Was ist denn jetzt Twang?

"Crackle"? Es heisst "cackle", ist aber lustig, wozu ist das nochmal? Ich dachte der Thread ginge ĂŒber das "Sich-Hören"...
 
Ich weiss nicht wie es euch geht, aber ich kann sehr gut StimmfĂ€rbungen und KlĂ€nge nachahmen. Ich benötige keine anatomische Beschreibung dazu. Ich höre mir die Hexe an und kann das auf Anhieb ohne groß zu Üben nachĂ€ffen.... ja nachĂ€ffen ist schon das richtige wort dafĂŒr. Learning by doing sozusagen. Aber um zum Thema zurĂŒckzukommen, meine Intonation stimmt immer noch nicht. Auch nicht wenn ich auf dem Besen reite :p

Ja es heisst "Cackle" ... mein Fehler
 
Ich weiss nicht wie es euch geht

Mit geht das genauso ... und die FÀhigkeit "nachzuÀffen" ist meiner persönlichen Ansicht nach auch eine der wichtigsten Voraussetzungen, um singen zu lernen. Es macht zumindest einiges schon mal sehr viel einfacher.

Don Onkelai schrieb:
Ich dachte der Thread ginge ĂŒber das "Sich-Hören"...

... frĂŒher oder spĂ€ter geht es in jedem Thread um Twang ;)
 
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(...)

In einem englischen Forum, in dem ich öfter unterwegs bin, hat ein Gesangslehrer mal folgende Beispiele zum Unterschied zwischen Twang und Belting eingestellt:

Twang: https://www.box.com/s/5wvkojsdbvl5ugie6cr1
Belt: https://www.box.com/s/b5xvms7fidc9xhb0fxyr

Wie du hörst sind die klanglichen Unterschiede "im Ergebnis" gar nicht so groß, (...)

Ich war mir eigentlich ziemlich sicher, noch keine großen GehörschĂ€den zu haben....

FĂŒr mich ist das "Belt"-Beispiel von Belting recht weit entfernt, klingt kratzig, schlapp und ungenau. Auch der Twang-Clip ist eher dĂŒnn. Nicht, dass ich sowas aus dem Stegreif könnte, aber das als Beispiel von einem GL...!?
 
Na, ich find beide Beispiele zu Demonstationszwecken durchaus gelungen.
Man hört den Unterschied deutlich raus, und das ist das worum es geht.

Ich empfinde auch das Endergebnis sehr unterschiedlich, nicht nur den Weg dort hin oder wie es sich anfĂŒhlt.
Twang klingt fĂŒr mich ganz klar nach 80er / 90er Rockmusik. Erinnert mich irgendwie an den SĂ€nger von Iron Maiden.

Belting klingt fĂŒr mich natĂŒrlicher aber auch nach mehr Druck. FĂŒr was man sich entscheidet sollte dem persönlichen Geschmack ĂŒberlassen werden. Wobei es gibt auch mĂ€nnliche SĂ€nger die weder noch einsetzen -> Keziah Jones (Wenn er hoch singt nutzt dieser immer das Felsett und wechselt auch schnell zwischen Falsett und tiefer Bruststimme hin und her.

Ich sollte mal die Klangbeispiele Hochladen oder? ;)
 
Hat jmd das Buch von Jaime Vandera gelesen? Ich meine er bezeichnet das PhÀnomen der Ente / des Twang als "Witches Crackle"

Ich finde leider keinen Youtube Link, nur mein persönliches Audio davon, welches ich schnell wieder rausnehmen muss weil ich nicht die Rechte habe es weiterzugeben. Aber ich denke Jaime wĂ€re einvertanden wĂŒrde er von unserer Diskussion wissen ;)


Ja, das ist auch eine Twang-Übung. Zu sprechen "wie eine Hexe" ist neben der Ente der zweite gebrĂ€uchliche Trigger fĂŒr Twang. Interessanterweise gab es gerade kĂŒrzlich im TMV-Forum eine Diskussion zu genau dieser Übung. Das Ergebnis war letztendlich, dass diese Übung sehr mĂ€chtig ist, um den Twanger zu trainieren. Gleichzeitig kann sie aber auch sehr leicht falsch gemacht werden. Der Grund dafĂŒr ist, dass hier in der reinen Randstimme begonnen wird. Die reine Randstimme wird mit erhöhtem Kehlkopf gesungen im Vergleich zur Bruststimme, die "gedĂ€mpft" gesungen wird (er spricht in deinem Clip auch von "dampened chest"). Die Gefahr, die hier besteht ist, dass man beim Übergang von Randstimme in Vollstimme das AbdĂ€mpfen vergisst. Dann landet man im oft als "Bob-Dylan-Mode" bezeichneten Stil, das ist eine Bruststimme mit deutlich zu hoher Kehlkopfeinstellung.

Ich war mir eigentlich ziemlich sicher, noch keine großen GehörschĂ€den zu haben....

FĂŒr mich ist das "Belt"-Beispiel von Belting recht weit entfernt, klingt kratzig, schlapp und ungenau. Auch der Twang-Clip ist eher dĂŒnn. Nicht, dass ich sowas aus dem Stegreif könnte, aber das als Beispiel von einem GL...!?

Das sind eigentlich aus meiner Sicht absolut mustergĂŒltige Beispiele fĂŒr die beiden Einstellungen. Das etwas kratzige ist eigentlich typisch bei einem echten Belt, vor allem in der Höhe. Dadurch, dass da wenig Hall drauf ist und eben nur eine recht trockene Aufnahme kommt es glaube ich nicht so rĂŒber wie kraftvoll und laut die beiden Beispiele eigentlich sind.

Na, ich find beide Beispiele zu Demonstationszwecken durchaus gelungen.
Man hört den Unterschied deutlich raus, und das ist das worum es geht.

Ich empfinde auch das Endergebnis sehr unterschiedlich, nicht nur den Weg dort hin oder wie es sich anfĂŒhlt.
Twang klingt fĂŒr mich ganz klar nach 80er / 90er Rockmusik. Erinnert mich irgendwie an den SĂ€nger von Iron Maiden.

Belting klingt fĂŒr mich natĂŒrlicher aber auch nach mehr Druck. FĂŒr was man sich entscheidet sollte dem persönlichen Geschmack ĂŒberlassen werden. Wobei es gibt auch mĂ€nnliche SĂ€nger die weder noch einsetzen -> Keziah Jones (Wenn er hoch singt nutzt dieser immer das Felsett und wechselt auch schnell zwischen Falsett und tiefer Bruststimme hin und her.

Ich sollte mal die Klangbeispiele Hochladen oder? ;)

Ja genau, stĂ€rkerer Twang-Fokus wurde im Prinzip durch den Rock der 80er und 90er vor allem in der Höhe "salonfĂ€hig" gemacht. Es gab z.B. auch eine Epoche, in der das sog. "Crooning" in war, bei dem sehr wenig Twang verwendet wird. Das lag damals soweit ich weiß aber vor allem an der schlecht entwickelten Mikrofontechnik, bei der die Mikros schon bei geringen Maßen an Twang ĂŒbersteuerten. OpernsĂ€nger konnten damals im Prinzip gar nicht ĂŒber Mikros singen, weil diese im Prinzip schon im mezzoforte ĂŒbersteuerten.

Heute ist es tatsĂ€chlich Geschmackssache. Man findet sowohl Belter als auch Twanger in hinreichendem Ausmaß. Belting ist absolut dominierend z.B. im Punk Rock und in den neueren Metal-Stilen, in denen auch viel guttural gesungen wird. Twanging ist absolut dominant in den "filigraneren" Metal-Stilen wie Power Metal oder Symphonic Metal. Es gibt auch viele SĂ€nger, die beides können, und den Wechsel zwischen den Koordinationen als Stilmittel einsetzen. Als Paradebeispiel dafĂŒr wird immer wieder Freddie Mercury genannt.

Ja, du solltest mal Hörbeispiele reinstellen, vor allem welche mit schlechter Intonation ;-)

P.S.: Hier nochmal ein Song, den Rob Lunte kĂŒrzlich als Musterbeispiel fĂŒr "Twanging in the head voice" reingestellt hat:

http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=2_f7en7qReQ
 
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Ich nehm, jetzt mal was auf solange die Diskussion heiss ist. In ner Stunde habt ihr was zum hören.

Mir ist aufgefallen, dass der SĂ€nger meiner Band auch stĂ€ndig Twangt und nicht Beltet. Bei ihm kommen die hohen Töne so MĂŒhelos und ohne Anstrengung. Jetzt weiss ich warum! =)

https://www.facebook.com/coredband/app_178091127385
 
Belting ist absolut dominierend z.B. im Punk Rock und in den neueren Metal-Stilen, in denen auch viel guttural gesungen wird. Twanging ist absolut dominant in den "filigraneren" Metal-Stilen wie Power Metal oder Symphonic Metal. Es gibt auch viele SĂ€nger, die beides können, und den Wechsel zwischen den Koordinationen als Stilmittel einsetzen. Als Paradebeispiel dafĂŒr wird immer wieder Freddie Mercury genannt.

Jetzt habe ich erst mal den Unterschied wirklich verstanden. Ich komme im Belt bei weitem nicht so hoch und setze den Twang vor allem bei hohen Passagen ein - ich glaube, dieses Umschalten ist der SchlĂŒssel. Allerdings kann ich jetzt auch das Problem von Bend-it nachvollziehen, da ich es am Anfang meiner Sanges-"Karriere" auch hatte. Ich habe die Verzerrung aus der Kehle geholt, nicht vom weichen Gaumen. Durch dieses leichte DrĂŒcken wackelt der Ton immer ein wenig. Kann es sein, dass du das so machst, lieber Bend-it? :)
 
Ich nehm, jetzt mal was auf solange die Diskussion heiss ist. In ner Stunde habt ihr was zum hören.

Mir ist aufgefallen, dass der SĂ€nger meiner Band auch stĂ€ndig Twangt und nicht Beltet. Bei ihm kommen die hohen Töne so MĂŒhelos und ohne Anstrengung. Jetzt weiss ich warum! =)

https://www.facebook.com/coredband/app_178091127385

Jau, der ist echt gut im twangen. Du kannst ihn ja mal fragen, wie er technisch an die hohen Töne rangeht.
 
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Hab das alles jetzt mal ĂŒberflogen.
Die Hörbeispiele - auch des Lehrers - sind ja mal wieder grauenvoll. Und ich finde es auch sehr schwer, da einen Unterschied zwischen "Twang" und "Belt" zu erkennen. Beides singt er mit einem aufsteigenden Glissando auf ÀÀÀÀÀ (oder hab ich es falsch in Erinnerung?)

Ich hatte im Dezember ein paar Coachingstunden bei einem erfahrenden MusicalsÀnger, der ebenfalls mit "Twang" arbeitet.

Die beste Erkenntnis, die ich da mitnehmen konnte ist: "Twang" entsteht im Kopfstimmraum.

Das fand ich genial. Der Unterschied ist der sehr stark nach vorne gerichtete Fokus, wodurch der Klang im Vergleich zur klassischen Kopfstimme (dunkel/rund) heller, schĂ€rfer und damit populĂ€rer wird. Der Vorteil gegenĂŒber Belting ist die kleinere Masse - Das erleichtert vielen Stimmen den Zugang in Höhen, die sonst nur klassisch gesungen werden könnten oder sehr viel Atempower brauchen wĂŒrden. Macht aber eigentlich auch nur in den höheren Lagen und fĂŒr expressivere Stile so richtig Sinn finde ich. Musical zum Beispiel, Rock oder auch bestimmte CountrystĂŒcke.

In der Mittellage und Tiefe braucht man eigentlich keinen "Twang". Außer man wĂŒrde "Twang" grundsĂ€tzlich mit "Vordersitz" gleichsetzen, was ich nicht sinnvoll finde. Der Stimmsitz ist ja ein Thema, das beim singen von grundsĂ€tzlicher Bedeutung ist. Er ist aber nicht fĂŒr jeden Gesangstil ganz der gleiche.

"Twang" definiert sich fĂŒr mich mit "Kopfstimmraum plus sehr starkem Vordersitz." Das klingt expressiv und scharf ohne so viel Masse zu nutzen wie der Belt. So verstanden ist "Twang" sehr leicht zu unterrichten und zu vermitteln. Ich sage also: Es gibt drei Möglichkeiten bestimmte Passagen anzugehen: Belting, (klassische) Kopfstimme oder Twang. Der "Twang" kann aber erst unterrichtet werden, wenn die Kopfstimme bereits beherrscht wird. Dann ist es sehr leicht. Das Entenquaken oder der Babysound oder der Hexensound sind dann nur noch Hilfsmittel, die man auch sehr schnell wieder weglassen kann. Der "Twang" ist fĂŒr mich kein Ersatz fĂŒr eine gute Kopfstimme und auch keine Entschuldigung fĂŒr fehlende Atemverbindung und fehlendes Atemtraining.
 
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Broeschies, ich wĂŒrde mir ja wĂŒnschen, dass du einfach mal eine Weile Gesangsunterricht nimmst, statt dir immer nur alles aus Artikeln, BĂŒchern und Onlinevideos zusammenzubauen.



Vali hat vollkommen Recht, es kann vielerlei GrĂŒnde fĂŒr eine ungenaue Intonation geben. Und der erste wichtige Faktor ist das Gehör, der zweite ganz allgemein die Technik, ohne dass man das jetzt an bestimmten Einzelaspekten festmachen kann. Ich kenne eine SĂ€ngerin, die dazu neigt sharp zu sein und die singt mit derart viel Twang, dass Kristin Chenoweth neidisch wĂŒrde. Daran wird's also nicht liegen.

Achja, Noch eine Frage. Was ist dieser Twang? Ich weiss welchen Sound ihr meint aber fĂŒr mich war das bisher her ne Stimmfarbe, ein Timbre und nichts was irgendwas verbessern könnte

Damit fÀhrst du auch nicht verkehrt. :)

Das ist eigentlich schon ziemlich gut. Aber von der Koordination her ist es eher Belting als Twang.
Ich höre da kein Belting.

Ich war mir eigentlich ziemlich sicher, noch keine großen GehörschĂ€den zu haben....

FĂŒr mich ist das "Belt"-Beispiel von Belting recht weit entfernt, klingt kratzig, schlapp und ungenau.

FĂŒr mich auch. Ich kenne diese Definition von "Belting" auch nur ausschließlich von Hardcore-Twangfans - mit "Schmettern" hat es nichts zu tun. Und es ist randstimmig (man hört auch den Übergang), was fĂŒr mein Empfinden eh kein Belt ist. Sondern eben Randstimme mit starkem Twang. "80er Jahre Rockkefe" eben.

(Und ich finde es erschreckend, wie kaputt die Stimme in der tiefen Lage klingt.)


Einen deutlichen Unterschied zwischen Belting und Twang in der Kopfstimme hören möchte, kann hier mal reinhören:

http://www.clipfish.de/special/supe...2012-juliette-schoppmann-singt-natural-woman/

Man beachte vor allem den komplett gebelteten zweiten Refrain (ab ca. 1:31 min) sowie die Beltpassagen in der Bridge (2:01 min) und dann im Gegensatz dazu die Highnote ab 2:10 min. Letztere ist Kopfstimme mit Twang und das hört man auch. Danach fĂŒhrt sie die Stimme wieder sauber zurĂŒck ins Vollregister.


EDIT:

Shana, diese ErlÀuterung finde ich klasse und deutlich anschaulicher als vieles, was bisher zum Thema geschrieben wurde! :)
 
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Jau, der ist echt gut im twangen. Du kannst ihn ja mal fragen, wie er technisch an die hohen Töne rangeht.

Das weiss er selbst nicht, darĂŒber haben wir schon öfter geredet. Sein SchlĂŒssel ist langjĂ€hriges Trompete-spielen + Iron Maiden Fan sein = ĂŒbelster Twang ;)
 
Ich muss Shana recht geben. Dieses ÀÀÀÀÀÀÀÀÀ-Geblöke klingt furchtbar.
Meiner altmodischen Meinung nach ist es wesentlich sinnvoller , erstmal das ABC des Gesangs zu lernen - Stimm- und MelodiefĂŒhrung, saubere Intonation, Aufbau der Kopfstimme - und dann mit KlĂ€ngen zu experimentieren. Ich kann doch das Pferd nicht von hinten aufzĂ€umen.

Was habe ich als SĂ€nger davon, wenn ich Weltmeister im Twangen bin, aber die Leute in Scharen davonrennen, wenn ich den Mund aufmache ?
 
Hab das alles jetzt mal ĂŒberflogen...

Das wĂŒrde ich im Prinzip alles so unterschreiben, bis auf die Tatsache, dass Twang in den tieferen Lagen optional ist. Wie du ja auch schreibst hat Twang eine starke Korrelation mit dem Abschlanken. Je weniger Masse, desto mehr Twang braucht man. Deshalb muss man auch im Prinzip immer twangen, sobald man verschlankt. NatĂŒrlich kann man im Prinzip ohne Twang singen, aber die meisten SĂ€nger verwenden dann doch das Prinzip des "Einpflegen der Kopfstimme" in die tieferen Lagen, und dafĂŒr braucht man eben Twang. Singingtutor hat das mal schön unterteilt, in einen "neccessary twang", den man immer braucht und einen "optional twang", den man nach Belieben oben drauf setzen kann. Das was du beschreibst passt ganz genau auf den optionalen Teil des Twang.

Man beachte vor allem den komplett gebelteten zweiten Refrain (ab ca. 1:31 min) sowie die Beltpassagen in der Bridge (2:01 min) und dann im Gegensatz dazu die Highnote ab 2:10 min. Letztere ist Kopfstimme mit Twang und das hört man auch. Danach fĂŒhrt sie die Stimme wieder sauber zurĂŒck ins Vollregister.
Also das ist fĂŒr mich alles hervorragender Twang. Der Unterschied ist nur, dass sie in den tieferen Lagen abdĂ€mpft und die Highnote eben nicht.

Belting bei einer Frau hört sich fĂŒr mich so an:

http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=FDO6llv_1Qs

EDIT: Oh und btw, die Beispiele von dem Lehrer sind beide vollstimmig. Was man hört ist kein Registerwechsel, sondern ein Resonanzwechsel (also wenn man so will ein Wechsel des phĂ€nomenologischen Registers). Das Problem ist Ă€hnlich wie bei dem Thread ĂŒber die Pfeifstimme, den wir hatten, man hört die Resonanzwechsel einfach stĂ€rker als die eigentlichen Registerwechsel, vor allem wenn es sich um eine Vollstimme handelt, bei der nur noch ein kleines winziges Fitzelchen des nicht-Randbereichs mitschwingt. Ein klassischer SĂ€nger wĂŒrde bei diesen Tönen sein Ansatzrohr verlĂ€ngern, um genau diesen Resonanzwechsel zu ĂŒberdecken, aber technisch wĂŒrde er genauso singen.

Ich gebe dir allerdings recht, dass es im Prinzip irgendwie albern ist, das noch Vollstimme zu nennen. Deshalb hatte ich diese Koordination in einem anderen Thread mal als "modale Randstimme" bezeichnet. Der Witz dabei ist halt, dass man es laut wissenschaftlicher Definition immer noch "Vollstimme" nennt, auch wenn wirklich nur noch absolut minimale Anteile des enstprechenden Stimmlippenanteils mitschwingen. Dadurch ist der Resonanzwechsel, der durch eine generelle Verkleinerung des Gesangsapparates entsteht deutlich hörbar. Klassische SÀnger versuchen dieser Verkleinerung wie gesagt weitestgehend entgegenzuwirken, Rock-SÀnger scheren sich da meist wenig drum.

Hier nochmal zum Vergleich, die gleiche Sirene des Lehrers, diesmal in die twang-gestĂŒtzte Randstimme

https://www.box.com/s/sdyxvfan4sge1168egvq

Die klanglichen Unterschiede sind wirklich marginal. Wenn man genau hinhört kann man vielleicht erkennen, dass die Stimme nicht mehr so stark "schwingt" (damit meine ich nicht das Vibrato) bzw. etwas weniger Obertöne hat, das ist der Unterschied "modal" vs. "nicht-modal" (der wie gesagt kaum hörbar ist auf hohen Tönen). Ich war selbst lange dem Irrtum aufgesessen, die Vollstimme wĂŒrde sich klanglich ĂŒber "dunkle Obertöne" definieren, was aber nicht so ist. Daher kam auch immer meine Behauptung nur Tenöre könnten ein vollstimmiges hohes C singen. Richtig ist aber, dass nur Tenöre aufgrund der Form ihres Ansatzrohres in der Lage sind ein hohes C dermaßen abzudĂ€mpfen, dass die tiefen Obertöne hervorkommen und dass es fĂŒr klassischen Gesang akzeptabel klingt.
 
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Also das ist fĂŒr mich alles hervorragender Twang.
Ich wĂŒrde ja sagen: das ist hervorragender Gesang, aber ich glaube fĂŒr dich ist das eh das Gleiche. :D

Der Unterschied ist nur, dass sie in den tieferen Lagen abdÀmpft und die Highnote eben nicht.
Dann kann ich mal wieder deinen Definitionen nicht folgen. Frau Schoppmann singt jedenfalls die von mir als Belting bezeichneten Passagen vollstimmig, das ist eigentlich auch recht deutlich. Die Highnote ist dann in der Randstimme. Die Verkaik geht zugegeben noch etwas brustiger an die Sache ran. Vielleicht macht das fĂŒr dich den Unterschied?

EDIT: Oh und btw, die Beispiele von dem Lehrer sind beide vollstimmig. Was man hört ist kein Registerwechsel, sondern ein Resonanzwechsel (also wenn man so will ein Wechsel des phÀnomenologischen Registers).
Nö, das ist nicht was ich meine.

Die letzten Töne der Sirene in den ersten beiden Beispielen sind jeweils deutlich randstimmig, die Resonanzverschiebung erfolgt bereits viel frĂŒher (muss sie auch!). In deinem neuesten Beispiel geht er einfach schon frĂŒher in die Randstimme, bei den ersten beiden erst ganz am Ende. Und ja, die Unterschiede sind subtil - das ist ja gerade, was der Twang in dieser Lage macht, er verwischt den Registerwechsel. Das kann manchmal so fließend passieren, dass der SĂ€nger selbst nicht bemerkt, dass sich die letzte Schwungmasse der Vollstimme gerade verabschiedet hat. Wobei es von SĂ€nger zu SĂ€nger verschieden ist, ob man (sowohl bei sich als auch anderen) eher die Resonanzverschiebung oder den physiologischen Registerwechsel wahrnimmt. FĂŒr mich war letzterer seit jeher deutlicher.

Aber was "dunkle / tiefe Obertöne" sind, wĂŒrde mich ja brennend interessieren.
 
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Das wĂŒrde ich im Prinzip alles so unterschreiben, bis auf die Tatsache, dass Twang in den tieferen Lagen optional ist. Wie du ja auch schreibst hat Twang eine starke Korrelation mit dem Abschlanken. Je weniger Masse, desto mehr Twang braucht man. Deshalb muss man auch im Prinzip immer twangen, sobald man verschlankt.

Aus meiner Sicht ist das ein vollkommen falscher Umkehrschluss. Die Verkleinerung der Masse hat fĂŒr mich nichts mit dem "Twang" zu tun. Ich definiere "Twang" ĂŒber eine gewisse Verschiebung des Ansatzes weiter nach vorne.
Twang entsteht aus dem kopfigen Ansatz heraus. Aber selbstverstÀndlich gibt es auch Kopfstimme (Randstimme) OHNE zu twangen.
Ich bin auch nicht deiner Meinung, wenn du sagst, daß im klassischen Gesang "getwangt" wird. In der Klassik liegt der Tonkern auch ein StĂŒckchen weiter hinten als im populĂ€ren Gesang. Und allemal weiter hinten als beim "Twang". FĂŒr klassischen Gesang ist das aber immernoch "Vordersitz". Der "Twang" ist also gewissermaßen ein noch weiter ausgereizter Vordersitz.


Ich schrieb daher, daß es sich in meiner Definition um drei verschiedene Wege handelt, mit bestimmten sĂ€ngerischen Herausforderungen umzugehen: Kopfstimme, Belting oder Twang. Ich sage meinen SchĂŒlerInnen: Der "Twang" entsteht NICHT aus dem Beltansatz heraus. Denn nach oben hin zu twangen hat ja gerade den Sinn und den Vorteil, daß es leichtgĂ€ngiger ist als zu belten: Weniger Masse, weichere Einstellung, aber schĂ€rferer Klang durch mehr Vordersitz. Der extreme Vordersitz verkleinert das Instrument, der Kehlkopf steht auch höher und man braucht nicht so viel Atempower wie fĂŒr hohes Belting. Das ist gerade fĂŒr sehr schwere Stimmen vorteilhaft (Du bist ja auch ein Bassbariton, nicht? ;-)

Aus klassischer Sicht ist der "Twang" gewissenmaßen ein Fake :)) Der entstehende Klang gibt vor, rockig und hart zu sein, obwohl er eigentlich aus einer weichen Einstellung heraus gebildet wird. In der Klassik macht das fĂŒr mich gar keinen Sinn, denn der ideale klassische Klang ist rund, weich, dunkel und voluminös. "Twang" dagegen ist scharf und schneidend.

Deine Universalisierung von "Twang" kann ich absolut nicht nachvollziehen. Weder handelt es sich dabei fĂŒr mich um eine Notwendigkeit, noch um ein Allheilmittel. Was man schon daran sieht, daß viele der hier anwesenden Profis (sowohl aus Klassik als auch aus den populĂ€ren Stilen) in ihrer Grundausbildung davon nichts gehört haben.

Ich frage mich, ob du vielleicht "Twang" und "Vordersitz" als Synonyme verwendest? Aber auch das, wie gesagt, wĂŒrde aus meiner Sicht keinen Sinn machen.

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Ja, Willemijn Verkaik ist eine super Belterin. Das was sie da ganz am Anfang macht ("Fiiiiierooooooo") ist fĂŒr mich Twang. Ab 2:38 kann man den Belt sehr schön hören. Vor allem das "neiiiiin" bei 3:25 und natĂŒrlich auch der Schlusston ("meeeeeehr").
Sehr interessant ist die Stelle bei 1:50. (bĂŒĂŸeeeeeeeen"). Hier geht sie meines Erachtens vom Belt direkt ĂŒber in einen kopfigeren Ton. Dieser Ton ist fĂŒr mein Ohr quasi der erste Ansatz von "Twang".

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Das etwas kratzige ist eigentlich typisch bei einem echten Belt, vor allem in der Höhe.

Das ist nicht dein Ernst, oder???!!!! Ob Belt oder Twang oder was auch immer, es darf NIEMALS kratzig sein, denn in dem Fall lÀuft definitiv was falsch. WENN kratzig gesungen wird, dann sollte das Absicht und ein Stilmittel sein. Mit Belting an sich hat das NICHTS zu tun!!
Du meinst also, hohe Beltpassagen sind typischerweise kratzig? Ich wĂŒrde sagen, wenn das was kratzt oder ratscht reicht der energetische Umsatz fĂŒr die Höhe nicht. Belting braucht sehr viel Körperspannung und viel Energie. Die Stimmlippen mĂŒssen frei schwingen können. Wenn sie das nicht tun ratscht es und das ist nicht Belting-typisch, sondern typisch fĂŒr einen Ton, der von der Atmung her nicht genug Umsatz hat. Auf Dauer kann das zu Heiserkeit oder sogar zu schlimmeren Problemen fĂŒhren, wenn sich die Stimmlippen stĂ€ndig aneinander reiben, statt frei schwingen zu können.

Solche Aussagen sind es, die mich in deinen AusfĂŒhrungen immer wieder so stören. Da kann man jeden unbedarften Mitleser, der sich hier Anregungen zum autodidaktischen Lernen holen will ja nur warnen!!!
 
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