ab, wenn das Material härter ist.

Aber macht es Sinn bei Centartikeln zu sparen ? Es wäre doch auch ein Marketingtool ("wir verwenden Qualitätspotis"). Ausserdem spricht sich so etwas schnell herum und im Zweifel gibt man doch die 3€ mehr aus....
 
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Die Gitarren in diesem Preissegment werden nicht wegen ihrer Qualität, sondern wegen des Preises so hergestellt, wie sie sind. Da heißt es "das Ding darf im Einzelhandel 199 Euro kosten" und dann wird abgespeckt (klassische Zielkostenentwicklung) wo es geht, um den Reingewinn zu erhöhen.

Und wo endet deine "3 Euro hier" und "3 Euro da" mehr Kalkulation? Bei 6 Euro und wenn dann 10 Euro zwischen Hausmarke1 und Hausmarke2 liegen, greifst du doch zur billigeren Gitarre? Dann ist es auch so, bessere Potis bedeuten möglicherweise andere Lieferanten, zusätzliche Geschäftsanbahnungen, Verfügbarkeit gewährleisten, Meetings und Treffs mit den Sales Reps des Lieferanten, zusätzliche Logistik und und und. So einfach ist es dann doch nicht, wie du es vielleicht sehen magst.
 
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Generalisieren kann man sowas nicht. So Massenteile werden oft aus Überproduktionen auf den Markt geschmissen wo dann die QS schon einmal unter den Tisch fallen darf. Könnte dir da Beispiele aus den KFZ OEM Markt nennen ... :eek: Die Qualität kann aber mal so mal so ausfallen.

Zu den Gewinden ist zu sagen, dass die üblichen Regelgewinde gehörig Spiel haben. Hier könnte man nur mit speziell tolerierten Werkzeugen ansetzen...und das kostet... :ugly:
 
Meine Theorie:

Die meisten Leute, die sich für 200€ eine Gitarre kaufen, kennen sich noch nicht aus (weil Anfänger). Die Gitarren für 200€ sind massenproduzierte Chinaware, die zu 100.000en Hergestellt werden. 6€ an Einsparung pro Gitarre bedeuten 600.000€ Mehrgewinn. Ich denke auch, dass wenn Einsparungen gemacht werden, diese nicht an den Endkunden weitergereicht werden (Eher bleibt die Gitarre auf dem gleichen preislichen Niveau).

Weil sich die Anfänger nicht mit den Instrumenten auskennen und immer nur achte auf die Bespielbarkeit in den Kaufratgebern der Gitarrenwelt zu hören bekommen, achten nur die wenigsten auf die Potis. Selbst von den fortgeschrittenen Spielern denke ich, kann auf Anhieb kaum einer einen guten Poti von einem schlechten unterscheiden. Ich kann es zumindest nicht. Ich müsste mich konkret informieren, welche Modelle gut sind.

Tremolohebel: ist es so schwer Gewinde zu drehen, die präzise passen und nicht von Beginn an schon Spiel haben ?

Kommt drauf an. Prinzipiell nein. Bei Schrauben kriegt man ja auch ne relativ geringe Serienstreuung hin, wenn man nicht grade die billigsten kauft. Aber wer weiß, wie alt und verschlissen die Maschine ist, die die Tremolohebel fertigt? Auch hier besteht Einsparpotential, und die Qualität können die Anfänger wegen mangelnder Erfahrung schlecht feststellen. Diejenigen die das können, werden den Braten nicht fett machen.

Ob es marketingtechnische Vorteile bringt, hab ich leider keine Ahnung. Das ist nicht mein Gebiet.
 
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Bitte auch nicht direkt die Mehrkosten auf den VK umlegen. Bein einer 200€ Gitarre sind 3€ mehr in der Produktion in China schnell 10-15€ mehr im Verkaufspreis in Deutschland. Zoll, Steuern und vor allem die Marge werden prozentual aufgeschlagen.
 
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Es wird evtl. auch darauf ankommen was sonst noch so gefertigt wird. Stellt man in Werk XYZ nur Billigklampfen her wird man überall versuchen das günstigste Angebot bekommen. Die Schrauben die im Januar geliefert wurden kann man voll vergessen, die Lieferung im März war dafür ok.
Verbaut wird was da gerade da ist. Werden auch höherwertige Instrumente gefertigt kann es durchaus sein das es Sinn macht zu schauen ob man nicht in alle INstrumente die gleichen höherwertigen Teile verbaut was die Bestellung,Lagerthaltung enorm vereinfachen würde und man noch größere Mengen abnehmen kann und evtl. dann auch einen besseren Preis bekommt.
Aber das weiß man als Kunde nicht. Mich würde schon bei dem ein oder anderen Produkt interessieren was da an Gewinn überhaupt über bleibt.
Könnte dir da Beispiele aus den KFZ OEM Markt nennen ... :eek: Die Qualität kann aber mal so mal so ausfallen.
Hör blos auf...ich hab da auch schon einen eigentlich namhaften Hersteller auf der schwarzen Liste.
 
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Bzgl. Potis, Schaltern, Schrauben usw sehe ich das auch so, da wird unnötig gespart, aber offenbar reichen die einmal-und-dann-nie-wieder-Käufer aus, das Gelumpe weiterhin wirtschaftlich zu rechtfertigen.

Geschraubte Tremolohebel dagegen sind schon per se ein Konstruktionsfehler ersten Grades, und der Vintage-Wahn hat dazu geführt dass dieser Murks weiter gebaut wird (genauso wie unsäglichen Vintage-Saitenreiter einer Strat). Mir bekannte beste Ausnahme ist das PRS Trem -- spitzenmäßig, genau so und nicht anders macht man das. Einige andere steckbare Trems (G&L zB) sind nicht ganz so perfekt, aber schonmal besser als der Fender-basierte "Standard".
 
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Warum wird ausgerechnet da gespart, wo die Ersparnis sich im Centbereich bewegt ?

Der Hauptgrund wurde schon genannt: Massenproduktion, in der Masse summiert sich jeder Cent zu riesigen Beträgen.
Was aber noch hinzu kommt, sind die angebotenen Produkte. Wer mehrere Preissegmente mit gleichen oder ähnlichen Produkten abdecken will, baut mit besseren Bauteilen bewusst Qualitätsunterschiede als Argument für teurere Endprodukte ein, so lächerlich gering die tatsächlichen Kosten dafür sind.

Es gibt noch einen dritten Weg, nämlich das man ein existierendes Preisgefüge belässt und trotzdem Kosten durch modernere Bautechnik einspart, die aber qualitativ erst dann einen Unterschied macht, wenn es zu einer Modifikation oder Reparatur kommt. Ein Paradebeispiel dafür sind Platinen, insbesondere mit SMD Bestückung.
 
Die Gitarren in diesem Preissegment werden nicht wegen ihrer Qualität, sondern wegen des Preises so hergestellt, wie sie sind. Da heißt es "das Ding darf im Einzelhandel 199 Euro kosten" und dann wird abgespeckt (klassische Zielkostenentwicklung) wo es geht, um den Reingewinn zu erhöhen.

Und wo endet deine "3 Euro hier" und "3 Euro da" mehr Kalkulation? Bei 6 Euro und wenn dann 10 Euro zwischen Hausmarke1 und Hausmarke2 liegen, greifst du doch zur billigeren Gitarre? Dann ist es auch so, bessere Potis bedeuten möglicherweise andere Lieferanten, zusätzliche Geschäftsanbahnungen, Verfügbarkeit gewährleisten, Meetings und Treffs mit den Sales Reps des Lieferanten, zusätzliche Logistik und und und. So einfach ist es dann doch nicht, wie du es vielleicht sehen magst.
Das ist schon klar dass es ein Budget gibt.
Der Punkt ist doch, dass in den unteren Preisregionen die Teile, die wirklich zu Buche schlagen so weit ok. Alles was die nächste Verbesserung bringen würde ist gleich um einiges teurer und würde den gesteckten Rahmen sprengen. Besseres Holz, bessere PU, bessere Hardware ... Da bist du bestimmt schnell im höheren 2-stelligen oder gar 3-stelligen Bereich. Deswegen gibt es da in der entsprechenden Preisklasse kaum Möglichkeiten.

Genau DARUM frage ich mich, warum genau da wo ene Verbesserung so gut wie nichts kostet gespart wird. Ich will aus einem 200€ Instrument keines für 300€ machen, dann ist der Budgetplan im Eimer.
Aber 202 anstelle von 199€ ist ja wohl ein Witz, wenn man bedenkt, dass das Instrument dadurch eindeutig gewinnt, was sich auch in Kritiken bemerkbar machen dürfte
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Der Hauptgrund wurde schon genannt: Massenproduktion, in der Masse summiert sich jeder Cent zu riesigen Beträgen.
Was aber noch hinzu kommt, sind die angebotenen Produkte. Wer mehrere Preissegmente mit gleichen oder ähnlichen Produkten abdecken will, baut mit besseren Bauteilen bewusst Qualitätsunterschiede als Argument für teurere Endprodukte ein, so lächerlich gering die tatsächlichen Kosten dafür sind.

Es gibt noch einen dritten Weg, nämlich das man ein existierendes Preisgefüge belässt und trotzdem Kosten durch modernere Bautechnik einspart, die aber qualitativ erst dann einen Unterschied macht, wenn es zu einer Modifikation oder Reparatur kommt. Ein Paradebeispiel dafür sind Platinen, insbesondere mit SMD Bestückung.

Große Kosten durch Masse sind nur dann relevant, wenn man den Preis bei zB 199€ belässt und die 3€ nicht an den Käufer weitergibt. Davon rede ich ja. Wegen 3€ macht sich niemand ne Platte

Den Punkt Angebotshygiene durch Abgrenzung gibt es natürlich. Der Witz ist, dass selbst beim nächst teureren Produkt oft die gleichen Punkte gelten. Siehe Tremolohebel
 
Das ist ne Quotenfrage.
Ich hab z.B. noch nie Probleme mit Potis gehabt. Warum hätten sie da teurere nehmen sollen?
Wenns am Ende 5% der Käufer tangiert, ist es uU wieder deutlich zu teuer.

Außerdem, wo ziehste da die Grenze? Potis? Kondensatoren? Sattel? Hardware?
Die kaufmännische Abgrenzung funktioniert eben andersrum, wie oben schon gesagt. Produkt soll 199,- kosten, dann sollen die auch die Marge maximieren.
 
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Bitte auch nicht direkt die Mehrkosten auf den VK umlegen. Bein einer 200€ Gitarre sind 3€ mehr in der Produktion in China schnell 10-15€ mehr im Verkaufspreis in Deutschland. Zoll, Steuern und vor allem die Marge werden prozentual aufgeschlagen.
Ok, Zoll und Steuern habe ich vergessen. Dann kommen bei 3€ eben noch mal 1,50€ drauf. Selbst bei 30% Marge ( und die gibt es glaube ich im Billigsegment nie und nimmer ...( Eher 5-10% ) ist man dann bei 5-6 € mehr im VK.

Stört es jemand wirklich anstelle von 199€ 205€ zu zahlen ?
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Das ist ne Quotenfrage.
Ich hab z.B. noch nie Probleme mit Potis gehabt. Warum hätten sie da teurere nehmen sollen?
Wenns am Ende 5% der Käufer tangiert, ist es uU wieder deutlich zu teuer.

Außerdem, wo ziehste da die Grenze? Potis? Kondensatoren? Sattel? Hardware?
Die kaufmännische Abgrenzung funktioniert eben andersrum, wie oben schon gesagt. Produkt soll 199,- kosten, dann sollen die auch die Marge maximieren.

Das waren auch nur Beispiele. Nerviger als die Potis finde ich die Schrauben. Bei dem Kluson Tremolo finde ich das extrem nervig. Die beiden Schrauben im Tremolofach kann ich noch genau 3 x verstelln, dann sind sie durch und ich kriege sie nie mehr raus. Das Ende vom Lied ? Ich werde mir keines mehr von Kluson kaufen. Klassischer Schuss nach hinten. Gleiches gilt für die Grover Mechaniken. Beides sind Replacement Parts, wo man ggf weniger aus Budget schauen muss wie bei einer Gitarre in einem bestimmten Segment. Da greife ich zukünftig lieber auf Schaller oder Sperzel zurück. Beide nur unwesentlich teurer, aber da kegt man Wert aufs Detail. Ein Kunde weniger, und ich bin bestimmt nicht der einzige. Ich finde man macht sich mit so Pippifax der eigentlich nichts kostet eher eine Kundenbeziehung kaputt
 
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Eine kleine Anregung dazu:

Eine sehr grosse Anzahl von mechanischen und elektromechanischen Bauteilen kommt heute aus Asien, nur ein kleiner Teil (meistens der hochwertige) aus sen USA und Europa. Wenn nun eine Elektronik oder Mechanik in Asien zusammengebaut wird, dann müsste das EU-Teil importiert werden, was die Preisspanne stark erhöht. Dann gibt es noch eine Sache: Viele Hersteller produzieren für mehrere Anbieter, d.h. da gehen 100.000 Spezial-Schrauben oder Einpressringe an 3 Hersteller. Hersteller 1 braucht jetzt 2.000 und ist bereit 3,- dafür zu zahlen, wenn die Genauigkeit stimmt. Also wird soriert (Kameraauslese und Wiegetechnik) und die besten 2000 sind weg.
Der nächste Hersteller ordert dann z.B. Teile für 1,- und bekommt die normalen. Mit den beiden macht der Asiate das Geschäft.

Den Ausschuss stellt er dann bei Alibaba rein und den krallt sich der dritte, der dann ein Sonderangebot für 0,50 bekommt. Der hat dann die größten Toleranzen, d.h. da gibt es kein einziges gutes Teil, dafür eben billig. Die Preisspanne kann da für ein und dasselbe Bauteil schon mal gerne Richtung Faktor 10 gehen. Da darf man sich dann nicht wundern.
 
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Eine sehr grosse Anzahl von mechanischen und elektromechanischen Bauteilen kommt heute aus Asien, nur ein kleiner Teil (meistens der hochwertige) aus sen USA und Europa.
Auch in Asien werden sehr hochwertige Teile gefertigt,dann auch nicht mehr zum dumpingpreis aber Wertigkeit am Herkunftsland festzumachen ist inzwischen recht gewagt.
 
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Eine sehr grosse Anzahl von mechanischen und elektromechanischen Bauteilen kommt heute aus Asien, nur ein kleiner Teil (meistens der hochwertige) aus sen USA und Europa.
Auch in Asien werden sehr hochwertige Teile gefertigt,dann auch nicht mehr zum dumpingpreis aber Wertigkeit am Herkunftsland festzumachen ist inzwischen recht gewagt.
Glaube das muß man so sehen: Massenware und Billichkram in USA od. EU zu fertigen zahlt sich nicht aus. So wird ein Schuh 'draus.
 
Da gehe ich mit...ist aber ein anderer Ansatz. Man liest es ja öfter "hergestellt in Asien" = minderer Qualität. Das muss eben nicht stimmen.
Massenware und Billigkram sind ja auch zwei Paar Schuhe.
 
Gehen wir mal ab von der 199 € - Gitarre. Billigteile stören mich, wenn sie auch an höher- bis hochwertigen Gitarren auftreten. Im Billigpreissegment erwarte ich nichts anderes. Der Markt regelt das teilweise, denn wer kauft eine Gitarre des selben Herstellers, wenn seine erste schon bald erste Defekte hat?

Ist leider inzwischen Realität, es ginge sogar noch schlimmer: Wieso halten heute z.B. Waschmaschinen nur 5 Jahre? Weil nahezu ALLE, sogar die Markenanbieter, ganz bewusst "Sollbruchstellen" einarbeiten, also Bauteile, die nur 5-10 Jahre halten. Würden sie die Geräte noch so bauen, wie vor 30 Jahren oder mehr, dann würden sie ein Leben lang halten. Das ist so, als würde zum Beispiel DiMarzio Pickups mit leicht rostendem Stahl umwickeln, um in ein paar Jahren neue PUs verkaufen zu können.
 
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Stört es jemand wirklich anstelle von 199€ 205€ zu zahlen?

Ein Produkt für 205 € dürfte sich ziemlich schlecht verkaufen. Schau mal die Suchen hier an. „Suche Gitarre bis 200 €“ heißt es da, nicht „bis 210 €“. Die Suchfilter der Onlineshops dürften ähnlich funktionieren.
Und warum sollte man das anbieten, wenn ein Kunde, der sich für die Preisklasse interessiert den Unterschied eh nicht merkt?
 
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Den Punkt Angebotshygiene durch Abgrenzung gibt es natürlich. Der Witz ist, dass selbst beim nächst teureren Produkt oft die gleichen Punkte gelten. Siehe Tremolohebel

Das eine schließt das andere nicht aus. Entweder Fortschritt oder altbackene Technik, beides zu verbinden gefällt dann vielen auch wieder nicht. Was aber auch noch vorkommt: Bei teuren Modellen Verschlimmbesserungen einzuführen, die Fortschritt sein sollen.
Da greift dann wieder das obligatorische "never change a running system", so z.B.: "Wer braucht schon eine sich selbst stimmende Gitarre, wenn man das auch selber, ohne Spezialakkus in der Klampfe, schneller per Hand erledigen kann ?".


Gehen wir mal ab von der 199 € - Gitarre. Billigteile stören mich, wenn sie auch an höher- bis hochwertigen Gitarren auftreten. Im Billigpreissegment erwarte ich nichts anderes. Der Markt regelt das teilweise, denn wer kauft eine Gitarre des selben Herstellers, wenn seine erste schon bald erste Defekte hat?

Wer mehr als 5-10 Jahre E-Gitarre spielt kennt doch die Macken der Technik, hat hoffentlich auch schon gelernt den Lötkolben selber zu bedienen und versteht auch einiges vom Verschleiß. Das heisst konkret: Man lernt sämtliche kleineren Defekte an einer Gitarre selber zu reparieren und weiß auch, dass die in allen Preislagen auftreten können. Auch eine 9000€ Les Paul ist nicht vor einer kollabierenden ABR-1 Brücke oder Potiverschleiß sicher, selbst die Klinkenbuchse ist nach 1000mal anstöpseln bruchgefährdet, genauso wie bei allen anderen Gitarren auch.

Ist leider inzwischen Realität, es ginge sogar noch schlimmer: Wieso halten heute z.B. Waschmaschinen nur 5 Jahre? Weil nahezu ALLE, sogar die Markenanbieter, ganz bewusst "Sollbruchstellen" einarbeiten, also Bauteile, die nur 5-10 Jahre halten. Würden sie die Geräte noch so bauen, wie vor 30 Jahren oder mehr, dann würden sie ein Leben lang halten.

Richtig, aber für geplante Obsoleszenz fehlt dann noch die Sache mit der bewusst zu kurzen oder überteuerten Ersatzteilversorung. Ein Punkt, den es bei E-Gitarren praktisch nicht gibt. Die Teile bekommt man inzwischen überall, original, besser als das original, in High-Tech Varianten oder als billigste Chinakopie.
 
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Es wird bei günstigen Gitarren nicht selektiv bei einzelnen Bauteilen gespart, sondern bei allen!
Das heißt, man versucht, ein halbwegs "funktionierendes" Instrument so günstig wie möglich herzustellen.

Auch die günstigen Potis und Schrauben werden ihren Zweck erfüllen - Vintage Vibrato Systeme mit Schraubgewinde für den Hebel sind halt eine Fehlkonstruktion an sich, die wiederum aber auch viele genauso haben wollen, weil es dem klassischen Vorbild entspricht (das ist wie die angewinkelte, bruchgefährdete Kopfplatte bei LP Gitarren und die schlechte Saitenführung über den Sattel usw.). Andere modern ausgerichtete Gitarren haben auch solche Systeme und Eigenheiten nicht - egal welche Preisklasse.

Jemand, der wirklich nur 200 Euro für eine neue E-Gitarre ausgeben will und sich ein bisschen mit der Kalkulation, die dahintersteckt, beschäftigt, braucht meiner Meinung nach aber auch keine Wunder erwarten - schon gar nicht im Vergleich zu einer 1000 Euro Gitarre.

Viel interessanter finde ich, warum im Midpreis-Sektor, so ab 500, 600 Euro bis 1000 Euro und drüber, so eklatante Preisunterschiede zu beobachten sind zwischen Gitarrenmodellen eines Herstellers, die sich anhand von Merkmalen/Specs unterscheiden, die in der Herstellung nur wenige Euro Unterschied machen - aber preislich mit mehreren 100 Euro zu Buche schlagen im Endverkauf.

Es gibt eine Menge Specs, bei denen viele Kunden auch heute, in Zeiten modernster CNC Fertigung etc., davon ausgehen, dass sie den Preis bei Gitarren gerechtfertigt deutlich nach oben treiben.
Hier sind zu nennen:

- geschraubter vs. eingeleimter Hals
- deckende Lackierung vs. Maple Veneer
- deckende Lackierung vs. aufwendige Graphic Designs
- Dots vs. aufwendige Griffbrettinlays
- ohne vs. mit Binding
usw.

All diese Dinge kosten den Hersteller pro Gitarre kaum etwas, nichts, dass es rechtfertigen würde, dass die Gitarre plötzlich über 100 Euro (und in der Praxis gleich mehrere 100 Euro) mehr kostet.
Das wird aber komischerweise so gut wie nie hinterfragt - stattdessen beschwert man sich lieber - wie auch hier im Thread zu sehen - darüber, dass die absolute Billigst-Klasse qualitative Mängel aufweist...

Was wirklich den Preis erhöht, das sind Marken-Hardware und Marken-Pickups.
Denn diese erhöhen deutlich erkennbar für jeden den Wert der Gitarre: "Oh ein echtes Original Floyd Rose!", "Ui, echte Seymour Duncan Tonabnehmer!" - der Hersteller kann damit werben und auch weniger fachkundige Käufer erahnen einen gewissen Qualitäts-Standard.
Selbstverständlich zahlt der Gitarrenhersteller nicht die Preise für Pickups und Hardware, die uns Endkunden bekannt sind, wenn er gleich ein paar 1000 Stück davon kauft.
Genau aus dem Grund findet man z.B. auch bei kleineren, neuen Unternehmen wie Chapman oder Solar Guitars eben "eigene" PUs, die günstig in Asien produziert werden können, und Hardware, die sich an große Vorbilder (Hipshot) anlehnt.

Was ebenso etwas den Preis anhebt, sind durchgehende Halskonstruktionen - einfach aufgrund dessen, dass längere Holzkanteln, die dafür benötigt werden, etwas teurer sind - ebenso wie selektierte (Edel)hölzer und massiven Edelholzdecken mit schöner Maserung. Letztere findet man in dem von mir genannten Preisbereich aber ohnehin nicht und wer wissen will, was "Edel"hersteller wie z.B. Siggi Braun da für eine schöne Ahorndecke zahlen, braucht nur mal die Preise bei z.B. Holz-Faszination checken und dann mal schauen, wie viel Aufpreis der Endkunde für so eine Option noch zahlt - und beides vergleichen.

Meine Meinung zu dem Thema ist wie gesagt, dass ich es absolut nachvollziehen kann, warum man in einem 200 Euro Preisbereich keine wirklich gute Gitarre erwarten kann - schon gar nicht von den großen etablierten Firmen.
Was zu den Preisen möglich ist, wenn man im Eigenvertrieb hohe Stückzahlen abnimmt, zeigt z.B. Thomann mit den Harley Benton Gitarren. Und da wird dann auch augenscheinlich (wenn man sich die vielen Erfahrungsberichte mal anschaut) auf eine Qualitätssicherung weitgehend verzichtet, so dass der Endkunde eine Art Wundertüte bekommt und eben Glück oder Pech haben kann. Auch das ist eine Methode, um Preise niedrig zu halten und das rechnet sich sehr viel mehr, als vielleicht weitere 0,5 Cent, die pro Gitarre für ein "besseres" Poti fällig wären, einzusparen.
 
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All diese Dinge kosten den Hersteller pro Gitarre kaum etwas, nichts, dass es rechtfertigen würde, dass die Gitarre plötzlich über 100 Euro (und in der Praxis gleich mehrere 100 Euro) mehr kostet.

Es ist nicht nur der Hersteller, sondern die ganze Liefer- und Vertriebskette, die den Verkaufspreis macht. Außerdem kommt dann noch die Preispolitik dazu und die Kompensation des Preisdumping bei den Billigteilen. Denn die Hersteller werden an den Billigteilen nicht viel verdienen und müssen dann durch die "Qualitäts-Produkte" das Geld machen.
 

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