Warum wird Ebony von einigen Herstellern nicht verbaut?

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Hi!

Mir ist letztens aufgefallen, dass einige Topnotch-Hersteller ( PRS, Framus, Ibanez um mal die 3 ganz großen zu nennen) KEINE Ebony Fretboards verbauen.
Selbst bei den teuersten Modellen bekommt man ein Rosewood oder Maplefretboard vorgelegt.

Warum ist das so?

Habe zwei bisher unbefriedigende Antworten bekommen, erstere in einem Gitarrenladen, die zwote im englischen Jemforum:

1. Ebony klingt im Vergleich zu hochwertigem Rosewood oder Ahorn tot. Ebony wird grob gesagt eigentlich nicht wegen den Klangeigenschaften, sondern nur aus optischen Gründen (sieht ja schon edel aus), und aus "Feel-technischen" (dieses glatte "Plastikfeeling") Gründen verbaut
2. (Auf Ibanez bezogen) : Ibanez hat in den Werken keine Maschinen die Ebony verbauen.

Dann hab ich mal gehört das Ebony wesentlich schwieriger zu verarbeiten ist als RW oder Maple. Das ist für mich zwar ein Grund warum Ebony nicht in Low/Midclass Modellen verbaut wird, aber doch nicht in Highend Modellen.
Vorallem findet man heutzutage (wahrscheinlich minderwertiges) Ebenholz schon in Gitarren ab 600€ verbaut. Dean und BC Rich lässt grüßen.


Klingt Ebony denn wirklich so tot dass Ibanez und PRS als Beispiel, sich weigern es zu verbauen? Kann ich mir echt schwer vorstellen:gruebel:
Was für Klangeigenschaften haben dann die 3 Holzsorten?
Maple war für mich immer "beefig" (im Sinne von mittig und nicht-dominanten Höhen), Rosewood neutral und Ebony eben sehr spritzig,agressiv.. Allerdings bin ich ja der Meinung dass man im A/B Vergleich durchn Highgainamp keinen oder nur gaaanz wenig Unterschied hört.


Vielleicht weiß da einer ja besser Bescheid!

Viele Grüße
Mantas
 
Eigenschaft
 
Gutes Interview und interessanter Einblick! :great:
ICh fürchte das es nicht nur bei Ebony so ist, sondern viele tropische Hölzer mittlerweile eine größere Beachtung, im Hinblich auf ökologische Aspekte, bräuchten!
 
Ebony klingt toll. Hab das bei meinen beiden selbstgebauten Gitarren für das Griffbrett verwendet und der Ton wird prägnanter. Allerdings wurde mir von Ekki (Formentera Guitars) zugetragen, dass Ebony als Holz für Decke, Hals oder Body wirklich tot klingt. Aber für das Griffbrett ist es super. Klingt gut und sieht auch toll aus. Und ist wesentlich einfacher in der Pflege, als das spröde Palisander.
Zum verbauen: Ebony ist ein sehr hartes Holz und splittert leicht. Das könnte ein Grund sein. Aber ich denke, es liegt vor allem am persönlichen Stil der Firma.
 
Ich kann auch nicht bestätigen, dass Ebenholz nicht gut klingt... das stimmt nicht. Bei jedem klassischen Instrument wird es verwendet und das nicht, weils so hübsch ist.

Dass Ibanez keine Maschinen hat, die das verarbeiten können ist nun wirklich Quatsch. Jede Serienfirma arbeitet mit Maschinen, die für den Maschinenbau entwickelt sind und damit auch für die Metallbearbeitung geeignet sind.

Die einfache Antwort ist, dass es einfach teuer ist und immer seltener wird. Großen Herstellern ist es heute wichtig, nachhaltig zu produzieren... mit Aufforstung und ohne Bestandsreduzierung.

Gibson verbaut es in den höher preisigen Modellen übrigens immernoch - meist jedoch die etwas günstigeren, nicht ganz so seltenen Arten (die sind nicht vollständig schwarz) und färbt dann lieber nach. Sie standen allerdings vor kurzem in der Diskussion auf den Umweltschutz keinen Wert zu legen und Hölzer aus Regenwaldrodungen billig aufzukaufen. Gibson dementierte das und gab an, dass die Herkunftslabel wahrscheinlich gefälscht waren. Sie werden (oder haben schon) einen großen Wandel zu reiner FSC-Herlkunft agehen, wodurch evtl. auch bei Gibson das Ebenholz "aussterben" wird. Man kann Ebenholz optisch auch ganz gut immitieren.
 
WTF: 10 B-Grade Bäume für einen A-Grade Baum. Wahnsinn! Dabei sieht das gefleckte Ebony richtig gut aus.
 
Hi Mantas!

Ein Ebenholzgriffbrett kostet die Hersteller im Einkauf 10-15 € mehr als eines aus Palisander und ist schwerer zu verarbeiten (größerer Verschleiß an den Abrichtwerkzeugen), das ist wohl der Hauptgrund weshalb die Hersteller darauf verzichten. Also eine knallharte ökonomische Kalkulation.

Klanglich bin ich auch der Meinung (alte Blade E-Gitarre, Human Base E-Baß), daß ein Ebenholzgriffbrett das Instrument prägnanter macht. Und den Hals unglaublich steif. Beispiel Kontrabaß, die Saiten eines 5-Saiters können schon mal 150 kp Zug haben. Und so ein Hals "steht" dank des Ebenholzgriffbretts, auch über Jahrhunderte (!) obwohl die Hälse keinen Spannstab haben; der eigentliche Hals aus Ahorn trägt zur Steifigkeit rein gar nichts bei.

Grüße

Thomas
 
Ich finde Ebony Fretboards gehen ein bisschen in Richtung Maple, zumindest nicht ganz unähnlich. Es stimmt auch nicht, dass Ibanez das nie verbaut hat, z.B. hatte die JEM7VWH ursprünglich ein Ebony Fretboard ('93-'03), erst seit 2004 wird hier auch Rosewood verwendet.
 
Ich finde Ebony Fretboards gehen ein bisschen in Richtung Maple...

Ich könnte mir auch gut vorstellen, wenn es schwarz gefärbt mehr und mehr als Ersatz für Ebony dienen wird. Bei einer E-Gitarre fällt das nicht so dramatisch auf.
 
Zu diesem Thema waren eine Posts, besonders Smartins auf den Punkt. Ich habe in den Jahren immer wieder Ebenholzgriffbretter verwendet. Es hat wirklich die Toneigenschaften, die angesprochen wurden. Besonders in Verbindung mit Sumpfesche als Korpusholz, bringt es noch etliche Nuancen ans "Tageslicht". Nur: Es ist teurer, schwerer und stellt einen Gitarrenbauer besonders bei einer Neubundierung durch die Sprödigkeit immer wieder vor Probleme. Es hat mich schon einige Nerven gekostet, dennoch werde ich es auf Wunsch weiterhin verwenden.
 
bei einer Neubundierung durch die Sprödigkeit immer wieder vor Probleme.

:D ja absolut! Totaler Misst! ^^

Ich finds bei Fretless-Instrumenten aber leider ziemlich unersetzbar bisher. Es gibt ein paar Alternativen, aber keins ist so haltbar und schön von der Haptik, wie Ebenholz. Bei bundierten Instrumenten ist es aber eher Schmuck und könnte auch durch andere Holzarten ersetzt werden.

- - - Aktualisiert - - -

(größerer Verschleiß an den Abrichtwerkzeugen)

das stimmt zwar schon, aber in den größeren Unternehmen wird mit Hartmetall-Schneiden gearbeitet, für die selbst gehärteter Stahl erst langsam zum Problem wird (aber immernoch machbar ist). Der Werkzeugverschleiß ist also nur gering unterschiedlich.

Bei kleineren Firmen ist das aber durchaus ein Gedanke - allerdings auch eher ein Untergeordneter, denn die geringere Arbeitsgeschwindigkeit und der höhere Einkaufspreis sind ein wichtigerer Aspekt. Bei hohen Drehzahlen von Maschinen splittert es auch nicht so schnell - mit hohem Handarbeitsanteil bekommt hat man allerdings schon größere Schwierigkeiten.
 
Ich könnte mir auch gut vorstellen, wenn es schwarz gefärbt mehr und mehr als Ersatz für Ebony dienen wird. Bei einer E-Gitarre fällt das nicht so dramatisch auf.

...dann kann man es aber auch gleich als schönes ungefärbtes Maple-Neck lassen! ;)
 
:D ....Geschmackssache. Ich mag die hellen Maple-Griffbretter nicht unbedingt, wegen der Farbe, weil man sie meist lackieren muss, damit sie nicht so schnell dreckig werden und weil sie früher oder später ziemlich dreckig werden ^^
 
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Gibts da nicht schon was in die Richtung? Gibson nennt das glaub ich Toasted oder Baked Maple.
Noch ein bisschen anbrennen lassen -> et voila -> Burnt Maple ala Ebony
 
Hi,

sowohl Framus als auch PRS verbauen sehr wohl Ebenholz. Bei Framus wirst du jede Menge Modelle mit "Tigerstripe Ebony" finden (z.B. die Panthera Supreme), und PRS bietet es im Rahmen des Artist Package an:

http://www.prsguitars.com/index.php/news/story/prs_artist_package

Tatsächlich gibt es sogar PRS SE-Modelle mit Ebenholzgriffbrett. Tendenziell wird Ebenholz aber eher bei hochpreisigen Gitarren verwendet, so z.B. haben viele günstige LP-Custom-Kopien ein Rosewood-Griffbrett. Das ist schlichtweg billiger im Einkauf und etwas leichter zu verarbeiten. Wenn Ebenholz bei mittelpreisigen Gitarren auftaucht, ist das also schon eher als Bonus zu sehen.

Und ganz bestimmt ist es klanglich kein minderwertiges Holz. Es klingt wie so vieles anders, und mancher mag es velleicht nicht so, aber eben nicht "besser" oder "schlechter". Spritzig und aggressiv trift es schon, wobei das für meine Ohren weniger an besonders starken Höhen liegt als an einem etwas "glatteren", leicht zurückgenommenen Mittenbereich und dem knackigeren Attack. Das Sustain wird auch eher unterstützt und die Bässe liegen für meine Ehren in einem tieferen Frequenzbereich und sind sehr konkret. Im Bandkontext erschienen mir meine Ebony-Klampfen immer besonders durchsetzungsfreudig. All das addiert sich zu einem idealen Holz für Heavy-Metal-Gitarren, und da findet man es sehr oft. Interessant auch, dass schon früher viele LP-Spieler, die heftigere Sounds fahren, die Custom bevorzugt haben, wie z.B. Randy Rhoads, John Sykes oder Zakk Wylde (der erst später auf Ahorngriffbretter umgestiegen ist).

Was etwas fehlt, ist der vielzitierte "holzige" Ton, aber das kommt auch auf den Rest der Gitarre an. Bei meiner Warmoth-Strat aus Mahagoni mit Ahorndecke ist weiß Gott genug davon da, wahrscheinlich würde die mit einem Hals mit RW schon wieder zu mittig klingen. Ein Freund von mir hatte einen alte Schecter aus Erle mit Maple/Ebony-Hals, und das war eine der bestklingenden Gitarren, die ich jemals gehört habe.

Bei meiner LP Studio wiederum habe ich diese "Holz-Ton" einer Standard immer etwas vermisst - als ich sie in den Neunzigern gekauft hab, hatte mir einfach die extrem glatte und tiefschwarze Optik gefallen, die wirklich auch auf einer Custom hätte verwendet werden können. Auch das hab ich aber letztlich über viele Operationen (kannst ja mal in meinem Profil schauen) ausgleichen können und den richtigen Ton für mich gefunden.

Gruß, bagotrix
 
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Gibts da nicht schon was in die Richtung? Gibson nennt das glaub ich Toasted oder Baked Maple.

wieder was dazu gelernt... wusste garnicht, dass die das schon machen, aber hätte ich auch empfohlen :D

Das ganze zu "verbrennen" macht sogar noch in der Hinsicht sinn, dass der verbrannte Bereich beinnahe vollkommen frei von Feuchtigkeit ist, man die Faserstuktur verdichtet und damit eine höhere Härte erreicht. Gute Idee, stammt aber von irgendwelchen Ureinwohnern, die damit ihre ersten Speerspitzen "härteten" :great:
 

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