Was und wie übt ein angehender Musikstudent anderes als ein Hobbymusiker?

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Shanty
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Hallo Ginod,

mit großem Interesse habe ich Deine Ausführungen zur Übungsdauer/zeit gelesen. Also rund 5 Stunden, nach oben keine Grenzen. Für mich jetzt die Frage, was übt man da eigentlich, arbeitet man an Stücken oder eher so an den Basics, wie Technik, Geläufigkeit, Arpeggien ect.. Gibt es da Schwerpunkte? Was unterscheidet sich also beim Üben im Studium vom Üben eines intensiven Hobbymusikers mit ca. gut 3 Stunden täglicher Übedauer? Was kannst Du einem Hobbymusiker für Infos geben? Ich bin übrigens Tastenspieler, aber ich nehme an, ob Gitarre oder Akkordeon, die Gundproblematik ist die gleiche.

Ich bin schon gespannt auf Deine Antwort.:gruebel:

Viele Grüße
Shanty
 
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Hi Shanty,
ich bin zwar nicht Ginod aber ich würde auch gerne auf deine Fragen antworten.

Als erstes bedeutet studieren ja nichts anderes als sich selbst über einen längeren Zeitraum sehr intensiv mit einer Sache auseinanderzusetzen.
Wichtig dabei ist die Zielstrebikeit und die Ausdauer die man mit einbringt.

Als nächstes wäre es gut zu wissen in welchem Stil du spielen möchtest, bzw. welchen Stil du bevorzugt ausbauen möchtest?


Am wichtigsten finde ich es die Rhythmik zu pauken, das muss sitzen, ich glaube das gilt für fast jeden Stil. Die Rhythmik ist wichtig für das Notenspiel und das spielen in einer Band. Für angehende Musikstudenten denen die Aufnahmeprüfung bevorsteht für das Rhythmusdiktat. (Aber auch im praktischen Teil achten die Prüfer da sehr genau auf das Rhythmusgefühl.) Durch Eddy Marrons Buch "Die Rhythmik-Lehre" kann man sehr gut seine Kenntnisse festigen. Wobei es nicht darum geht in möglichst schwierigen Grooves zurechtzukommen, sondern um die Grundkenntnisse. Meißtens ist es wichtiger z.B. die Viertel und Achtel noch präziser zu spielen oder den Wechsel zwischen beiden. Am besten sind tägliche Übungen mit Metronom.


Gut ist es auch sich in den Kirchentonarten auszukennen. Das gilt für Skalen(ionisch, dorisch,... usw.) und mögliche Akkorde die sich bilden lassen(Kenntnisse über Tonika, Subdominante, Dominante und ihre Moll-Parallelen), .
Das ist für die meißten Aufnahmeprüfungen auch wichtig.
Für die klassische Musik (ist in der populären Musik aber auch von großem Vorteil), sollte man Kadenzen in all ihren Umkehrungen, in allen Tonarten sicher spielen können . Pentatoniken und wie man welche bildet ist auch wichtig.
Das Buch "Die neue Harmonielehre" von Frank Haunschild ist da gut.
Intervalle erkennen und unterscheiden ist sehr wichtig.

Ich war längere Zeit angehender Musikstudent, habe mehrere Aufnahmeprüfungen gemacht, aber habe mich letztendlich doch gegen ein Studium entschieden weil ich durch die intensive Vorbereitungszeit auch so als Musiker arbeiten kann.
 
:-D . War richtig überrascht als ich den Thread entdeckt habe ;-).

Seit dem Studium hat sich mein Übeverhalten ziemlich gewandelt.
Man plant im Prinzip am Tag davor den ganzen Tag durch wann und was man üben möchte und muss.

Ich muss dazu sagen, dass ich einen Dozenten habe der sehr genaue Vorstellungen hat von dem was ich können sollte. Dementsprechend gibt er sehr reichlich und detaillierte "Hausaufgaben". Sprich ich habe immer einen Batzen Stoff für die Woche den ich wahrscheinlich auch bei 24 Stunden Übungszeit pro Tag nach einer Woche niemals perfekt können kann. Man kann schlecht sagen, was genau alles in so einem Übungstag geübt wird. Der Stoff ist relativ unterschiedlich aber ein paar Eckpfeiler sind häufig die gleichen:

Hauptfach Gitarre:
-Warmspielen (Rhythmische Übungen etc.)
-Basics (Appregien, Substitute, Tonleitern etc.)
-Voicings, drop2 in allen Lagen etc.
-An Stücken arbeiten (da fließen dann auch die Basics mit ein (Darüber Improvisieren, Appregien anwenden, Chordmelody anwenden etc.))
-Sightreading
-Idioms bzw. Licks in allen Lagen üben
-Transkriptionen raushören, erstellen und nachspielen (auch Gehörbildung) (Idioms und Licks daraus herausziehen)
-Standards auswendig lernen, Repertoire

Gehörbildung:
-Intervalle
-Melodiediktat
-Akkorde erkennen
-Rhythmusdiktat etc.

Nebenfach:
-Klavier (lang nicht so intensiv wie Hauptfach)

Harmonielehre:
- Naja falls was anliegt, aber da büffel ich nicht jeden Tag

__
Was ich nicht unterschreiben kann ist, dass man bei einem Musikstudium auch haufenweise Zeit für irgendwelche nicht musikalischen Fächer wie Pädagogik oder Psychologie und so was aufwenden muss. Die einzigen wirklich relevanten Fächer sind eigentlich die oben genannten.


Naja ich hoffe das konnte ein bisschen helfen. Bei Fragen einfach weiter fragen ^^

PS: Wollte nochmal kurz auf den Unterschied zwischen Hobbymusiker und Semiprof eingehen:
Ein Hobbymusiker macht es ja einfach nur ausschließlich zum Spaß. An ihm lastet ja keine Erwartungshaltung und kein Druck. Er sollte somit nur das lernen und auch nur so lernen, dass es ihm Spaß bereitet. Ich habe allerdings auch Tage wo ich mich einfach richtig zwingen muss mir verschiedene Dinge anzuschauen und ich würde an so manch einem sonnigen Tag auch lieber raus gehen, anstatt stundenlang irgend etwas zu üben ^^
 
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Ich denke der Hauptunterschied ist, dass man als Student oder professioneller Musiker "ernsthafter" übt. Das bedeutet dass man sich einen Übungs-Plan aufstellt, der möglichst umfassend alle wichtigen Bereiche abdeckt und diesen dann laaaange durchhält. Die Ausdauer macht es. Wenn ich eine Übung jeden Tag 15 Minuten lang mache, allerdings über Monate hinweg, dann ist der Effekt riesig.

Auch muss man sehr genau (und ehrlich) entscheiden wo die eigenen Schwächen liegen um sie gezielt anzugehen. Das tut manchmal weh da man sich ständig mit Dingen beschäftigt, die man nicht kann ... und man findet immerwieder neue. ;)

Oft muss man bis zu einem bestimmten Termin riesige Mengen an Material spielen können. Und nicht zu vergessen ... man muss ja auch Geld verdienen. :]
 
Hallo Leute,

vielen Dank, das war schon sehr interessant und aufschlußreich. Als Hobbymusiker übe ich auch Arpeggien und Dreiklänge etc., aber nur in den mir bequemen Tonarten, bis 4 Kreuze oder B, vermutlich aber nicht mit der notwendigen und erforderlichen Ausdauer. Ansonsten übe ich die Lieder die ich gerne spiele und versuche sie auswendig zu lernen (gelingt nicht immer). Mit Harmonielehre oder Rhythmik habe ich mich noch nicht so intensiv befasst. Transponiern in andere Tonarten, also mal einen halben oder ganzen Ton höher zu spielen muß ich auch noch lernen. Auch Gehörbildung kam zu kurz. Übungsplan und konsequentes ernsthaftes Vorgehen vom Leichten zum Schweren auch nicht so richtig (wird eine hohe Priorität erhalten). Jedenfalls habe ich viele Hinweise und Tipps bekommen, die ich umsetzen werde. Es gibt viel zu tun, packen wir's an.

Einen schönen Abend noch - Euer Shanty:great:
 
Was die Tonarten angeht ... es gibt ja nur zwölf. Wenn man sich einmal angewöhnt alles in allen Tonarten zu üben, dann gewöhnt man sich schnell daran. Dann ist auch die Panik begrenzt, wenn mal eine Sängerin fragt, ob man den Song nicht auch einen halbton tiefer spielen kann. ;)
 
Ansonsten übe ich die Lieder die ich gerne spiele und versuche sie auswendig zu lernen
Als Berufsmusiker will Dich die Uni felxibel einsetzbar machen. Du musst also im laufe der Ausbildung alle Stile Prüfungsreich beherrschen. Das kann auch mal Hip Hop, Samba oder Klassik sein.

Das also nochmal zum Thema "was macht der Student anders?"...
 
Empfehlenswert ist es in jedem Fall auch Kontakt zu den Hochschulen aufzunehmen. Einige bieten einen Tag der offenen Tür an. Im besten Fall kann man den Dozenten vorspielen um direkt Hinweise zu bekommen in welche Richtung man arbeiten sollte um für ein Studium fit zu sein.
Und / oder suche dir einen Lehrer der dich auf ein Studium vorbereiten kann.
Für die Musiktheorie werden häufig kompakte Vorbereitungskurse angeboten.

Hier ein Beispieltest der Folkwanghochschule in Essen:
http://www.folkwang-uni.de/fileadmin/medien/Die%20Hochschule/PDFs/Studium/musiktheorietest.pdf
 

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