Kornett, Trompete, Ventilposaune, Flügelhorn und die neu erweckte Flamme

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Hallo liebe Community.
Ich fand dieses tolle Forum heute und dachte mir, warum eigentlich nicht. Sich in einer Gruppe austauschen klingt für mich sinvoller, als es im Alleingang mit Google und Wikipedia zu versuchen. Meine Leidenschaft zum Blech wurde nach 14 Jahren wieder neu erweckt. Ich habe mit zarten acht Jahren angefangen das Kornett zu lernen. Mit 14 dachte mein Lehrer, lass uns mal die Trompete versuchen. Diese hat er mir dann noch vor seinem Tod vermacht. Der Krebs hat in eingeholt. 😥 Mit 16 war es dann soweit. Mein geliebter Lehrer wollte die letzten Monate die er noch hatte mit seiner Familie verbringen (absolut verständlich). Da bekam ich eine neue Lehrerin mit der ich nicht wirklich warm wurde. Sie hatte eine sehr "herrische" Art. Manchmal kam es mir vor, als ob sie gleich den Massstab hervor hole. An diesem Punkt ergab es für mich keinen Sinn mehr weiter zu machen, da es auch in der Nähe keine weiteren Lehrer gab. Ausser private, die sich meine Eltern nicht leisten konnten. So habe ich auf eigene Faust weiter gemacht, bis Zeit und das ganze Umfeld unpassend wurde. Nachbarn störten sich und somit landete die Trompete im Kleiderschrank und wurde von einem zum anderen Umzug einmal ausgepackt und geputzt.

Letztes Jahr schlenderte ich über einen Flohmarkt und sah sie da, zwischen Trott und Trödel. Eine Posaune, die sogleich meine Interesse geweckt hat. Beim genaueren Betrachten sah ich, dass diese Posaune keinen Zug besitzt, sondern Ventile hat. Lange war ich am hadern, ob ich die nun kaufen sollte. Es war für mich total fremd. Also gut, ich kaufe sie. Ansetzen und gleich mal "O when the saints" gespielt. Der Verkäufer ging gleich die Hälfte runter, was mich um so mehr freute. Hin und wieder bin ich bei meinen Eltern und spiele im Keller Trompete oder Ventilposaune. Experimente mit Mundstücke fanden hier und da auch statt und bin somit auf modulare Mundstücke gestossen.
Oftmals hatte ich erheblich Mühe mit hohen Töne und die Zahnspange mit dem Kieferspreizer, war auch eher hinderlich.
(Die Idee zu einem anderen Mundstück kam mir mit 15 schon in den Sinn doch verwarf die Idee schnell. Ich dachte, dass diese sehr teuer wären und meinen Eltern zu diesem Zeitpunkt finanziell Probleme hatten.) Was haltet ihr von den modularen Mundstücke? Irgendwo habe ich von einem Österreicher etwas aufgeschnappt, dass es rund um Wien ein Mundstückhersteller gibt, der das Mundstücke auf einen zugeschnitten herstellt. Da das Mundstück die Verbindung zwischen Spieler und Instrument ist, verfolgt mich immer öfters der Gedanke, dass mein Mundstück einfach für mich kontraproduktiv ist.
gestern bestätigte sich mein Verdacht. Ich habe eine geschändete Trompete geschenkt bekommen. Das Mundstück dieser Trompete liegt mir schon um einiges besser, da ich mich nicht so sehr "eingeengt" fühle. Diese hat mein Arbeitskollege über Freunde bekommen und fand es schade, diese in das Alteisen zu geben

(Da wir in einer Blechfirma arbeiten, wissen wir, wie mir mit Blech und den unterschiedlichen Materialien umgehen müssen. Diese wollen wir nun herrichten. Das Ergebnis auf Klang ist uns einerlei, da diese unsere Abteilung zieren sollte, wenn sie wieder hübsch aussieht.)

Er selbst spielt Gitarre, Schlagzeug, Bass Saxophon und möchte ein Blechblasinstrument erlernen. Seine Musikrichtung ist Blues, was mir auch sehr gut gefällt. Trompete oder Flügelhorn stellt er sich vor. Für Blues, was meint ihr, was passt da noch? Kornett wäre eher untypisch, besitzt aber dennoch über interessante Effekte mit Verbindung mit einem Schalldämpfer.

Nun extrem langer Text kurz.
Thematik Mundstück. Gibt es da etwas, das einem sie Suche erleichtert ausser ein Mundstück nach dem anderen zu testen?
Welches der genannten Instrumente passt besser zu Blues?
Da ich nun neu brenne für die Blechinstrumente, welche Instrumente sind von der Spielart und dem Aufbau ähnlich der Trompete/Kornett?
Ich sah hier in diesem Forum einen Post zu einer Taschentrompete. Ist das ein anderes Instrumente oder ein anderer Name zum Kornett?
Entschuldigt diesen Ellen langen Text und die vielleicht unnötigen Infos. Ich dachte nur, dass mit möglichst viel Hintergrund dem einen oder anderen vielleicht auch Lehrer, etwas erschliessen könnte. Ich hoffe doch, dass sich euer Mausrad nicht gleich verdampft hat. 😉
 
Hallo und willkommen im Musiker-Board! :hat:

Thematik Mundstück. Gibt es da etwas, das einem sie Suche erleichtert ausser ein Mundstück nach dem anderen zu testen?
Modular aufgebaute Mundstücke gibt es von verschiedenen Herstellern, mit "Österreicher" meinst Du wahrscheinlich Breslmair.
Das ist für mich wie Fahrzeug-Tuning. Man sollte dazu wissen, welche Ändeurngen für welchen musikalischen Zweck geüwncht werden und wie man mit dem Ergebnis umgehen kann. Andernfalls dreht man an der falschen Stellschraube - soll heißen, es bringt mehr, mit 08/15 Ausstattung zu üben und tgechnisch besser zu werden. Dabei erfährt man ganz von selbst, was man von einem Mundstück erwartet.

Ausstattung für den Anfang, mit dem die allermeisten Spieler seit Jahrzehnten gut zurechtkommen:
Mag man einen gefühlt kleinen Randdurchmesser und realtiv einfach guten Klang ohne besondere Höhe, dann wäre auf der Trompete ein "7C" eine gute Wahl.
https://www.thomann.de/de/stoelzel_mouth_piece_582030.htm
Einen Tick größer im Druchmesser, aber auch realtiv flacher wäre ein "3C", das ist ebenso geeignet.
https://www.thomann.de/de/stoelzel_582020.htm
Die Links führen zu einem preisgünstigen Hersteller, der aber in guter Qualität baut. Die Mundstückbezeichnungen "3C" und "7C" gehen auf Mundstücke der Firma "Vincent Bach" zurück, von denen es die (fast genau) gleichen Mundstücke natürlich auch gibt.


Auf der Posaune gibt es zwei Schaftmaße je nach Konstruktion des Instruments, das sind S (small) und L (large).
https://www.thomann.de/de/posaunen_mundstuecke.html
Ein Beispiel für ein äußerst gängiges Posaunenmundstück wäre die Größe "6 1/2 AL".
Der Link zum Mundstück mit kleinem Schaft: https://www.thomann.de/de/stoelzel_612_als_posaunenmundstueck.htm
Hier das gleiche Mundstück mit großem Schaft: https://www.thomann.de/de/stoelzel_612_all_posaunenmundstueck.htm

Wenn Du den Standardumfang deines Instrument sicher spielen kannst, dabei gut klingst und das Gefühl hast, eine andere Gestaltung von Rand, Kessel, Bohrung oder Rückbohrung würde dir etwas bringen, dann kann die sog. Mundstück-Safari beginnen.
Auch wenn ich selbst kaum noch meine "ersten"-Mundstücke spiele, ungefähr 12 Jahre lang habe ich das getan (Bach 7C, dann Bach 3C). Ich glaube schon, dass ein normal dimensioniertes Mundstück wie die genannten Modelle die beste Ausgangsbasis für eine gesuche Entwicklung auf dem Instrument ist - man kann damit auch schlicht alles spielen, was für Amateurmusiker im Normalfall erreichbar ist.
Übrigens durfte ich einmal in einem Workshop erleben, wie der sehr gute Trompeter Christoph Moschberger auf seinem "Yamaha Eric Miyashiro 2" vom butterweichem Flügelhornklang bis strahlendem Leadtrompetersound allein durch seine "Stellschrauben" bei Ansatz und Luftführung spielen konnte

Welches der genannten Instrumente passt besser zu Blues?
Es gibt legendäre Aufnahmen mit Kornett und Trompete, das typische Balladeninstrument Flügelhorn wäre schon ungewöhnlicher, ginge aber sicher auch.
Kein Blues trotz Titel und Pentatonik: Chuck Findley, Blade Runner Blues (Vangelis).

Wenn man allein Flügelhorn übt, weil ein schöner Klang darauf einfacher zu erreichen ist, dann kommt man mit der Trompete nach einiger Zeit nicht mehr zurecht, umgekehrt ist eigentlich kein Problem.
Übrigens haben die Trompete, Kornett und Flügelhorn unterschiedliche Mundstückdimensionen, man braucht für gelungene Wechsel zwischen den Instrumenten daher etwas Flexibilität im Ansatz. Wenn das intuitiv funktioniert, umso besser. Bei Problemem mit dem Ansatz macht es Sinn, sich auf ein Blechblasinstrument festzulegen, bis man das vernünftig spielen kann - schließlich setzen auch Übungszeit und Ausdauer da natürliche Grenzen.

Da ich nun neu brenne für die Blechinstrumente, welche Instrumente sind von der Spielart und dem Aufbau ähnlich der Trompete/Kornett?
Die Posaune ist mit der Trompete geschichtlich und konstruktiv gut vergleichbar, auch optisch noch ähnlich war eine sinfonsiche Bauform des 19. Jahrhunderts mit Stimmzügen, um für verschiedene Tonarten die Obertöne spielen zu können.
Orchestertrompete ca 1865.jpg
Quelle: Edward Tarr, Die Tompete, Bern 1978, 2. Auflage

Die Trompete reicht als Naturtrompete in die Musik der Renaissance, ihre Vorläufer bis in die Antike.
In der modernen Bauweise wurde sie erst vor rund 100 Jahren entwickelt, also nach Kornett und Flügelhorn. Wesentlich und bis heute prägend waren die Konstruktionen von Besson, Bach und Schilke.
Das Kornett entstand in der Mitte des 19. Jahrhunderts und geht wesentlich auf Gustave Auguste Besson zurück, dessen Nachfahren später die Blaupause der modernen Trompeten bauten. Das bahnbrechende Modell war die "F.Besson Breveté". Aufgenommen und weiterentwickelt wurde sie von Vincent Bach, innovativ war später vor allem Renold Schilke, der aneben seinem eigenen Unternehmen in den 60er Jahre als maßgeblicher Berater die Yamaha Trompeten aus der Taufe hob, bis heute erinnern noch Yamahas Mundstückbezeichnungen daran.

Ich sah hier in diesem Forum einen Post zu einer Taschentrompete.
Eine Taschentrompete ist eine "normale" Trompete, aber mit einer Wicklung mehr als in der langen Bauform.
Man sollte bei Taschentrompeten darauf achten, dass das Schallstück einen üblichen Durchmesser von ca. 123mm hat, ältere Exemplare haben nur ca. 96mm. Die Dinger sind übrigens etwas unbequem zu halten und bei allzu billiger Fertigung auch schon mal unspielbar.

Gruß Claus
 
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Vielen lieben Dank für die ausführliche Antwort! Mit dem Ansatz hatte ich bis jetzt noch nie wirklich ein Problem. Ausser in dieser Zeit, als ich die Zahnspange hatte.

Breslmair war es genau! Danke 😉
Ich kam mit einem Trompeter zu diesem Thema, da ich mein Mundstück äusserst unbequem empfinde. Ich kann damit spielen, aber bei höheren Tönen brennen mir die Lippen und die Ausdauer ist gleich im .........
Also heisst es doch, ausprobieren bis man das passende findent.

Das die Instrumente unterschiedliche Mundstücke besitzen weiss ich. Das habe uch schon sehr früh gemerkt. Die Entscheidung fiehl auf die Trompete, da das umgewöhnen auf andere einfacher sei.
 
Wenn die Lippen "brennen", dann ist der Ansatz erschöpft und man sollte unbedingt eine länger Pause einlegen und/oder der Andruck ist zu fest.

Dauernde Überlastung führt zur Verschlechterung, zuviel Andruck kann zu Nervenschädigungen in und Gewebeschäden auf der Lippe führen. Nahaufnahmen der Lippen u.a. von Louis Armstrong oder Miles Davis zeigen deutlich Geschwüre.
Von einem ehemaligen Leadtrompeter des früheren Top-Tanzorchesters Hugo Strasser erfuhr ich, dass er seinen Job quittieren musste, nachdem er sich mit Überlastung und einem nachbearbeiteten Mundstückrand Lippennerven schädigte.

"Profis" haben objektiv keine viel bessere Kondition als Hobbytrompeter. Die auch technisch guten Spieler unter den Profis können aber mit deutlich weniger Aufwand spielen, weil ihre Luftführung stimmt und sie nutzen auch beim Spielen jede Chance auf Entlastung - also weniger Druck bzw. Lippenspannung, wenn es von "hohen" Tönen in die gemütlicheren Lagen geht.
Wenig erfahrene Trompeter betreiben schon für ein zweigestrichenes g den Aufwand, mit dem Berufstrometer die ersten Töne der dreigestrichenen Oktav spielen.

Das A&S hat einen bachtypisch flachen Rand, der den Druck auf den Lippen druch die größere gut verteilt. Die Alternative wären einige Schilke und Yamaha Mundstücke mit einem mehr abgerundeten "4" Rand. Ich habe einige Mundstücke von beiden Herstellern, aber z.B. das 12B4 liegt mir wegen der "weichen" Innenrandkante weniger gut als ein Bach 3C.

Ich konnte nicht entdecken, welches Mundstück derzeit von dir gespielt wird und an was das "unbequem" für dich liegt.
Ein kleines und vor allem flaches Mundstück erleichtert die Höhe, aber nimmt dem Ton damit Klangfülle. Mit guter Technik kann man dagegen auch ein Schilke 17 in die dreigestrichene Oktav spielen und dabei amtlich klingen, das hat mein ehemaliger Lehrer mir einst locker vom Hocker demonstriert.

Ob sich Gunhild Carling je Gedanken über das geeignete Mundstück gemacht hat, konnte ich bislang nicht nachlesen. :D

gunhild carling.jpg

Gruß Claus
 
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