Also diese Story des alten Herrn wirft schon einige Fragen auf. Mag ja sein, dass er irgendwann einmal "eine" Posaune geschenkt bekommen hat. Aber das war doch vermutlich nicht dieses Instrument, da es wirklich nichts besonderes ist und einfach auch nicht nicht das Alter hat - weder 1962 noch 1986 passen bei der Posaune. Andererseits hat das Unglück von Tschernobyl bei vielen Menschen auch Langzeitschäden verursacht, der Schüler kann also auch viele viele Jahre nach dem Unglück an den Folgen verstorben sein und somit wäre eine Schenkung selbst nach 2006 nicht völlig auszuschließen (ich baue hier gerade eine Brücke...).
Einem ehemaligen Professor für Posaune wurde vermutlich kein Instrument in der "Qualität" wie oben beschrieben geschenkt. Das wäre in etwa so, als würde man einem ehemaligen Bibliothekar einer Universitätsbibliothek mit historischem Buchbestand zum Andenken ein aktuelles Comicheft vom "Kiosk um die Ecke" schenken - ist ja auch "ein Buch"...!
Es sei denn die Schenkenden hatten überhaupt gar keine Ahnung oder es ging allein um die Geste. Ich erwarte als Schenkung doch eher ein echtes historisches Schätzchen mit Sammlerwert, das nicht mehr gespielt, sondern aufbewahrt und aufgrund exzellenter Handwerksarbeit oder historischer Bedeutung für den Posaunenbau bewundert wird: Kruspe, Penzel usw. wären da zu nennen - nicht SOUNDeR... Oder wenigstens das Instrument des dankbaren, leider verstorbenen ehemaligen Schülers, das dann aber deutliche Gebrauchsspuren hätte haben müssen (die Posaune sieht auf den Bildern nahezu unbespielt aus, keine Dellen oder Lackschäden). Den Einsatz einer Posaune von der Qualität der SOUNDeR durch einen osteuropäischen Profi würde ich aber nicht pauschal ausschließen wollen: Mitte der 2000er Jahre habe ich das Quintett Ukrainian Brass kennengelernt, die haben mit unteren Mittelklasse-Intrumenten auf Profiniveau gespielt, weil sie Ihre hochwertigen, dem Orchester in Kiew gehörenden Profiinstrumente wohl nicht mit auf Tour nehmen durften...
1962 war der gute Mann ja knackige 30 Jahre alt, und ich kann nur sagen "Respekt, wer mit 30 Professor ist!". Das ist selbst heutzutage selten, aber nicht unmöglich. Zum Glück ist die Hochschule für Musik in Karlsruhe aber gut organisiert und benennt sämtliche ehemaligen Dozenten mit Namen und Dienstzeit
auf dieser Webseite. Und dort ist tatsächlich ein einziger Posaunendozent genannt, der nur kurz 1961-1962 Lehrbeauftragter für Posaune war (ob damit auch der Professortitel verbunden war, weiß ich nicht). Das könnte also passen. Ich recherchiere ja leidenschaftlich gern und wenn es tatsächlich dieser Dozent war (dessen Namen ich hier dennoch nicht nenne, die zeitlichen Angaben könnten ja auch falsch sein), gäbe es einen 1961 geborenen Soloposaunisten, dessen als Kammermusiker bezeichneter Vater den gleichen Namen (kein Allerweltsname) wie der Karlsruher Posaunendozent trägt. Das könnte ggf. auch den Verbleib einer etwaig verschenkten, hochwertigen Posaune erklären - eine gute Posaune landet in einer Musikerfamilie mit Soloposaunist vermutlich nicht auf dem Dachboden oder im Keller, sondern wird gespielt.
Ich finde das jedenfalls spannend und es wäre toll, wenn
@rainermoe bei Gelegenheit weitere Infos teilt, wie das ausgegangen ist. Vielleicht kommt ja die tatsächlich verschenkte Posaune wieder ans Licht, vielleicht steht auch einfach nur ein weiterer Posaunenkoffer unbeachtet in irgend einer Ecke
Vielen Dank & Grüße
Marco