Wie Musiker in den Himmel kommen ... - Ein musikästhetisches Vermächtnis eines religiösen Alten, seinen eigenen Horizont übersteigend

Bernnt
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Ein musikästhetisches Vermächtnis eines religiösen Alten,
seinen eigenen Horizont übersteigend.
Philosophische Abhandlung bitte mit einer Prise Andacht, einem Funken Ernst und etwas Humor und Nachsicht zu lesen.


Wenn ich in den Spiegel sehe, dann sehe ich es: graue Haare, Runzeln, Falten. Das war nicht immer so. Vorgestern noch war alles anders. Man schaute in helle Augen, spürte überschäumende Lebensfreude und jugendlichen Schwung. Die Welt konnte nicht groß genug sein. Das ist vorbei. Wenn man ehrlich ist: schon etwas länger. Kalt lässt das nicht. Man fragt sich, wo die Jahre geblieben sind. Ob sich das gelohnt hat. Was hätte werden können wenn...

An der Wand lehnt mein Instrument. Ich verdanke ihm die ersten selbst verdienten Groschen und die ersten Küsse. Aber nicht nur das. Eigentlich hat es mir alles beigebracht. Wer ich bin, wie ich fühle, was ich weiß. Alles über die Welt, die Musik ist und eben nicht aus Energie oder Atomen besteht.

Gerade fegt der Wind ums Haus. Die Blätter des vergangenen Jahres wirbeln umher. Ich stehe auf der Wiese und stelle mir vor, wie das ist, so einem Blatt nachzujagen. Fast hat man es. Dann ein Windstoß. Pech gehabt. Man greift ins Leere. So ist es mit Gedanken, die man aufschreiben möchte. Sie sind nicht leicht zu fassen. Sie wehen davon. So muss ich mir Wörter und Sätze ausleihen. Vielleicht auch eine Frage des Alters. Man werfe einem alten Mann nicht vor, dass er einen Stock braucht.

Wer sind wir? Was ist Musik? Was ein Musiker? Was sein Himmel? Was seine Hölle? – In den vergangenen Wochen habe ich ein paar Sätze komponiert. Die Wahrheit sind sie nicht. Sie offenbaren aber einen mystischen Pfad. Beschreitet man ihn, wird Musik kreativ, indem sie ein neues Selbst- und Weltbild entwirft. Wer mit Philosophie etwas anzufangen weiß, wird meine Thesenreihe vielleicht interessant finden. Idealisten werden sie eher nachvollziehen können als Realisten. Platoniker werden sich bestätigt fühlen, streng gläubige Menschen werden sie verschroben finden und ablehnen, wiewohl sie religiös ist. Bei den Fans von John Cage werde ich mich entschuldigen müssen. Gleichfalls auch bei den Religionswissenschaftlern, denen meine Sichtweise der Religion der griechischen Antike doch etwas seltsam vorkommen wird. Kein Spaß dürften Menschen haben, für die Musik einfach nur geil sein muss. Den Kopf schütteln dürften Leute, für die Grundsätzliches nicht aufgeschrieben werden muss, sondern einfach unmittelbar einleuchtet. Aber wie gesagt: Ich bin ein alter Mann und ich liebe meine Pfade. Einen alten Baum sollte man nicht versetzen.

Die Wahrheit auf alles , das Leben und den ganzen Rest im folgenden Beitrag.
Beitrag automatisch zusammengefügt:


§1 PROLOGOMENA
1. Menschen leben.

2. Leben verkörpert sich.

3. Wer einen Körper hat, fühlt und denkt.
3.1. Körper, Fühlen und Denken wirken zusammen.
3.2. Körper sein, Fühlen und Denken können sich widersprechen.
3.2.1. Ein gesunder Körper fördert ein gesundes Gefühl und gesundes Denken. Ein ungesunder Körper – wie immer man das verstehen mag - fördert ungesundes Gefühl und ungesundes Denken.
3.2.2. Gefühle können den Körper lähmen und Denken lahmlegen.
3.2.3. Denken kann den Körper lähmen und Gefühle verstummen lassen.

4. Leben lebt im Augenblick.

4.1. Der Mensch, der präsent ist, nimmt Anteil am Leben. Er ist offen für sich, für andere und anderes und teilt sich mit.
4.1.1. Der Himmel ist dort, wo Körper, Fühlen und Denken in demselben Augenblick zusammenkommen (vgl. 3.1.).

4.2. Wir sind meistens nicht präsent. Wir sind unserer Zeit voraus oder blicken zurück. Wir leben nicht im Augenblick, sondern oft ein Stück weit in der Vergangenheit oder in der Zukunft.
4.2.1. Daraus folgt, dass der Mensch sich und andere verpasst.
4.2.2. Die Hölle ist dort, wo alles zeitlich auseinanderfällt – Körper, Fühlen und Denken.

§2 MUSIK ALS HIMMEL UND HÖLLE
5. Musik macht den Musiker selbst sichtbar und hörbar.
5.1. Der Musiker erlebt beides – Himmel und Hölle (vgl. 4.1.1. und 4.2.2.).
5.2. Die Zuhörer erleben Himmel und Hölle des Musikers mit.

6. Musik ist im eigentlichen Sinne der Weg zum Himmel.

6.1. Musik führt den Musiker in die Verwirrung, insofern er zuerst seine Hölle erfährt.
6.1.1. Der Musiker ist nicht präsent und darum nicht eins mit seiner Musik.
6.1.2. Sein Körper zwingt ihm Grenzen auf.
6.1.3. Gefühle lähmen seinen Körper und legen sein Denken lahm.
6.1.3.1. Auftrittsangst ist scheiße.
6.1.3.2. Genauso scheiße ist es, wenn ein gefühlsdusseliger Vortrag dem mit dem Verstand zu erfassenden Gehalt eines Stückes nicht gerecht wird.
6.1.4. Denken lähmt seinen Körper und lassen seine Gefühle verstummen.
6.1.4.1. Man kann so viel denken, dass man gar nicht mehr spielen kann. Perfektes Denken ist für den Körper nicht perfekt.
6.1.4.2. Zuviel Denken macht einen blutleeren gefühllosen Vortrag.

6.2. Musik führt den Musiker in die Verzweiflung.
6.2.1. Musik überfordert seinen Körper, weil er nicht in der Lage ist, mit bloß körperlich technischen Mitteln Fühlen und Denken im Augenblick in eins zu bringen.
6.2.2. Musik überfordert sein Gefühl, weil er nicht in der Lage ist, mit bloßem Gefühl die Körperlichkeit und den denkerischen Gehalt eines Musikstücks im Augenblick in Töne zu fassen.
6.2.3. Musik überfordert seinen Verstand, seinen Körper und sein Fühlen mit Willenskraft zu kontrollieren.
6.2.4. Verzweiflung bringt Verwirrung (->6.1.). Ein Teufelskreis.

6.3. Musik zeigt dem Musiker seine Grenzen auf.
6.3.1. Die Grenzen des Musikers ist er selbst.
6.3.2. Er lebt nicht im Augenblick.
6.3.3. Er strotzt vor Kraft oder ist schwächlich.
6.3.4. Er fühlt zu stark oder zu schwach.
6.3.5. Er denkt zu viel oder zu wenig.

6.4. Musik geleitet den Musiker in den Himmel.
6.4.1. Das ist der Himmel: Sie (die Musik) spielt.
6.4.2. Voraussetzung dafür ist ein Wunder.

§3 MUSIK ALS WUNDER
7. Nur ein Wunder ebnet dem Musiker den Weg in den Himmel.
7.1. Das Wunder besteht darin, dass der Musiker sich fallen lässt.

7.2. Der Musiker macht nicht mehr Musik, vielmehr macht die Musik den Musiker.

7.3. Das Wunder ist nicht machbar. Es geschieht.
7.3.1. Präsenz, körperliches Üben, Fühlen und Denken sind notwendig, aber nicht hinreichend für das Wunder, das geschieht.
7.3.2. Ein Lehrer kann den Schüler auf diesem Weg nur begleiten. Er kann ihm das Himmelstor zeigen, aber nicht für ihn aufschließen.

8. Wer das Wunder der Musik erfährt, wundert sich.
8.1. Die Erfahrung besteht darin, dass es zwischen Himmel und Erde mehr gibt als man selbst, mehr als der eigene Körper, mehr als das eigene Gefühl, mehr als der eigene Verstand.

8.2. Das Wunder ist majestätisch. Es macht den Musiker klein.

8.3. Nur der Musiker, der die Größe des Wunders erspürt und sich selbst klein fühlt, ist ein großer Musiker.

8.4. Der große Musiker wird demütig und dankbar. Er verbeugt sich vor der Gnade der Musik, die er erfahren hat.

8.5. Gleichzeitig verzaubert die Gnade der Musik die Welt des Musikers.
8.5.1. Der Zauber lässt erkennen, dass das Universum voller Musik ist.
8.5.2. Der Zauber lässt erkennen, dass die Musik demjenigen Musiker Gnade schenkt, dem sie selbst Gnade schenken will.
8.5.3. Der Zauber lässt erkennen, dass alles bewusste Trachten nach DER Interpretation schlechthin oder gar nach Bedeutung und Ruhm seelenlos und sinnlos sind.
8.5.4. Wer nichts macht, macht alles richtig. Wahre Musik ist nicht machbar.
8.5.5. Wahre Musik liebt den Augenblick.

§4 MUSIK ALS GOTTHEIT
9. Wenn Musik den Musiker macht, offenbart sie sich als etwas Göttliches.
9.1. Wenn sie spielt und der Musiker sich ihr hingibt, macht er die paradoxe Erfahrung, dass sie überall schon immer da war. Er vermochte sie nur nicht zu greifen.
9.2. Was überall ist, ist göttlich.
9.3. Was schon immer da ist, ist göttlich.
9.4. Ergo ist Musik göttlich.

10. Die alten Griechen brachten Musik, die sich im Körper mit seinem Fühlen und Denken im Augenblick vollzieht, mit Apollo in Verbindung. In diesem Sinne ist Musik Kunst.

11. Es gibt Musik, die sich in der Zeit verliert oder nur auf den Körper oder nur auf das Fühlen oder nur auf das Denken abzielt.

11.1. Musik in diesem Sinne ist nicht dem Apollo geweiht.

11.2. Es gibt Musik, die sich in der Zeit verliert.
11.2.1. Diese Musik hätten die Griechen den Göttern Chronos oder Kairos geweiht.
11.2.2. Dem Gott Chronos geweihte Musik dauert kürzer oder länger als ein Mensch es begreifen könnte.
11.2.2.1. Was einer Sekundenfliege Musik ist, erschließt sich nur dem Verstand von Biologen. Was einem Planeten Musik ist, erschließt sich nur einem gläubigen Platoniker.
11.2.2.2. John Cage und seine Jünger weihten sich dem Gott Chronos.
11.2.2.2.1. Deren Musik dauert länger als ein Menschenleben. Sie erschließt sich in ihrer Gänze weder seinem Gefühl noch seinem Verstand.
11.2.2.2.2. Dafür wirkt sie auf manche gefühllos und unverständlich, was zumindest eine interessante Erfahrung werden kann.
11.2.3. Dem Gott Kairos geweihte Musik geht es nur um das Metrum.
11.2.3.1. Wer sich dem Metrum eines Stücks verweigert, macht keine Musik.
11.2.3.2. Wer sich sklavisch an das Metrum eines Stücks hält, ist eine Maschine.
11.2.3.3. Es gibt Musik, die nur Beat ist. Man muss darauf tanzen, sie mag gefühllos sein oder einen um den Verstand bringen
11.2.3.4. Wer exakt 20 Töne pro Sekunde spielen will, muss an Kairos glauben.

11.3. Es gibt Musik, die sich des Körpers bemächtigen will.
11.3.1. Diese Musik weihten die Griechen Hermes, dem Gott der Körpergymnastik und der Diebe.
11.3.2. Darunter fällt Musik, die sich in virtuoser Artistik erschöpft.
11.3.2.1. Wer den Hummelflug schneller spielt als eine Hummel fliegen kann, ist ein Jünger des Hermes. Freilich ist das eine gefühllose sinnentleerte Übung.
11.3.3. Darunter fällt auch gottlose Gebrauchsmusik.
11.3.3.1. Die Musik von Schlangenbeschwörern ist für Schlangen verführerisch.
11.3.3.2. Die Musik des Rattenfängers von Hameln wird von Ratten geschätzt.
11.3.3.3. Soldaten marschieren zu Militärmärschen, ob es den eigenen Knochen frommt oder nicht. Ein Selbstwiderspruch.
11.3.3.4. Es gibt Gedudel, die uns zum Griff ins Warenregal verführen will.
11.3.4. Wo soll ich schlafen? Was soll ich anziehen? Wie kann ich mich von meiner Musik ernähren? Das sind überlebenswichtige Fragen für Berufsmusiker.

11.4. Es gibt Musik, die auf Gefühl und Rausch aus ist.
11.4.1. Diese Musik weihten die Griechen dem Gott Dionysos.
11.4.2. Nur richtig laut ist richtig. Dionysos ist auch der Gott des Lärms.
11.4.3. Musik machen, um Wein und Vesper zu bekommen, ist lecker.
11.4.4. Groupies zu haben, ist befriedigend.
11.4.5. Kein Wunder, das dies mit Alkohol und anderen Drogen kokettiert.
11.4.6. Immer schön aufpassen: Dionysos ist auch der Gott des Wahnsinns!

11.5. Es gibt Musik, die nur dem Verstand verständlich ist.
11.5.1. Tonsatzübungen können Musik-Professoren, ihre Studenten und deren Eltern in den Wahnsinn treiben.
11.5.2. Computer- und Robotermusik ist bloßes Plagiat und ein Surrogat, das einem weismachen will, eine Maschine hätte Zeitgefühl, Körper, Seele und Verstand.
11.5.2.1. Computer und Roboter kommen demzufolge nicht in den Himmel.
11.5.2.2. Also sind Computer und Roboter die Hölle ;-)
11.5.3. Was richtig und verständlich ist, ist noch lange nicht wahr.
11.5.4. Gnade!

12. Es gibt Musik, die Menschen absolut unverständlich bleiben wird.
12.1. Welche Gefühle und welche Gedanken Delphine oder Fische haben, wenn sie singen, bleibt dem Gott Poseidon vorbehalten. Leider haben wir nur Lungen und keine Kiemen. Bevor wir das ganze Stück des Fische-Chors gehört haben, sind wir tot. Es ist unmöglich, daran etwas zu ändern.
12.2. Die Frage, ob es Sinn macht, seinen Kakteen oder den Getreidefeldern musikalische Opfer darzubringen oder nicht, kann nur die Göttin Demeter beantworten. Da wir biologisch gesehen eher Tiere als Pflanzen sind, ist es fraglich, ob ihre Antwort uns je erreicht.
12.3. Welche Musik Außerirdische bevorzugen, überlassen wir Kosmobiologen und Kosmoästhetikern, sofern es diesen Berufszweig je gab, gibt oder geben wird.
12.4. „Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen.“ (Wittgenstein)

Bernnt, 07.04.2021
 
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11.5.2.1 ist meine Lieblingsthese :)

Inhaltlich stimme ich mit dir in dem Punkt "Wer einen Körper hat, fühlt und denkt" nicht überein.
Denken setzt ein Bewusstsein voraus, und Denken kann in meiner Vorstellung nur in Sprache geschehen. Wer keine Sprache hat, kann fühlen und reagieren, aber nicht denken.
Glaube ich.

Trotzdem: Ein Schnaps auf jede*n, der/die/das? mehr Leben hinter sich als vor sich hat. Und darauf, keine Zeit zu verschwenden. Prost!
 
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Sehr schöne Gedanken.
Ja und Prost(y)
 
Inhaltlich stimme ich mit dir in dem Punkt "Wer einen Körper hat, fühlt und denkt" nicht überein.
Denken setzt ein Bewusstsein voraus, und Denken kann in meiner Vorstellung nur in Sprache geschehen. Wer keine Sprache hat, kann fühlen und reagieren, aber nicht denken.
Glaube ich.
Hallo @Michi_HH, schön dass Du dich zu Wort meldest und dass wir hier so etwas diskutieren können. Mir gefällt die Vorsicht, mit der Du formulierst. Das ist ein schwieriges Thema, das vor allem in den letzten Jahrzehnten immer wieder diskutiert wird. Man findet Ideen dazu in der Philosophie, in der Psychologie und so verrückt es klingen mag auch in der Informatik und in der Theologie. Die Grundpositionen mag ich hier nicht ausleuchten. Dann wird es richtig komplex. In der Tat kann man so argumentieren wie Du.

Offensichtlich bin ich ein Jünger einer anderen Schule. Nur ganz kurz den Hintergrund dazu: Dass wir einen Körper haben, dürfte klar sein. Und dass seine Neuronen gefühlsmäßige Reaktionen auslösen, ist auch klar und unbestritten. Denken meiner Meinung nach ist die Fähigkeit, Gefühle zu reflektieren, sich eine Meinung zu bilden und darauf zu reagieren. Sprache, die nur dem Hirn im Kopf, aber nicht dem Bauchhirn eignet, braucht es dafür nicht. Gleichfalls müssen wir nicht annehmen, dass wir seit Geburt ein Ich mit einem Selbstbewusstsein haben. Freilich führt das ein wenig zu weit. Nur soviel dazu: Es gibt psychologische Tests, die hinweisen, dass das Ich ein mentales Konstrukt ist, das wir für soziale Interaktion brauchen. Für Anhänger des Zenbuddhismus, ergibt sich diese Auffassung übrigens aus ihrer Versenkungspraxis. Betreibe ich Musik in Ehren des Gottes Apollo wie ich oben beschreibe, mache ich diese Erfahrung auch. Einer der Pointen meines Textes.
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Zum Wohl, die Herren. Prost! Ja, heute ist Vatertag, aber es ist auch Christi Himmelfahrt. Darum die Thesen.
 
Denken meiner Meinung nach ist die Fähigkeit, Gefühle zu reflektieren, sich eine Meinung zu bilden und darauf zu reagieren. Sprache, die nur dem Hirn im Kopf, aber nicht dem Bauchhirn eignet, braucht es dafür nicht.

Ich mag nicht um des "Gewinnens" antworten - nur um meine Gedanken dazu zu verdeutlichen:
Mir ist es noch nicht gelungen, etwas ohne ein Wort zu "denken". Gefühle haben - ohne Zweifel, das können Menschen und Tiere ohne das, was wir Sprache nennen. Und ja, Kommunikation ist nonverbal möglich.
Falls es bei einem Lebewesen die Möglichkeit gibt, sich selbst zu reflektieren, und eine Meinung zu bilden, wie Du es beschreibst, fehlt mir die Phantasie oder der Horizont, wie das ohne Sprache gehen soll.

Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube ;)
 
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Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube
:) Auch passend zum heutigen Tag.

Ich mag nicht um des "Gewinnens" antworten - nur um meine Gedanken dazu zu verdeutlichen
Es geht nicht ums Gewinnen, weder Dir noch mir. Es geht nicht ums besser oder weniger gut, nicht um richtig und falsch. Du hast eine andere Perspektive als ich was das Thema Denken angeht. Das hast Du deutlich gemacht. Vielen Dank dafür.(y)
 
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Wie gesagt, sehr schöne Gedanken zu Himmelfahrt. Bei mir ist Heute eher Himmelfahrt, wie Vatertag
 
Wer keine Sprache hat, kann fühlen und reagieren, aber nicht denken.
Sprache kann verschieden definiert sein, sie umfasst je nachdem auch Teile der Kommunikation unter z.B. Walen, Delfinen oder Elefanten.
Für Denken gilt Ähnliches, ein gemeinsamer Nenner ist problemlösendes Verhalten durch kognitive Prozesse statt reinem "Versuch und Irrtum".
Denkleistung bei Graupapageien
Mir ist es noch nicht gelungen, etwas ohne ein Wort zu "denken".
Menschen träumen oft Bilder und Szenen, auch ohne dass gesprochen oder im "inneren Monolog" kommentiert wird.
A propos, dazu gibt es eine berühmte Anekdote zu Kekulés Lösung der Strukturfomel des Benzolrings, seiner Schilderung nach würde ich das als "nicht-sprachlich" einordnen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Benzol#Geschichte

Gruß Claus
 
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Kekulés Lösung der Strukturfomel des Benzolrings
Ah, super @Claus. Daran hab ich gar nicht gedacht. Die Nichtsprachlichkeit des Denkens verdeutlicht auch ein Tipp im Akkordeonforum. Dort riet man mir, "mit den Fingern auf meinem Knopfakkordeon zu denken", wenn man Stücke mit vielen # oder b spielen muss und eben nicht die komischen schwarzen Punkte auf den fünf Linien sprachlich in gis oder ... zu übersetzen.

Glückwunsch zur (neuen) Brille! ;)
Danke, @saitentsauber ;). Manchmal muss man der Wahrheit einfach ins Auge sehen (können).
 
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Hallo, @Bernnt ,
Gut ein Dreivierteljahr später lese ich deine Thesen. Als studierter Philosoph - und als Senior, der keine neue Brille braucht, um im Spiegel seine Falten zu erkennen - fühlte ich mich angesprochen. Bei der Lektüre allerdings wurde nicht der alte Philosoph angesprochen, sondern eher der Junge, dessen Eltern einen guten Freund namens Jesus hatten, den ich auch kennen und schätzen lernte.

Die wesentlichen Aussagen dieses Jesus sind in vier Büchern festgehalten. Diese Bücher habe ich im Laufe eines langen Lebens wohl mehrmals durchgelesen. Jesus sprach mit und über allen möglichen Menschentypen: Männern, Frauen, Kinder; Reichen und Armen; Hirten und Königen; Soldaten und Mütter; Bauern, Händlern und Steuerbeamten, Priestern und Ehebrechern, etc. pp. Aber kein Wort von ihm ist festgehalten, das er an einen Musiker oder über die Musiker gesprochen hätte! Er war immer dabei, Menschen zu beseren Menschen machen zu wollen; sah er also die Musiker als Unverbesserlich an, oder meinte er, dass sie keiner Verbesserung bedurften, weil sie schon gute Menschen waren?
Da gab er mir diesen kleinen Liedtext ein:

The Man on the Road
As I walked down the road with guitar and with pack,
I met with a stranger whose way crossed my track.
He fell in beside me; as onward we walked,
It seemed like he knew me, the way that he talked.
He had no rucksack with him, and no hiking gear,
Though he wasn't a local man, as I could hear.
We stopped for a rest, and I laid down my load,
But he sighed and said, "It's a long, weary road!"

When I offered him water, he declined my canteen;
He'd got some from a woman at a well where he'd been.
I asked if he wanted to eat, but he said
Two men he had met took him in for some bread.
Then I said, "If you're footsore, I've liniment here."
"Thank you kindly," he answered, "But never you fear,
For a lady I know, she anointed my feet,
And she dried with her hair all the ointment so sweet."

"So what can I do for you?" I asked in despair.
He said, "Give me a song to that guitar right there."
"But I'm just a simple folk-singer!" I cried --
"And I'm just a carpenter's son," he replied.
Now I sang him a song that I never had heard,
Yet I found every chord, and I knew every word.
He applauded me after I'd strummed the last bars,
And I saw that his hands were both pitted with scars.

"I know you!" I gasped, and my heart filled with dread,
And, aware of my meanness, I lowered my head.
"I'm footsore and hungry and thirsty," said he,
"And I'm sure you've met many a poor man like me.
"But there's people can give them enough food and drink,
And of bodily comfort, there's more than you think.
But you can regale them, guitar on your knee,
And whenever you sing for them, sing one for me!"

Übersetzug:
Der Mann am Weg
Ich ging mit Gitarre und Rucksack die Straße entlang,
Da traf ich einen Fremden, dessen Weg den meinen kreuzte.
Er ging neben mir; als wir weitergingen
Schien es, dass er mich kannte, so, wie er redete.
Er hatte keinen Rucksack dabei, keine Wanderklamotten;
Und doch war er kein Einheimischer, wie ich heraushören konnte.
Wir machten Rast, und ich legte meine Last ab;
Aber er war's der sagte: "Es ist ein langer, mühsamer Weg."

Als ich ihm Wasser anbot, lehnte er ab;
Er hatte was von einer Frau bekommen, die er an einem Brunnen getroffen hatte.
Ich frgte ihn, ob er was essen wollte, aber er sagte,
Zwei Männer, denen er begegnet sei, hätten ihn auf eine Brotzeit eingeladen.
Dan sagte ich: "Wenn deine Füße schmerzen, habe ich Salbe dabei!"
"Vielen Dank," antwortete er, aber mach' dir keine Sorgen,
Denn eine Dame, die ich kenne, hat meine Füße gesalbt
Und mit ihren Haaren die süße Salbe trocken gerieben."

"Also, was kann ich für dich tun?" fragte ich ratlos.
Er sagte: "Sing mir ein Lied zu der Gitarre dort!"
"Aber ich bin bloß ein einfacher Folkie!" sagte ich.
"Und ich bin bloß ein Zimmermannssohn," antwortete er.
Nun, ich sang ihm ein Lied, das ich noch nie gehört hatte,
Doch ich fand jeden Akkord, und ich wusste jedes Wort;
Er applaudierte nachdem ich die letzten Akkorde gezupft hatte,
Und ich bemerkte, das seine beiden Hände tiefe Narben hatten.

"Ich kenne dich!" rief ich aus, und mein Herz verzagte,
Und meiner Kleinlichkeit bewußt senkte ich den Kopf.
"Ich bin Fußlahm, habe Hunger und Durst," sagte er,
"Und ich bin sicher, dass du vielen armen Leute wie mir begegnet bist.
Aber es gibt Menschen, die ihnen genug zu essen und zu trinken geben können,
Und an körperlichen Wohltaten gibt's mehr, als du denkst;
Aber du kannst sie unterhalten, deine Gitarre auf dem Knie,
Und immer, wenn du für sie singst - singe eins für mich!"

Tja, die Musik kann man philosophisch betrachten, aber auch spirituell. Ich bin froh, dass ich in Westeuropa aufgewachsen bin - in einem Kulturkreis, wo die Religion so großartige Musik hervorgebracht hat, wie die von Bach, Händel, Mozart, Schütz u.v.a.m. Eine Religion ohne gute Musik würde mich überhaupt nicht "erleuchten!"
Cheers,
Jed
 
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