Welchem Format gehört die Zukunft?

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MatthiasT
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Mal ein allgemeineres Thema über das man mal plaudern könnte. Was denkt ihr wird das Format sein in dem zukünftig Musik zum Hörer gelangt?
Alle CD Nachfolger scheitern ja in geradezu erbärmlicher Weise vor sich hin, Vinyl macht es sich in einer kleinen, von Sammlern geschaffene Nische gemütlich. Die CD Verkäufe sinken und schnöde MP3s sind merkwürdig unpersönlich.

Was auch zu der Frage führt: Was wird überhaupt aus dem Album an sich? Im Endeffekt entstand dieses ja dadurch dass man einen Datenträger füllen musste - Grenzen die es in der digitalen Distribution nicht gibt. Es macht wirtschaftlich keinen Unterschied mehr ob man 20 mal einen Einzelsong oder zwei Alben veröffentlicht.


Mich würde mal eure Meinung dazu interessieren: Glaubt ihr noch an den physikalischen Datenträger? An die Rückkehr von Vinyl oder gar einem weiteren Datenträger nach der CD? Wird alle Musik in die Wolke verlagert und einfach nur on Demand gestreamt? Oder wird sich sogar wieder eine Albenkultur etablieren mit aufwändigen Artworks, Zusatzmaterial und allem drum und dran - nur eben komplett digital und in HTML5 implementiert?
 
Eigenschaft
 
Ich zähle mich selbst zur als letztes angesprochenen Alben-Fraktion... und ich mag CDs, weil sie eigentlich mehr möglichkeiten bieten als Vinyl - nur wird das leider seltener ausgenutzt. Für mich gehört das Artwork-Bestaunen und das Bookletlesen immernoch zum Album-Erlebnis dazu.

mp3s sind qualitativ gesehen quatsch und waren ja eigentlich eben nur dazu gedacht weniger Speicherplatz zu verbrauchen - ein Problem was wir n icht mehr haben. Radiohead und die Rolling Stones haben bereits damit begonnen im Alleingang direkt über das Internet High Quality 24bit Waves zu verkaufen. Ich glaube das ist die Zukunft. Die CD wird sicherlich auch abgelöst, durch etwas haltbareres (Haltbarkeit - im Marketing Seminar habe ich gelernt, dass das heute eigentlich nicht mehr zu dem gehört was verlangt wird)... jedenfalls hoffe ich es. Habe schon zum Ersatz (wenn eine CD hinüber war) "neue" Original CDs aus den frühen 90ern gekauft um nicht unbedingt die remasterten Versionen kaufen zu müssen usw. (ich bin ein Nerd ^^).
 
Ich muss gestehen ich habe keine Ahnung worauf es wohl wirklich hinaus laufen wird.

Allerdings sehe ich 2 Dinge:
- Etwas physisch zu besitzen wird vermutlich für Fans immer ein Bedürfnis sein. Es müssen auch nicht mal wirkliche Fans sein, sondern einfach Leute die die Musik ernst nehmen.
Ich schaue mir auch viel Musik via Youtube an, jedoch eigentlich nie wirklich als bewusstes Musikerlebnis. Diese Musik hat dann für mich nur einen "plätscher" charakter.. Deshalb sind es auch nur selten die gleichen Stücke die ich höre.
Dagegen ist es immer etwas anderes wenn ich etwas Handfestes hab. Selbst wenn ichs dann auf den Computer spiele (was ich eigentlich immer mache) und ja, ich Codiere in mp3, ich steh dazu, weils einfach bei höherer Bitrate total egal ist.
Aber dann weis ich jedoch immernoch, falls der Computer abbrennt, dann hab ich die CD.
Klar kann man auf externe Festplatte speichern, oder sonst wie Backup machen, aber ich kann mir nie sicher sein ob ich aktualisiert bin, oder die Festplatte nicht gerade für etwas andere Formatiert hab.. bei einer CD geht das nicht. Klar kann man jetzt sagen, dass man auch mit einer Festplatte praktisch 100% Datensicherheit zusammen bekommt, jedoch fühlt es sich für mich anderes an.
Allerdings ist das vielleicht etwas, was sich über die Jahre ändert (nicht nur bei mir, sondern vielmehr in der gesammten Bevölkerung). Durch die immer stärker werdende Computerisierung wird diese Art der -ich sag mal- nebulos gespeicherten Daten (oder Datenwolken) einfach ganz alltäglich (ist es ja schon) und vielleicht schwindet unser Gefühl für das "angreifbare" als Qualitätsmerkmal... :gruebel:

- Das Internet.. Solange die Datenleitungen noch nicht so schnell sind, dass man einen 4min. Song in binnen von 3sec. geladen hatt, glaube ich, dass das mp3-format gut weiter lebt. Es gibt ja schon länger wirklich bessere Kompremierungsverfahren die noch weniger Platz brauchen bzw. noch besser klingen, aber das interessiert keinen.
Selbst ein absoluter Musikliebhaber wird bei einem guten Codierungsverfahren keinen Unterschied hören. Also entweder man "pusht" die Qualtität des aif Formates einfach rein verbal. Sprich Bands werben mit der guten Klangqualität. Was aber späterstens nach einigen Blindversuchen in die Hose gehen wird bzw. vermutlich niemanden jetzt besonders zum kaufen antreibt, oder wir bleiben bei mp3 und co.
Ich muss gestehen ich sehe für den Endkunden keinen Vorteil in einer aif Datei. Auf einer CD ist das was anderes, dort hat man den Platz so und so.

Zentral ist natrülich die Frage: Wie läuft die Finanzierung in der Musikindustrie (stichwort: Raubkopie) und was für Erwartungen haben die Kunden. Welchen Wert hat Musik denn noch in der Gesellschaft?
Ich bin schon viel zu sehr in der Sache drin (Studium, Interessen, Freunde usw.) das ich mir vermutlich den Blick aus der Sicht eines Druchschnittsbürgers gar nicht mehr vorstellen kann.

Eins ist sicher: Es gab noch nie soviel Aufnahmen, es gab auch noch nie so viel Musiker und es gab noch nie so viel Musik im Alltag (stichwort: Radio, Film, Bar/Cafe, mp3-player, muzak (= Hintergrundmusik)).
Vielleicht sinkt auch der Wert mit der Angebotsvielfalt?

Lg Jakob
 
Also ich gehe sogar soweit meine CDs als Waves mittels EAC auf den Rechner zu ziehen... Unter höchstqualitativen Flacs geht bei mir nichts.
Es wird sicherlich nicht nur soviel Musik wie noch nie gemacht, es wird auch die beste Musik gemacht, und soviel schlechte Musik wie noch nie - auch dadurch, dass im Prinzip jeder zu Hause "seine Musik" machen kann. (eine Meinung die u.a. auch in der Show von Dave Pensado verbreitet wird). Aber dadurch verkommt Musik auch zum billigen schnellen Produkt - eine Entwicklung die wie jeder Weis irgendwann in den 80's begonnen hat.
 
Ich könnte mir vorstellen (aber auch da bin ich mir nicht sicher), dass sich das Surround-Format mehr etablieren wird. Eventuell dadurch, dass es eine ganz eigene (Underground-)Kunstfertigkeit darstellt, Musik völlig auf der Raumebene zu verteilen (vielleicht irgendwann auch komplett räumlich, mit Speakern oben und unten). Das spricht intensiver die Sinne an und regt wieder mehr zum bewussten Hören an.
 
- Etwas physisch zu besitzen wird vermutlich für Fans immer ein Bedürfnis sein. Es müssen auch nicht mal wirkliche Fans sein, sondern einfach Leute die die Musik ernst nehmen.
Ich hab bei mir da eine ganz interessante Wandlung festgestellt. Mit dem CDs kaufen hab ich angefangen habe ich auch in der Pre-MP3 Ära und die Sammlung die ich habe ist auch ganz stattlich.

Aber irgendwie ist für mich über die Zeit der Charme von CDs einfach verloren gegangen. Das sind nur noch billige Plastikkästchen mit einem Medium drinne das ich dermaßen unsexy finde... Vinyl übt da noch einen Reiz aus, auch wenn die Audioqualität im Grunde ziemlich mies ist.

Der Backup Gedanke ist nicht falsch, aber es fühlt sich so sinnlos an Daten die redundanter nicht im Netz stehen könnten zu backupen. ;)
Wenn ich mir vorstelle dass meine komplette Plattensammlung abbrennen würde - früher wäre das ein Weltuntergang gewesen, heute hätte ich wohl kaum mehr als ein Achselzucken dafür übrig solange mein Rechner noch lebt.


@ProgPhil Ich denke zu sehr sollte man hier den lossless vs. lossy Vergleich nicht ausarten lassen. Wenn man wirklich archivieren will ist flac natürlich schon irgendwie das Mittel der Wahl, allerdings ist als Enduser Format MP3/aac/ogg Vorbis vollständig ausreichend da es sauber codiert im Blindtest vollständig ununterscheidbar ist. Und Datenmenge ist gerade heute ein Problem da man die Dateien nicht nur auf dem heimischen Rechner sondern auch auf kleinen Solid State Speichern in Handys und anderen mobilen Geräten haben will. Zudem sind große Datenvolumen immer noch ein Problem mit mobilem Internet.


Was mich besonders interessiert: Gibt irgendwer der CD außerhalb einer Nische auf langer Sicht noch eine Chance und wie müsste eine digitale Distribution aussehen dass ihr sie wirklich cool fändet? Ich gehöre eigentlich auch zu den Artwork-Bewunderern. Aber Artwork lässt sich auch digital umsetzen, man sieht es nur verdammt selten. Warum eigentlich?
 
Momentan leben wir in einer Zeit, in der es die Streuung ausmacht. Und das macht auch nur richtig Sinn, wenn man live spielt.

Die CD ist obligatorisch, aber auch der Digitalvertrieb und Streaminganbieter sollten genutzt werden. Kostenlose Teaser sollten auf jeden Fall vorhanden sein, nicht aber alles für lau raushauen. Das schadet euch und anderen Musikern ebenfalls.

Vinyl, Tapes, USB-Stick etc. ist Liebhaberei. Kann man machen, solange man sich nichts davon erhofft.

Da Geschäft liegt aber wie gesagt im Livebereich.
 
Da Geschäft liegt aber wie gesagt im Livebereich.
Ich denke das ist unstrittig. Das heißt imo allerdings nicht dass Aufnahmen per se unwichtig werden. Ohne gut gemachte Veröffentlichung kommt ja auch niemand auf die Konzerte - und an sich wollte ich das auch gar nicht mal so von der BWL Seite beleuchten sondern mehr von der künstlerischen.

Ich bin zum Beispiel nicht mal sicher das die CD obligatorisch sein wird - das ist sie bei vielen ja jetzt schon nicht. Vor allem sorgt diese Einstellung imo dafür dass die rein digitale Verteilung (ob nun zum freien Download oder im iTunes Store oder wo auch immer) maximal als Zusatz angesehen wird und entsprechend lieblos sind die MP3s dann auch ins Netz gekotzt.


Bei der Artwork Problematik: Die EP hier (Rabbit Hole von Tuesday Spoils) kommt mit einem netten iTunes LP Booklet was ich für eine extrem coole Sache halte. Das Problem: Man braucht iTunes, und das obwohl das technisch pures HTML ist.
Wer diesen Player benutzt kann sich das ja mal ansehen.

Sowas in der Art finde ich cool - oder zumindest einen Anfang.
 
Da Geschäft liegt aber wie gesagt im Livebereich.
Damit wird auf jeden Fall im Moment am meisten Geld verdient. Aber von der Konsumentenseite aus betrachtet ist das nicht richtig. Wenn ich ein Stück einer Band hören will, warte ich nicht, bis sie auf Tour geht. Außerdem gibt es viele Produktionen, die sich als solche auszeichnen und live anders umgesetzt werden.
Irgendwelche beliebig oft abspielbare Formate wird es also geben MÜSSEN. Und einen Vergleich zum Livebereich finde ich nicht zulässig, da es 2 unterschiedliche Ebenen sind.
 
Das heißt aber auch, dass Medien zur Verfügung stehen müssen, die man bei Auftritten verkaufen kann. Da sind momentan noch CDs ganz gut im Rennen. In Zukunft könne ich mir durchaus vorstellen, dass das übers Handy und mobile HotSpots funktioniert. Bluetooth vielleicht weniger, dafür per WLAN oder ähnlichem.

MfG, livebox
 
Die Musik wird meiner Meinung nach wohl langfristig komplett in die Wolke wandern. Das bietet sich einfach an, vor allem, wenn man bedenkt, dass fast sämtliche gehörte Musik nur irgendwie nebenbei läuft und nur wenige Menschen sich noch die Zeit nehmen, gezielt Musik zu hören. Organisiert wird diese Flut an Geräuschen wohl in Form von interaktiven Radiosendern, Playlist-Sharing, NewSong-Feeds und ähnlichem. Die Community-Bewertung wird hier über Ruhm oder Misserfolg entscheiden. Auch bezahlte Dienste werden ihren Platz haben, denn es wird immer Menschen mit findigen Geschäftsideen geben. Allerdings wird die Abwicklung solcher Dienstleistungen nur funktionieren können, wenn alles schnell und unbürokratisch geregelt wird (Bestellung per Mausklick, Bezahlung per flattr, bitcoins etc, Fertig); einen monolithischen Koloss wie zB die GEMA sehe ich in dieser Umgebung absolut chancenlos.

Dabei sehe ich nicht, dass sich die technische Qualität zwangsläufig bessern wird, denn die breite Masse akzeptiert ja selbst 64k/mono Youtube direkt auf den Ohren. Grundsätzlich sehe ich hier sogar ein völliges Verschwinden von "Formaten", denn der Benutzer möchte einfach auf einen Song oder eine Playlist klicken und dann soll da Musik kommen. Was da im Hintergrund passiert, interessiert die meisten wirklich nur am Rande. Das ist ja schon bei der Benutzung von Apples neuer iCloud so, dass selbst selbstgerippte CDs auf dem Mac nicht mehr direkt auf dem iPod landen sondern immer die Version, die schon in der iTunes-Cloud liegt - in welchem Format und in welcher Qualität auch immer. Mich graust es aber die Leute (sprich die Masse) empfindet das als ein tolles Feature,

Physische Datenträger, in welcher Form auch immer, sehe ich in dieser Zukunft eher unter dem Begriff Merchendising, also als ein Produkt, dass eher als haptischer Bezugspunkt zu einer Band gekauft wird und nicht primär als Träger von Musik (sprich ähnlich wie ein T-Shirt oder ein Poster).

Aber dadurch verkommt Musik auch zum billigen schnellen Produkt - eine Entwicklung die wie jeder Weis irgendwann in den 80's begonnen hat.

Nicht wirklich, wie ich finde. Die Musik war viele Jahrtausende lang Eigentum eines jeden Menschen und nicht eines bestimmten Menschen. Es war völlig normal, dass jeder Musik gemacht hat, sei es bei religiösen Ritualen, in der Gruppe am Feuer oder auch jeder für sich bei der Arbeit oder der Jagd. Es gab nur wenige, die von der Musik gelebt haben und selbst da ging es meist nur um Entlohnung für die Aufführung (Barden, Minnesänger uä) und nicht für die Musik als solches. Musik wurde von einfachen Menschen erschaffen und wenn das Werk anderen gefiel, hat es sich von selbst verbreitet. Und das Verbreiten war völlig selbstverständlich und sogar ausdrücklich erwünscht. Viele dieser Lieder existieren auch heute noch in Form von Volksweisen, Kinderliedern oder Kirchenliedern.

Tantiemen sind hingegen eine relativ neue Erfindung, die dadurch möglich wurde, dass eine kleine Gruppe von Personen den Zugang mit technischen Mitteln zu neu entstandener Musik willkürlich einschränken konnte und nur gegen Geld Zugang zu Musik gewährte. Im letzten Jahrhundert ging das ja sogar soweit, das eine gewaltige Verwertungsbürokratie samt passender Gesetzgebung erschaffen wurde, nur um die Pfründe einiger weniger zu sichern, die meist nicht einmal ansatzweise irgend etwas mit der Musik zu tun hatten. Das oberste Ziel dabei war nicht die Musik sondern das Ziel war zu jeder Zeit, die Verwertungskette um jeden Preis zu erhalten. Das ging ja zuletzt sogar soweit, dass das Singen von Liedern im Kindergarten verboten wurde, nur um keine Einnahmen zu verpassen. Da auch die Einstiegshürden bei der Erzeugung von Musikstücken sehr lange ziemlich hoch waren, war der Kreis der profitierenden Personen auch sehr klein und die Gewinne entsprechend hoch. Diese Zeiten gehen aber nun wieder vorbei und ich denke, dass die industrielle Musikverwertung, in der die Komponisten und Musiker ohnehin nur marginal an den Einnahmen beteiligt waren, langfristig wieder verschwinden wird wenn jeder seine Musik einfach selbst produzieren kann und auch vermarkten kann.

Die finanzielle Zukunft für Künstler liegt meiner Einschätzung nach zukünftig bei den Dienstleistungen und Zusatzprodukte rund um die Musik. Das können Auftragsarbeiten für Filme oder Werbung sein, Auftritte oder Merchendising. Denkbar sind auch auch auf Spenden basierende Modelle (wie beim Musiker in der Fussgängerzone, nur in groß). Da der Verkauf eines Gesamtprodukts auch von der Präsentation abhängt, werden auch gute Aufnahmestudios weiterhin ihren Platz haben denn das ganze ist trotz aller modernen Technik immer noch ein Handwerk, dass nicht jeder beherrscht oder auf sich nehmen möchte. Und gutes Handwerk war schon immer seinen Preis wert.

Doch mit dem bisherigen "einmal erstellen, auf ewig Kohle abschöpfen" wird man in Zukunft aber wohl nicht mehr reich werden. Dass in dieser Zukunft quadratkilometergroße Büroetagen mit Buchhalter-Cubicals, CD-Presswerke und ähnliche Zwischenverwerter keinen Platz mehr haben, finde ich nicht wirklich traurig. Die hatten ohnehin nie etwas mit der Musik an sich zu tun und finden auch andere Aufgaben. Und auch Packern ist es egal, ob sie jetzt CD-Kartons umherwuchten oder Kisten mit Mohrrüben.
 
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Das heißt aber auch, dass Medien zur Verfügung stehen müssen, die man bei Auftritten verkaufen kann. Da sind momentan noch CDs ganz gut im Rennen. In Zukunft könne ich mir durchaus vorstellen, dass das übers Handy und mobile HotSpots funktioniert. Bluetooth vielleicht weniger, dafür per WLAN oder ähnlichem.

MfG, livebox

Das wird ja heute schon z.T. mit Download-Codes oder usb-Sticks gemacht, indem man die Aufzeichnung des eben gesehenen Konzertes kauft.
 
Das ist ja schon bei der Benutzung von Apples neuer iCloud so, dass selbst selbstgerippte CDs auf dem Mac nicht mehr direkt auf dem iPod landen sondern immer die Version, die schon in der iTunes-Cloud liegt - in welchem Format und in welcher Qualität auch immer. Mich graust es aber die Leute (sprich die Masse) empfindet das als ein tolles Feature
Soweit ich die Keynote richtig verstanden habe 256 kb/s aac, was etwa einer 320 kb/s lame encodierter mp3 entspricht. Ich halte das für absolut ununterscheidbar. Für die allermeisten - gerade älterer - Musiksammlungen dürfte das ein dickes Update sein. Den Lossless Wahn verstehe ich sowieso nicht so recht, obwohl ich selber auch durchaus flacs habe. Bei einer Bluray beschwere ich mich ja auch nicht dass das eine gepackte Version des Films ist.

Im Grunde ist das ja ein Ablasshandel - für 25$ im Jahr seine Musiksammlung aus "anderen Quellen" nachkaufen. Leider erstmal nur in den USA, wie so ziemlich alles was Spaß macht und dazu noch legal ist. Vllt muss der Markt europäischen Rechteinhabern noch ein wenig länger in die Eier treten bis sich die ein oder andere Erkenntnis durchsetzt. ;)


Physische Datenträger, in welcher Form auch immer, sehe ich in dieser Zukunft eher unter dem Begriff Merchendising, also als ein Produkt, dass eher als haptischer Bezugspunkt zu einer Band gekauft wird und nicht primär als Träger von Musik (sprich ähnlich wie ein T-Shirt oder ein Poster).
Das ist wirklich ein sehr guter Gedanke der einem wirklich hilft gerade die Vinylverkäufe richtig einzusortieren. Ich halte die CD dafür aber recht ungeeignet. Die ist einfach zu unsexy. Billigplaste plus Cover in Postkartengröße...



Oder mal anders gefragt: Wenn CD rausfällt und Vinyl etwa die Stellung wie ein Band-Shirt einnimmt - wie wäre die optimale Präsentation in digitaler Form? Oder ist es möglich das Albumerlebnis dorhin zu retten (bzw. sogar zu erweitern) und wenn ja wie?
Ich finde ja das iTunes LP Format schon einen guten Anfang, aber bis jetzt scheint es wirklich nur von iTunes unterstützt zu sein. Weiß jemand ob da irgendeine Lizenz gegen steht? Ich blicke da auch nicht so ganz durch.
 
mp3s sind qualitativ gesehen quatsch
Sie sind halt irgendwie der Nachfolger der MusiCassette und haben eine ähnliche Funktion.
Ich könnte mir vorstellen (aber auch da bin ich mir nicht sicher), dass sich das Surround-Format mehr etablieren wird. Eventuell dadurch, dass es eine ganz eigene (Underground-)Kunstfertigkeit darstellt, Musik völlig auf der Raumebene zu verteilen (vielleicht irgendwann auch komplett räumlich, mit Speakern oben und unten). Das spricht intensiver die Sinne an und regt wieder mehr zum bewussten Hören an.
Fände ich gut, wenn sich endlich die Quadrofonie durchsetzt. Wünschenswert wäre, wenn dann die Quadroaufnahmen auch wiederveröffentlicht werden, also Tomita mit "Pictures at an exhibition" mit genau den Rundumbewegungen, die in Stereo nur wie ein simples Panning klingen und albern wirken.
Dabei sehe ich nicht, dass sich die technische Qualität zwangsläufig bessern wird, denn die breite Masse akzeptiert ja selbst 64k/mono Youtube direkt auf den Ohren.
Nun, die Tonqualität verhinderte auch nicht, dass sich der ursprünglich als Diktiergerät und Anrufbeantworter konzipierte Phonograph als Musikwiedergabegerät durchsetzte. Wenn ich manchmal die Kids mit ihren Handys höre und diese klingen wie Edison Goldgusswalze...
 
Hier mal ein interessanter Link, wo sich Karlheinz Brandenburg (Erfinder des MP3-Format) zu diesem Themenkomplex äußert:

http://www.wiwo.de/technik-wissen/das-muss-man-hoeren-468744/

Dass in dieser Zukunft quadratkilometergroße Büroetagen mit Buchhalter-Cubicals, CD-Presswerke und ähnliche Zwischenverwerter keinen Platz mehr haben, finde ich nicht wirklich traurig. Die hatten ohnehin nie etwas mit der Musik an sich zu tun und finden auch andere Aufgaben.
Wie schon oft gesagt, heute und morgen sind das halt dann Apple, Google/You Tube, Facebook und Konsorten. Auch die wollen in letzter Konsequenz nichts als Geld verdienen. Betrachtet man deren Markt- und Machtpostion im digitalen Zeitalter, kann das leicht zu Entwicklungen führen, wo wir in 20 Jahren da sitzen und uns die im Vergleich harmlosen Major-Labels zurückwünschen. Klar - jetzt ist das alles cool und hip und 2.0. Das waren aber die Major-Labels auch einmal, als da z.B. 1961 ein 28-jähriger Afroamerikaner namens Quincy Jones in der obersten Führungsriege saß. Was ist daraus geworden? Ich halte es für einen wirklich fatalen Trugschluß, anzunehmen, dass die nächste Generation an Verwertern, da irgendetwas machen würde, dass besser für Musiker, Musikultur, etc. wäre. Das Gegenteil ist zu befürchten, da sich vermutlich die Oligopole noch weiter konzentrieren werden und sich ja sogar schon Monopole entwickeln. Gegen Apple läuft ja schon seit längerem eine Klage wegen Kartellbildung.

Auf schlicht faktisch völlig falsche Tatsachenbehauptungen, z.B. zum Thema GEMA, gehe ich nicht mehr ein. Ich kann nur eins sagen: Meiner Erfahrung sind viele Musiker kommerziell v.a. auch aus dem völlig simplen Grund nicht erfolgreich, weil sie schlicht über die Strukturen und Verwertungsmechanismen nicht im Geringsten bescheid wissen (sich dabei aber oft genug besonders gut informiert fühlen). Sie stimmen lieber einfach in die platte und meist sachlich völlig falsche Kritik z.B. an der GEMA ein, als sich wirklich damit zu beschäftigen. Täten sie das, könnten und würden sie auch monetär profitieren. In anbetracht dessen, habe ich es aufgeben, da "Aufklärung" leisten zu wollen.

Aber zum Thema:

Interessant finde ich v.a. die Frage nach dem "Format" des Produktes (nicht das technische Format der Musik). Der allseits unbeliebte Dieter Gorny hat mal das Beispiel mit dem Mineralwasser gebracht. Irgendwer (ich glaube konkret war es zuerst Evian) hat es geschafft, ein praktisch überall kostenlos verfügbares Gut zu einem kommerziell verwertbaren Produkt zu machen. Es braucht ein hübsches und praktisches "Format" (=Flasche) und emotionale "Aufladung" (Bewerbung als Lifestyle-Produkt mit bekannten Model-Gesichtern). Auf die Musik übertragen heißt das für mich: Die Musik selbst ist in Zusammenspiel mit dem Image, Lifestyle, etc. des Künstlers einerseits die "emotionale Aufladung", also ihr eigener Werbeträger, andererseits ein (immer kleiner werdender) TEIL des Produktes.

Bleibt die Frage nach dem "Format". Ich halte es für denkbar, dass die Webpräsenz die "Flasche" sein wird. Früher war es so, dass man als Fan eines Künstlers sagen wir ein Album für 15-20 EUR pro Jahr gekauft hat. Warum nicht ein Fan-Abo zu diesem Jahrespreis verkaufen, das Zugang zu einem Mitgliedsbereich auf der Internetseite bietet. Dort könnte sich finden:

- Musik jenseits des Album-Formates, präsentiert in interaktiver Form. Das kann bei simplen Darbietungen mit hübschem Player und virtuellem Booklet anfangen, das ist aber eben gerade nur der wenig innovative Anfang. Man stelle sich z.B. vor was Artwork-Fetischisten wie "Tool" mit Hang zum audio-visuellen da wohl für Einfälle hätten. Das kann gehen bis hin zu richtigen Games oder Filmen, als die "Alben von morgen". Natürlich kann, soll und muss es auch, weiterhin einfach die Musik geben. Natürlich auch in hochauflösenden Formaten. Was kostet es denn 24/96-Files bereit zu stellen? Nichts. Aber es freut die Audiophilen.

- Live-Content: Konzert-Übertragungen, Video-Botschaften

- Fanclub-Mitgliedschaft und Community: Vergünstigte Tickets, Verlosungen und Contests (Tickets, Wohnzimmer-Konzerte, Meet & Greet, Featurings usw.)

- In vielen Genres sind sicher 50% der Fans selbst Musiker: Tabs, Noten, Lehrvideos, 1:1 Unterricht, Samples der Drums vom den letzten Recordingsessions, ach - bis hin zu Signature-Ampsim-Plugins mit dem Album-Sound und IRs von den Studioräumen

- Merchandising: T-Shirts, Vinyl, Feuerzeuge? Etwas phantasielos. Es gibt die lustige Geschichte der Sängerin der Dresden Dolls, die in einer spontanen Langweile-Aktion so um die 19.000 USD in wenigen Tag gemacht hat, in dem sie z.B. über Twitter sinnloseste Dinge versteigert hat. Angesichts dessen ist es ja geradezu mehr als lächerlich, dass sich Musiker beschweren, dass sie keine CDs verkaufen! Ja, wtf, verkauft halt das Zeug, dass die Leute haben wollen! Ich hab' schon vor fast 10 Jahren scherzhaft gesagt, Madonna könnte mit getragener Unterwäsche mehr Geld verdienen, als mit Tonträgern (wobei die Produktion in ausreichender Quantität u.U. praktische Schwierigkeiten aufwerfen dürfte. :D). Das Prinzip ist doch klar. Joe Satriani könnte doch sogar mit der Auktion eines abgespielten Plektrums mehr Geld verdienen, als mit dem Verkauf einer CD! Reliquien und Paraphernalia sind die Stichworte.

Das sind jetzt nur ein paar Gedanken. Das meiste davon umgeht Probleme wie Piraterie, Wertverlust der Musik, etc. völlig, da es auf ganz anderen Ansätzen beruht.

Ein weiter höchst interessantes aber weitgehend ungenutztes Feld sind Crowdsourcing-Ansätze, z.B. zur Finanzierung.
 
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Ich denke das ist unstrittig. Das heißt imo allerdings nicht dass Aufnahmen per se unwichtig werden. Ohne gut gemachte Veröffentlichung kommt ja auch niemand auf die Konzerte - und an sich wollte ich das auch gar nicht mal so von der BWL Seite beleuchten sondern mehr von der künstlerischen.

Ich bin zum Beispiel nicht mal sicher das die CD obligatorisch sein wird - das ist sie bei vielen ja jetzt schon nicht. Vor allem sorgt diese Einstellung imo dafür dass die rein digitale Verteilung (ob nun zum freien Download oder im iTunes Store oder wo auch immer) maximal als Zusatz angesehen wird und entsprechend lieblos sind die MP3s dann auch ins Netz gekotzt.


Bei der Artwork Problematik: Die EP hier (Rabbit Hole von Tuesday Spoils) kommt mit einem netten iTunes LP Booklet was ich für eine extrem coole Sache halte. Das Problem: Man braucht iTunes, und das obwohl das technisch pures HTML ist.
Wer diesen Player benutzt kann sich das ja mal ansehen.

Sowas in der Art finde ich cool - oder zumindest einen Anfang.

Niemand verbietet es dir zu experimentieren. Ich glaube wir freuen uns alle, wenn sich irgendwo ein wirklich funktionierendes Modell auftut. Bei einer gewissen Verkaufserwartung ist die CD dennoch unumgänglich. Allein schon deren Existenz ist ein immer noch gültiges Statussymbol, das auf der anderen Seite auch deine digitalen Verkäufe ankurbeln kann.
 
Niemand verbietet es dir zu experimentieren. Ich glaube wir freuen uns alle, wenn sich irgendwo ein wirklich funktionierendes Modell auftut.
Ich denke die Haltung von "wäre schön wenn sich da was auftut" funktioniert nicht, wenn müssten wir alle ran denn einer alleine reißt nicht viel. Ich hatte mal auf einer Konferenz ein Panel zu dem Thema Urheberrecht und dem Verkauf von Musik gehört wo ein Label-Chef (frag mich nicht nach dem Namen, hab ich vergessen) auch so erwartungsvoll in Runde blickte und sinngemäß sagte: "ja, wenn ihr mir das neue Modell mit dem ich Geld verdienen kann liefert dann werde ich mir das anschauen und vllt auch machen, solange wird halt abgemahnt". Worauf mir dann auch schlagartig klar wurde warum der größte Verkäufer von Musik von einem Unternehmen gegründet wurde das Computer herstellt und mit Musik im Grunde nix am Hut hat.

Wir als Musiker wollen doch gehört werden. Wir machen doch das Angebot. Wenn wir warten "bis sich da was ergibt" dann ... naja, dann wird sich das Warten ein wenig ziehen. Und wenn sich dann irgendwann irgendwas was ergeben hat wird es nicht so sein wie wir es wollen.


Das Problem: Musiker sind so tierisch unorganisiert. Einer kann durchaus was cooles machen, aber dadurch bekommt kein Player ein Plugin um sagen wir mal ein dickes Booklet - in welchem Format auch immer - anzuzeigen. Das ist echt problematisch. ;)
 
ich weiss schon was du meinst. Meine Meinung ist derzeit auch von Label-spezifischem Denken gefärbt, da ich gerade ein Praktikum bei einem solchen mache. Ich denke aber nicht, dass die Innovation von den Musikern ausghehn wird. Zwar gibt es immer mehr Künstler die sich frewilllig oder gezwungermassen mit Marketing befassen, aber das nächste grosse Format - falls es jemals soetwas geben sollte - dürfte wohl eher dem (IT-)Business entspringen.

Ich persönlich glaube, dass wir uns mindestens noch ein Jahrzehnt mit der Vorstellung abfinden müssen mit Kleinvieh Mist zu machen. Sprich - hier ein paar CD's, dort Digitalvertrieb, da Simfy, dort kostenlose Angebote, Social Networks, von Spenden vorfinanzierte Projekte usw. usf. ...

Es ist halt viel Arbeit, viel Verwaltungskram und hat alles dennoch nicht so eine Reputation wie die CD, als der Markt noch funktioniert hat.

Viele mir bekannte Musiker releasen gar nicht mehr richtig. Die packen nur noch roughe Demos auf Soundcloud, nach dem Motto "friss oder stirb". Würde mir persönlich das Herz brechen, aber auf der anderen Seite muss man sicherlich auch mal zu dem Punkt kommen, dass man den sinnlosen Aktionismus bleiben lässt und mit was anderem glücklich wird.

Wobei man natürlich dazu sagen muss, dass man - viel Geld vorausgesetzt - Projekte immer noch so anschubsen kann, dass sie funktionieren. Da sollte man die Scheine aber locker sitzen haben und nicht erwarten, dass viel davon zurückkommt. Mir ist in diesem Zusammenhang übrigens in jeglichem Genre kein rein digital vertriebenes Projekt ohne Livepräsenz bekannt, dass szenemäßig relevant wäre. Sologänge von etablierten Musikern mal aussen vor gelassen.
 
Hier kommt es darauf an, was der Anspruch des Hörers ist.
Und hier läuft es leider darauf hinaus, je kompakter und selektierter angeboten wird, je größer wird konsumiert. Und mit selektierter meine ich, dass Alben online nicht als Alben angeboten werden, sondern man kann jeden einzelnen Albumtrack nach belieben downloaden. Alben werden somit ihrem "Albumstatus" beraubt und es werden alle Veröffentlichungen nur noch als Tracks gesehen.

Ich bin ende Dezember 2008 von CD auf Vinyl umgestiegen. Mit Downloads oder Mp3s konnte ich noch nie etwas anfangen, dies wurde nie der Musik als Kunstform für mich gerecht.

Und ich werde weiterhin Schallplatten kaufen. Die schönste Art Musik archiviert zu erleben.
 
Ich persönlich glaube, dass wir uns mindestens noch ein Jahrzehnt mit der Vorstellung abfinden müssen mit Kleinvieh Mist zu machen. Sprich - hier ein paar CD's, dort Digitalvertrieb, da Simfy, dort kostenlose Angebote, Social Networks, von Spenden vorfinanzierte Projekte usw. usf. ...

Es ist halt viel Arbeit, viel Verwaltungskram und hat alles dennoch nicht so eine Reputation wie die CD, als der Markt noch funktioniert hat.

Viele mir bekannte Musiker releasen gar nicht mehr richtig. Die packen nur noch roughe Demos auf Soundcloud, nach dem Motto "friss oder stirb".
Genau das meine ich mit lieblos ins Netz gekotzt - als Zuhörer macht sowas auch keinen Spaß, genau wie es dem Künstler nicht gerecht wird.
Imo ist es wichtiger denn je die Band oder zumindest ein Album als konsistenes Gesamtkunstwerk zu präsentieren. Und die Mittel dazu - da hast du natürlich recht - werden aus dem IT Umfeld kommen. Aber zumindest die Vision dazu muss doch von Musikern formuliert werden, wir sind doch angeblich die Kreativen. ;)
 

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