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Was passiert mit den Audio-Streaming Milliarden ? - Ein arte-Beitrag zur Entwicklung der Musik-Streamingindustrie

wolbai
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Ich bin heute auf diesen sehr informativen und zugleich schockierenden arte-Beitrag zur Entwicklung der Musik-Streamingindustrie gestoßen, der eventuell auch für andere MB-User von Interesse sein kann.

Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob mein Beitrag hier richtig eingestellt ist. Falls nein, dann bitte durch einen der Moderatoren in die richtige Rubrik schieben.

Nun ist es nichts Neues, dass, mit der Etablierung der Audio-Streaminginsdustrie vor ca. 10-15 Jahren, das gesamte Geschäftsmodell des Musikbusiness im Prinzip neu definiert wurde.
Und es ist auch nichts Neues, dass die damit einhergehende finanzielle Umverteilung der in den letzten Jahren massiv gestiegenen Umsätze bei den Streamingdiensten deutlich zu Lasten der Künstler gegangen ist, deren Einnahmen sie gerade in Zeiten der Pandemie dringend zum (Über)-leben bräuchten.

Der Beitrag geht jedoch deutlich mehr in die Tiefe, in dem er u.a.:

- die ungleiche Verteilung der Streamingeinnahmen zugunsten von wenigen Mega-Streams erläutert,
- die massiven Auswirkungen der Spotify-Mechanismen auf die Songarrangements und die Titellänge darlegt,
- die immer größere Marktmacht einiger weniger großer Labels und deren Einfluß auf den Content der wichtigsten Spotify Playlisten veranschaulicht,
- die Notwendigkeit 2-3 Alben pro Jahr (!) als Künstler zu produzieren, um in der Welt der Musik-Streaming-Plattformen noch relevant wahrgenommen zu werden,
- über weltweite Musiker-Initiativen informiert, die sich für eine gerechtere finanzielle Umverteilung organisieren,
- über einen politischen Untersuchungssausschuss in England berichtet, der erstmalig eingerichtet wurde, um Licht in das Dunkel der Finanzströme bei Streaming-Plattformen zu bringen.

Die zentrale Frage, die der arte-Beitrag aufwirft, ist, ob es nun die großen Streamingdienste sind oder die großen Labels, die die Gewinne nicht weiter geben und somit am schleichenden Sterben vieler - vor allem - kleiner Musikschaffender verantwortlich sind. Er macht allerdings auch ein Stück weit Hoffnung, dass es über politischen Druck zu Korrekturen zugunsten der Musiker und zu mehr Chancengleichheit unter den Musikern perspektivisch kommen kann.

Selbst wenn man ein Stück weit über die aktuelle Situation als (Hobby)-Musiker in der heutigen Musikbranche im Bilde ist: durch diesen Beitrag werden einem die Abgründe und die damit einhergehende dramatische Abwärtsspirale zu Lasten der Musiker und deren Musik in geballter Form vor Augen geführt.

Was ich mich beim Ansehen des Beitrages immer wieder gefragt habe:
In welcher Branche werden die Entwickler eines Produktes oder einer Dienstleistung so dermaßen schlecht bezahlt/behandelt wie es in der Musikindustrie üblich ist?

Hier der Link zum arte-Beitrag auf YouTube:

 
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Das ist wohl der Fluch der Digitalisierung:
In der Anonymität verliert der Betrüger seine Beißhemmung!

Auf der anderen Seite, wie mache ich einem Kapitalisten den Wert einer künstlerischen Schöpfung klar.
Schon Frank Zappa hat seine eigene Plattenfirma gegründet, um den Gierhaien des Music-biz zu entkommen.


Edit: Ich vergaß: Danke für Thema und den Hinweis!
 
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Ohne den Bericht geguckt zu haben: Auch für eine Band, die ziemlich weit oben in den Album-Charts reüssierte (und im Eigenverlag vermarket), bedeutet das nicht, dass die Kasse klingelt, wenn Verkäufe zur Platzierung führten. Liveauftritte bedeuten hingegen richtig gute Umsätze.

Auch nicht vergessen darf man, was Promotion kostet, es sind Personal- und Sachkosten.
Ebenfalls haben Streamingdienste Kosten (Die Serverplants zu errichten, 24/7 Wartung, Datensicherheit, Energiekosten). Es relativiert sich.
 
Ja, das ist schon richtig, dass sich, im Vergleich zu den 70er/80er und teilweise auch noch 90er Jahren, die Einnahmequelle für Musiker/Bands vom Tonträger hin zu den Auftritten verschoben hat.

Nur, unterm Strich - und das ist meine Wahrnehmung - verdient man am Ende der Kette, wo die Idee entsteht, immer weniger und ist immer mehr Herausforderungen und Unwägbarkeiten ausgesetzt, wenn man mit EIGENER Musik ernsthaft seinen Lebensunterhalt verdienen will. Und hier denke ich jetzt weniger an die 5-10 nationalen Sternchen, sondern an das große Heer der kleinen Musikacts, die in diesem "Geschäftsmodell" ziemlich unter die Räder kommen.

Hingegen scheinen die großen Labels, und seit geraumer Zeit auch die Streaming-Plattformen, weiterhin gute und - entsprechend dem arte-Beitrag - sogar steigende Gewinne zu erzielen, da der Umsatz der Musikindustrie in der Pandemie merklich (ich glaube es war von 25% die Rede) gestiegen ist. Die Einnahmen der kreativen Köpfe sind jedoch in diesem Zeitraum, eben mangels Auftritte und für viele nahezu keinen Einnahmen über Streamingdienste, existenzbedrohend im Keller.

Um sich durch Spotify-Streams einmal pro Monat ein Eis (zwei Kugel zu 1,50 EUR) kaufen zu können, muss man 100.000 Streams haben.

Neben dem finanziellen Aspekt des heutigen Geschäftsmodelles der Musikindustrie, geht der arte-Bericht - wie erwähnt - allerdings auch auf die fatalen Folgen für die musikalische Qualität ein, die mit den Streamingplattform-Mechanismen einhergehen. Diesen Umstand finde ich mindestens genauso problematisch wie den finanziellen Aspekt. Natürlich kann man einwenden, dass es zu jeder Zeit, bestimmte Stile, Songlängen, Songstrukturen etc. gegeben hat, die besonders erfolgversprechend für einen Hit waren. Die NORMIERUNGSWUCHT der wichtigen Spotify-Playlisten ist meines Erachtens ein anderes Kaliber. Das ist die pure Allmacht.
 
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Ohne den Bericht geguckt zu haben: Auch für eine Band, die ziemlich weit oben in den Album-Charts reüssierte (und im Eigenverlag vermarket), bedeutet das nicht, dass die Kasse klingelt, wenn Verkäufe zur Platzierung führten. Liveauftritte bedeuten hingegen richtig gute Umsätze.

Auch nicht vergessen darf man, was Promotion kostet, es sind Personal- und Sachkosten.
Ebenfalls haben Streamingdienste Kosten (Die Serverplants zu errichten, 24/7 Wartung, Datensicherheit, Energiekosten). Es relativiert sich.
Ich bin ja ein Verfechter davon, dass jeder, der Ideen hat und investiert, auch einen guten Profit machen soll. Allerdings stehen für mich persönlich die Aufwendungen/Umsätze/Erträge/Gewinne rein virtueller Geschäfte, und das sind Streamingdienste, auch wenn Hardware dafür benötigt wird und Geld für Werbung ausgegeben wird, in keinem Verhältnis zum Aufwand, dem ich auch die Eigentumsrechte von/an Musik hinzurechne. Hier wird in meinen Augen die Marktmacht über Gebühr ausgenutzt, was ja auch zur Folge hat, dass bis hin zu politischen Aktivitäten das Erfordernis einer Änderung gesehen wird.

Und ja, nachdem von Schallplatten bis CDs Einkünfte der Musikschaffenden durch deren Verkauf wesentlich bestimmt wurden, sind seit einigen Jahren auch nach meiner Beobachtung und auch Statements der Musiker die Live-Events deren relevante Einkommensquellen. Es wird auch viel stärker auf das Verhindern illegaler Mitschnitte geachtet, weil die eigenen Mitschnitte - dank aktueller Technik leicht und gut machbar und zu produzieren sind - hinterher auch nochmal Einnahmen ermöglichen.

Etwas einseitig von mir gedacht: Das ganze Charts-Zeug, inzwischen viel von "Casting-Opfern" dargeboten, kann von mir aus gesendet und gestreamt werden, soviel es geht - das Angebot ist in meinen Augen inflationär und redundant (was bringt der 100.000ste Song auf denselben Beat "buumbuum - - - mfta-mfta-tsch-tsch"?). Anspruchsvollere Musik, einschließlich AOR (also durchaus weitgefasster "Anspruch"), hab ich eh am liebsten live oder zumindest als Mitschnitt davon, und so etwas passt wohl eher nicht in das Streaming-Konzept, weshalb ich Dinosaurier auch keine Abos habe und immer noch "Silberscheiben" kaufe.
 
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... dass sich das Geschäftsmodell im Musikbusiness geändert hat, ist ja auch nicht zu kritisieren. Das passiert ständig und in jeder Branche.

Die Frage ist halt IMMER: wie erfolgt die Verteilung des Kuchens an die Marktteilnehmer? Wenn mittlerweile mehr als die Hälfte der weltweiten Umsätze in der Musikindustrie über Streamingdienste läuft, dann ist das ein ziemlich großer Kuchen, der merkliche Auswirkungen auf alle Beteiligten hat. Das kann man zwar als Konsument ignorieren und sich in einer der Parallelwelten komfortabel einrichten. Der Einfluss und die Abstrahlwirkung auf alle ist meines Erachtens dennoch vorhanden und zeigt Wirkung.

und so etwas passt wohl eher nicht in das Streaming-Konzept,

Die gegenwärtige Allmacht von Spotify (stellvertretend für alle Streamingdienste) hat nicht nur Auswirkungen auf die globalen oder nationalen Chart-Playlisten. Wenn man sich einmal die Startseite von Spotify bzw. die Suchfunktion anschaut, dann findet man dort für nahezu jede Stilrichtung, jede Stimmung, jede Zielgruppe, jede Lebenssituation, globale und auf Länder herunter gebrochene Playlisten. (Oder man richtet sich eben seine eigene kleine musikalische "Playlisten-Parallelwelt" ein).

Nur wer auf einer dieser offiziellen Playlisten platziert ist, z.B. "Blues", "Jazz", "Pop", "Indie", "Folk & Akustik", "Punk", "Metal", "Instrumental", "Songwriter*innen", "Für Studenten", "Fitness", "Party", "Reise", "Chillout", usw., hat als Musikact eine Chance, wahrgenommen zu werden (von Geld für den Lebensunterhalt verdienen rede ich hier noch gar nicht), was dann - im Sinne einer Promo-Aktion - zu Konzertbesuchern führt. Die Entscheidung über die Aufnahme erfolgt jedoch durch größere Labels und durch die spezifischen Auswahlalgorithmen der Streamingdienste.

Die genre übergreifende Allmacht der Musik-Streamingdienste und deren Auswirkungen auf die Musiker, deren Musik und die daraus resultierenden langfristigen Folgen für die Musik, im Sinne eines Kulturgutes, ist meines Erachtens größer als allgemein vermutet.
 
@wolbai : Also ich bin ja jetzt nicht vertraut mit den Streaming-Diensten, aber bieten die wirklich auch ganze Konzerte von Springsteen, Genesis, den Stones, Yes u.dgl. an? Kann ich gar nicht glauben. Auch kann ich mir nicht einmal vorstellen, dass diese Dienste so Exotisches wie Alben von Van der Graaf Generator, Emerson Lake & Palmer, u.ä. im Programm haben. Ich meine ja auch, dass die Macht und damit Selbstbedienung der Streaming-Dienste inadäquat ist, nur betrifft es meine Hörgewohnheiten nicht.
 
Live-Konzertmitschnitte auf Audio-Streamingplattformen sind mir nicht bekannt. Allerdings würde ich das als Wachstumsfeld für reine Audio-Streamingdienste sehen, da Video schon noch mehr Resonanz erzeugt. (Da ist YouTube allerdings schon sehr mächtig aufgestellt).

Streamingportale haben ca. 60 - 100 Millionen Songs. Bei Spotify werden, soweit ich mich erinnere, monatlich 20 - 40 Tsd. neue Songs hochgeladen.. (Die Musiker folgen ja mittlerweile der Notwendigkeit immer mehr Masse pro Jahr zu produzieren, um über die gesunkenen Einnahmen pro Song noch insgesamt auf etwas an Einnahmen über Streaming zu kommen).

Du findest auf Streamingplattformen auch die von Dir genannten "exotischen Alben" von ELP und Van der Graaf.
(Ich habe ca. 2010 damit für mich selbst ein lokales Musikarchiv von ca. 40 Tsd. Songs aufgebaut (quasi meine eigene lokale Streamingplattform). Dort finden sich auch absolute Exoten z.B. aus der Krautrockzeit von 1970, etc.).

Ich höre ja selbst auch wenig Streaming-Musik und schon gar keine aktuellen Mainstream Chart-Playlisten. Insofern könnte ich mich ja - wenn man nicht nach links und rechts schaut - entspannt zurück lehnen und der Entwicklung in der Musikindustrie müde lächelnd ihren Lauf lassen.

Ich bin aber eben der Meinung, dass sich derartige von Dir genannte musikalische Exoten wie "Van der Graaf Generator", unter den heutigen Rahmenbedingungen der Musikindustrie (die eben nun einmal mittlerweile maßgeblich von den Streamingdiensten beeinflusst wird), nicht mehr durchsetzen würden. Und das wiederum führt dann perspektivisch zu einer künstlerischen Verarmung in der Musik.
 
Ich bin aber eben der Meinung, (...)
Da stimme ich Dir ja zu.

Und, gegen die Technik des Streamings statt Hard Copies an und für sich bin ich ja auch nicht. Nur muss man meiner Meinung nach die Macht der Anbieter bedauerlicherweise etwas reglementieren, vor allem, was die "Verträge" mit den Musikern anbelangt. Dann kann die moderne Technik (ist ja auch umweltbewusster - nur die Arbeitsplätze der "Tonträger"-Hersteller werden halt weiter abnehmen, aber das ist in der Menschheitsgeschichte schon immer so gewesen, dass Substitution stattfinden muss) auch so wirken, dass eine "gerechte" Verteilung der Erträge erfolgen. Mein "bedauerlicherweise" bezieht sich darauf, dass sich hier etwas - wie ich es bezeichnen würde - unlauter entwickelt hat (man könnte auch von "negativem" Wucher sprechen), wobei ich eigentlich grundsätzlich gegen Einmischung "von oben" in den freien Markt bin.
 
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- die Notwendigkeit 2-3 Alben pro Jahr (!) als Künstler zu produzieren, um in der Welt der Musik-Streaming-Plattformen noch relevant wahrgenommen zu werden,

Vielleicht würde mir netterweise jemand die Frage beantworten, welche Künstler das sind, da ich gerade weder Zeit noch Lust habe, die ganze Doku zu schauen, um eventuell dort Hinweise zu bekommen oder auch nicht.
 
Bei Spotify werden, soweit ich mich erinnere, monatlich 20 - 40 Tsd. neue Songs hochgeladen.

Sorry, da habe ich mich vertan: Es sind mittlerweile gemäß einem musicbusinessworldwide.com-Artikel vom 24.02.2021 nunmehr 60 Tsd. pro TAG.
 
- die ungleiche Verteilung der Streamingeinnahmen zugunsten von wenigen Mega-Streams erläutert,
Das ist doch das Kernproblem und alles andere als neu. Die Kritik früher am Ausschüttungsmodell der Gema klang jedenfalls sehr ähnlich.

Andererseits wäre eine rein quantitative Ausschüttung stumpf nach Aufrufzahlen ebenfalls fragwürdig. Unfreiwillig verweist der Tracks-Beitrag sogar auf eins der unzähligen Probleme. Was trieb Tracks dazu, von Balbina (die ich bislang nicht kannte) ausgerechnet ein Rammstein-Cover in den Beitrag einzubauen, freilich ohne Rammstein zu erwähnen? Wie viel von dem Eis stehen Balbina zu, wie viel Till und Flake? (Nicht, dass ich Rammstein prinzipiell ein Eis gönnte, aber der Song gehört halt der Band.)

Vielleicht ist es langsam an der Zeit, ein fast vergessenes Modell der Nullerjahre wieder hervorzukramen und auf Realisierbarkeit abzuchecken: Die Kulturflatrate.

Den Tracks-Beitrag finde ich trotz hipper Zeitraffer-Aufnahmen viel zu lang, repetativ und inhaltsleer. Das, was am Ende als noch unbekannte Zukunft projiziert wird, ist ja eher Vergangenheit bis Gegenwart denn Zukunft, vom jahrzehntealten Supportermodell der Eintürzenden Neubauten bis zu Patreon-Funding, auf das etwa Judith Holofernes setzt. Überhaupt ließe sich Musikgeschichte schreiben als ewiger Kampf gegen Majors.

Vielleicht muss ich den Beitrag noch mal aufmerksamer schauen, aber ich konnte ihm echt nichts Nennenswertes entnehmen.
 
... Lösungen für die Musikindustrie-Misere, bei dem hauptsächlich die kleinen Musikacts auf der Strecke bleiben, hat der Beitrag nun auch keine.
Das wäre in punkto Anspruch an den Beitrag allerdings auch vermessen.

Ich finde es aber aktuell immer lobenswert, dass die Musiker- und Musikmisere und deren Zusammenhang mit den Streamingdiensten einmal mehr thematisiert wird. Ob die Streamingdienste die dauerhafte Lösung sind (davor war es ja noch schlimmer: viele haben hübsch raubkopiert, ohne überhaupt etwas zu bezahlen) gilt es ja auch erst noch beweisen: Der Umsatz von Spotify ist zwar wiederum massiv gewachsen - der Verlust jedoch ebenfalls in gleicher Weise.

Wie viel von dem Eis stehen Balbina zu, wie viel Till und Flake? (Nicht, dass ich Rammstein prinzipiell ein Eis gönnte, aber der Song gehört halt der Band.)
Über eine digitale Vertriebsgesellschaft kann heutzutage jeder, viele Originale auf Streaming-Plattformen wie Spotify, völlig legal als "Cover" platzieren, da diese - gegen eine Gebühr - für eine ordnungsgemäße Abführung der Streamingeinnahmen an den Urheber sorgt.

Vielleicht ist es langsam an der Zeit, ein fast vergessenes Modell der Nullerjahre wieder hervorzukramen und auf Realisierbarkeit abzuchecken: Die Kulturflatrate.
Einer Kulturflatrate kann ich einiges an Sympathie abgewinnen, wenn sie steuerlich mit der Nutzung bestimmter Dienste (z.B. Internet) erhoben würde. Und ich wäre auch bereit, sie zu bezahlen, wenn man sich einigermaßen darauf verlassen könnte, dass den Urhebern von Musik (bzw. Musikern) auch ein Großteil der Einnahmen in gerechter Weise zufließen würde. Das dies nicht einfach ist und die GEMA da schon einiges (für mich eher kontraproduktives) unternommen hat, ist mir bewusst.

Ich finde jedenfalls die öffentliche Diskussion über die großartige Bedeutung von Musik für unsere Gesellschaft und Kultur ziemlich scheinheilig und verlogen, solange WIR als Gesellschaft nicht bereit sind, dafür auch einen gerechten Preis für das Kulturgut "Musik" zu bezahlen.
Wenn dieses Kulturgut einer Gesellschaft jedoch nichts (mehr) wert ist, dann ist das Ende, unter den gegebenen Rahmenbedingungen, aus meiner Sicht dann auch vorgezeichnet: Wir steuern dann hübsch weiter auf Musik für die breite Masse in im größerer Schlagzahl zu, die am Ende dann nicht einmal mehr von Menschenhand, sondern von Computerprogrammen, nach bestimmten Kriterien automatisiert erstellt werden, weil auch das noch zu teuer ist.

Und wer weiß: vielleicht arbeitet Spotify ja schon an der Verlängerung der Wertschöpfungskette und nimmt die Musiker dann komplett aus dem Spiel.
Die alten Scheiben von Pink Floyd, Clapton & Co. kann man sich ja dann immer noch anhören ...
 
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Über eine digitale Vertriebsgesellschaft kann heutzutage jeder, viele Originale auf Streaming-Plattformen wie Spotify, völlig legal als "Cover" platzieren, da diese - gegen eine Gebühr - für eine ordnungsgemäße Abführung der Streamingeinnahmen an den Urheber sorgt.
Meine Argumentation zielte an dieser Stelle ja nur darauf ab, dass der Beitrag seine Hauptprotagonistin, die beispielhaft für die Fehlvergütung angeführt wird, ausgerechnet und ausschließlich mit einem Cover künstlerisch einführt. Zu dem angeführten Song hätte Tracks (auch) Rammstein befragen müssen ;-)
 
Hallo @marcel22,

ich kenne deren Bemühungen auch bzw. ich meine, dass das Vergütungssystem für unabhängige Künstler nunmehr bereits aktiv ist.

Die marktbeherrschende Stellung der TOP 3 Streamingdienste (Spotify ca. 35%, Apple Music ca. 18% und Amazon 13%) mit insgesamt ca. 66% Marktanteil ist jedoch immens. An denen kommt man aktuell und auch auf absehbare Zeit als Musiker/Songwriter in punkto Wahrnehmung im Musikmarkt und zur Generierung von Einnahmen aus Streamingdiensten (sofern das ein Ziel ist) wohl nicht vorbei.

Trotz alledem: Ich finde deren Vorstoß aus Sicht der Musikacts positiv. Gleichwohl ist das neue Einnahmensharingmodell von SoundCloud sicher auch in deren eigenem Interesse: Sie haben ja ebenfalls noch keine stetige Profitabilität erreicht, denn das Q3/2020 war wohl das erste profitable Quartal seit ihrem Bestehen in 2007.
(2010 hatte Spotify überlegt, sie zu übernehmen. Nach Einsicht in die finanziellen Bücher haben sie jedoch davon aber Abstand genommen).

Und ja, es gibt auch noch andere innovative und für Künstler interessante Vertriebs-Streamingplattformen wie z.B. Bandcamp, über deren Plattform man auch Merchandising-Artikel verkaufen kann. Für den einen oder anderen Musikact können derartige Anbieter durchaus interessant sein, um damit eine bestimmte Community-Nische anzusprechen.

Die Frage ist halt aus Sicht des Künstlers allerdings nicht nur, wie viel Prozent der Werbeeinnahmen oder wie viel Centanteil pro Stream er erhält. Mindestens genauso wichtig ist die Reichweite der jeweiligen Plattform (Anzahl User, Anzahl Streams, Verkäufe, etc.).
 
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